Das Netzwerk Borghi autentici d’Italia (www.borghiautenticiditalia.it) vereint authentische Dörfer in ganz Italien, die sich um die Bewahrung der kulturellen und natürlichen Ressourcen ihres Heimatortes verdient machen. Sardinien ist aktuell mit rund vierzig Orten vertreten.
Es geht darum, neue und nachhaltige Ideen zu entwickeln – nicht nur im Tourismus, sondern auch und gerade im Alltag und zum Schutz des Habitats. Wichtig ist, dabei das Selbstverständnis zu bewahren. Kurz: authentisch zu bleiben.
In der Region Sardinien stehen also 38 authentische Dörfer auf der Liste. Manchmal kommt eins hinzu, manchmal fällt aber auch eins weg. Denn das Netzwerk »Borghi Authentici« hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern lebt vom Mitmachen. Man muss sich als Dorf aktiv bewerben und eben in der Praxis auch etwas für Nachhaltigkeit und Authentizität tun.
So erklärt sich, dass einige Orte, die das schwarze Schaf für sehr authentisch hält, nicht vertreten sind. Und der gesamte Südwesten ist nicht dabei. Aber, die Idee, Nachhaltigkeit zu belohnen, ist ja trotzdem nicht schlecht. Und selbst, wenn du als Reisender nicht alle Bemühungen siehst und verstehst: all die Dörfer zu besuchen, wird dich Land und Leuten näher bringen.
Auch das schwarze Schaf stellte zu seinem eigenen Erstaunen fest, dass es trotz jahrelangen Herumreisens auf der Insel tatsächlich noch ein paar Lücken hat! Die werden bei passender Gelegenheit geschlossen.
Auf geht’s, von A bis Z durch die Borghi autentici auf Sardinien!
Ein superschönes, gepflegtes Dorf mitten in der Gallura; Aggius liegt ein paar Kilometer von Tempio Pausania entfernt. Mit Granithäusern und sehr (gast)freundlichen Einwohnern. Die galluresische Küche ist schlicht und großartig (mehr dazu in unserem Artikel über das kulinarische Sardinien). Das Dorf beherbergt zwei sehenswerte Museen: das Banditenmuseum / Museo del Banditismo und das Museo Etnografico “Oliva Carta Cannas“ (MEOC), das die galluresische Kultur erlärt. Entspannend ist ein Spaziergang am See: am Lago artificiale di Santa Degna begegnest du Wasserschildkröten, Enten und anderen Tieren. Berühmt auch das sogenannte Mondtal / Valle della Luna (nicht zu verwechseln mit dem Hippie-Tal am Capo Testa). Gewohnt hat das schwarze Schaf hier im Agriturismo Il Muto di Gallura und im B&B Maison et Charme.
Lücke, die erste … Besuch & Beschreibung folgt!
Mitten in Sardinien liegt der hübsche Ort, weit weg von allem Tourismus. Als das schwarze Schaf zum Herbstfest »Autunno in Barbagia« dort hineinstiefelte, war es gleich angetan von der Art, wie das Dorf mit seiner einsamen Lage umgeht. Alles findet Beachtung, sogar die ganz alten Häuser sind irgendwie „gepflegt verfallen“. Man hat Zeit und Muße für schöne Dinge, Handwerk, Kultur und Kunst. Und die Leute sind – wie soll es anders sein – supernett. Vielleicht sogar etwas zuvorkommender als in anderen Orten. Liegt vielleicht daran, dass in Austis ganz oft die Sonne scheint und im südlichen Umland, dem Mandrolisai, sehr guter Wein gedeiht. Ein toller Trek außerhalb des Ortes führt dich zu Sa Crabarissa – einem von Wind und Wetter modellierten Felsen, dem die Legende eines Mädchens aus Cabras anhängt. Weiter nördlich, in Teti sagt man, liegt die Wiege des sardischen Volkes. Authentischer im Sinne von „als Original befunden“ geht’s kaum.
Das Erstaunlichste an Banari ist das Museum für moderne Kunst / Museo d’Arte Contemporanea, das man vielleicht in größeren Städten erwarten würde – aber sicher nicht in einem Nest mit 700 Einwohnern. Das Museum ist in einem antiken Palazzo untergebracht, der aus dem roten Trachyt erbaut ist. In seinem Inneren sind Skulpturen und Bilder bedeutender italienischer Künstler seit den fünfziger Jahren bis heute ausgestellt. Das schwarze Schaf besuchte dort mal eine Fotoausstellung über Nepal – hoch interessant, allein der Kontrast zum sardischen Landleben … Wer weiß, was für eine Ausstellung dich erwartet, wenn du ankommst!
In Bezug auf Fläche und Einwohner einer der kleinsten Orte Sardiniens. Er liegt östlich des Stausees Lago Omodeo – den du theoretisch umfahren kannst, praktisch ist das Ding ganz schön groß und die Straßen vereinzelt recht heruntergekommen. Kuriosum, falls der See mal wenig Wasser trägt (wie z. B. 2017): An der Staustufe Diga di Santa Chiara kommt dann die ehemalige Villa des Baudirektors, die eigentlich nach Fertigstellung des Sees geflutet wurde, zu Tage. Zurück zu Bidoni: Der Ort ist in der Zeit etwas stehen geblieben, was ihn aber sehr sympathisch macht. Kopfsteinpflaster, vieles ist aus dem Mittelalter übrig geblieben, einige antike Häuser wie das Sa ‘Omo ‘e sa majarza (grob übersetzt: Hexenhaus). Darin wird die Geschichte der Hexen bzw. der Inquisition auf Sardinien erzählt.
Mit 3.000 Einwohner gehört Bitti zu den größeren der authentischen Dörfer. Bekannt ist der Ort vor allem für seine Tenöre. Ihr polyphoner Gesang »canto a tenores« ist nicht jedermanns Sache, aber er ist Teil unseres immateriellen Welterbes und ein wichtiger Bestandteil der sardischen Kultur. Bitti ist quasi zugleich Wiege und Bewahrer dieses Hirtengesangs. Im Multimedia-Museum »Museo Multimediale del Canto a Tenore« , untergebracht in einem alten Haus in den engen Gassen des historischen Zentrums (nicht per Auto erreichbar) kannst du den Gesängen lauschen. Und warum in direkter Nähe des Museums ein Tyrannosaurus Rex in Lebensgröße steht, erfährst du genau dort. Übernachten kannst du da auch: hemdsärmelig-sympathisch bei Minni im B&B Notte al Museo (er betreibt auch ne Bar neben der Comune, dort kommst du am ehesten in Kontakt mit den Locals).
Unfassbar kalt war es, als das schwarze Schaf in Bolotana war. Denn der Ort liegt auf knapp 500 Metern Höhe – was im sardischen Winter durchaus für niedrige Temperaturen sorgt. Der Ausflug zur nahe gelegenen Villa Piercy in Badde Salighes war dennoch ein Highlight. Auch, weil die Villa quasi in einer Art Märchenwald versteckt ist und sich nur wenige Leute hierher verirren. Benjamin Piercy, der die Eisenbahn auf Sardinien baute, hatte sich hier mitten im Nirgendwo ein stattliches Anwesen errichten lassen. Der Garten hat von seinem Glanz verloren, aber Badde Salighes ist zu jeder Jahreszeit eine wunderbare kleine Oase, wenn es anderswo mal zu hektisch ist.
Das schwarze Schaf hat Borore in trauriger Erinnerung: Vor ein paar Jahren verbrannte nämlich im Sommer fast das gesamte landwirtschaftlich genutzte Gebiet um die Gemeinde – das Feuer reichte bis Noragugume und Sedilo. Ein immenser Schaden entstand, denn der Ort und die Region leben fast ausschließlich von der Landwirtschaft. Das Feuer zerstörte auf einen Schlag alles, was den Menschen wichtig war. Heute geht es den Leuten und Tieren besser. Denn auch das ist ein Teil der Kultur, der Mentalität und des Alltags auf Sardinien und damit ist Borore mit allem Recht in der Liste der authentischen Dörfer. Fahr auch du hin, um zu erleben, wie Sardinien nach einem Unglück immer wieder aufsteht und weiter macht.
Als das Schaf in Borrutta ankam, war es weit nach Mittag. Nix los. Es machte kurz am Benediktiner-Kloster San Pietro di Sorres halt, aber auch da – wie in einem Kloster wohl aber immer üblich – nicht viel los. Das Meilogu ist zudem reich an Nuraghen. Eine ausführliche Erkundung dieser Bauten, die es nur auf Sardinien gibt, kannst du etwa sechs Kilometer entfernt beginnen, beim sehenswerten Nuraghen Santu Antine (gehört zur Gemeinde Torralba, aber das macht ja nichts) … Genau das hat das schwarze Schaf gemacht. Und als es später nochmal nach Borrutta zurückkehrte, präsentierte sich das Dorfleben so, wie man es erwartet: ältere Damen beim „Erledigen von Angelegenheiten“, ältere Herren vor der Dorfkirche, eine Ape knatterte vor dem Schaf-Panda durch den Ort, und der umherstreifende Gast wurde beäugt und bekam zwei Zitronen geschenkt. Alles sehr entspannt und der Tag ist einfach Tag.
Ein unheimlich hübsches Dorf. Also, sehr hübsch. Geradezu liebevoll gepflegt. Ein kleines Träumchen. Das historische Zentrum von Collinas hat ganz viel Charme und den Namen wirklich verdient, denn die alten Häuser erzählen die Geschichte. Collinas lässt sich am besten zu Fuß erkunden. Dich an einem sonnigen Tag der immensen Ruhe des Dorfes hinzugeben, gehört zu den besten Dingen, die du machen kannst, um die sardische Mentalität kennenzulernen. (Nicht nur) im Casa dell’Ospite / Haus des Gastes bist du Willkommen und man erklärt dir alles, was du gern wissen möchtest. Die Bewohner sind elegant (die „einfacheren“ Leute aus den Orten drumherum würden sagen, versnobt). Das schwarze Schaf hat sie als zurückhaltend freundlich erlebt. Wie auch immer, Collinas hat eine wahnsinnig schöne Atmosphäre. Mehr Infos gibt es in diesem Schaf-Artikel über die Dörfer des Medio Campidano und auf www.collinascomunitaospitale.it. Eine schöne Unterkunft findest du im B&B Sa Dom’e Forru oder etwas alternativer in der Villa Serena.
Der Ort hat es dem schwarzen Schaf wirklich angetan. Eigentlich, weil er so herrlich unspektakulär ist. Sein Vorteil: Er liegt küstennah, ca. 15 km bis Santa Caterina Pittinurri und die Strände der Sinis-Halbinsel sind auch quasi um die Ecke. In Santa Caterina wiederum gibt es den berühmten S’Archittu – einen Felsbogen aus Kalkstein, von dem der (ab und zu auch die) Halbstarke an sich gern ins Meer springt. Hat man von dem Trubel am Meer genug, zieht man sich in das Dorf, das sich an den Berg Montiferru und rund um ein sehr sehenswertes Kapuzinerkloster schmiegt, zurück. Archäologiefreunde finden in der punischen Siedlung Cornus eine ideale Beschäftigung. Und in Cuglieri gibt es sogar Unterkünfte mit Meerblick, zum Beispiel hier. Cuglieri ist übrigens berühmt für seine Panadas, in einigen Varianten gefüllte Teigtaschen, die bekommst du zum Beispiel im Agriturismo S’Ispiga etwas außerhalb.
Das Schaf gibt’s zu. Flussio kennt es nur als Nachbardorf der beiden genialen Orte Tinnura (mit vielen wunderbaren Murales und der noch wunderbareren Weinbar A Casa Mia) und Magomadas (einem Ort in einem Tal, das sich ganz dem Anbau des Malvasia widmet). Aber tatsächlich ist auch Flussio wie ein kleines Freilichtmuseum, und eine Reise und einen Stopp wert. Die Dörfer liegen unspektakulär kurz hinter Bosa. Man ist geneigt, an all diesen Orten vorbei zu fahren, weil man ja nach Bosa will. Neee, bieg ab, halt an und verpasse dir noch eine Extraportion schönes Sardinien – Flussio, Tinnura und Co. können den Urlaub durchaus bereichern. Seine Unterkunft hatte das schwarze Schaf allerdings tatsächlich außerhalb, einmal in Bosa, in den Giardini Malaspina und ein anderes mal in Tresnuraghes, in der Villa Asfodeli, beides ganz wunderbar.
Sehr hübsch am Fuß des Berges Monte Tuttavista gelegen – von dem hast du einen tollen Blick überall hin, wie der Name sagt. Kletterer finden hier einfache Routen im Berg. Sehenswert und über einen leichten Trek erreichbar ist das riesige »Fenster im Fels«, genannt Sa Pedra Istampada. Galtelli selbst besticht durch gut gepflegte und viele alte, aus Lehm gebaute Häuser, enge Gassen und verstreute Kunst und Kultur. Es ist einer der Orte im Nuorese, in denen die Romane der sardischen (und einzigen italienischen) Literaturnobelpreisträgerin Grazia Deledda spielen. Ein kleiner Abstecher lohnt sich auch nach Loculi, Irgoli und Onifai (siehe unten, Unione Comuni Valle del Cedrino).
An der Landstraße SS 129 Trasversale Sarda zwischen Macomer und Nuoro sind einige kleine Orte aufgereiht, die kein Mensch besucht. Macht aber nichts, denn sie sind sich selbst genug. Lei ist so ein Ort (außerdem in dieser Liste die Nachbarorte Silanus und Bolotana). Man braucht gar keine Touristen. An den Feenhäusern / domus de janas, von denen es auf der ein oder anderen privaten Kuhwiese so einige gibt, erfreut man sich selbst, abends mit ein paar Freunden oder Arbeitskollegen, mit denen man eben noch die Tiere versorgt hat. Viel braucht man hier nicht zum Glücklichsein. Hier ist so wenig wirklich wichtig. Schlicht zufrieden halten sie dem rastlosen Karrieremenschen den Spiegel vor. Vielen Dank dafür.
Das Schaf kramt in seiner Erinnerung … sehr lang her ist der Besuch in Lodè … Es war zuvor in Lula und gondelte von dort aus hinter dem Montalbo eine wunderschöne Landstraße mit traumhaften Ausblicken entlang. Die Menschen hier leben seit Jahrhunderten im Schutz des Berges. Lodè ist unaufgeregt, mit schönen Steinhäusern, einige davon mit hübschen Holzbalkonen und dir begegnen stille Menschen, die mit den Ferienorten an der Küste wenig am Hut haben. Sie mögen die weite Landschaft aus Tälern, Flüssen, Hügeln und Bergen. Der Montalbo ist ein super Trekking-Nahziel für alle, die im Nordosten Sardiniens urlauben) und mit dem Parco Regionale Naturale Tepilora wurde hier ein weiträumiger Naturpark erschlossen, in dem du auf langen Wanderungen oder Mountainbiketouren quasi allem begegnen kannst, was die sardische Fauna so hergibt – von Wildschwein bis Adler, von Schildkröte bis Hase.
Eine herrliche Überraschung ist dieser winzige Ort im Medio Campidano, am Monte Arci gelegen, eine Region vulkanischen Ursprungs, erd- und inselgeschichtlich sehr interessant. Ein Geologe, mit dem wir schon im Voragine di Tiscali waren, empfahl dem schwarzen Schaf, sich das Lavakissen anzuschauen. Das hat es gemacht (mehr zum »mega pillow« in diesem Artikel) – und sich dabei auch noch ein bisschen in Masullas verliebt. Der Ort empfängt dich schon am Eingang mit einem tollen Murales an einer Hauswand, einem farbenfrohen Hahn und er hat ein niedliches historisches Zentrum, das sich prima zu Fuß erkunden lässt. Die Menschen sind aufgeschlossen und neugierig, hier hocken die älteren Herren nicht vor der Kirche, sondern sind unterwegs. In der Dorfbar, in der das Schaf nach dem Weg zum Lavakissen fragte, gab es den üblichen „Huch-ein-Fremder“-Moment, aber nach zwei Sätzen plus Lächeln war alles gut.
Doch, das Schaf war schonmal in Modolo, aber es hat so eine halbe Erinnerungslücke, denn es hat hier viel zu viel Wein getrunken. Denn die Planargia (die antike Region rund um Bosa) ist reich an Weinhängen, aber auch an Oliven- und Kirschbäumen (das hat landschaftlich durchaus seinen Reiz). Und so stolperte es mal in eine Olivenernte hinein, bei der gefühlt mehr getrunken als gearbeitet wurde. Wein und Oliven sind aber eine wahnsinnig gute Kombination und die Produzenten hier sind quasi alle privat und nicht-kommerziell, so dass du dir sicher sein kannst, ganz reines Olivenöl zu bekommen. Allerdings musst du Zeit und Muße mitbringen und erstmal das Herz der Leute gewinnen. Das ist nicht schwer, wie alle Sarden sind auch die Leute in und um Modolo gastfreundlich. Also, frag ruhig. Und wenn man dich mag, kann sein, dass man dir die Flasche schenkt. Verlange nicht nach mehr (doch doch, gibt so Leute) …
Irgendwo im Hinterland von Bosa in Richtung Alghero liegt Montresta. Der Ort selbst ist reichlich unspektakulär, aber vielleicht zählt er gerade deswegen als authentisch. Jedenfalls ist das Beste die Natur drumherum: optimales Weideland für Schafe und zerklüftete Felslandschaften als Refugium der Gänsegeier, die hier heimisch sind. Wer die pure Natur mag und gar nicht darauf angewiesen ist, dass da viele Sehenswürdigkeiten sind, der wird hier sehr glücklich. Nördlich von Montresta (nach ein paar Kilometern Fahrt) gelangst du zum Monte Minerva (dort auch ein sehr empfehlenswertes Hotel mit gleichem Namen), und dem Stausee Lago del Temo mit dem pittoresk darüber liegenden Ort Monteleone Roccadoria. Auch einige Feenhäuser wirst du hier finden.
Die Korkeichen wachsen wie verrückt rund um Neoneli. Kein Wunder, dass sich hier eine dazu passende Industrie angesiedelt hat. Kork in allen Farben und Formen. Auch die Maske des traditionellen Karnevals ist aus Kork. Also, soll so sein. Sieht man bloß nicht. Vermutlich ist irgendeine Konstruktion irgendwo versteckt unter Geweih und Fell, Knochen und Schädel – die auch definitiv die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Sos Corriolos heißen die irren Figuren, die jedes Jahr im Februar oder März durch die Straßen ziehen. Die „Übersetzung“ der Masken: In der Gegend sind (bzw. waren) Hirsche heimisch, das weiße Schaffell ist Symbol des Landlebens, die Schädel sind im weitesten Sinne Glücksbringer und Symbol für die Vergänglichkeit des Lebens.
»Norghiddo« heißt Norbello bei den Dorfbewohnern. Man fährt unauffällig durch den größeren Nachbarort Abbasanta (Restaurant-Tipp dort: Su Carduleu, ganz exquisit!), findet ein paar Sehenswürdigkeiten (erstaunlich das MIDI – Museo dell’Immagine e del Design Interattivo, das leider geschlossen war, als das schwarze Schaf vor der Tür stand) … und dann ist da plötzlich Adriano. Jeden Mittwoch ist der Fischer aus Cabras in einer Seitenstraße in Norbello und verkauft dort gegrillte Muggine / Meeräsche und heute auch Aal. Eine nette Überraschung, denn immerhin ist der Ort mitten im Land und weit weg vom Meer. Und auch wenn wir um 10 Uhr morgens beim besten Willen noch keinen Grillfisch essen können – er ist bestimmt supergut! Also, wer Mittwochs zur Mittagszeit in Norbello ist, findet hier fangfrischen Fisch. Auch das ist das authentische Sardinien.
Die Murales, die du an vielen Hauswänden in Onanì siehst, stammen vom sardischen Künstler Diego Asproni (aus dem Nachbardorf Bitti, siehe oben) und von einer Gruppe Studenten der italienischen Kunstakademie Accademia di Brera. Die Bilder handeln vom Landleben, Traditionen und zeigen das Dorfleben. Schnell wird klar: Hier widmet man sich den essenziellen Dingen im Leben. Der Pecorino ist in Onani irgendwie besonders gut, die lokalen Schäfer wissen, wie man ihn macht. Man spürt die Jahrhunderte mit jedem Bissen. Gleiches gilt für das typisch sardische Brot, das hauchdünne knusprige “pane carasau” – hier wird es noch in Handarbeit vor dem Ofen sitzend hergestellt. Vorführungen dieser alten Künste gibt es zum Herbstfest “Autunno in Barbagia“.
Die perfekte Lage zwischen Meer und Berg, im Sommer eine angenehme leichte Atmosphäre, im Winter heimelig und Kaminduft wabert durch die Straßen. In den engen Gassen des historischen Zentrums / centro storico scheint die Zeit fast ein wenig stehen geblieben. So kommt es dem schwarzen Schaf vor, als es vor dem winzigen geduckten Kirchlein steht, das vermutlich schon so einiges in seinem Dasein gesehen hat. In Orosei ist Leben. Im ganzen Jahr, nicht nur dann, wenn Touristen vorbeischneien. Orosei hat auch irgendwie geschafft, den Sommertourismus zuzulassen, ohne dabei sich selbst und seine Seele zu verraten. Es ist darum zu recht in dieser Liste der authentischen Dörfer. Das schwarze Schaf hält gern hier auf, es gehört zu seinen Wollfühlorten – lies unsere schwarzschafige Liebeserklärung an Orosei. Unterkunftsempfehlung hat das Schaf für Orosei auch: Albergo Diffuso Mannois.
Orotelli hat sich ein paar Dinge von gestern bis heute bewahrt. Da reitet der Herr nämlich zum Zigarettenholen. Und kehrt danach auch wieder nach Hause zurück, weil nämlich eine Sache hier ganz wichtig ist: Treue und das Festhalten an Liebgewonnenem. Und sei es nur ein Haus und ein Pferd und das ganz normale Leben. Die beiden Männer vor dem Tabacchi-Laden unterhalten sich lang, man hat ja Zeit. Stimmt, da macht Orotelli kaum einen Unterschied zum übrigen Sardinien. Eine Ausnahme ist Orotelli aber insofern, als dass hier ausgerechnet die junge Generation eine wichtige, aktive Rolle im Bewahren der alten Kultur des Ortes spielt: Der traditionelle Karneval mit den Figuren Sos Thurpos e S’Eritaju wird hauptsächlich von Kindern und Jugendlichen gestaltet. Es ist ihre Aufgabe, die alten Bräuche am Leben zu erhalten und sie machen das mit einer erstaunlichen Ernsthaftigkeit und Hingabe.
Wenn du auf Sardinien mit Land, Leuten und Kultur in ernsthaften Kontakt treten möchtest, dann geht das in manchen Orten aus irgendeinem Grund besser als in anderen. Orroli und sein Nachbar, Nurri, sind solche Orte. Beide im Sarcidano, im Südosten Sardiniens, einer Region ohne Strände und Meerblick. Mancher fragt sich, was man da dann so macht, mitten im Land. Und Orroli hat erstaunlich viele Antworten darauf, schon im Ort selbst. Dazu die spektakuläre Umgebung: Gelegen auf einer Hochebene vulkanischen Ursprungs und zwischen zwei idyllischen Stauseen, lädt Orroli dich ein, dich zu entspannen und/oder aktiv zu sein – ob per Trekking oder mit dem Fahrrad. Die Landschaft ist unheimlich vielseitig. Der nahe gelegene Nuraghe Arrubiu gehört zu den größten der Insel und im Parco Su Motti findest du ein paar schöne domus de janas und eine Art botanischen Garten.. Und wenn dir das Wasser doch mal fehlt: Ab Nurri kannst du auf dem Lago del Medio Flumendosa auch Bootstouren machen oder dir ein Kanu leihen. Landestypisch umsorgt wurde das Schaf im Albergo diffuso Omuaxiu (hier gehts zur Homestory). Auf andere Weise authentisch wohnst und isst du im Villaggio Antichi Ovili in sardischen Hirtenhütten.
Im Hinterland zwischen Castelsardo, Sassari und Tempio gelegen, hat Perfugas das Pech, dass niemand auf die Idee kommt, hier anzuhalten. Auch das schwarze Schaf wurde zuerst nur an einem Winterabend vom Hunger hierher getrieben. Während es darauf wartete, dass die Pizzeria öffnete (ja, auch im Winter beginnt man das Abendessen frühestens um 20 Uhr), stellte sich beim Streifzug durch das Zentrum heraus, dass sich hier mitten im Ort ein Brunnenheiligtum / pozzo sacro befindet – üblicherweise finden sich die eher in ländlicher Gegend. Dieser hier ist auch noch aus weißem Stein, der wie Marmor im Licht der Straßenlaternen glänzt. Gleich daneben eine hübsche alte Kirche und ein großer Platz. In der Dorfbar will das Schaf mit einem Ichnusa als Aperitivo die letzten Minuten überbrücken – und stellt fest, dass die Perfugesen äußerst gesprächig sind. So mussten Hunger und Pizza noch eine Stunde länger warten.
Traditionelle Muster in zeitloser Eleganz: Wenn du sardische Teppiche / tappeti sardi schön findest, ist Samugheo genau die richtige Adresse für dich. Kunstvoll knüpfen, das können sie hier nämlich, und dabei ist selbstverständlich, dass von Hand gearbeitet wird. Das kostet natürlich den ein oder anderen Euro mehr, aber hat auch mehr Wert. Die Qualität der Handarbeit ist in der Schönheit sichtbar und anders als etwas, das dir auf irgendeinem abendlichen „mercatino“ im Touristenort als sardisch verkauft wird. Samugheo ist aber auch ein echter Geheimtipp unter Kletterfans – einige tolle Felswände in traumhafter, unberührter Landschaft sind in den letzten Jahren erschlossen worden. Infos und Unterkunft am Rifugio Castello di Medusa (zur facebook-Seite).
Wenn du irgendwo in Santu Lussurgiu ein Wiehern hörst, dann gehört das so. Hier wohnt tatsächlich noch so manches Pferd in der Stadt. Die Lussurgesen sind Reiter, schon immer gewesen. Das Ortsbild scheint ebenfalls von anno dazumal, so als hätte sich hier wenig verändert. Ohne den Vierbeiner und Hufgeklapper ist das Leben in Santu Lussurgiu auch irgendwie nicht vollständig. Das spiegelt sich im wichtigsten Fest des Jahres: Sa Carrela ‚e Nanti, bei dem Reiterpaare in rasantem Galopp die Hauptstraße des historischen Zentrums hinunterjagen. Top schwarzschafige Unterkunfts- und Restaurant-Empfehlung in Santu Lussurgiu: Antica Dimora del Gruccione.
Nein, eine der besten Adressen für Wellness ist nicht an der Costa Smeralda oder sonst einem Luxusort, sondern mitten in Sardinien. Die antiken Thermen in Sardara sehen von außen zwar zunächst unspektakulär aus, aber hier ist eine der ältesten und immer noch aktiven Thermalquellen der Insel. Santa Maria Acquas nennt sich der Ort etwas außerhalb des historischen Zentrums und bereits das nuraghische Volk soll im Brunnenheiligtum funtana de is dolus das Thermalwasser für rituelle Zwecke genutzt haben. Heute finden sich Wellness-Hotels in Sardara und das Wasser wird als besonders lebendig beschrieben. Temperaturbedingt sind Thermen na klar eher nicht für Sommerurlauber geeignet. Aber wer in der Nebensaison mal eine Runde Wärme und Verwöhnprogramm braucht, sollte unbedingt herkommen, z. B. im Hotel Antiche Terme di Sardara oder das Sardegna Termale Hotel e Spa (auch als Tagesgast). Auch als Spaziergänger könnten dir der Park rund um die Thermen und Sardara selbst gefallen.
Montiferro bedeutet etwa Eisenberg und bezeichnet eine Gebirgskette nahe Cuglieri (siehe oben). Hier entspringt eine der gröten und aktivsten Quellen Sardiniens. Im Parco di Sant’Antioco quillt es besonders nach intensiven Regenfällen im Frühling im Übermaß aus dem Monte Ferro und formt über hübsch angelegte Terrassen einen Bach, der die umliegenden Dörfer und Ländereien versorgt. Die Quelle nährt den Rio Mannu, der nach etwa 15 Kilometern bei Punta Foghe südlich von Tresnuraghes ins Meer fließt. Früher hatten Quelle und Wasser religiöse Bedeutung, und auch heute findet man in und um Scano di Montiferro einige Kirchen, man feiert auffällig viele kirchliche Feste, speziell wärend der Osterwoche soll Scano für gläubige Katholiken eine Art Mekka sein. Das schwarze Schaf fuhr lieber durch die umliegende Natur spazieren, der namensgebende Monte Ferru ist nämlich ein sehr feiner Platz zum Mountainbiken. Oder aber auch für Ausritte – so organisiert der Hof Country Hotel Mandra Edera bei Abbasanta Reiterferien und Mehrtagesritte bis zum Meer (Infos auf sardinienhorse.de).
Wissenslücke, die nächste … Besuch und Beschreibung folgt.
Serri liegt zwischen den historischen Regionen Trexenta und Marmilla auf einer kleinen Hochebene, der Giara di Serri, oberhalb der weiten, flachen Landschaft des Campidano. Vom Durchgangsverkehr verschont, haftet Serri der Eindruck von annodazumal an. Alte Häuser mit großen Innenhöfen, in denen Mensch und Tier gemeinsam lebten. Hier gehen Schafe auch noch völlig selbstständig zur Weide und abends zum Melken, weil sie den Weg und den Ablauf kennen und weil ihnen kaum etwas begegnen könnte, das gefährlich wird. Das Highlight fand das schwarze Schaf das Santuario Nuragico di Santa Vittoria, ein großes Gelände mit uralten Resten von Nuraghen, Tempeln und einem Platz wie aus Asterix und Obelix. Von dem Rand des Geländes und damit der Hochebene hast du Richtung Westen freie Sicht – bei gutem Wetter auf einen der traumhaftesten Sonnenuntergänge der Insel. Wunderschön und landestypisch wohnen kannst du zwei Dörfer weiter in Gergei, im liebevoll geführten Domu Antiga.
Und noch ne Lücke … naja, so halb. Denn da war das Schaf schon, bei all den Dörfern unterhalb der Bergkette des Goceano … zum Beispiel im Nachbarort Lei (siehe oben). Bei Silanus hat es eine ganz wundervolle Siesta in der Stille der Landschaft verbracht, zwischen Schafen auf einer Wiese sitzend, mit dem Rücken an eine kleine Mauer gelehnt, an einem Grashalm knabbernd. Ist dann einfach eine dieser kleinen Teerstraßen entlang gelaufen, links und rechts davon das pure Idyll. An Santa Sabina, einem gut erhaltenen Nuraghen, der zu Silanus gehört, ist es hingegegen vorbei gefahren. Eine Freundin berichtete, dass es kein Zufall ist, dass neben dem Nuraghen eine Kirche erbaut wurde. Diese Plätze verbinden quasi die Religionen, weil sie allen gleichermaßen heilig sind. Nun. Vielleicht muss das Schaf doch irgendwann mal zurückkehren und sich das und den dazu gehörigen Ort nochmal genauer ansehen.
Auch Sorradile liegt am riesigen Stausee Lago Omodeo und ist besonders aus archäologischer Sicht interessant. Zwischen zwei Flüssen gelegen, war der Ort schon in prähistorischer Zeit besiedelt. Hier wurde man gern sesshaft, denn das Land war fruchtbar und ideal für die Haltung von Schafen. Diverse archäologische Stätten finden sich rund um Sorradile. Die meisten davon aus rotem Trachyt, dem für die Region typischen, vulkanischen Gestein. Auch die alten Häuser des historischen Zentrums sind daraus gebaut. Der Stausee hingegen war für Sorradile keine gute Sache. Das Wasser der Flüsse nährte nun nicht mehr das Land, sondern wurde für den wachsenden Energiehunger der Insel festgehalten und so trockneten die Weiden an den Flussläufen aus. Sie müssten jetzt künstlich bewässert werden – was mit Kosten verbunden ist. Die Folge war und ist eine Verarmung der von der Landwirtschaft lebenden Bevölkerung.
Nie wieder wird das Schaf anderen Torrone essen als den direkt handgemachten aus Tonnara. Ewig weit ist der Qualitätsunterschied zum abgepackten Zeug aus dem Supermarkt. Guter Torrone ist nämlich zum Beispiel gar nicht zuckersüß und ewig klebrig an den Zähnen, sondern ein angenehm zu essendes Konfekt aus Honig und Nüssen, manchmal mit Mirto, manchmal mit Zitrone … die Frauen aus Tonnara überbieten sich mit antiken Rezepten der Nonna, eines besser als das andere. Der beste Zeitpunkt, um Tonara zu besuchen ist der Ostermontag – dann feiert der Ort nämlich seine Sagra del Torrone (einen Eindruck vermittelt dieses Video) und du hast bei dem Dorffest einen ganzen Tag lang Gelegenheit, dich in dem hübschen Dorf selbst von der Qualität zu überzeugen.
Unione Comuni Valle del Cedrino ist ein Zusammenschluss der im Tal des Flusses Cedrino liegenden Orte Orosei (siehe oben), Galtellì (siehe noch weiter oben), Irgoli, Loculi und Onifai. Letztere drei sind sehr klein, aber jeder Ort ist für sich etwas Besonderes. Speziell Onifai hat was Zauberhaftes, allein die kleine geduckte Kirche im Zentrum, im Hintergrund die Berge, die das Tal umgeben ist einen Abstecher wert. Oberhalb von Onifai düste das schwarze Schaf dann ewig lang auf einer Hochebene herum, auf der Suche nach einer Landkirche aus schwarzem Vulkanstein. Die hat es bis heute nicht gefunden, aber dafür die endlosen Weiden, durchzogen von den kleinen Steinmäuerchen / tancas. Die sind ebenfalls ein schönes Beispiel für das authentische Sardinien (in diesem Artikel gibt es unter anderem die Hintergründe dazu, warum es diese Mauern überall auf der Insel gibt).
Hierzu gehören die Orte Gonnostramatza, Masullas (siehe oben), Mogoro, Pompu und Siris. Der lustige Name Gonnostramatza ommt von „Gonnos“, was einfach Dorf heißt, und „tamarice“, einem Strauch der rund um das Dorf üppig wächst (und außer in Südeuropa noch in Indien und China vorkommt). Mogoro ist dem Schaf vor allem von seinem Weingut, der Cantina di Mogoro bekannt. Idyllische Weinhänge, an denen vor allem der antike Bovale und der traditionelle Cannonau angebaut werden. Kräftig und gefällig. Die Enoteca ist ganzjährig geöffnet und es lassen sich nach Voranmeldung und für Gruppen herrliche Degustationen organisieren. Von Pompu und Siris hat das Schaf tatsächlich noch nie was gehört, es ist unfassbar! Also hat es jetzt noch zwei Orte mehr auf seiner Liste, die es abzuklappern gilt!
So. Das war es erstmal!
Viel Spaß beim Besuch dieser kleinen, authentischen Dörfer auf Sardinien!
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Jörg
15. Mai 2018 at 14:53Wenn du Siris besuchst schau unbeding zur Nuraghe Inus rauf, also fahr sie dir anschauen und Hughing nicht vergessen. Gruß aus Collinas