Der sardische Name des Monats, Trivulas, stammt aus dem Landleben, das Verb trivulare bedeutet dreschen (italienisch: trebbiare). Die meisten Felder werden jetzt abgeerntet. Letzte Gelegenheit für die Landwirte der Insel ihre Ernte einzuholen, bevor der August jede Arbeit draußen zur Tortur macht.

Stoppelfelder und gelbe Flächen dominieren die Ebenen der Insel. Zikaden und Grillen stimmen laute Dauerkonzerte an. Baby-Eidechsen trippeln über die Mäuerchen (die großen rennen ohne zu gucken über die Straßen), Schafe knabbern an den letzten Halmen. Schon entspannt, der Juli.

Schaf in goldgelber Landschaft
Schaf in goldgelber Landschaft

Leider beginnt die Insel auch zu vertrocknen, Pflanzen verdorren, Tiere finden immer weniger Futter. Die Dürre ist ein mit jedem Jahr größer werdendes Problem auf der Insel. Und mit ihr die Feuergefahr.

Allein der Oleander blüht im Sommer leuchtend Rot, Rosa oder Weiß. Er ist Wasserindikator und wächst oft in Flussbetten, die jetzt ausgetrocknet sind und in denen du spazieren kannst.

Sardinien im Juli: viele lange und sonnige Tage

Der Juli ist sonnig und warm, die Tage sind herrlich lang, die Nächte lau. Ab und zu zieht zum Temperaturausgleich ein kleines Stürmchen oder ein Sommergewitter durch, aber das war es auch schon.

Insgesamt ein wundervoller Monat. Natürlich für Strandurlaub – auch wenn sich die „üblich verdächtigen“ Strände jetzt immer mehr füllen und es schwierig wird, nicht auf Tuchfühlung gehen zu müssen.

Besonders gegen Abend ist es sehr entspannt, dann ziehen sich die meisten Urlauber in ihre Ferienwohnungen zurück und bereiten sich aufs Abendessen vor. Ich nutze die Zeit ab etwa 19 Uhr gern für ein Aperitivo oder sardisches Hirten-Picknick (mit Wein, pane carasau und Pecorino) in einer der nun einsamen und ruhigen Buchten.

Die Mittagszeit wird noch mehr als sonst zur Siesta, weil es schlicht zu warm ist, sich zu bewegen. Leichte Spaziergänge, kurze Ausflüge – das ist oft mehr als genug. Oder mach es wie die Sarden: Zelebriere das Mittagessen / pranzo.

Die Futtermengen im Agriturismo (oder wie hier im Ittiturismo) lassen sich mittags viel besser bewältigen

Die wärmsten Stunden des Tages mit gutem Essen und Wein zu verbringen, ist eine der besten Möglichkeiten, den Tag zu strukturieren. Es befreit dich auch von dem Druck, abends ein Restaurant zu finden.

Das sei hier als Info eingeschoben: Das Zeitgefüge auf Sardinien ist beim Essen definitiv ein anderes als in nordeuropäischen Gefilden. Auf Sardinien im Juli (mittlerweile sogar von Juni bis August) muss man sich zudem organisieren (und sich vielleicht auch den ein oder anderen italienischen Satz drauf schaffen), um einen Tisch im Restaurant zu reservieren. Wer sich scheut, anzurufen und auf gut Glück vor der Tür steht, findet oft keinen Platz oder muss auch mal bis 22 Uhr warten.

Es ist zu heiß, du willst aber aktiv sein?

Mein bester Tipp: Mach eine Nachtwanderung. Die Nächte sind superschön und warm. Du solltest dich allerdings einem Guide anschließen, denn die Nächte sind vor allem auch dunkel und die Wege nicht immer klar erkennbar.

Oder mach einen Bootsausflug oder eine Kayaktour – bei entsprechendem Sonnenschutz (hoher Lichtschutzfaktor und/oder langes Leinenhemd, Hut und Sonnenbrille) kein Ding, und der Wind kühlt.

Andere sportliche Aktivitäten lege am besten in die frühen Morgenstunden (an besonders heißen Tagen als abends, die Hitze verschwindet nicht sofort mit der Sonne).

Sobald die Sonne weg ist, ist ein leichter Run oder Walk oder eine kleine Fahrradtour zum Sonnenuntergang aber durchaus angenehm und super schön. Und das oft üppige Abendessen hat man sich dann auch verdient. Gegessen wird ja eh erst ab 20 Uhr.

Sardinien im Juli: Ausflüge in die Inselmitte

Wem es insgesamt an den Urlaubsorten zu voll wird (und es wird auf Sardinien im August noch schlimmer), dem möchte ich Ausflüge in die Inselmitte ans Herz legen.

Im Gennargentu ist zudem viel Ruhe zu erwarten. Die wird nämlich ab jetzt mit jedem Tag weniger, zumindest an den Urlaubs-Hotspots an den Küsten.

Punta Lamarmora, Gennargentu
Sonnenaufgang auf der Punta Lamarmora, Gennargentu

Denn als eines schönen Morgens die fünfstöckige Potenzschleuder-Motoryacht mit irrem Lärm von Porto Cervo ins Arcipelago di La Maddalena donnert und der Heli gleich hinterher fliegt, bemerkt auch das schwarze Schaf endlich: Plötzlich ist Hauptsaison! Es flieht in ruhigere Inselteile oder gleich zurück an den Deich.

Noch ein kleiner verkehrstechnischer Nebentipp: Für die Fahrt zum Flughafen plane ne halbe Stunde mehr ein. Gerade in Olbia oder rund um Cagliari steht man gern im Stau.

Das Schöne am Sommer: Überall ist irgendwas los. Der Fest- und Eventkalender an den Küsten ist prall gefüllt und man findet Abwechslung und Vergnügen an jeder Ecke. Achte in deinem Ferienort auf Aushänge in den Bars oder frage in der Touristeninfo.

Wem das zu viel und zu touristisch ist, der freut sich vielleicht über ein paar echte, sardische Feste:

Events und Erlebnisse im Juli

Anm. d. Red. – wegen der Coronavirus-Pandemie ist möglich, dass sich Feste verschieben oder ausfallen.

  • Am 6. und 7. Juli wird das wilde Reiterfest S’Ardia in Sedilo ausgetragen.
  • Schwarzschafiger Pflichtbesuch: Sagra della pecora nera in Arbus. Erfahre alles über schwarze Schafe und ihren Pecorino!
  • Gefüllte Pasta ist der Star der Sagra dei Cruguxionis (oder: Sagra del Raviolo) in Baradili am Sonntag zwischen dem 13. und 19. Juli: in einigen Varianten zubereitet werden sie an die Besucher verteilt.
  • Bei Su Nenniri in Bari Sardo wird Johannes der Täufer in der Prozession zum Meer beim Torre di Bari geehrt.
  • Madonna del Naufrago am 17. Juli in Villasimius: Prozession von der Kirche San Raffaele zum Hafen und per Schiff hinaus zur Isola dei Cavoli. Dort befindet sich unterseeisch eine Madonnen-Skulptur des Künstlers Pinuccio Sciola (Seite 149). Abends im Anschluss ein Hafenfest.
  • Sa Prazzida e Sa pezza de Craba, im Juli in San Vito: ein kulinarisches Fest rund um die Ziege. Leider feiern die meisten Tiere nur gegrillt mit …
  • Sciampitta, Quartu S. Elena: traditionelles Musikfest, mit ballo sardo / sardischen Tänzen, Gesängen und modernen Interpretationen sowie Gruppen aus dem Ausland.
  • Drei Tage dauert das Festa della Madonna Stella Maris in Arbatax, mit Muscheln, frittiertem Fisch, Musik und Folklore.
  • Auf der Isola Tavolara werden beim Festival Cinema del Tavolara unter freiem Himmel vor der Kulisse der drachenförmigen Insel Filme gezeigt.
  • San Palmerio martire in Ghilarza ist das Hauptfest der Region Montiferru, am 9. Juli. Es hat religiösen Hintergrund, doch natürlich gibt es Musik, Folklore und regionale Spezialitäten.

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