Die Insel Asinara gehört mit zu meinen liebsten Trekkingrevieren auf ganz Sardinien. Das liegt an ihrer wunderbaren Natur und abseits der Saison in der tiefen Ruhe, die sie schenkt. Aktivsein auf der Isola dell‘ Asinara steht mindestens alle zwei Jahre auf meiner »Bucket list«.

Vom Gefängnis zum Nationalpark ... ein gewaltiger Sprung
Vom Staatsgefängnis zum Nationalpark … ein gewaltiger Sprung

Außerdem ist sie, was ihre Wege betrifft, recht genügsam – vom Spaziergang über eine Fahrradtour bis zum ausdauernden Trek ist quasi überall alles möglich. Keine exorbitanten Schwierigkeiten, aber auch nie Langeweile und man darf sich durch aus anstrengen, aber nicht über alle Maßen.

Auf der Isola Asinara wird aufgepasst. Das war schon immer so. Erst wurden hier Kranke in Quarantäne gehalten, dann Schwerverbrecher bewacht und heute wird die Insel selbst, samt ihrer Flora und Fauna, wie der Augapfel gehütet.

Die Entwicklung vom Knast zum Nationalpark ist eine 180-Grad-Wendung, auch (und vor allem) in den Köpfen der Sarden.

Von Hundert auf Null heißt die Devise, daran soll sich auch jeder Inselgast halten. Das bedeutet, dass dein Besuch auf Asinara ein bisschen Vorbereitung erfordert.

Severino, der Chef-Esel der Insel gibt dir auf unserem Blog erstmal einen kleinen Überblick zu Asinara.

Nachfolgend bekommst du die wichtigsten Informationen zu deinem Aufenthalt in dem strengen Naturschutzgebiet.

Du brauchst vor allem eines:

Selbstverständlicher Respekt vor der Natur

Punta della Scomunica: Blick über die Isola Asinara
Punta della Scomunica: Blick über die Isola Asinara

Die Isola dell’Asinara ist in drei Zonen aufgeteilt, deren individuelle Regeln du respektieren solltest.

Denn Kontrollen gibt es regelmässig, auch in der Nebensaison, an Land und zu Wasser. Wenn du ein paar tausend Euro übrig hast oder ein Ignorant bist, setze dich darüber hinweg, wenn du meinst.

Die Natur respektieren sollen wir ja nicht nur, weil’s sonst teuer wird – die Zonen haben durchaus ihre Berechtigung und es tut gar nicht weh, sich daran zu halten.

Zone 1 bzw. A: Non si tocca nulla! Nichts anfassen! — Gilt für die Küstenzonen ganz im Norden, im südlichen Westen und im mittleren Teil rund um die engste Stelle der Insel) — Die Natur gehört hier ausschließlich sich selbst. Du darfst nichts berühren, du musst auf den Wegen bleiben. Nein, du darfst keine Blumen pflücken, du darfst nicht durch die Euphorbia huschen, du darfst nicht in den Felsen klettern, du darfst nicht in der Cala Sant’Andrea baden, du darfst mit deinem Schiff nicht im Traumwasser in der Cala Scombro di dentro ankern, du darfst nicht mal mit einem Boot, egal wie klein es ist, hineinfahren. Erstaunlich wie schwer es vielen fällt, sich daran zu halten.

Zone 2 bzw. B:  Erlaubt ist, was nicht zerstört. — Gilt für etwa 90% der Insel, also eigentlich 100, denn A ist ja auch irgendwie B — Das heißt: Bleib auf den Wegen. Falls du die Wege verlässt, dann pass auf, was du tust. Bewege dich immer schön natürlich, langsam und vorsichtig. Tritt nicht mitten in die Vegetation. Sei kein Trampel, dem alles egal ist. Nicht wie der berühmte Elefant im Porzellanladen. Hunde immer anleinen, und manche Kinder am besten auch … Für die Einfahrt per Schiff durch die Korridore (eingezeichnet in den Seekarten) zu den ca. 200 ausliegenden Bojen in Cala Reale, Cala Trabuccata und Cala d’Oliva gelten besondere Vorschriften in Bezug auf Geschwindigkeit und Motorisierung. Wichtig: Bis an Land darfst du nur rudern bzw. musst direkt zur nächsten Mole! Die Guardia Costiera kennt da keine Freunde.

Cala Scombro di dentro
Cala Scombro di dentro

Zone 3 bzw. C: Wie zuvor, mit kleinen Ausnahmen. — Gilt an der Südküste beim Anleger in Fornelli wegen der Berufsschifffahrt und der Durchfahrtzone für den privaten Bootsverkehr in der Fornelli-Passage. An Land darfst du dich wie in Zone B bewegen, mit dem ganz selbstverständlichen Respekt vor der Natur.

Einen Zonenplan findest du auf der Seite parcoasinara.org

Wege auf der Isola dell’Asinara

Eine etwa 25 km lange Straße, die von Süd nach Nord durch die Insel führt, dazu sieben Wanderwege – grob gesagt ist das Dein Bewegungsspielraum.

Alle Wege sind am Anfang markiert, und ansonsten sehr klar erkennbar. Die meisten sind einfach, die einzige Anstrengungen finden sich im Norden, wo die Wege lang sind und Steigungen haben.

Schatten ist auf allen Pfaden kaum vorhanden, daher sind sie an heißen Sommertagen eher nicht zu empfehlen.

  • Sentiero del Granito – ca. 11 km Rundkurs, ca. 3,5 h, 75 Hm – Von der Mole in Fornelli nach rechts verläuft der Weg auf einer Schotterstraße am Meer entlang, dann ins Inselinnere und auf der Hauptstraße zurück zur Mole.
  • Sentiero del Castellaccio – ca. 8 km hin und zurück, ca. 2h, 212 Hm – Von der Mole in Fornelli geradeaus zum carcere, dann hinauf in den Fels zur Burg. Traumblick auf den Süden Asinaras bis Stintino. Gleicher Rückweg.
  • Sentiero dell‘Acqua – ca. 7 km Rundkurs, knapp 2 h, in der Ebene – Vom Anleger in Fornelli links, vorbei an Seen, Flüsschen und Quellen.
  • Sentiero dell‘Asino Bianco – ca. 8 km, hin und zurück, gut 2 h, in der Ebene – Der Weg der weißen Esel führt von La Reale nach Trabucatto.
  • Sentiero della Memoria – ca. 1,5 h, 6 km, in der Ebene – vom Centro Visita am Palazzo Reale nach links zu den Spuren des Menschen auf Asinara. Bei Campu Perdu sind die einzigen Domus de Janas (Feenhäuser) der Insel.
  • Sentiero del Leccio – ca. 4 h, 15 km hin und zurück – Einigermaßen anstrengender Pfad von der Cala d‘Oliva auf die Punta della Scomunica (408 m, höchste Erhebung). Umweg ab Case Bianche über einen schattigen Steineichenwald. Top für Mountainbiker. Panoramablick über die gesamte Insel.
  • Sentiero del Faro – ca. 18 km hin und zurück, ca. 5,5 h, 120 Hm; Start in Cala d‘Oliva, vorbei an traumhaften Buchten, Ziel ist der faro / Leuchtturm. Achtung, ca. 2 km davor beginnt Zone A – auf keinen Fall den Weg verlassen!
  • Die letzten beiden Wege lassen sich zu einem Rundkurs Cala d’Oliva – Punta della Scomunica – Punta del Faro verbinden (ca. 22 km).

Arten der Fortbewegung

Graue Esel gibt's auch viele - hier einer mit Klappohr!
Graue Esel gibt’s auch viele – hier einer mit Klappohr!

Deinen Besuch auf der Insel solltest du am besten ankündigen und dir mit einem Guide einen ersten Überblick verschaffen.

Das schwarze Schaf war schon zweimal mit den Guides von Wild Asinara Park (www.wildasinarapark.com) unterwegs und kann sie nur weiter empfehlen. In einer kommentierten Jeep Tour (italienisch, englisch) zeigte uns Giuliana mit wahnsinnig viel Wissen über Geschichte, Flora und Fauna „ihre“ Insel.

  • zu Fuß – Ein guter Weg, die Insel zu erkunden, auch wenn du merken wirst, dass sie sehr groß ist. Wenn Du gut zu Fuß bist, sind die Wege der Insel in zwei, drei Tagen machbar.
  • per Bike – Dein Mountainbike kannst du per Schiff mitbringen, damit kommst du überall hin. In der Hauptsaison wird’s manchmal eng. Für Rennrad-Trainings ist die Insel eher ungeeignet: Die einzige Straße durch die Insel ist sehr kurvig und von Jeeps, Spaziergängern und Eseln frequentiert.
  • zu Pferd – Ein Pferd mitzunehmen wird schwierig, aber auf der Insel ist ein Stall in Campu Perdu, der geführte Ausritte organisiert.

Anreise

Ab Porto Torres fährt von Frühling bist Herbst täglich ein Schiff nach Cala Reale. Ab Stintino nach Fornelli. Den aktuellen Fährplan mit Fahrzeiten findest Du auf der Seite des parcoasinara.org.

Auch in der tiefen Nebensaison fährt ab Porto Torres ein Schiff – allerdings nur Dienstag, Freitag und Sonntag. Ab und zu fahren für die Inselarbeiter auch kleinere Schiffe. Das erfährst du direkt im Hafen für den jeweiligen Tag. Sie nehmen dich gern mit, du musst aber früh aufstehen und wenn sie dafür nichts haben wollen, ist ein netter Zug, einen Obulus in der Schiffskasse zu lassen oder ihnen vor Abfahrt oder auf dem Rückweg in der Hafenbar ein Bier auszugeben. Wenn sie das denn annehmen, man hat ja seinen Stolz.

Eine weitere Möglichkeit sind private Taxi Boats ab Stintino oder Segeltouren. Auch hier gilt: Vor Ort fragen.

Falls du übernachten willst (bzw. musst, falls abends kein Schiff zurückfährt) musst du im Ostello vorher anrufen und das individuell abklären. Auch die Familie will mal Urlaub machen und es gibt daher auch Zeiten im Winter, in denen nicht geöffnet ist.

Unterkunft und Verpflegung

Wild campen ist nicht gestattet, und nach einem Hotel brauchst Du gar nicht zu suchen: Es gibt genau EINE Übernachtungsmöglichkeit auf der Insel, das Ostello in Cala d’Oliva.

Cala d'Oliva (der große Kasten in der Mitte ist das Ostello)
Cala d’Oliva (der große Kasten in der Mitte ist das Ostello)

„SognAsinara“ nennt man sich, frei übersetzt: „Traum Asinara“. Das gilt ja, für die Insel, aber wäre für das Ostello inkl. Bar und Restaurant doch etwas weit gesprungen. Der massige, kantige Bau ist eine Ex-Kaserne, und das merkst du durchaus in den Details.

Da bleibt nur, die Erwartungen ganz nach unten zu schrauben und sukzessive wieder anzuheben. Das schwarze Schaf fühlte sich wie damals im Schullandheim. Die Treppenhäuser haben Eisentüren … Die Mehrbettzimmer haben keine Heizung, es wird nachts kalt, das WLAN ist eigentlich nie verfügbar, Handyempfang ist draußen auf der Treppe am besten. Die einer Kaserne entsprechende Einrichtung, ist zwar bunt, aber trotzdem schlicht und stillos. Da beißt die Maus keinen Faden ab.

Aber man kann das Ganze durchaus positiv bewerten: Es dürfte das Hostel mit einem der besten Blicke der Welt sein – direkt aufs türkisfarbene Meer, über den Golfo dell’Asinara bis ans sardische Festland.

Blick von der Punta della Scomunica zum Leuchtturm
Blick von der Punta della Scomunica zum Leuchtturm

Die Gastgeberfamilie kümmert sich um alles, hält den (k)alten Bau sehr sauber, verkauft eigenen Wein und Mirto, nicht ganz billig, aber gut.

Wenn du übernachtest gibt es ein Abendessen, das in der Qualität etwas hemdsärmelig ausfällt, aber günstig ist und den Hunger stillt. Feste Essenszeiten natürlich, und alle bekommen das, was gekocht wird, basta. Vegetarier sagen das bei der Zimmerreservierung einfach dazu, dann wird sogar extra gekocht. Du darfst auch deinen eigenen Wein mitbringen, das sieht man nicht so eng. Es ist trotzdem höflich, vorher zu fragen.

An der Bar (ein Tresen neben einem Kühlschrank im Treppenhaus) wird’s nach dem Abendessen durchaus lustig.

WICHTIG: Alles, was du auf die Insel bringst, musst du auch wieder mitnehmen. Alles. Wirklich alles.

Besonders deinen Abfall. Nimm eine leere Tüte mit, wenn die auf dem Rückweg mit Müll gefüllt ist, hast du alles richtig gemacht. Du wirst nirgends Mülleimer finden, nur im Ostello in der Cala Oliva dürfen Gäste den Abfall, der dort anfällt, auch da lassen.

Du findest keinen Supermarkt auf der Insel. Der einzige Ausweg: Nimm einen tags zuvor klug gefüllten Picknickrucksack mit (den du auch den ganzen Tag tragen kannst).

Hier findest du eine Liste aller offiziellen Anbieter rund um die Insel Asinara, von Anreise bis zu Guides. Das schwarze Schaf hilft dir sehr gern dabei, alles zu durchblicken und auf Wunsch deinen Kurztrip zu organisieren »

Du bist gut vorbereitet?

Dann auf nach Asinara und hab eine tolle Zeit!

Die Isola dell’Asinara im April

1 Comment

  1. Hans-Georg Joest

    15. Januar 2021 at 18:06

    Hallo,
    habe die Beschreibungen Asianara gelesen. Sehr schön ! Wir hatten vor Jahren ein Kreuzfahrt gemacht und
    bei Porto Torres halt gemacht. Wollte mal Asinara besuchen, war aber nicht möglich, da es zu spät am Tag
    war und wir nicht mehr rechtzeitig zurückkommen konnten. Das war schade. Ich denke, wir kommen irgend-
    wann wieder mal hierher, vielleicht auf einen Urlaub auf Sardinien, dann werde ich die Gelegenheit wahr-
    nehmen Asinara für einen Tag zu besuchen und kennezulernen. Da hat mich deine Beschreibung der Insel
    zusätzlich inspiriert.
    Gruß
    H.G.Joest

    Reply

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert