Du willst eine Sardinien-Rundreise auf eigene Faust machen? Gute Idee! Das schwarze Schaf hat hier eine Reiseroute entworfen, mit der Du viel von der Insel siehst, und die Oberfläche aus Sonne, Strand und Sommer mächtig ankratzt.
Sardinien ist mega groß und vielfältig und Du brauchst Zeit und Muße, um die Insel zu erfassen. Das macht jede Rundreise relativ anspruchsvoll, wenn die Übung nicht in Stress ausarten soll.
Die Tricks dieser Route sind:
Berg und Meer: Traumhafte Landschaft bei Talana
Du kannst nicht alles sehen, also versuch es gar nicht erst. Trotzdem wirst du auch mit dieser Rundreise einige Kilometer fressen. Zu empfehlen sind daher auf jeden Fall Kurvenfestigkeit und unlimitierte Kilometer im Mietwagenvertrag.
Diese Sardinien-Rundreise dauert zwei Wochen. Mindestens. Mit drei Wochen wird das Ganze entspannter und du hast mehr Luft für spontane Ortswechsel.
Abseits der Hotspots musst Du nichts im voraus buchen (kannst es natürlich, wenn dir das lieber ist) und kannst trotzdem entspannt bleiben:
Sardinien funktioniert gerade in der Nebensaison prächtig planlos. Bring einfach etwas Geduld mit, speziell wenn mal was nicht klappt, kommt man mit Ruhe und Gelassenheit auf Sardinien sehr viel weiter. Auch, wenn dich mal eine Schafherde ausbremst.
Sardinien-Rundreise: rechne immer mit Schafen und anderen Tieren auf der Strasse
Diese Reiseroute ist voll gepackt mit Infos mit Tipps für Aperitivo, Abendessen und Unterkünfte. Du könntest problemlos auch zwei oder drei Tage oder noch länger irgendwo bleiben. Schau Du einfach, wie der Zeitplan für dich passt, was dich interessiert oder inspiriert und wo du dich in welcher Stimmung gerade befindest.
Alternative für Einsteiger: Eine leichte und kürzere Route haben wir bei unseren Blogger-Kollegen von Travelers Compass gefunden, die eine wirklich schöne Sardinien-Rundreise auf eigene Faust gemacht haben.
Noch eins: Die Land- und Provinzstraßen Sardiniens fressen Zeit. Entfernungen misst man hier darum auch eher in der Zeit, die man von A nach B braucht und nicht in Kilometern. Nimm’s als Geschenk: Du hast Zeit für dich selbst, deine Gedanken, zum Durchatmen, zum Alltag-Vergessen und Stressabbau.
Last but not least ist früh aufstehen noch eine gute Empfehlung, damit Du entspannt von A nach B kommst. Das kannst du ja mit einem Mittagsschläfchen irgendwo in der Sonne kompensieren – denn zwischen 13 und 16 Uhr ist quasi überall auf Sardinien tote Hose. Und bis zum Abendessen so rund ab 20 Uhr ist auch nochmal Zeit: Sardinien hat da sein eigenes Zeitgefüge.
Jetzt aber los … Auf geht’s!
Palmen und Palazzi: Cagliari verzaubert sofort
Alle Welt fliegt nach Olbia und bleibt im Nordosten kleben. Wie laaaaangweilig! Fliege du nach Cagliari!
In der Inselhauptstadt ist der Kulturschock nicht allzu groß, du kannst prächtig akklimatisieren, und dann los reisen.
Diese Richtungswahl sorgt auch dafür, dass du so vermeintliche Highlights wie die Costa Smeralda richtig „einsortieren“ kannst, weil sie zuletzt und vor allem: nach dem „echten“ Sardinien kommen.
Und wenn du doch in Olbia landest: Schnapp dir den Mietwagen und fahre in gemächlichem Tempo über die zentrale SS 131 einfach ans andere Ende der Insel. Auf dem Weg bekommst du schon einen Eindruck von Sardiniens Vielfalt und Lust auf määäähr.
Costa del Sud: Capo Malfatano bei Teulada
Zick nach links: von Cagliari geht es an die Costa del Sud. Der beste Abschnitt beginnt einige Kilometer hinter Chia (das selbst ein Touristenort, aber mit dem wunderschönem Strand Su Giudeu): hinter jeder Kurve neuer Zucker fürs Auge!
Die Strada Provinciale SP 71 ist die Cabriostrecke schlechthin. Das türkisfarbene Wasser und die bunten Hänge (vor allem im Frühling) sind der Oberhammer. Und dabei alles weitgehend unbebaut und naturbelassen (bis auf ein, zwei unrühmliche Ausnahmen).
Tatsächlich noch in Gebrauch: Fischerboot auf Sant’Antioco
Zack, rüber auf die Inseln vor der Insel. Die sind sich sehr unähnlich.
Entscheide du: Sant’Antioco ist über einen Isthmus mit dem Festland verbunden, schnell erreichbar; alles ist schlicht und entspannt. Sant’Antioco gilt als die älteste Stadt Italiens und hier hast du eine Echtheits-Garantie, kein Touristen-Nepp weit und breit. Sehenswert sind die Katakomben der Basilica in Sant’Antioco, die „weiße Hafenstadt“ Calasetta und das dortige ein Kunstmuseum (MACC, Öffnungszeiten unregelmässig),
Auf die Isola di San Pietro musst du die Fähre bemühen – das Ziel Carloforte aber ist italienische Lebensart und Dolce Vita pur. Gut gepflegt und mit Genueser Einflüssen das Stadtzentrum, die engen Gassen und der Arco di Via Solferino, die alte Stadtmauer. Die Salinen mit einer kleinen Flamingo-Kolonie sind fein für einen Spaziergang.
Spuren im Sand
Halber Schlenker nach Norden: Die Landstraße SS126 führt dich durch eine tolle Landschaft, von Carbonia (sehenswert: Miniera di Serbariu) bis Arbus und Guspini. Ein Umweg brächte dich nach Buggeru und Masua und an die Cala Domestica und in ein tolles Trekking- und Klettergebiet. Hier unsere Tipps für die Region im Südwesten.
Die Ziele auf dieser Route heißen Scivu oder Piscinas: Die Anfahrten ab der Landstraße sind nochmal lang, Du brauchst Zeit. In der Nebensaison können hier nach Regenfällen Erdrutsche und abgeschnittene Wege vorkommen.
Aber dich erwarten traumhafte, kilometerlange Strände mit weit hergereisten Wellen an der Westküste Sardiniens. Wohlfühlplätze, etwas für Leute, die Wind mögen und die pure Entspannung suchen. Ein Hauch von Wildwest weht.
Träumchen: Lago del Medio Flumendosa
Nun aber wirklich Zickzack. Es geht konsequent nach Osten. In anderthalb Stunden reiner Fahrtzeit wärest du in Orroli.
Doch auf dem Weg gibt es mega viele Ziele, die einen Stopp wert sind, Du kannst dich hier gut zwei Tage beschäftigen:
San Luri mit dem Castello Eleonora, der große Nuraghe Su Nuraxi und das Casa Zapata in Barumini, wer mit Kindern unterwegs ist mag vielleicht Sardegna in Miniatura bei Pauli Arbarei, wo die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Insel unter freiem Himmel zum Durchlaufen arrangiert sind. Tuili ist ein niedliches kleines Dorf, in Gesturi hat man Sinn für Kunst und oberhalb ist die Hochebene Giara di Gesturi mit den letzten Wildpferden Sardiniens. In Isili gibt es einen pittoresken See und eine Kletterwand, in Nurri lockt eine Fahrt im Dampfer auf dem dortigen Lago Flumendosa und in Orroli nicht nur der große Nuraghe Arrubiu.
Das Ziel heißt Arbatax, mit seinen berühmten roten Felsen
Dies ist die erste, wesentliche Lücke dieser Sardinien-Rundreise: Wir umfahren das Zeit fressende, zentrale Gebirge Sardiniens, den Gennargentu. Der ist definitiv eine eigene, mehrtägige Rundreise wert. Schon der Sardinien-Kartograph Alberto La Marmora startete von Aritzo aus seine Erkundungstouren in den Gennargentu … und Seui ist einer der spannendendsten Orte ganz Sardiniens. Aber wie gesagt: Auf dieser Route nicht. Die Devise heißt: ganz oder gar nicht.
Ein bisschen bergig ist es auf dem Weg nach Arbatax trotzdem. Du kommst durch Escalaplano, Perdasdefogu, Cardedu und wenn du magst, an einige wenig frequentierte Strände an der Ostküste. Tortoli bietet ein wenig Stadtflair, was nach den Tagen im Hinterland ganz gut tut.
In der Ogliastra beginnt eine der schönsten Küsten der Insel
Die Ogliastra ist eine Region, die auch für einen ganzen Sardinien-Urlaub gut ist. Zwei Tage sind schon zu wenig.
Baunei ist ein niedliches Bergdorf auf ca. 500 Metern mit Blick zum Meer – und das nördliche Ende der Ogliastra: Hier beginnt der Supramonte und mit der SS 125 eine weitere Lücke dieser Rundreise (dafür haben wir die „O-Wie-Schön-Route“ von Olbia gen Süden entlang der Ostküste entworfen, aber für die brauchst du ebenfalls Zeit).
Santa Maria Navarrese in der Ebene ist esn guter Ausgangspunkt für Exkursionen über das Meer zu den Buchten des Supramonte z. B. Cala Sisine, Cala Goloritze, Cala Mariolu und Grotta del Fico. Das solltest du dir nicht entgehen lassen – die Strände gehören zu den schönsten im ganzen Mittelmeer und für mich sind sie die schönsten Sardiniens!
Über den Landweg kommst du zu den Buchten ab der Hochebene Golgo hinter Baunei, über mehr oder weniger schwierige Trekkingpfade.
Falls du übrigens jetzt zur Halbzeit keine Lust mehr hast, zu fahren oder mit quengelnden Kindern reist oder aus anderen Gründen weniger rundreiselustig bist, dann suche dir zwischen Baunei und Cardedu eine schöne Unterkunft und bleibe einfach den Rest des Urlaubs hier. Das ist nicht verkehrt und dann ist halt der Rest der Sardinien-Rundreise die Lücke. Komm einfach nochmal wieder 😉
Murales in Orgosolo: künstlerische Gesellschaftskritik
Zickzack grob Richtung Westen. Von Lotzorai fahre hinauf nach Talana, hinter dem Dorf hast du einen der grandiosesten Ausblicke von etwa 700 Metern Höhe bis hinunter zum Meer. Danach fährst du durch weitgehend unberührtes Gebiet.
Die wichtigsten Stopps dieser Etappe in der Barbagia sind Orgosolo mit seiner Kunst an den Hauswänden, den Murales und das wahnsinnig gastfreundliche Mamoiada, das mit den Mamuthones und Issohadores eine der eindrücklichsten Karnevalstraditionen der Insel pflegt. Gavoi ist ein hübsches kleines Dorf mit Granithäusern. Oliena ist Wein- und Mandelanbaugebiet, in dem Ort spürst du Echtheit und Gelassenheit. Nuoro ist das Tor zur Barbagia und mit seinen Kunst- und Volkskundemuseen eine Reise wert.
Sonnenuntergang in Bosa, am Fluss Temo
Seitenwechsel! Diese Sardinien-Rundreise führt nach Bosa und Alghero, zwei der schönsten Städte Sardiniens. Die Lücke, die wir dabei lassen, betrifft das Oristanese von der Costa Verde bis zur Sinis-Halbinsel – auch hier lohnt es sich, ein paar Tage zu bleiben.
Die beiden Städte sind am besten zu Fuß zu erkunden, und beide mindestens einen Tag wert. In Bosa sind das Castello di Malaspina und die alten Gerbereien am Fluss interessant. Hinter dem Hafen erreichst du nach längerem Fußweg die Bucht „Cane Malu“, mit einem kleinen „Swimmingpool“ aus Meerwasser in den Felsen.
In Alghero ist ein Rundgang auf der alten Stadtmauer Pflicht. Und der Ausflug zur Grotta di Nettuno lohnt tatsächlich, auch wenn die Aktion je nach Reisezeit etwas touristisch wird – die Grotte ist eine der größten und schönsten der Insel und entsprechend gut besucht. Die Fahrt über das Meer aber ist der Hit. Du kannst auch zu Fuß hinunter: am Capo Caccia führen dich über 600 Stufen der Escala del Cabirol hinab – die du dann aber auch wieder hinauf musst.
Cala Andrea in der höchsten Schutzzone auf der Isola dell’Asinara
Der Insel Asinara ganz oben im Nordwesten ist unbedingt der Vorzug vor allen anderen Zielen in der Region zu geben. Ein Naturschutzgebiet und ein kleines Paradies, einer der schönsten Orte auf ganz Sardinien, erwartet dich.
Die allerschönste Zeit für Asinara ist April / Mai, wenn die Euforbia blüht ist die Insel bunt und leuchtend. Aber auch alle anderen Jahreszeiten sind hier großartig.
Traumhafte Trekkingpfade durch rigoros geschützte Natur (unbedingt die Schutzzonen respektieren!), ganz viele Esel, darunter auch einige weiße Tiere, ein Schildkröten-Krankenhaus, ein (mittlerweile stillgelegtes) Gefängnis für Schwerverbrecher und viel bewegte Geschichte. Tolle Touren gibt es mit Wild Asinara Park.
Du fährst mit einem Boot hinüber, entweder ab Stintino oder Porto Torres – oder gleich per Day Charter, wenn Du den Tag auf dem Meer verbringen möchtest – das schwarze Schaf empfiehlt eine Tour mit Asinara Sailing (sagt viele Grüße vom schwarzen Schaf an Giorgio).
Leuchtturm am Capo Testa
Die Nordküste erahnst Du, indem du die Küstenstraße bis Santa Teresa Gallura fährst. Hier und da ist ein Zwischenstopp drin, z. B. im hübschen Castelsardo.
Die innere Gallura lässt du dabei aber quasi komplett aus – eine eigentlich unverzeihliche Lücke in dieser Sardinien-Rundreise. Du kannst also auch statt der Küstenstraße durch das Hinterland via Sassari, Tempio, den Monte Limbara und Aggius fahren und dort eine schöne Zeit verbringen.
Das eigentliche Ziel ist das grandiose Capo Testa hinter Santa Teresa Gallura: bizzarre Felsformationen zum Spazierengehen oder freien Klettern, das Valle della Luna, in dem mal Hippies hausten und kleine Buchten ohne viele Menschen.
Die nächste wesentliche Lücke ist das Arcipelago di La Maddalena – wunderschön, und auch ein Tagesausflug lohnt sich. Aber auch das ist reisezeitabhängig, im Sommer sehr touristisch, voll und teuer. Du brauchst aber einen ganzen freien Tag, wenn nicht zwei oder drei. Komm doch einfach nochmal in der Nebensaison wieder.
Lasse in Olbia (hier unsere Tipps für die Stadt) diese Sardinien-Rundreise Revue passieren, verarbeite die vielen Eindrücke, bevor es nach Hause geht.
Costa Smeralda: schön und exklusiv. Das echte Sardinien geht aber auch ohne.
Soooo … ach ja … stimmt … die berühmte Costa Smeralda … muss man die nicht gesehen haben?
Wenn du so weit durch die Insel gefahren bist, wirst du feststellen, dass sie nicht mehr und nicht weniger als ein ganz normales Sightseeing-Ziel ist.
Das schwarze Schaf meint: die Strände im Golfo di Orosei sind noch traumhafter, die Gastfreundschaft in der Barbagia ist echter, Städte wie Bosa und Alghero sind schöner, die Küche ist in allen Regionen der Insel besser, Unterkunft und Essen tendenziell günstiger.
Aber mach ruhig einen Abstecher nach Porto Cervo, ist schon okay, das mal gesehen zu haben. Leben findest du dort allerdings nur im Sommer vor.
Überlege dir lieber, wann du wiederkommst, um all die anderen Lücken dieser Sardinien-Rundreise zu schließen 🙂
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