Der deutschsprachige Urlauber reist mit wachsender Begeisterung nach Sardinien, und findet an den üblichen Touristenregionen auch sprachlich einigen Komfort vor. Speziell an Orten mit internationalem Flair, wie der Costa Smeralda mit ihren Häfen oder die größeren Städten wie Alghero oder Cagliari kommt man mit Englisch stets gut durch. Zu gut. Und so bleibt man an der Oberfläche.
Nun erobern die Sarden zum Glück in den letzten Jahren die Herzen von Individualreisenden und tun einiges dafür, sie auch ins Landesinnere zu locken und ihnen Einblicke in die ihre spannende Kultur zu geben. Sie sind Reisenden gegenüber sehr aufgeschlossen und ihre Gastfreundschaft ist über die Insel- und Landesgrenzen bekannt.
Trotz dieser Aufgeschlossenheit ist aber eines im Hinterland auch wahr: Viele der dort lebenden Menschen sprechen ausschließlich Italienisch und / oder Sardisch (ja, das ist eine eigene Sprache in fünf Varianten und mit weiteren ‚Sprachinseln‘).
Englisch und andere Sprachen lernen häufig nur jüngere Sarden, die die Insel für einige Zeit verlassen haben oder in der Tourismusbranche arbeiten. Ältere Herren sprechen zuweilen – aus Kriegs- oder Nachkriegszeiten, die sie in Deutschland verbracht haben – einige Sätze Deutsch.
Tipp: Lustigerweise kommt man mit Spanisch in einigen Regionen auf Sardinien relativ weit – einiges ähnelt dem Sardischen.
Spätestens jetzt stellt sich dem Individual- oder Rundreisenden die Frage: Kann ich mich eigentlich verständigen? Was tu ich, um mein Gastland zu verstehen? Und …
Verkehrt ist das nicht. Die offizielle Landessprache auf Sardinien – und damit auch das Mittel der Wahl für den Reisenden – ist Italienisch.
Italienisch lässt sich zumindest in den Grundzügen relativ leicht lernen. Schwierig wird es erst in der höheren Grammatik.
Die Basics und ein paar Höflichkeiten kann sich aber jeder vor dem Urlaub drauf schaffen. Wenn wir uns entscheiden, den Urlaub nicht an Nord- und Ostsee oder am Bodensee zu verbringen, sondern in einem fremden Land, gehört eine Grundausstattung Respekt mit ins Gepäck. Der drückt sich grundsätzlich durch Sprache aus.
Und auch viele Gastgeber von kleinen Hotels oder B&B sprechen höchstens brockenweise Englisch. Aber wenn beide Seiten ein paar Brocken der Sprache des Gegenübers sprechen, ist das oft ein sehr kurzweiliger Anfang: Sarden bemühen sich immer, mit ihren Gästen zu kommunizieren. Sie nehmen dann noch Hände und Füße dazu oder einen Becher Cannonau – und siehe da: Es funktioniert!
Dazu Lächeln. Das ist nicht schwer, wird aber bereits hoch geschätzt. Alles andere kann man vor Ort lernen.
Ja, wir haben es mit einem ziemlich harten Brocken zu tun: dem Deutschen. Verhaftet in seinen Gewohnheiten, auch und besonders die sprachlicher Natur. Verallgemeinerungen liegen mir fern, doch die durchaus arrogant zu nennende Forderung „Das sind doch Dienstleister, es ist doch deren Aufgabe, sich verständlich zu machen!“ ist vielen teutonischen Reisenden eigen. Im besten Fall sagen sie: „Ich hab doch ne App.“.
Genau SO geht Desinteresse.
Die Frage bei allem ist: Wie sehr setzen wir uns mit dem Land auseinander? Haben wir den Reise- und Sprachführer nur zur Zierde dabei? Oder sind wir neugierig genug zu wissen, dass nur wer mit den Einheimischen sprechen kann, auch mehr sieht, versteht und erlebt?
Eine kleine Begebenheit aus der Realität sei hier erwähnt, die den Zweck erfüllen sollen, als schlechtes Beispiel zu dienen (Dialog aus dem Gedächtnis / ggf. verkürzt).
Wir sind in einem Dorf, irgendwo an der Küste. Ein mittelälteres Paar sitzt in einer Bar. Statt Sonne und Cappuccino zu genießen, hetzt die Dame bereits. Sie müsse noch einkaufen und hier hätten sie ja so unmögliche Zeiten für alles. Speziell Öffnungszeiten, bis abends wären ja alle Geschäfte zu, da wird man ja quasi gezwungen, früh aufzustehen oder die 30 km in den nächstgrößeren Ort zu fahren und im Riesensupermarkt einzukaufen.
Und dann wolle man ja auch noch was ansehen. Also, nützt nichts, Rechnung bestellen. Sie legt demonstrativ das Portemonnaie auf den Tisch und sieht ungeduldig zum Kellner. Der steht schon in der Tür, lässt sich aber Zeit, hat die Augen geschlossen und freut sich über die Sonne. Immerhin hat es die letzte Woche nur geregnet und die Saison fängt erst an. Tranquillo.
Liebe Frau D. Wenn Sie schon so lang hier her kommen, wieso können Sie denn nicht einmal die Rechnung in der Landessprache bestellen? Wissen Sie eigentlich, wieviele Nationen jährlich auf Sardinien einfallen? Mittlerweile kommen sogar Tschechen, Russen, Chinesen und Japaner auf die Insel. Wieviele Sprachen soll der arme Kellner denn sprechen können? Und – vielleicht kann er sogar etwas Deutsch, aber bei Ihnen hätte ich mir das auch gespart.
Wir wollen niemandem noch näher treten und rufen lieber zu einem freundlichen und respektvollen Miteinander auf der Insel auf. In jedem Fall möge der Reisende sich selbst als Gast begreifen und – mit einer guten Portion Neugier auf das „Andersartige“ – Land, Leute und Sprache kennen, wertschätzen und im besten Fall sogar lieben lernen.
Daher ist es überhaupt keine Frage, das Kapitel „Sprache“ im Reiseführer vor der Reise schonmal zu verinnerlichen. Spätestens beim Prosetschooo im Flugzeug lässt sich lernen, dass es Prosekko gesprochen wird – und der auf Sardinien eigentlich sowieso eher Spumante genannt wird.
Sprache lernen kann Spaß machen! Und es ist nie zu spät, auch nicht wenn man fast oder schon da ist.
Sarden sind wahnsinnig höflich. Sei auch du nett! Dankbarkeit und Freundlichkeit öffnen dir viele Türen in dieser Kultur:
In der Nebensaison ist die Kontaktaufnahme einfach. Wenn in den Dörfern die Frühlings- oder Herbstfeste gefeiert werden und an jedem Wochenende irgendwo die Cortes Apertas / offene Tore sind, kommt man schnell ins Gespräch und darüber hinaus.
Apropos „darüber hinaus“: Keine Sorge, wenn’s tatsächlich ans „Eingemachte“ gehen sollte. Zwischen Männchen und Weibchen (oder Männchen und Männchen oder oder oder), hat man ja noch tausend andere Möglichkeiten, sich zu verständigen …
Und „Ti amo“ ist in den meisten Fällen erst im nächsten Urlaub angebracht. „Ti voglio tanto bene“ / „Ich mag dich wirklich sehr“ reicht für den Moment in der Abflughalle dicke 😉
Wer einfach nur Urlaub macht und sich eine Ferienwohnung mit Selbstversorgung ausgesucht hat, kann den Ort und die Umgebung mit einem kleinen Selfmade-Sprachkurs erkunden und sprachlich erschließen:
Die Scheu, den ersten Schritt zu machen, die muss jeder selbst überwinden. Wer das tut, wird mit tollen neuen Eindrücken, Erlebnissen und Bekanntschaften belohnt. Es geht im ersten Schritt nicht um Perfektion, sondern ums Machen.
Du willst määähr?
Italienisch lässt sich in den Grundzügen relativ leicht lernen. Schwierig wird es erst in der höheren Grammatik. Aber wenn du deine Ferien mit einem Sprachkurs verbindest, kommst du ein gewaltiges Stück weiter.
studitalia in Olbia bietet entspannte Italienisch-Kurse (für Einsteiger und Fortgeschrittene) in einer freundschaftlichen Atmosphäre zu fairen Preisen – und im ganzen Jahr!
(freiwillige, unbezahlte Empfehlung)
Auch das schwarze Schaf macht (in seinem zehnten Auswanderer-Jahr) immer noch Sprachkurse. Das tut gut!
Und last but not least bist du immer noch auf Sardinien, einer insel mit archäologischen und natürlichen Schätzen, an den schönsten Stränden des Mittelmeers.
Direkt im Land – und speziell auch, wenn du dich unters Volk, z. B. im Hinterland mischst, lernst du die Sprache dreimal so gut!
Und wer kein Quentchen Italienisch lernen möchte, ist dann auch irgendwie selbst schuld. Und sollte vielleicht lieber an die Nordsee oder nach Bayern fahren.
Aber Vorsicht: Auch da spricht nicht jeder Deutsch … 😉
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Elisa
22. April 2019 at 10:09Cara pecora nera,
ein super geschriebener Artikel mit viel Informativem und auch einer gehörigen Portion Humor 😆
Bin gerade am italienisch lernen über duolingo und hoffe, dass es ein wenig fruchtet für unseren nächsten Sardinien Urlaub (der 8. seit 2006) im September/Oktober. Leider vergesse ich bis zum nächsten Urlaub das Meiste wieder, da ich daheim keine Gelegenheit habe es zu sprechen.
Werde deine Tipps beherzigen und statt in den Supermarkt in kleine Dorfläden gehen und mich trauen zu sprechen.
Ich stimme dir vollkommen zu, dass man zumindest die Grundbegriffe der Sprache – in welchem Land auch immer – beherrschen sollte.
Freue mich sehr auf deiner Seite zu stöbern.
Tanti saluti
Elisa
Sigrid Hering
10. Juni 2020 at 10:15Herrlich! Diesen Beitrag habe ich gerade beim rumstöbern entdeckt.
Danke! Du findest immer so tolle Worte fiese Sachen nett zu sagen. Wie deinen Kommentar zu der Dame “Da kommen wir schon so lang hier her, und die können immer noch kein Deutsch.”
Danke! Einfach super beschrieben.
Und eine neue Adresse habe ich auch gleich noch von dir, für einen Sprachkurs im Osten. Wieder was zum Verlinken in meinem Blog 🙂
Und.. da hab ich auch noch etwas für dich, bzw. für Neugierige, die italienisch lernen möchten (gute Idee!) und im Nord-Westen der Insel unterwegs sind. Die Sprachschule Pintadera in Alghero. Dort habe ich „einst“ meinen ersten Sprachkurs gemacht. Hier der Link dazu: https://www.o-solemio.de/sprachkurs-in-alghero-italienisch-lernen-im-centro-mediterraneo-pintadera/
Vielleicht hilfts, wenn man weiß, was da so passiert 🙂
Alles Gute. Freu mich schon auf den nächsten Artikel von dir. Könnte mich immer festlesen 😉