Sardinien ist eine Insel für das ganze Jahr. Da beißt das Schaf keinen Grashalm ab. Zu jeder Jahreszeit ist ein toller Urlaub auf Sardinien möglich – ganz speziell für Naturfreunde, Aktivurlauber, Genussreisende, Kulturfreunde und natürlich den Individualisten an sich.
Das Dumme ist nur, dass der geneigte Urlauber dazu neigt, bei einer Reise in den Süden zu erwarten, dass es dann auch das gesamte Jahr über badewarm und sonnig ist. Ist doch Italien! (na, nicht wirklich, doch das ist ein anderes Thema »). Aber auch in Italien ist es im Herbst und Winter kalt und regnerisch, und es ist kein Land für ganzjährigen Badeurlaub.
Wer aber mit wettertechnischen Unvollkommenheiten im Urlaub auskommen und im Gegenteil sogar etwas Schönes daran finden kann, für den ist Sardinien der Himmel auf Erden!
Und selbst, wer unbedingt baden will, findet auch außerhalb des Sommers einige Gelegenheiten. Vor allem im Herbst ist das Meer noch aufgewärmt und badetauglich. Wobei – Jahrhunderte alte Wetterweisheit: Ist das Wasser um die Insel viel zu warm, wird früher oder später durch Wind (oder auch Sturm) und gern auch Gewitter ausgeglichen. Dann wird das sardische Meer auch mal ungemütlich. Windsurfer und Wellenreiter freut’s.
Im Frühling ist das Meer vom Winter noch ziemlich frisch. Ich bade darin ganz sicher nicht, kenne aber genügend Menschen, die das tun (üblicherweise keine Sarden, die halten dich eher für verrückt).
Nächste Frage zur Ganzjahresreise: Wenn das Schaf nicht baden kann – was macht es dann?
Das schwarze Schaf versteht die Frage schon nicht. Denn erstens badet es fast nie (muss sich also immer anders beeehschäftigen) und zweitens – selbst wenn das Meer zu kalt ist: Im Frühling (und auch sonst) ist es eh viel lieber auf dem Wasser (Sup, Kanufahren, Segeln, …) als im.
Oder eben an Land. Wenn du willst, findest du hinter jeder Kurve, hinter jedem neuen Hügel mit Leichtigkeit eine neue Landschaft oder Sehens- und Erlebenswürdigkeit. Und wenn du nur einen Flamingo fliegen siehst (was dir im Sommer eher seltener passiert).
Tauche in die Insel selbst anstatt in ihre Fluten ein: von Naturmonumenten über archäologische Stätten und kleinen feinen Kunst- und Kulturmuseen bis zu kulinarischen Genüssen. Viele Nuraghen, Gigantengräber und Feenhäuser sind sogar ganzjährig zugänglich. Im Winter sogar oft frei oder zu reduzierten Tarifen und – mangels Touristenmassen – in quasi-privatem Ambiente.
Die weit verbreitete Unwissenheit über die kulturellen und natürlichen Schätze der Insel im ganzen Jahr hemmt leider auch den nachhaltigen Qualitätstourismus auf der Insel. Damit sich etwas bewegt, müssen wir am stereotypen Urlaubsbild rütteln: Sommer-Sonne-Strand-Sardinien.
Denn Vorurteile – auch positive – sind dazu da, aufgelöst zu werden.
Lassen wir uns dabei von Salvatore Cambosu helfen. Der sardische Autor und Journalist, geboren 1895 in Orotelli, dichtete diesen ganz wunderbaren Blick auf alle Monate:
Issos sun sos meses ed eo ti los pinto …
Sant’Andria est a murrunzu ca hat brigadu cun Nadale,
chi non bi cheret andare
ca fachet dies minores.
Bennarzu cun sos pastores
brigat ogni temporada,
Frearzu juchet in cara
unu cavanile nou,
Martu nde ′ettat a prou
sos arbores de-e sa rocca,
Abrile bene si portat
chi nos bettat sos lentores,
e da′ Maju sos frores,
Lampadas e Triulas trigu,
Austu paret nimigu
pro su sole iscallentadu,
e Capidanni est torradu
cun s′arriu ′e figumurisca,
già Santuaini infriscat
e già proet s′Attunzu …
Sant’Andria est a murrunzu.
Dies sind die Monate,
ich male sie dir hin …
Der November ist mürrisch,
er stritt sich mit dem Dezember,
er wollte nicht gehen,
weil der die Tage kürzer macht.
Januar und die Hirten
schimpfen über jedes Unwetter.
Februar trägt auf dem Gesicht
eine neue Maske,
März stellt die tapferen Bäume
auf den Felsen heftig auf die Probe,
April benimmt sich gut,
lässt es regnen und gibt Tau,
und der Mai bringt Blumen,
Juni und Juli bringen das Korn,
der August ist wie ein Feind,
wegen seiner glühenden Sonne,
der September kehrt zurück
mit einer Ladung Kaktusfeigen,
im Oktober ist es bereits frisch
und schon regnet′s im Herbst …
Der November ist mürrisch.
Quelle: Miele amaro / Salvatore Cambosu,
Ilisso edizioni, Nuoro, 2004
Cambosu wählte die natürlichen Gegebenheiten, die Einfluss auf die landwirtschaftlichen Aktivitäten der Landbevölkerung hatten, um Sardinien zu beschreiben. Vieles hat sich in einigen Landstrichen bis heute nicht verändert.
Und auch das Wetter nicht – außer, dass sich die klimatischen Veränderungen generell intensiver bemerkbar machen. Aber Cambosus Wahrnehmung der Natur stimmt auch heute. Einige Dinge sind immer gleich – und das ist ja auch schön so.
Bevor ich mich dann in den einzelnen Monaten zu oft wiederhole, gebe ich nur eine ganz kleine Einleitung, angelehnt an Cambosu. Danach verlinke ich jeweils die Artikel, die ich auf diesem Blog schon geschrieben habe. Dann schau einfach, welche Reisezeit dich interessiert und lies weiter 🙂
Januar und Februar sind mit die ungemütlichsten Monate auf der Insel, aber irre spannend und reich an traditionellen Festen.
Im März ziehen oft kräftige Stürme durch.
Im April regnet es oft und viel, aber der Frühling kommt unweigerlich.
Im Mai blüht die Insel und das Leben findet wieder viel mehr draußen statt.
Im Juni wird es wärmer und trockener, bis zum Juli werden die Felder goldgelb.
Der August ist furchtbar heiß und das Schaf ständig auf Schattensuche.
Im September sind die Kaktusfeigen tatsächlich ein Gedicht, die Weinernte erreicht ihren Höhepunkt.
Im Oktober ist es dank angenehmer Temperaturen perfekt für Outdoor-Aktivitäten.
Genauso im November – auch wenn es tendenziell häufiger regnet.
Last but not least: Der Dezember ist wegen seiner kurzen Tage ideal für intensive, knackige Erlebnisse in freier Natur und geselliges Drinnensein.
Wenn ihr mehr über die einzelnen Monate und die damit verbundenen Themen erfahren möchtet, kann ich euch zur Urlaubsvorbereitung das Reisebuch vom schwarzen Schaf ans Herz legen.
Darin habe ich jedem Monat ein ganzes Kapitel gegönnt und das einem passenden Thema gewidmet. Außerdem gibt es darin viele Geschichten und Tipps von mir persönlich erlebt, Ideen was man tun, ansehen und erleben könnte – auf möglichst natürliche und nachhaltige Weise.
Du kannst es direkt im Buchshop bestellen, entweder als sehr leicht lesbares, optimiertes E-Book …
… oder für echte Bücherwürmer in der gedruckten Taschenbuch-Version.
(Infos auf sardinien-reisebuch.de)
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