100 Kilometer Weitsicht. Es ist wirklich wahr: An klaren Tagen siehst du vom Monte Limbara Korsika und die Isola Asinara. Die ruppigen und wilden Granitfelsen der Gallura sehen von hier oben aus wie sanfte Hügel.

Bizarre Felsen und die Hügel der Gallura

Bizarre Felsen und die Hügel der Gallura

Das schwarze Schaf steht auf dem höchsten Gipfel der Gallura, dem Monte Limbara, am Nordwesthang und blickt umher.

Zunächst stellt es fest: DEN Monte Limbara gibt es gar nicht. Zumindest nicht als Gipfel.

Die offizielle Bezeichnung ist „I Monti del Limbara“, also Mehrzahl: die Berge des Limbara. „Limbara“ stammt wahrscheinlich von „Limen Balares“ aus der Römerzeit und markiert die Grenze zwischen zwei Bevölkerungsgruppen, den „Balari“ zwischen Monteacuto und Logudoro und den eingewanderten Korsen im Norden.

Zu dem höchsten Gipfel, der „Punta Balistreri“ (1.362 m) gibt es auch eine Geschichte: Er ist benannt nach einem Korsen mit Namen, na, Balistreri, der hier im 17. Jahrhundert Zuflucht für seine Familie suchte, nachdem ein Sarde versucht hatte, die Tochter des Korsen zur Heirat zu zwingen. Erst als Balistreti diesen in einer Kirche nahe Nuchis umgebracht hatte (Korsen sind da scheinbar recht pragmatisch), konnte er hinunter vom Berg und lebte fortan mit seiner Familie in Tempio Pausania.

Und noch was fällt auf: An den Hängen des Limbara-Massivs fehlen die für die Gallura typischen Korkeichen. Ein großes Feuer soll im Jahr 1936 die alten Wälder von Kork-und Steineichen zerstört haben. Zur Wiederaufforstung pflanzte man Pinien und Kiefern, da diese schneller wuchsen.

Weitsicht über Capo Testa bis nach Korsika

Weitsicht über Capo Testa bis nach Korsika

Einen massiven Schönheitsfehler hat das Bergmassiv allerdings: Aus vielen Blickwinkeln stechen die Telekommunikationsmasten der RAI und die seit gut 20 Jahren verlassene Funkstation der United Air Force ins Auge (Bilder und Informationen dazu auf: www.sardegnaabbandonata.it/base-usaf-del-monte-limbara/ in ital. Sprache).

Sie sind auf jeden Fall eine gute Orientierungshilfe für alle, die sich auf den Trekkingpfaden zwischen den Gipfeln bewegen. Wer sich z. B. den einzelnen Mast auf dem Gipfel „Sa Berritta“ als Wegmarke nimmt, weiß meistens, wo sein Ziel ist.

Telekommunikationsmasten als Wegmarken

Telekommunikationsmasten als Wegmarken

Und je weiter man in die Wälder und Felslandschaften vordringt, desto mehr Möglichkeiten gibt es, den Limbara in seiner ganzen Natürlichkeit zu entdecken. Ist man erst einmal oben, überblickt man in vollkommener Ruhe die sanfte Schönheit Nordsardiniens.

Sechs gut markierte Trekkingpfade (gekennzeichnet von A – F, teils gemütlich, teils anstrengend) versprechen tolle Stunden auf den Hängen des Massivs.

Das schwarze Schaf hat einen ganzen Tag zwischen Wald und Fels verbracht und einen der Wege ausprobiert:

B – Valliciola – Madonna della Neve – Punta Sa Berritta – Sa Bandiera 

Länge: ca. 5 km – Dauer: ca. 2 Stunden (eine Richtung) – Schwierigkeit: normal, mit einigen Kletterabschnitten durch Granitfelsen

Den Weg kann man in zwei Richtungen gehen: Entweder erst ganz nach oben fahren, und bei Sa Bandiera beginnen. Oder man beginnt in Valliciola und endet oben.

Madonna della Neve

Madonna della Neve

Wir finden bergauf irgendwie schöner. Außerdem ist es zeitlich so eingerichtet, dass wir zum Sonnenuntergang oben auf dem Gipfel sind – und freuen uns jetzt schon auf den Ausblick.

Bis zum ersten Zwischenziel, dem Gipfel „Giogantinu“, sind ca. 250 Höhenmeter und gut zwei Kilometer Strecke zu überwinden. Zunächst breit und einfach, biegt der Pfad später in den Wald ab und wird schmaler. Er ist teilweise schattig, also auch im Sommer zu machen. Auf dem Giogantinu führen Wegmarken durch die tollen Felslandschaften.

Felslandschaft

Felslandschaft

Hinab geht es zur kleinen Kirche „Madonna della Neve“, gebaut aus Granitfelsen in einem Waldstück auf 1.250 Metern und gut für eine kleine Pause. Ein kleines Picknick aus Wasser, Pane Carasau und einer Tüte Goldbären. Gut gestärkt gehen wir weiter.

Anschließend führt der Weg durch ein Bäume-Felsen-Mix und wieder ein kleines Kletterstück. Hier hilft manchmal tatsächlich der Sendemast auf der Punta Sa Berritta, denn an ein, zwei entscheidenden Stellen fehlen Wegmarken oder sie sind schwer zu erkennen. Aber: einfach aufwärts, das wird schon passen.

Oben auf der Punta Sa Berritta angekommen, halten wir uns etwas länger als nötig auf, denn das Abendlicht ist einfach zauberhaft.

Wir gehen noch ein kleines Stück weiter, zur anderen des Gipfels und sehen auf das im Süden liegende weite Tal mit Berchidda und Oschiri. Noch ein wenig weiter, und wir sehen Olbia im Osten.

Punta Sa Berritta

Punta Sa Berritta

Und dann stellt das Schaf fest, dass es wieder mal viel zu viel rum geguckt und getrödelt hat. Eine gute Stunde länger als auf der Beschreibung angegeben … Und jetzt wird es schnell dunkel und die Wildschweine werden wach. Keine gute Idee, den Pfad zurückzugehen.

Wir entdecken aber schnell den Vorteil, wenn man den Pfad von unten hinauf geht: Wir können von der Punta Sa Berritta einfach die Provinzstraße bergab gehen – der einfachste und sicherste Weg zurück zum Ausgangspunkt. In etwa einer halben Stunde sind wir wieder unten.

Übersicht der Pfade auf den Monti del Limbara: 

Trekkingpfade Limbara (Klick für größere Ansicht)

Trekkingpfade Limbara (Klick für größere Ansicht)

Noch mehr Bilder von diesem schönen Januartag auf dem Monte Limbara findet Ihr in unserem öffentlichen Fotoalbum auf facebook.

 

2 Comments

  1. Susanne Beck

    6. Mai 2018 at 22:07

    Danke für viele gute Tipps, Dein Buch und Dein Blog sind echte highlights! Bin momentan wieder auf Sardinien, Buch habe ich dabei und soeben habe ich im Netz nach Wandertips am Monte Limbara gesucht und Pecora nera ist mir über den Weg gelaufen… das werde ich morgen ausprobieren!

    Reply
  2. pecora nera

    7. Mai 2018 at 09:31

    Viel Spaß dabei 🙂

    Reply

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