Auf 480 Metern über dem Meer ist die Welt mit sich im Reinen. Das Panorama von Baunei strahlt Ruhe und Stille aus.

Weite, unbewohnte Landschaft
Weite, unbewohnte Landschaft

Nähert man sich dem Ort nach einer langen Fahrt durch unbewohnte Landschaft über die Panoramastraße SS 125 von Norden, kommt der Flecken langsam ins Blickfeld. Mit ihm die einzigartige Schönheit der Ogliastra, dort, wo Berg und Meer sich treffen.

Was Baunei, ein kleines, verschlafenes Nest mit trotzdem gut 3.700 Einwohnern, zu einem ganz besonderen Ort auf Sardinien macht, ist zuvorderst seine Lage.

Die hohen Pässe des Supramonte immer weiter hinter sich lassend, wird das Auge jedoch erst einmal abgelenkt.

Baunei, Blick Richtung Arbatax
Baunei, Blick Richtung Arbatax

Eine weite Ebene erstreckt sich von den Bergen bis zum Meer, an klaren Tagen sind in der Ferne die Felsen von Arbatax zu sehen, dahinter die Strände von Orri und Cea.

Weiter innen die südlichen Ausläufer des Gennargentu und die Tacchi d’Ogliastra – ebenfalls grandiose Ziele für Aktivurlauber.

Dann wandert der Blick weiter hinüber zu der Berglandschaft, in die die Straße eingehauen ist und bleibt an einem hohen Hang hängen.

Hier schmiegen sich die in matten mediterranen Farben gestrichenen, eckigen Häuser an den Fels und blicken allesamt gen Süden. Derart sonnenbeschienen und exponiert wirkt Baunei sehr begünstigt.

Und tatsächlich: Es ist Mitte November und das Thermometer klettert im Tagesverlauf auf bis zu 25 Grad.

Die Sonne steht ein wenig weiter entfernt und es ist angenehm warm, dazu wenig Wind – das macht diesen Tag perfekt, um sich in leichter Wandermontour aufzumachen, während in Nordeuropa Regen, Kälte und in manchen Regionen bereits Schnee regieren.

Der Supramonte di Baunei ist ein Trekkingziel für alle Jahreszeiten. In der Nebensaison empfehlen wir einen Guide. Auch, weil das Wetter häufig wechselt und das Gelände ein ziemliches Eigenleben hat, das man kennen sollte.

Eine der ersten Adressen für entsprechende Informationen und Kontakte ist www.visitbaunei.it

Die Hochebene Golgo oder Altopiano di Baunei

Frei lebende Esel auf der Hochebene
Frei lebende Esel auf der Hochebene

Baunei schläft um die Mittagszeit – ideal, um dem Schild zur Hochebene »Su Golgo« zu folgen. Die steile Felswand hinter dem Ort ist über eine enge Serpentinenstraße zu erreichen, die dem Gemüt noch viel mehr zu staunen gibt.

In jeder Kurve will man anhalten und glaubt, einen solch traumhaften Blick nicht wieder zu bekommen. Aber im Gegenteil. Es geht noch weiter. Und das obwohl sich im Spätherbst die Natur eher karg präsentiert.

Doch die Hochebene im Supramonte di Baunei legt sich ansonsten ordentlich ins Zeug: Die Sonne scheint, die Luft ist klar, der Blick reicht weit, die Erde riecht feucht und lebendig, die Tiere sind wach.

Während die Kühe am Wegrand in der Sonne baden und Ziegen in die Büsche klettern, versperren drei Esel die Straße. Ein Zeichen, genau hier auszusteigen und die Gegend zu erkunden.

Keine Hügel, nur flaches Land, hier ein kleiner Teich, da ein ein paar Felsen, dort ein Corbezzolo-Baum und neben ihm ein Ginsterbusch. Der große Rest wie üblich voll von Sand, Fels und Macchia (landläufig auch als »Gestrüpp« bekannt).

Jeder Schritt macht Laune und Lust auf mehr und trägt zur inneren Ruhe bei. Die Esel merken das und folgen zutraulich.

»Su Sterru« oder »Il Golgo«: Der Höllenschlund auf der Hochebene

Diese Hochebene oberhalb von Baunei, auf der wir uns gerade befinden, ist zwar eine ziemlich hoch gelegene Ebene, aber eigentlich nur ein flascher Bergsattel.

Die Hochebene »Altopiano del Golgo« beginnt erst ein paar Kilometer weiter.

Su Sterru - hinab in den Schlund
Su Sterru – hinab in den Schlund

Die Landschaft führt zunächst wieder ein Stück bergab in ein Tal. Die eigentliche Hochebene liegt 400 Meter über dem Meer (und damit kurioserweise noch ein Stückchen tiefer als Baunei). Zuerst links und rechts der Straße mit Eichen bewaldet, breitet sie sich später eindrucksvoll aus.

Hinweisschilder locken zu etwas Infrastruktur mit Restaurants, Exkursionen zu Fuß und zu Pferd. Das schwarze Schaf empfiehlt, dort in der Nebensaison einzukehren, im Sommer ist es auch hier recht touristisch (busseweise werden Touristen für einen »authentischen Urlaub« hier gekarrt) und für Ausritte eh zu heiß.

Die Sehenswürdigkeiten sind zu jeder Jahreszeit toll: die kleine Kirche San Pietro oder Santu Pedru Golgo aus dem 18. Jahrhundert, die Maschera di Pietra – ein großer Fels mit einem Gesicht, die Teichlandschaft As Piscinas, und natürlich der Voragine del Golgo (il golgo = der Schlund), auch Su Sterru genannt.

Wild gewordenes Schwein
Wild gewordenes Schwein

Hier tut sich die Erde mit einem Durchmesser von 40 Metern an der Oberfläche auf und verdichtet sich zu einem einspaltigen Abgrund von ca. 25 Metern Durchmesser.

Kein Wunder, dass ihn frühere Generationen als porta dell’inferno / Eingang zur Hölle bezeichneten. Wer hier hinabsteigt, musste unweigerlich dem Satan begegnen. So dachte man.

Spätestens als »Il Golgo« im Jahr 1957 von einer Gruppe Grottenwanderer, die ihn für einen Vulkan hielten, ausführlich erkundet wurde und diese heil wieder an die Oberfläche zurückkehrten, wandelte sich der Volksglaube zur Fabel.

Die mutigen Kletterer vermaßen den Krater auf 240 Metern Länge – und sind noch nicht einmal ganz unten gewesen.

Heute ist die Tiefe mit 295 Metern angegeben. Das verschafft dem Golgo den Titel des tiefsten Karstschlundes Europas. Einen kleinen Eindruck von dem Naturmonument und der Umgebung gibt dieses Video „La più profonda voragine d’Europa“ (Quelle youtube.com, alle Rechte beim Produzenten).

As Piscinas

Le Piscine
Idylle von As Piscinas

Als »natürlicher Swimmingpool« wird As Piscinas in manchen Reiseführern bezeichnet. Vielmehr ist es ein Wohlfühlort zum Relaxen – schwimmen wollte das schwarze Schaf in dem Wasser nicht. Hier leben Schildkröten und Frösche, Tiere trinken daraus.

Die Hochebene ist bevölkert von wild lebenden Haustierarten – Kühen, Eseln, Ziegen und Schweinen und ihre Exkremente landen mit dem Regen auch in den Teichen.

Doch schön ist es hier auf jeden Fall. Die idyllischen Teiche laden zum Verweilen ein und die Füße baden geht allemal – vor allem nach einer langen Wanderung zur Cala Sisine oder Cala Goloritzè, die von hier aus gestartet werden können.

Reisetipps und Informationen zu Baunei

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