Nuoro ist seit Jahrhunderten ein Ort, an dem sich Poeten, Literaten, Musiker, Künstler und Kulturschaffende wohlfühlen. Die Stadt ist tolerant, offen für neue Gedanken und Kunst in vielen Formen. Dichter und Denker fanden hier Kontakt zu einer Welt außerhalb der Insel. Dem Volk im Inselinneren erweiterte sie den Horizont.

Es ist, als sei Nuoro ein weit offenes Tor für die Gedanken – nach innen und nach außen. Auf jeden Fall ist die Stadt eins: als Ausflugsziel bei Urlaubern mega unterschätzt.

Nuoro: das Tor zu Kunst und Kultur Sardiniens
Nuoro: das Tor zu Kunst und Kultur Sardiniens

Liegt vielleicht an einem Wetterphänomen (schwarzschafige Langzeitbeobachtung): Es ist eigentlich immer grau und ungemütlich in Nuoro. Die Stadt am Monte Ortobene scheint Wolken anzuziehen wie ein Magnet. Aus denen regnet es auch oft und der Wind spielt zwischen den umliegenden Bergen verrückt. Richtig launisch kann das Wetter hier sein. Aber schwarze Schafe kann das ja nicht erschüttern. Und das wird manchmal tatsächlich belohnt.

Nuoro und der Monte Ortobene: eine launische, wechselhafte Wetter-Wundertüte

Sonnige Tage sind die Ausnahme. Aber wenn sie durchkommt, dann ist Nuoro ein ganz grandioser Ort für einen entspannten Kunstspaziergang.

Das Gute ist: Wenn es regnet, hat die Stadt einige sehenswerte Museen, in denen man herrlich Zeit verbringen und sowohl der sardischen Landeskultur, als auch dem internationalen Kunst- und Kulturgeschehen ein gutes Stück näher kommen kann.

Bei Sonne draußen, bei Regen drinnen: in Nuoro gibt’s Kunst bei jedem Wetter

Allen voran beherbergt Nuoro eines der wichtigsten Museen der Insel für sardische und moderne Kunst:

MAN Museo d’Arte Provincia di Nuoro

Das MAN versteht sich als der Motor der Insel für moderne Kunst. Hier verbindet man lokale und regionale Kunst mit dem internationalen Geschehen. Auf drei Stockwerken zeigen die Kuratoren immer wieder bekannte, internationale Künstler, häufig in den Wintermonaten. Das schwarze Schaf konnte schon Giacometti und Paul Klee bestaunen.

Das Museum beherbergt rund 500 Arbeiten sardischer Künstler, Grafiker und Bildhauer, die platzbedingt nur in wechselnden Ausstellungen präsentiert werden können. 

Das MAN: wichtiges Kunstmuseum der Insel, unscheinbar in einer Nebengasse
Das MAN: wichtiges Kunstmuseum der Insel, unscheinbar in einer Nebenstrasse

Museo Deleddiano – Geburtshaus von Grazia Deledda

1926 erhielt die nuoresische Schriftstellerin Grazia Deledda den Literaturnobelpreis, als erste und einzige Frau Italiens für »ihre von Idealismus inspirierten Werke, die mit Anschaulichkeit und Klarheit das Leben auf der Insel ihrer Geburt schildern, und die mit Tiefe und Wärme die Probleme des menschlichen Lebens im Allgemeinen behandeln.«

Das Museum in ihrem Geburtshaus (Via Grazia Deledda) gibt Einblick in ihr Schaffen und das frühere Leben der Menschen in Nuoro. Mit einem deutschsprachigen Audioguide versteht man ihren Weg als junge Frau und Literatin jetzt noch besser.

Wer ein wenig auf den Spuren ihrer Werke wandeln möchte, kann dies in Nuoro selbst, aber auch im Umland zwischen Galtelli, Lollove und Oliena tun.

Der gemütliche Innenhof im Geburtshaus der Grazia Deledda
Der gemütliche Innenhof im Geburtshaus der Grazia Deledda

Museo Etnografico / Museo del Costume

In erster Linie ein Volkskundemuseum mit einer Dauerausstellung von über 8.000 Exponaten, die einen tiefen Einblick in die sardische Landeskultur geben – unterstützt von einem Audioguide (ca. 1,5 Stunden). Selbst wenn man kein großer Museumsgänger ist, erweitert das Museo del Costume durchaus den Urlaubshorizont. Beeindruckend die „Kunst der Brote“ und der Raum mit den kunstvollen Trachten der Insel (öffne die Schubladen an den Wänden!). Man hat außerdem ein Maskenmuseum (alternativ lohnt aber auch der Weg nach Mamoiada ins Museo delle Maschere Mediterranee).

Darüber hinaus gibt es in dem alten Konvent so viel Platz, dass auch immer wieder Kunstausstellungen lokaler Künstler organisiert werden – zuletzt Giovanni Antonio Sulas, einem Künstler gewidmet, der zwischen Kunst und Kunsthandwerk agierte und später Villen und Hotels an der Costa Smeralda sowie das Experience Hotel Su Gologone mit einrichtete.

Brot als kleine Kunstwerke im Museo Etnografico
Brot als kleine Kunstwerke im Museo Etnografico

Spazio Ilisso: ein Raum für die Kunst

Ganz neu in Nuoro ist der Spazio Ilisso. Spazio bedeutet Raum, und die schöne Villa in der Via Brofferio will genau das bieten: Raum für Begegnungen und die Bewahrung der sardischen Kunst.

Speziell die Skulpturen moderner, sardischer Bildhauer, wie Pinuccio Sciola, Francesco Ciusa oder Costantino Nivola sollen hier ein Zuhause finden. Darüber hinaus gibt es wechselnde Ausstellungen lokaler, aber auch internationaler Künstler.

Kunstspaziergang durch Nuoro

Und wenn das Wetter tatsächlich mitspielt und du ein bisschen Zeit mitgebracht hast, dann mach doch einen kleinen Spaziergang durch Nuoro. Dir begegnen Skulpturen auf öffentlichen Plätzen, Graffitti entlang ganzer Straßenzüge, Inschriften an Häusern, geklebte Gedichte in Fenstervorsprüngen, private Kunst in Hauseingängen, und und und …

Poesie im Briefkasten

Vielleicht ist der Stadtspaziergang um die Mittagszeit am angenehmsten, wenn die Geschäfte geschlossen sind. Und falls du Hunger hast, hier noch Tipps für gute Küche aus Nuoro und der Barbagia:

  • Trattoria Locanda – kleines, unscheinbares Restaurant mit wechselnder Karte
  • Latteria Zia Marianna 1936 – kleines Bistro zu Beginn der Einkaufsstraße mit sagenhaft gutem Essen
  • Trattoria Rifugio – landestypische und kreative Küche, hier kann man z. B. auf dem Weg zum Museo del Costume einkehren
  • Brewpub Trulla – Nuoros Brauerei, für Freunde von Craft-Bieren, mit richtig gutem, auch selbst gebrauten Bier und hemdsärmeliger Küche. Liegt allerdings etwas außerhalb im Gewerbergebiet und ist eher was für abends.

Piazza Sebastiano Satta

Der ruhige, entspannte Platz unweit des MAN vereint zwei große Künstler Sardiniens: Er ist dem Poeten Sebastiano Satta aus Nuoro gewidmet und wurde von Costantino Nivola aus Orani gestaltet.

Große Granitsteine, darin und darauf kleine Skulpturen, die Geometrie des Platzes, die weiß getünchten Häuser, am Rande ein unaufgeregtes Straßencafé. Für das schwarze Schaf ist der Platz Nuoro pur. 

Sardische Kunst unter freiem Himmel auf der Piazza Sebastiano Satta, Nuoro
Sardische Kunst unter freiem Himmel auf der Piazza Sebastiano Satta, Nuoro

Galleria all’aperto, Viale Sardegna

35 Künstler verwandelten 120 Meter Betonwand an der Haltestelle der Überlandbusse in eine Galerie mit Murales zu Ehren des nuoresischen Poeten und Politikers Angelo Caria.

Bemerkenswert ist das großartige Kunstwerk „Il nido di corvi“ (Das Nest der Krähen) des sardischen Künstlerkollektivs Undicisei Squad. Es interpretiert das literarische Werk „Il giorno del giudizio“ (das jüngste Gericht) des in Nuoro geborenen Schriftstellers Salvatore Satta.

Geschlossen: TRIBU Spazio per le Arti – Museo Francesco Ciusa

Das Museum zeigte bis vor zwei Jahren Werke des nuoresischen Bildhauers Francesco Ciusa (1883–1949). Er gilt als Vater der Bildhauerei auf Sardinien. Sein berühmtestes Werk fand Anerkennung bei der Biennale in Venedig: die Madre dell’ucciso / Mutter des Getöteten (das Original beherbergt die Galleria Comunale d’Arte in Cagliari, eine Bronzekopie verblieb in Nuoro).
Das Museum ist leider zwischenzeitlich geschlossen und die wichtigen Werke des Künstlers sind nur noch in Cagliari und in Palermo ausgestellt.

Wer Skulpturen mag, der kann sich künftig auf den Spazio Ilisso freuen (siehe oben) oder mit einem Ausflug auf den Hausberg Nuoros trösten:

Statua del Redentore, Monte Ortobene

Auf dem Gipfel des Monte Ortobene erwartet dich die sieben Meter hohe Statue des Erlösers (Redentore), eine Bronzestatue, die aus einer Höhe von 925 Metern über dem Meer auf Nuoro und das Umland blickt. Manchmal, wenn es in Nuoro regnet oder neblig ist, bist du dort über der Wolkendecke und die Sonne scheint. Dann sieht man zwar keine Landschaft, aber die Statue quasi im Himmel, manche sagen, das sei ein fast metaphysisches Erlebnis.

Dich führen entweder die Serpentine mit dem Auto oder Fahrrad oder auch ein Wanderweg hinauf (beginnend bei der Kirche Chiesa de La Solitudine). Geschaffen wurde sie übrigens von Vincenzo Jerace, einem italienischen Bildhauer, und im Januar 1901 als Geschenk an die Stadt zur Jahrhundertwende aufgestellt.

Auf dem Monte Ortobene: die sieben Meter hohe Statue des Erlösers, Jesu Christi

Alles in allem kannst du in und um Nuoro viel Zeit mit Kunst und Kultur verbringen. Speziell ist auch ein Ausflug Ende August empfehlenswert – hier ein paar Impressionen von der Sagra del Redentore.

In Nuoro bewahrheitet sich vielleicht noch mehr als anderswo: Sardinien ist määähr als Meer!

Nuoro ist auch ein wunderbarer Ort, um von hier aus sternförmig die Gegend zu erkunden. Falls du eine schöne Unterkunft suchst, hat das schwarze Schaf ein paar selbst ausprobierte Tipps für dich:

Unterkünfte in Nuoro

Die namengebende Hauswand des B&B Graffiti in Barbagia
Die namengebende Hauswand des B&B Graffiti in Barbagia

B&B Graffiti in Barbagia * – mitten im Zentrum, in der Einkaufsstraße, schön und modern eingerichtet, supernette Gastgeberin

B&B Nughe ‚e Oro – im oberen Stock eines schmucklosen Hauses, aber innen umso schöner, mit gemütlichen Zimmern, einem tollen Frühstück (im Sommer auf der Terrasse) und netten Leuten

Residence Grande Magazzini – Schöne, helle und geräumige Appartments in Nuoro, mit landestypischen Elementen, sehr sauber, nah am Stadtzentrum gelegen, ideal für einen mehrtägigen, sternförmigen Ausflug in der Barbagia. Tipp für Strandurlauber: Man hat einen Ableger südlich von Olbia: Residence Hotel Porto San Paolo.

Hotel Sandalia – hübsche Zimmer, eher ein kleines Hotel für Geschäftsreisende, aber ganzjährig geöffnet und am Stadtrand verkehrsgünstig nahe der Schnellstraße 131 gelegen

*Empfehlungen / Affiliate Links: Die Links führen auf das Buchungsportal booking.com – wenn du darüber buchst, erhält das schwarze Schaf eine kleine Provision, der Zimmerpreis bleibt aber für dich gleich. Wir empfehlen nur Gastgeber, bei denen es uns gefallen hat.

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