Bei der Vorbereitung auf die Outdoor-Saison auf Sardinien (von etwa Ende September bis Anfang Juni) liegt der Supramonte ganz weit vorn. Kein Vorbeikommen an dem wunderschönen, wilden Gebirge im Herzen der Insel, mittig-rechts an der Ostküste gelegen. Mit vielen tollen Trekkingzielen (von denen sich einige auch zum Klettern und Kanufahren eignen) ein Volltreffer für Aktivurlauber.
Dich erwarten silbergraues Dolomit- und Karstgestein durchsetzt von Grotten und Höhlen, entspannte Täler und Hochebenen mit Weiden, traumhafte Buchten, bizarre Felswände und imposante, von Flüssen über die Ewigkeiten gegrabene Schluchten.
Und du findest in der Weite des zweithöchsten Gebirges der Insel vor allem anspruchsvolle und landschaftlich spektakuläre Trekking-Pfade – und sogar einen der schwierigsten Treks Italiens, den Selvaggio Blu.
Das schwarze Schaf ist so oft wie nur irgend möglich zum ausgiebigen Trekking im Supramonte. Und bis jetzt hat sich jeder einzelne Trek gelohnt. Einen Favoriten kann ich nicht küren, so toll ist das alles!
Aber meine liebsten Trekkingziele im Supramonte habe ich hier zusammengestellt, von einfach bis schwer. Und bin quasi schon wieder auf dem Weg dorthin.
Der Supramonte ist genau genommen nicht nur einer, sondern besteht aus fünf zusammenhängenden Gebieten, die von fünf Gemeinden verwaltet werden: Dorgali, Oliena, Orgosolo, Urzulei und Baunei. Auf Sardisch: Sos Supramòntes de Durgali, Ulìana, Orgòsolo, Orthullè e Baunei.
Die Dörfer sind allesamt gewachsene, sardische Orte mit viel Tradition, in in denen du auch mit der Landeskultur in Kontakt kommst und unter den Locals sicher einen Guide findest. Ich würde einplanen, auch dort etwas Zeit zu verbringen. Ich hole in Dorgali immer Proviant im wirklich gut sortierten, sardischen Supermarkt. Dort oder in Oliena trifft man sich oft vorher oder hinterher noch mit seinen Trekking-Guides, in Orgosolo kann man prima hinterher noch gemeinsam ein Bier trinken oder noch eine Nacht bleiben, um am nächsten Tag die nächste Tour zu starten.
Das kleine Bergdorf Baunei ist auch in der Outdoor-Saison einen Tick touristischer, und scheint relativ voll, weil die Straßen sehr eng sind und die Hauptstraße im Ort ein Teil der Landstraße ist. Aber insgesamt sehr niedlich, außerhalb der Stoßzeiten ruhig – und es hat oft Meerblick, die Leute sind entspannt.
Deine Anreise in den Supramonte ist erstmal von deinem Trekkingziel abhängig. Grundsätzlich bist du auf der Landstraße SS 125 zwischen Dorgali und Baunei richtig, die sich durch den Supramonte schlängelt. Von dort geht es auch in das Tal bei Urzulei und es zweigen Nebenstraßen zu den Trekkingzielen ab.
Am besten startest du ab dem dazugehörigen Dorf. Faustregel:
Auf Nebenstraßen musst du schauen, inwieweit das mit deinem Mietwagen machbar oder ratsam ist. Oft geht es über steile Serpentinen oder felsige Schotterstraßen die Bergwand hinauf und phasenweise durch unübersichtliches Gebiet. Du kannst dich vielleicht nähern, aber der kleine Miet-Fiat-Cinquecento ist kein 4×4, und wenn der plötzlich vor einer Wasserfurt steht oder die Straße eher einem Felsenmeer gleicht, dann ist Schluss. Einige Forst- und Gemeindewege dürften zudem nur von Einheimischen befahren werden.
Schilder sucht man bis auf wenige Ausnahmen vergebens. So sind zum Beispiel in und um Orgosolo keine Ziele und Zufahrten ausgeschildert – erst recht nicht auf Schotterpisten. DU fährst eine gute Weile durch Hügel und Täler, bei denen unklar ist, wie es jetzt weiter geht. Die Einheimischen haben auch überhaupt keine Intention, einen Schilderwald aufzustellen. Erstens ist das Schild an sich kein Teil der Landeskultur (man weiß oder fragt, wo etwas ist) und zweitens wollen sie gar nicht so viele Touristen, die auf eigene Faust in die Wildnis dackeln und die man hinterher wieder retten muss.
Vor allem heißt es: Gewusst, mit wem. Wenn du noch nie im Supramonte warst, kümmere dich um einen ortskundigen Guide. Oder wähle für den Anfang eines der einfachen Ziele (habe einige mit [E] markiert) und gehe nach Möglichkeit nicht allein. Nimm Wasser und Proviant mit.
Auf eigene Faust ist der Supramonte nur für erfahrene Wanderer geeignet.
Bevor du losgehst, achte auf adäquate Ausrüstung, eine gute Grundkondition und bereite dich vor. Auch, oder speziell, wenn du denkst: „Ich wandere doch nicht zum ersten Mal!“ lege ich dir diesen Artikel wärmstens ans Herz:
Schön, schwierig, schwarzschafig: Praxistipps für das Trekking im Supramonte
Macht einfach mehr Spaß, wenn man sich nicht verirrt und wie viele Urlauber jährlich gerettet werden muss.
Und: Lass die Finger von Google Maps! Das hat vom Supramonte keinen blassen Schimmer, weiß nicht, wo Wanderwege entlang führen oder ob sie saisonal und wetterbedingt gar nicht da sind. Zudem ist das, was aus Satellitensicht machbar scheint, vor Ort tatsächlich oft unmöglich. Außerdem hast du eh vielerorts keinen Handyempfang.
Jetzt aber los!
Die nachstehende Liste ist nicht vollständig. In diesem Artikel habe ich mehrere tolle Trekkingziele im Supramonte zusammengestellt, die ich selbst gegangen bin. Beschreibungen, entweder auf diesem Blog oder auf anderen Seiten, sind ggf. verlinkt.
Wir beginnen im …
Das Tal Valle Oddoene gleich hinter Dorgali, das sich um den Fluss Rio Flumineddu gebildet hat, ist eine wunderschöne fruchtbare Oase. Mehrere familiäre Weingüter locken mit Schildern zu Kauf und Weinprobe, auch Olivenhaine sind hier zu finden. Ich fahre gern mit dem Mountainbike hinab und hindurch – ein netter Einstieg und Akklimatisierung im Supramonte.
Im hinteren Teil beginnen relativ einfache Trekkingpfade, z. B. zur Gola Su Gorropu, zum Villaggio di Tiscali und ins Valle di Lanaitto.
Hinterher Belohnungsessen im Ristorante des Hotel Sant’Elene – wer noch länger aktiv sein will, kann auch gleich dort wohnen. Ein feines Weingut ist Atha Ruja Poderi, Verkostungen nach Voranmeldung (auch online).
Der Monte Tului ist ganz einfach zu finden: Der Straßentunnel zum Touristenort Cala Gonone führt unter diesem Berg hindurch – gleich danach zum beliebten Panoramapunkt abbiegen. Und einfach zu gehen ist er auch: Eine steile Schotterpiste bringt dich bis auf den Gipfel auf 895 Metern. Orientierungspunkt ist auch die Funkantenne, die das tolle Panorama mit Meerblick aber kein bisschen stört, weil sie ja hinter dir ist.
Auf der Strecke beginnt kurz hinter einer Kurve auch der alte, erste Tunnel nach Dorgali von 1838 – es lohnt sich hindurchzugehen, mit Blick auf Dorgali und das Valle Oddoene.
Kulinarischer Tipp: Hinterher ein gutes Ichnusa und eine Gourmet-Pizza im Chiosco Monte Longu (benannt nach dem Nachbarberg) – der Blick von oben auf Cala Gonone und das offene Meer ist auch von hier aus sehr schön.
Die erste Supramonte-Schwierigkeit: In der Schlucht hinter der Cala Fuili fühlen sich Kletterer wohl. Mehrere Wände, abwechslungsreich durch Grotten und Vorsprünge. Einstieg üblicherweise von oben über die ruppige Nebenstraße zum Nuraghen Mannu. Nicht-Kletterer können dort, wo die Straße das Flussbett quert, das Auto stehen lassen und bis zum Kletterabschnitt durch das Flussbett laufen. Oder einfach vom Strand aus in Richtung Berg dackeln (auch schön, aber schnell zuende).
Kein befestigter, offizieller Weg, aber trotzdem sehr schön. Irgendwann braucht man Ausrüstung – erkennbar an den in die Wand eingebrachten Haken. Etwas weiter auf der Straße in den Supramonte hinein, ist der Abzweig zur Kletterwand Buchi Arta (vormittags im Schatten).
Das Valle di Lanaitto ist ein von Bergen (natürlich…) eingerahmtes Tal, Wandern auf eindeutigen Forstwegen, gut beschildert und erschlossen. Seit antiken Zeiten besiedelt, in dem nuraghischen Dorf Sa Sedda ’e Sos Carros wurden Wasserkulte gepflegt – sehr spannend anzusehen!
Grotta Sa Oche e Su Bentu ist ein fantastisches Grottensystem im Valle di Lanaitto: Su Bentu (il vento / der Wind) ist siphonartig mit Sa Oche (la bocca / der Mund) verbunden. Sa Oche ist die meiste Zeit trocken, Su Bentu hat kleine Seen, je nach Wasserstand mit einem Guide zu Fuß, per Schlauchboot oder tauchend zu besichtigen.
Im Frühling kann man nach starken Regenfällen und mit Glück ein gewaltiges Naturschauspiel erleben: Sa Oche in piena. Manchmal sind dann aber auch die hinführenden Straßen unpassierbar.
108 Meter weit ist jemand schon in die in allen Blau- und Grüntönen glitzernde Quelle getaucht, ohne ihr Ende erreicht zu haben. Die Quelle entwässert kilometerlange, unterirdische Kanäle, die sich im Laufe der Jahrmillionen durch den Supramonte gegraben haben.
Die Quelle ist ganz einfach per Auto erreichbar, das Ticket kostet fast nix, lohnt sich aber, vor allem zusammen mit der kleinen Kirche oberhalb und einem hübschen Spazierweg. Und es gibt sowohl außen einen Kiosk als auch innen einen auch von vielen Einheimischen frequentierten Picknickplatz mit Bar. Wenn du noch einen Guide für den Supramonte suchst – hier wirst du mit Sicherheit fündig.
Von der Quelle aus starten auch Kanufahrten auf dem Fluss Cedrino (superschön im Frühling!).
Früher nutzten Ziegenhirten die Doline oben auf dem Berg bei Schlechtwetter als Refugium. Vom Nuraghendorf Villaggio di Tiscali ist in der eingestürzten Grotte leider nicht viel übrig – der Tourismus hat ihr enorm zugesetzt. Daher wird die Doline nun ganzjährig bewacht und kostet Eintritt. Den anstrengenden Aufstieg ist sie dennoch wert, allein wegen der tollen Wege dorthin: Der Hauptzugang erfolgt über das Valle di Lanaitto, alternativ kannst du auch die Scala ’e Surtana vom Valle di Oddoene aus gehen.
Im Inneren des Monte Tiscali verbirgt sich außerdem die riesige Grotte Voragine di Tiscali (nicht gekennzeichnet, nur mit Guide zu finden), in der du zur Sonnenwende ein ergreifendes Lichtschauspiel erleben kannst.
Tief in den Bergen hinter dem Valle di Lanaitto liegt die perfekte Kletterschlucht. Hier finden sich schwierige Routen, alle nur mit voller Ausrüstung zu schaffen, garantiert schwarzschafig.
Auch für ein anspruchsvolles Trekking und in der tiefsten Nebensaison zum Canyoning geeignet – lokaler Guide empfohlen.
Sehr imposantes, weißgraues Kalkmassiv, mit 1.463 Metern ist der Monte Corrasi der höchste Gipfel des Supramonte und einer meiner Lieblingsberge auf Sardinien. großzügige Ebenen und gut einsehbares, karges Gelände. Es erhebt sich direkt hinter dem Dorf Oliena, und die Steigung ist nicht ohne. An klaren Tagen hast du vom Gipfel ein Panorama weit über die Insel. Hinter Oliena beginnt ein langer Pfad hinauf, zunächst durch Wald, dann durch die Felslandschaft. Etwa in der Mitte des Treks verzweigen die Wege – du gelangst von hier aus auch auf den prägnanten, nach Norden blickenden Nachbargipfel Punta Cusidore (1.147 m). Insgesamt Guide empfohlen.
Ein anderer Pfad startet im Valle di Lanaitto, ist aber kaum markiert, sanfter ansteigend, aber deutlich länger – nur mit viel Zeit und am besten mit ortskundigem Guide gehen.
Die bis zu 500 Meter weite und 150 Meter tiefe Doline Su Suercone (auch Su Sellone oder Su Sercone) steht seit 1989 unter Schutz. Die hinführenden Treks sind alle weit – entweder geht es vom Valle di Lanaitto über den Monte Tiscali und das Campo Donanicoro, oder ab Orgosolo oder gar Urzulei. Diese sind nur spärlich markiert, teils unsichtbar. Guide empfohlen.
Ab Orgosolo erfolgt die Anfahrt mit einem Jeep – sehr spannend und ein toller Blick von der steilen Wand des Supramonte zurück bis zum Dorf.
Für die frühe Besiedelung der unwirtlichen Region haben sich die Nuragher den spektakulärsten Platz ausgesucht: Mereu blickt direkt auf die Gola Su Gorropu. In der Area archeologica di Presethu Tortu findest du einige sehenswerte cuiles / Schutzhütten, ein Gigantengrab und den Nuraghen Gorropu. Anspruchsvoller Trek, Teilabschnitte weglos. Guide empfohlen.
Auf über 1.000 Hektar befindet sich in diesem weitläufigen Waldgebiet auch der größte Steineichen-Urwald Europas – einer der wenigen Wälder Sardiniens, die nicht vollständig abgeholzt wurden. Leichte, schattige Wanderungen auf breiten Forstwegen machen im Foresta di Montes auch Wanderungen im Sommer möglich.
Von hier aus führen Pfade weiter hinein in den Supramonte, zum Beispiel hinauf auf die folgenden Gipfel …
Am Gipfel des Monte Novo San Giovanni (1.316 Meter) sind bis zu 70 Meter hohe Felsnadeln; Übernachtungsmöglichkeit in Schutzhütten. Erreichbar über einen schattigen Pfad, der schon zu prähistorischen Zeiten bekannt war. Auch schön im Winter zu gehen – ein ganz besonderes Erlebnis.
Etwas anspruchsvoller ist der Aufstieg zum gleich hohen Nachbarberg Monte Fumai, da der Weg sehr eng und kaum markiert ist. Speziell in der Nebensaison rund um die Berge unsichere bzw. unklare Stellen, bei denen ein ortskundiger Guide sehr hilfreich ist.
Wenn du ganz vorsichtig bist und so still wie möglich gehst, hast du eine Chance, auf eine der größten zusammenlebenden Mufflon-Populationen Sardiniens zu treffen.
Schon fast an der Grenze zum Gennargentu-Gebirge findet sich dieser Pass – sehr einfach, weil auch per Auto erreichbar und dort ist die alte, heute quasi unbefahrene Landstraße 389 ein gemütlicher Spazierweg. Der Name des schlichten und wilden Geländes am Correboi oder Carravai bezieht sich auf Karren von Rindern, die hier einst entlang zogen.
Oberhalb am Monte Pipinari (1.398 Meter) entspringt der Rio Flumineddu, der auch die Schlucht Gola Su Gorropu gegraben hat. Per Auto erreichbar. Tolle Panoramastraße nach Fonni und auch ein Wanderpfad in den Gennargentu beginnt hier.
Drei Flüsse formten den ca. 1,5 Kilometer langen Canyon, einen der größten Europas, mit bis zu 300 Meter hohen Felswänden (Seite 235). Für die Schlucht selbst plane etwa eine Stunde ein. Der Rio Flumineddu fließt unterirdisch durch die Schlucht und tritt an ihrem Ende wieder aus. An seiner Seite führt ein gut erkennbarer Weg vom Valle di Oddoene zur Schlucht. Anstrengender und durch schwierigeres Gelände führt der Weg vom Genna Silana (beim Rückweg geht es ausschließlich bergauf).
Schwarzschafige Alternative: der Zugang »von oben« via Urzulei mit Kletterausrüstung, Guide empfohlen. Oberhalb der Schlucht liegt die nur mit Ortskenntnis zu findende Pischina Urtaddala, ein natürlicher Badesee in einer offenen Grotte, von Hirten seit Jahrhunderten als Wasserquelle genutzt.
Die Verbindung / Sa Giuntura zweier Flüsse formt eine spannende, schluchtartige Landschaft im Rücken der Gola Su Gorropu. Man nähert sich allerdings nicht von dort, sondern über eine lange Schotterstraße kurz vor Urzulei, durch das Campu Oddeu und dann noch ein gutes Stück weiter auf Forstwegen in den Supramonte hinein, bis hinter einer Hirtenhütte / Cuile (prima für ein anschließendes Picknick) der etwa zweistündige Trek beginnt.
Nachdem uns das Wetter zuletzt einen Strich durch die Trekkingrechnung machte, steht Sa Giuntura wieder auf meiner Liste. Gerade in den Tiefen des Supramonte ist das Wetter unberechenbar und schlägt gern mal von jetzt auf gleich um.
Weite, idyllische Hochebene (ohne Schatten) mit weidenden Eseln, Ziegen, Schafen und Kühen hinter der Punta Si Scala (1.138 Meter). Mehrere Treks und eine Schotterstraße führen bis zu den der Gorropu vorangehenden Schluchten Codula Orbisi und Codula Manna. Beachte, dass das Gebiet sehr weit ist und die Ziele selbst Zeit beanspruchen.
Übernachten kannst du in den Schutzhütten der Hirten / cuiles. Vielleicht findest du in einer Buchhandlung auf Sardinien das Buch »Trekking dei Cuiles – Guida pratica sentieri dei Supramontes« von Leo Fancello (in Italienisch). Das hilft beim Auffinden und Verstehen dieser Schätze der sardischen Hirtenkultur.
Viele Supramonte-Anfänger gehen diesen Trek zur Cala Luna, der an der Cala Fuili hinter Cala Gonone beginnt, einen Abstieg zur Grotte del Bue Marino erlaubt (dazu musst du aber trittsicher und schwindelfrei sein) und dann nach einem Auf und Ab durch mehrere Täler an der Traumbucht endet. Dort warten in der Saison ein Restaurant, tolle Höhlen und ein kieseliger Strand auf dich.
Der Trek ist nicht explizit schwierig – aber auch nicht ultra einfach. Denn beim Aufstieg zu Beginn, bei Dämmerung (Zeitplanung!) oder weil er relativ lang ist, hat er es für Ungeübte in sich. Du kannst aber zur Not etwa zwischen Mai und Oktober mit dem Boot, das Touristen in die Bucht bringt, zurückfahren. In der tieferen Neben- und Nicht-Saison musst du hingegen alles zu Fuß wieder zurück – das kann sehr ermüdend sein.
Und – weil die Frage immer wieder gestellt wird: NEIN, es gibt keine Möglichkeit, mit dem Auto oder Camper direkt davor zu fahren.
Der Fluss Rio Iluna hat diese Schlucht gegraben, ab Teletotes (Abzweig an der SS 125 bei Urzulei) gelangst du auch auf eigene Faust entlang des Flussbettes in die berühmte Cala Luna. Im Fels liegt die Grotta di Su Palu. Um ihr Inneres zu erkunden, brauchst du einen Guide und Tauchausrüstung. Highlights: der passo della morte (Todespass) und ein Wasserfall an einem Höhlensee. Su Palu ist über Höhlen/Kanäle mit Bue Marino verbunden – ein 70 Kilometer weites Grottensystem, das längste in Italien!
Mit einem ortskundigen Guide findest du auch die abzweigenden Pfade und gelangst an einsame Plätze, die einen ganz besonderen Zauber haben.
Projekt zur Wiederansiedelung des sardischen Hirschen (» Seite 138) im Supramonte.Zufahrt über eine Straße am Pass Ghenna ’e Petta (km 187 / SS 125). Trek zum Villaggio nuragico di Or Murales, zwischendurch toller Panoramablick bis zum Meer.
Mehrere Kilometer hinter Baunei findest du diese weite Hochebene. Sie ist eine Art »Knotenpunkt« zu diversen Trekkingzielen, vor allem zu den beliebten Buchten Cala Sisine, Cala Mariolu, Cala Biriala oder Cala Goloritzè. Du kannst sie aber auch als Ziel an sich verstehen – wenn du vielleicht nicht gut zu Fuß bist oder Kinder dabei hast, denen die schwierigen Treks nicht zumutbar sind.
Direkt auf der Hochebene Golgo findest du einige Sehenswürdigkeiten, für die du ein, zwei Stunden Zeit einplanen kannst, wenn du schonmal da bist: die kleine Kirche San Pietro del Golgo, die auch eine Pilgerstätte ist, die Oase As Piscinas mit Teichen und frei laufenden Kühen, Schweinen und Eseln, den Nuraghen Co’e Serra, den 270 Meter tiefen Karstschlund Su Sterru (auch: Voragine del Golgo) und beim Rifugio Goloritzé die Maschera di Pietra, die aussieht wie ein Gesicht aus Stein bzw. die Maske eines Mamuthone – einer wichtigen, sardischen Karnevalsfigur.
Landestypische Küche bekommst du im Rifugio der Cooperative Goloritzè direkt auf dem Golgo und auch Zimmer werden vermietet, wenn du dich länger aufhalten magst.
Das Trekking zur Cala Goloritzè ist nicht ganz ohne, obwohl man immer wieder Urlauber trifft, die sich mit Flipflops und Badegepäck auf den Weg machen und denken, das ist ein Spaziergang. Ich hab sie daher nicht als einfach (= für Anfänger geeignet) markiert, obwohl der Trek sehr beliebt ist.
Die Cala Goloritzè steht unter Naturschutz, der Besuch ist kostenpflichtig und die Anzahl der Leute, die sich gleichzeitig in der Bucht aufhalten dürfen, ist beschränkt. Am Eingang des Pfades steht daher in der Saison ein Häuschen, das den Abstieg regelt.
Der Pfad ist auf dem Hinweg noch einigermaßen easy, da es nach einem ersten, kurzen Aufstieg nur bergab geht, etwa 1,5 Stunden lang. Aber zurück geht das Ganze eben aufwärts – die Zeit wird länger und ich traf schon so manche wandernde Gestalt, die definitiv überfordert war. Also, wenn ihr nicht (mehr) gut zu Fuß seid, überlegt, ob es nicht eine andere Bucht für euch besser ist.
Die markante, pyramidenförmige und 128 Meter hohe Felsnadel, lokal Agugliastra genannt, ist ein altes Seezeichen. Heute finden sich einige Kletterrouten an dem Mini-Berg und eine schöne Küstenwanderung beginnt ab Santa Maria Navarrese. Es gibt für Abenteurer auch einige Abstiege zum Meer auf unmarkierten Wegen (unten keine Strände erwarten, es ist alles felsig – aber trotzdem wunderschön).
Sie ist auch ein Tagesausflugsziel mit dem Auto: Ein Abzweig von der SS 125 hinter Baunei an der Straße hinunter nach Tortolì bringt dich gemütlich hin.
Zusatztipp für eine Wanderung ab Santa Maria Navarrese: Punta Croce
Grandioser Blick aus 732 Meter Höhe auf Berge und Meer! Direkt am Meer entlang bringt dich ein Trek von Santa Maria Navarrese auf den Gipfelgrat oder an die Kletterwand Cengia Giradili. Achtung, es gibt einige unklare Punkte, Abzweigungen und Anstiege. Mit solider Kondition als Tagestrek hin/zurück auch ab Perda Longa machbar – es ist gleichzeitig die erste Etappe des Selvaggio Blu und entsprechend anspruchsvoll. Der Hinweg geht fast ausschließlich bergauf.
Auf insgesamt ca. zehn Kilometern Länge gelangst du weiter durch schöne Landschaften nach Baunei. Möglich ist auch die Zufahrt mit dem Auto / Mountainbike von Baunei durch ein Tal und Schotterstraßen bis zum Cuile Us Piggius.
Der mehrtägige Trek beginnt beim Arcu Correboi und verläuft Richtung Nordost bis Su Gologone. Vier anspruchsvolle Etappen mit insgesamt 25 Stunden auf den Füßen, 1.700 Höhenmetern und rund 50 Kilometern Wegstrecke. Er fordert extrem gutes Orientierungsvermögen auch auf weglosen Strecken sowie Geländesicherheit in dem wilden und unwirtlichen Gebiet.
Bei der Vorbereitung und Durchführung hilft der „Erfinder“ dieses Treks, Corrado Conca. » www.grandetraversatadelsupramonte.it
Alpin sagen wir deshalb, weil der Selvaggio Blu alpine Schwierigkeiten aufweist, er hat na klar nichts mit den Alpen zu tun. Der „Blaue Wilde“ ist aber einer der schwierigsten Treks Italiens. Er bringt dich an Orte, die du dein Leben lang nicht vergessen wirst. Du querst wegloses Terrain, bewegst dich an steilen Wänden, bewältigst Klettereien und Abseilstellen auf ca. 50 Kilometern entlang des Meeres.
Er besteht aus sieben Tages-Etappen: 1. Pedra Longa » 2. Cuile Us Piggius / Monte Ginnirco » 3. Porto Petrosu / Portu Cuau » 4. Cala Goloritzè » 5. Mudaloru / Grotta del Fico » 6. Cala Sisine » 7. Cala Luna.
Der Selvaggio Blu ist nur für erfahrene Exkursionisten mit Ausrüstung und bester Kondition geeignet. Die Vorgaben der Gemeinde Baunei sehen außerdem vor, dass du ihn nur mit einer Genehmigung und einem zertifizierten Guide gehst (grob gesagt, eine Folge von vielen unkoordinierten, undisziplinierten Abenteurern, die über die Jahre ihren Müll im Supramonte hinterlassen und illegal gecampt haben). Gute Adressen sind z. B.: Cooperative Goloritze // The Lemon House, Lotzorai // Viaggio in Sardegna
Ein Guide ist dabei – und auch auf anderen Treks – finde ich, gar keine Last, sondern sehr nützlich für den Support, z. B. um Depots für Wasser und Proviant in den abgelegenen Buchten anzulegen, damit du nicht alles schleppen musst.
Wer sich nichts mehr beweisen muss, geht mit einem Guide auf jeden Fall entspannter und sicherer durch den Supramonte.
Das schwarze Schaf wünscht dabei viel Spaß 🙂
Einige Wanderungen im Supramonte findest du sehr gut beschrieben im » Rother Wanderführer Sardinien, ISBN 978-3-7633-4023-1 // Wanderführer: Sardinien. Die 63 schönsten Küsten- und Bergwanderungen
Design by ThemeShift.