Sardinien zeigt ein paar tapferen Reisenden im Januar seine ausgesprochene Schönheit, den Zauber eisiger Landschaften wie aus einer anderen Welt. Eine Welt, die kein Sommer-Sonne-Strand-Urlauber je erleben wird und sich vermutlich auch nicht vorstellen kann. Der Januar ist auch der Monat für lieb gewonnene Traditionen der Sarden, die Besinnung auf die antiken Ursprünge – und für Fröhlichkeit.
Sardinien im Januar beschert dir wahre Exklusivität, ungekünstelte Gastfreundschaft, absolute Ruhe, das durchdringende Gefühl von Freiheit und eine atemberaubende Natur.
In den sardischen Sprachvarianten heißt der Monat: bennarzu, bennardu, bennasu, gennarzu, zannarzu, janargiu, cennalzu, gennàgliu, ghennàgiu, giannàgliu, giannàrgiu, giannarju, ghennarzu, ghenuàggiu, jannarju, zannarju, zennarju, zennarzu, zannarju, gennaju, gennàrgiu, gennarxu, gennaxu, ginnàggiu, giunàggiu, ghjnnagghju …
So vielfältig wie seine Namen sind die Inselregionen und -dörfer, aus denen sie stammen. In jeder Region der Insel gibt es etwas zu entdecken, ein Fest zu feiern und die Gemächlichkeit der Dörfer strahlt auf den Reisenden ab.
Ist super! Also oft. Oder auch … manchmal. Sardinien nutzt im Januar die gesamte Bandbreite und das Wetter schlägt Kapriolen: von Sonne und strahlend blauem Himmel über eisig-silbriges Meer bis zu Schnee und Stürmen ist alles möglich.
Wenn es mal ungemütlich ist, warte nicht drauf, dass die Sonne scheint. Das Nicht-Strahleblauerhimmel-Wetter hat absolut seinen Reiz.
Du kannst auch gar nicht wissen, was kommt. Manchmal ändert sich das Wetter an einem Tag fünfmal, springt zwischen Sonnen und Regenwolken hin und her und während du noch zu deinem nächsten Ausflugsziel fährst, sieht die Welt schon wieder ganz anders aus.
Der stürmische Wind wühlt das Meer auf, oder schläft so weit ein, dass die Meeresoberfläche wie eine glatte Eisfläche aussieht. Am nächsten Tag sitzt du vielleicht in den Bergen auf einem warmen Stein und nimmst ein Sonnenbad. Und fährst du noch höher, liegt vielleicht sogar Schnee.
Die “Secche di Gennaio”, eine trockene Zeit in der Monatsmitte, soll ein Sommerbote sein: Ist es dann schön und sonnig, wird auch der Sommer gut. Sagt man. Also: Kann. Muss aber nicht.
Im Januar werden morgens und abends Lichter auf das Auge losgelassen – zwischen Gelb und Blau, Rot und Orange, Violett und Schwarz.
Das Meer ist mal ganz hell eisblau, dann wieder dunkelgrün oder silbrig-schwarz wie Quecksilber, sandfarben vom aufgewühlten Meeresboden, dunkelviolett wenn dicke Regenwolken darüber ziehen oder kitschig rosa, wenn der Abend schön ist …
Ein Monat für Naturfreunde, denn wenn die Sonne rauskommt, dann sorgt sie für eine enorme Weitsicht. Wer jetzt auf dem Monte Limbara, Monte Corrasi oder gar der Punta Lamarmora steht, weiß, wovon das Schaf redet.
Trekking ist auf allen Wegen nahezu ohne weitere menschliche Gesellschaft möglich. Und wenn du doch jemanden triffst, dann weißt du: Der ist vermutlich auf der gleichen Wellenlänge wie du selbst.
Nicht selten ergeben sich neue nette Bekanntschaften. Einfach so. An einem Feuer auf dem Dorfplatz, in einer Bar, bei einer Exkursion, auf irgendeinem Aussichtspunkt …
Der festliche Januar beginnt mit Epifania / Befana, am 6. Januar. Das Fest gehört noch zu den kirchlichen Weihnachtsfeiertagen, wie bei uns die Heiligen Drei Könige. Die Befana in Italien und damit auch auf Sardinien ist hingegen eine schrullige, alte Hexe, die einer Legende nach auf einem Besen reitend das Christuskind suchte. Sie bringt den Kindern Geschenke – die Aktionsflächen der Supermärkte sind darum voll mit Spielzeug und Süßigkeiten.
Das wichtigste traditionelle Fest ist aber Sant’Antonio, bei dem große Feuer entzündet werden und die Menschen egal bei welchem Wetter draußen auf den Plätzen der Orte sind.
Reserviere dir die Zeit vom 16.-18. Januar und reise in die Dörfer der Inselmitte – der schwarzschafige Top-Tipp ist »Sa Prima Essia« in Ottana, wo die Boes e Merdules um ein riesiges Feuer tanzen.
Beeindruckend natürlich auch die Mamuthones und Issohadores in Mamoiada. In der Barbagia markiert »Su Fogu« nämlich den Beginn des sardischen Karnevals.
Sant’Antonio ist eigentlich ein Fest zu Ehren eines Heiligen, der Tier und Mensch segnet. Es wird aber eher hemdsärmelig und durchaus mit weltlichen Begleiterscheinungen gefeiert.
Aber inselweit, ob in Dorgali, Oliena oder Siniscola – ja eigentlich überall – soll dem Winter früh ein Ende gemacht werden: Um die Feuer wird gesungen und getanzt, die Frauen verteilen selbstgemachtes Gebäck.
Ein paar Tage später: Su Foghidoni di San Sebastiano (auch Su Fogadoni De Santu Srebestianu oder Is Foghidonis): In Barumini wird der Stadtpatron am 19. Januar mit einem zentralen Feuer verehrt, dessen Asche in den Folgetagen auf den Feldern rund um das Dorf verteilt wird.
Fahre zum Festa dell’Olio e delle Olive in Riola Sardo (wo im Januar oft auch ein MotoCross-Event ist) und du hast richtig gutes Olivenöl im Schrank.
Keine Sorge, du findest auf Sardinien alles, was du brauchst. Manches ist nicht so leicht zugänglich wie in der touristischen Saison und vielleicht ein bisschen versteckt im Hinterland.
Du brauchst deine Schnüffelnase, Flexibilität und Ausdauer. Wenn Küstenorte ausgestorben sind, dann wende dich einfach in die echten, authentischen Orte. Hier findest du ein paar schwarzschafige Überlebenstipps für den sardischen Winter.
Die Lösung liegt auf der Hand: Sei dort, wo die Einheimischen sind. Ob nun eine Städtereise nach Alghero oder Cagliari oder ein Ausflug in die kleinen urigen, echten Ortschaften ist dabei völlig egal.
Auch eine Rundreise (zum Beispiel durch Nordsardinien oder gar kreuz und quer) ist im Winter absolut sinnig – halte dabei einfach, wo du Leben vorfindest und wo es dir gefällt.
Wage dich nur nah an Land und Leute.
Das schwarze Schaf verspricht: Du wirst im Januar ein Sardinien erleben, das du nie vergessen wirst.
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