So. 2020 findet also vielleicht doch sowas wie Tourismus auf Sardinien statt. Wer hätte das gedacht?! Ok, abwarten, die Zeiten sind ungewohnt und dynamisch, und so ganz einig war sich nicht mal die sardische Regierung mit sich selbst, wie sie die Urlauberscharen begrüßen will: mit Fiebermessen, Schnelltest, Gesundheitspass … oder lieber doch Quarantäne, falls eine zweite Welle kommt? Ständig eine neue Ordinanza / Anordnung (hier eine kleine Aufarbeitung) und rasend viel Unsicherheit. Aber Reisen soll möglich bleiben.
Wie aber „corona-adäquate“ Ferien in der Praxis gehen sollen – das weiß das schwarze Schaf, denn zwischen Mund-Nasen-Schutz, Abstand und Reservierung von Plätzen am Strand gibt es soooo viele praktische Fragen … also, lies gern weiter, denn es gibt eine ganz einfache Möglichkeit, dem zu entfliehen und trotzdem wundervoll zu urlauben!
Urlaub wird sicher nicht so sein, wie wir ihn kennen. Allein wegen unserer inneren Unruhe: die Planungssicherheit ist eingeschränkt. Und es wird auch keine hundertprozentig einheitlichen Regeln geben. Das liegt in der Natur der Sache: Ein Hotel an der Costa Rei hat andere Realitäten als ein Agriturismo bei Bosa, ein Beachclub an der Costa Smeralda andere als ein Kunstmuseum in Nuoro. Wer ein Außengelände hat, ist freier als eine Trattoria in einem engen, historischen Gebäude. Und viele Betriebe werden, obwohl und weil sie kein Geld haben, sich umzuorganisieren, trotzdem „irgendwie irgendetwas“ wagen.
Als Reisende wird von uns einiges an Verständnis, aber auch Flexibilität abverlangt werden. Mehr denn je gilt: Wer eine Reise innerlich als Experiment und Abenteuer versteht, ist klar im Vorteil. Stell dir einfach vor, du würdest nach Delhi fliegen und nicht nach Sardinien. Das hilft echt, um sich im Kopf von Erwartungen frei zu machen, auch wenn der Vergleich natürlich für keines der Länder fair ist 😉
Der Backpacker und Weltenbummler hat es da etwas einfacher als der All-inclusive-Urlauber. Man nimmt die Dinge wie sie kommen. Wer aber schon im Kreis dreht, weil er über Pfingsten nicht auf die nordfriesischen Inseln darf und viele Ortszentren autofrei werden: Wie genau will man das dann im Ausland hinbekommen, wo man die Sprache nicht spricht und der Hase kulturell ganz anders läuft, als im eigenen Land?
Das Stichwort „Experiment“ ist auch aus anderer Sicht vielleicht gar nicht so falsch: Viele Urlauber werden für die Betriebe eine Art „Versuchskaninchen“ sein – was geht gut, was nicht … Maskenpflicht und Abstand sind ja echt die kleinsten Probleme. Die touristischen Einrichtungen auf Sardinien müssen sich erstmal für die Regelungen und Vorgaben (die sich ja auch täglich ändern können) eine theoretische Lösung einfallen lassen – und nicht jeder hat dabei die kreativsten und genialsten Ideen. Völlig verständlich. Und diese dann in der Praxis umsetzen und gucken, ob und wie gut das funktioniert … nun.
Praxistauglichkeit überprüfen – das geht nämlich leider nur am lebenden Objekt, also mit uns Urlaubern. Von denen viele schon unter normalen Umständen nicht bereit sind, sich im Urlaub vorschreiben zu lassen, wie sie sich zu verhalten haben. Ich hör‘ schon Stimmen … „Die sind doch Dienstleister, sollen die doch zusehen, wie sie das hinkriegen. Ich hab bezahlt, ich will Urlaub, sicher und „covid-free“!“
Und wenn Sardinien tatsächlich mit „secure island“ oder „covid-free“ wirbt – wobei ich das gewagt, irreführend und „covid-free“ sogar Bullshit-Bingo-verdächtig finde – hat das schwarze Schaf wirklich praktikable Ideen für einen entspannten, sichereren und „corona-adäquaten“ Sardinien-Urlaub 2020. Also – relativ sicher, denn wer garantiert in Zeiten wie diesen schon wofür?
Aber, ich bin mir relativ sicher. Es gibt drei, nein, vier ganz einfache Tricks, dem Sardinien-Urlaub in Pandemie-Zeiten so etwas wie Normalität abzugewinnen. Und es ist ja nicht so, als erzähle das schwarze Schaf das erst seit heute ….
Schwierig wird es da, wo viele Leute an den gleichen Platz wollen. An den Knotenpunkten. An den beliebtesten Stränden. An den Küsten. In den Städten. In den ausgesprochen touristischen Orten und Dörfern (hier eine Liste der beliebtesten Ferienorte – ich denke, es lohnt sich, wenn 2020 ein paar Urlauber davon abweichen).
Der Trick ist grob gesagt: die Küsten auch mal links liegen lassen. Suche dir eine Unterkunft in den kleinen, authentischen Dörfern in Sardiniens Hinterland! Die Orte sind der Himmel der sardischen Gastfreundschaft, die Menschen werden sich so mega freuen, dass du da bist.
Im Zweifel landet das dringend benötigte Geld dann nämlich genau bei den richtigen Leuten. Und da kann man auch wenig falsch machen. Ich kenne wirklich niemanden, der sich in einem kleinen, feinen Dorf (egal, wo auf der Insel) nicht wohl gefühlt hätte.
Und die Küste ist ja nie weit weg. Falls gefühlt doch, durchquerst du mit Sicherheit eine genial schöne Landschaft, die dem Meer in nichts nachsteht. Wer weiß, was dir Tolles am Straßenrand begegnet!
Hier ein paar mögliche Orte:
Du kannst ja trotzdem von jedem der Orte an den nächstgelegenen Strand fahren. Selten ist der länger als ne halbe Stunde entfernt. Oder miete im nächstgelegenen Hafen ein Boot und verbringe einen oder gleich ein paar Tage auf dem Meer – das Coronavirus wirst du dort mit einiger Sicherheit nicht finden.
Trotzdem ist vielleicht echt schlauer, das Gros der Urlaubszeit abseits der Küstenorte zu machen, in denen alle wohnen.
Ich könnte die obige Liste ewig fortführen. Und tatsächlich wäre immer noch möglich, sich einfach drauf einzulassen und eine ungeplante Rundreise zu machen, und den Schildern zu folgen. Das erfordert ein bisschen Mut, aber natürlich findest du hinter Posada, Escolca oder Fluminimaggiore einen Agriturismo, der dich liebend gern beherbergt und in dem du gesundheitlich nichts zu befürchten hast, außer vor Überfressung in deinem Zimmer zu dödeln … Also, ich würde mich (relativ) sicher fühlen 😉
Ein paar tolle Orte für einen Urlaub erwähne ich noch, bei den nächsten beiden Tipps – aber du kannst auch echt den Finger auf die Landkarte möglichst in die Mitte der Insel setzen und trotzdem nichts falsch machen.
Relaxen und entspannen – nach all dem Corona-Gedöhns wollen wir uns doch wirklich nicht noch im Urlaub durchorganisieren und am Ende über Unzulänglichkeiten und nicht eingehaltene Abstände zwischen den Handtüchern am Strand aufregen.
Auch dafür gibt es eine ganz einfache Möglichkeit: Nehme die geforderte Distanz zum Anlass, dir echte Privatsphäre zu suchen. Entferne dich von den Touristen. Suche dir ein Refugium und lass dich nach Strich und Faden verwöhnen.
Und von diesen Refugien gibt es eine Menge auf Sardinien: Orte in sehr privater und authentischer Atmosphäre. Die besten sind ein bisschen abseits vom Schuss, sprich: weg von den Massen. Aber das ist ja genau das, was wir wollen. In einem kleinen Gasthaus, B&B oder Agriturismo mit vier, fünf, sechs Zimmern oder einem über das Dorf verteilten »albergo diffuso« (suche gern auf alberghidiffusi.it), ist es ein Leichtes, Abstand zu halten, ganz für sich zu sein und trotzdem schön zu wohnen und perfekt umsorgt zu sein.
Hier meine persönlichen Tipps – und wetten, dass ihr das Meer kaum vermissen werdet?!
Und hier noch ein paar Adressen in Küstennähe:
Und was die täglichen Aktivitäten betrifft, hast du es in einem solchen privat geführten Refugium auch leichter. Nur zu gern werden die Gastgeber dir helfen, die Umgebung in aller Sicherheit und gemäß den dann aktuellen Möglichkeiten zu erkunden.
Da bekommst du auch garantiert die ganz private Weinprobe – und nicht die, bei der schon die nächste Busladung Touristen mit Mundschützen angekarrt wird. Du wirst dem Kunsthandwerker des Ortes vorgestellt – in seinem Atelier, und nicht in der sterilen Atmosphäre eines Verkaufsraums. Du bekommst Pecorino, Olivenöl, Wein, Mirto – direkt vom Erzeuger, vielleicht auch bei einer Degustation auf seinem Hof und nicht aus dem Supermarkt.
Und all diese tollen Aktivitäten sind übrigens am besten und leichtesten – siehe Trick 1 – im sardischen Hinterland. Aber apropos aktiv …
Achtsam auf das Selbst und die eigene Gesundheit, die der Familie und letztlich die aller Mitbürger zu sein, ist eines der großen Themen in diesem Urlaub. Wir achten darauf, was wir einatmen, natürlich. Aber auch auf das, was wir zu uns nehmen, darauf wie es uns körperlich geht und darauf, uns fit zu halten.
Insofern: Alles richtig gemacht, wenn du Sardinien als Urlaubsziel ausgewählt hast!
Sardinien ist das perfekte Reiseziel für aktive und individuelle Touren, sowohl allein auf weiter Flur (bei aller Vorsicht in manchen Gegenden).
Die Insel ist voll von schönen Plätzen, an denen du mit Leichtigkeit Abstand zu anderen halten kannst. Oder für dich selbst und mit dem Gegenüber zur Not einschätzen kannst, die Distanz zu verringern.
Aber auch das Wandern oder Klettern in kleinen Gruppen mit Guide ist kein Problem. Die zertifizierten Guides auf Sardinien, die ich kenne, sind sehr achtsame und kompetente Menschen und mehr als Großbetriebe darauf bedacht, alles richtig zu machen. Wende dich zum Beispiel vertrauensvoll an:
Und dann ist da noch die naturreine, sardische Küche, die mit ein Grund dafür sein soll, warum die Menschen hier über 100 Jahre alt werden. Sie wird auch deinen Urlaub bereichern – es gibt sie allerdings nicht im Touristenmenü im Touristenort (siehe Trick 1).
Gib dich nicht mit dem Erstbesten zufrieden, sondern lasse dich von den Sarden in ihrem Zuhause nach Strich und Faden verwöhnen. Erwarte höchste Qualität (ohne zu viel dafür zahlen zu müssen).
Hier findest du meine Liste echt guter Restaurants auf Sardinien (ich hoffe inständig, dass sie die Krise überstanden haben bzw. weiter überstehen – ich werde leider erst spät in diesem Jahr dazu kommen, die Aktualität der Liste zu überprüfen).
Wenn ich per heute die Highlights auswählen müsste, in denen ich so schnell wie möglich wieder essen möchte, wären es wohl diese hier (allein wegen der lieben, couragierten Menschen, die dort arbeiten):
Essen ist eins. Aber es kann natürlich sein, dass auf die Idee, ins Hinterland zu fahren, auch noch viele andere kommen. Und dann hat man es wieder (hoffentlich für die Gastgeber!): das Problem, dass viele da sind und es wegen irgendwelcher Vorgaben ungemütlich werden könnte.
Da hilft Trick Nummer vier:
Sardiniens Problem ist nach wie vor, dass man es als Sommer-Sonne-Strand-Destination versteht (weil im Sommertourismus das meiste Geld steckt). Mit einem Imagewechsel als ganzjährige Destination für Aktiv- und Natururlauber tut man sich extrem schwer. Die heilige Kuh „Tourismus“ wird nicht angefasst! Auch darum haben sie im Sommer immer mehr mit Massen zu kämpfen. Und wir müssen jetzt damit klarkommen.
Ehrlich gesagt, bin ich sogar richtig sauer auf Sardiniens Verantwortliche für den Tourismus, dass sie jetzt nicht alles auf eine Karte setzen: ganzjähriger, nachhaltiger und authentischer Urlaub. Was bitte, ist so schwer daran?
Alle Gastgeber und Einrichtungen müssen das ausbaden und vorbereitet sein. Und tatsächlich sind das nicht alle – weil viele Betriebe in den touristischen Regionen nämlich ausschließlich auf die Sommersaison ausgelegt sind und darauf spekuliert haben, dass sich das Thema Corona dann von selbst erledigt hat … andere haben schlicht nicht die finanziellen Mittel, um ihren Betrieb so zu organisieren, dass er den Anforderungen entspricht.
Genug lamentiert, für den Reisenden bleibt da genau eine Option: Reise in der Nebensaison! Nämlich dann, wenn weniger Menschen unterwegs sind, du auf der Insel Platz hast und die Gastgeber entspannter sind.
Aus tiefster Überzeugung meine ich, dass dies das einzige Konzept ist, das die Insel langfristig auf einen grünen Zweig bringen kann: nachhaltiger, ganzjähriger und authentischer Tourismus.
Wir als Urlauber können mit unserer Nachfrage einen enormen Teil dazu beitragen, dass es sich genau dort hin entwickelt.
Insgesamt bleibt es natürlich eine persönliche Entscheidung. Das Risiko schätzt immer noch jeder für sich selbst ein. Und für seine Familie – wer will schon mit einem Teenie oder einem Kleinkind irgendwo stranden und die schönsten Wochen im Jahr werden zum Albtraum? Rechtssicherheit bei Individualreisen gibt es nur bedingt. Uns Heiko holt auch niemanden mehr von irgendwo zurück. Und wenn man doch unbedingt einen Strandurlaub will, und lauter Einschränkungen über sich ergehen lassen muss, darf sich jeder selbst fragen: „Ist das für mich dann noch Urlaub?“
Es wird viel auf Eigenverantwortung hinaus laufen, da beisst die Maus keinen Faden ab. Wir müssen wissen, was wir wollen.
Aber das schwarze Schaf will dir mit Artikeln wie diesem Mut machen, einen „corona-adäquaten Urlaub“ zum Wohl Sardiniens anzutreten, wenn du es gern möchtest.
Ich kann das verstehen, denn ohne Reisen ist die Welt nur halb so schön 🙂
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Anne
9. Mai 2021 at 13:51Vielen Dank für die vielen tollen Tipps. Die kommen alle auf unsere Möglichkeiten-Liste. Wir werden uns treiben lassen, ins Hinterland fahren und einfach mal runterkommen vom Alltagsstress. Sardinien erscheint uns da perfekt. Eine schöne Natur, gutes Essen, Entspannen und ab und zu den Blick aufs Meer oder Sand zwischen den Zehen.