Warum hat das nur so lang gedauert, bis das schwarze Schaf endlich auf dem höchsten Punkt der Insel, der Punta La Marmora stand? Vielleicht, weil es sich das Ganze viel schwieriger vorgestellt hat. Von dem Schafstall auf Meereshöhe bis auf 1.834 Meter klettern – da kann man schonmal zehn Jahre ins Grübeln kommen.
In Wirklichkeit ist die Punta La Marmora auf 1.834 Metern einer der am leichtesten zu erreichenden Höhepunkte der (sardischen) Bergwelt.
Von Fonni aus gibt es eine Straßenzufahrt bis auf 1500 Meter. Oben erwarten den Wanderer zwei überwiegend leichte Trekkingpfade mit sporadischen rot-weissen Markierungen und einigen Schildern, gut einsehbares Territorium, überwiegend sanfte Steigungen und Gefälle, Quellen am Wegesrand:
Das Dach Sardiniens selbst wirkt (im Vergleich mit anderen Gebirgen) eher flach-hügelig und der Blick reicht weit. Man kann sich gut orientieren und die Gipfel gut erkennen (einen guten Überblick über die „Monti del Gennargentu“, also die Berge und Gipfel des Gennargentu, gibt es auf summitpost.org).
Ja, man kann ab und zu den Weg verpassen – aber bei guter Sicht und wenn man weiß, wie topografische Karten zu lesen sind (wenn nicht ist das hier ein tolles Gebiet, das zu üben!) ist das kein Problem.
Im Verlauf der Route sind die Pässe und später das Gipfelkreuz gut auszumachen und die Richtung klar. Bei Nebel und Schlechtwetter sieht das Ganze natürlich anders aus – da wird das hier schnell zur Falle, aus der man ohne Ortskenntnisse bis zum nächsten Gutwetterfenster nur mit Mühe raus kommt.
Für alpine Profis und Nervenkitzelsucher ist der Gennargentu damit eher langweilig – sie sind vermutlich im Supramonte besser aufgehoben (am Ende dieses Artikels trotzdem ein paar Ideen, wie man sich den Weg zum Inseldach sportlicher gestalten kann).
Das schwarze Schaf geht den Weg abends und will oben übernachten.
Es hat sich einer kleinen Gruppe aus Südsardinien angeschlossen, die eine Nachtwanderung mit Übernachtung auf dem Dach der Insel organisiert hat. Das ist im Hochsommer die beste Idee, denn die Wege sind fast ausschließlich in voller Sonne zu bewältigen – und die brutzelt tagsüber schon recht heftig. Außerdem ist ein Sonnenunter- bzw. aufgang auf dem höchsten Punkt der Insel wirklich keine schlechte Idee.
Unser kleiner Trek aus etwa zwanzig Leuten trifft sich um 17 Uhr bei immer noch 30 Grad an der SP 7 auf etwa halber Strecke zwischen Fonni und Desulo an einer großzügigen Kreuzung – am Passo Tascusì. Eine kleine Bar ist zu unserer Freude geöffnet und der Kaffee für 80 Cent eine Wohltat.
Als alle da sind und die Formalitäten erledigt sind, fahren wir in Kolonne die Straße Richtung Rifugio S’Arena – ca. 7 Kilometer, inklusive schnellem Reifenwechsel. Denn die Straße ist in schlechtem Zustand, und überall liegen Steine und Felsbrocken. Und dieser eine, den der Jeep unseres Vordermanns noch mit links genommen hat, war für den Panda des schwarzen Schafs eine Nummer zu groß. Also: vorsichtig fahren.
Gegen 18 Uhr kommt das erste Mal Bergfeeling auf: am Rifugio S’Arena. Diese Berghütte ist leider schon seit längerer Zeit mangels Personal und Geld geschlossen, aber der Parkplatz ist kostenlos.
Ruck- und Schlafsack umgeschnallt – auf geht’s!
Gleich hinter dem Rifugio S’Arena unterhalb der Punta Erba Irdes beginnt der erste Teil des offiziellen Trekkingpfades 721 auf einem normalen Zufahrtsweg, der hauptsächlich von den Corpo Forestale und auch ein paar Hirten genutzt wird. Auf dem Rückweg überholt uns ein uralter Panda mit einem noch viel älteren Hirten darin. Die kleinen Dinger sind echt hart im Nehmen …
Der Hang ist sonnenbeschienen, Kühe grasen friedlich am Wegesrand. Bergidylle pur. Der Pfad führt unterhalb der ersten Gipfel des Gennargentu entlang – die man wegen des allgemein hügeligen Eindrucks kaum wahr nimmt.
Irgendwann teilt sich der Weg – wir nehmen den geradeaus weiter führenden. Ein etwas schrummliger Wegweiser führt uns hinein in die niedrige Vegetation.
Die Gruppe zerfasert bald – es bleibt aber gut organisiert. Drei Guides nehmen sich der unterschiedlichen Geschwindigkeiten an. Die einen tauchen schon früh in die Gelassenheit ein, die das Territorium ausstrahlt, und erörtern jede Blume am Wegesrand. Die anderen nehmen’s sportlich und wollen so viele Gipfel wie möglich schaffen und die ersten oben auf dem Dach sein. Auch drei ältere Herrschaften sind dabei, von denen zwei das Ganze aber recht stramm und konzentriert angehen. Der Rentner von heute ist fit wie Turnschuh.
Das schwarze Schaf tobt zwischen den drei Grüppchen hin und her und bleibt am Ende bei dem Guide mit mittelsportlicher Laufgeschwindigkeit – denn der weiß einfach viel über die Region und so wird es ein sehr kurzweiliger Trek.
Es gibt vereinbarte Treffpunkte und so kann jeder nach Gusto gehen. Der erste ist …
Wir haben den ersten er Gipfel, Bruncu de Maide, bereits passiert – hinauf ginge es theoretisch ohne festen Weg, praktisch bittet die Forstverwaltung freundlicherweise darum, die Pfade nicht zu verlassen. Was aber geht, ist den natürlichen Tierpfaden zu folgen. Da macht man nichts kaputt, und in eine „torta“, einen Kuhfladen, zu treten, bringt angeblich Glück.
Am Arcu Artilai treffen sich die Wege aus Richtung Fonni und Desulo mit dem Sentiero Italia, und dem Pfad T-721A. Letzterer führt kurz und schmerzlos 165 Höhenmeter hinauf auf den Bruncu Spina (1829 m) und auf der anderen Seite wieder hinunter zum nächsten Pass (Arcu Gennargentu). Einige sparen sich den Trip für den nächsten Tag aus der anderen Richtung auf, andere nehmen die sportliche Abwechslung gleich mit.
Ein „Arcu“ bezeichnet übrigens einen flachen Gebirgssattel, oder auch Pass. Das sardische Wort „Genna“ bedeutet „Tor“ und ebenfalls „Pass“ – und beschreibt einen Durchgang, den in früheren Zeiten Hirten mit ihren Herden gehen konnten. Alles andere bekommt den Zusatz „Bruncu“ für „Gipfel“.
Das Schaf wechselt am Arcu Artilai zur Genießerfraktion und die Flanke des Berges. Denn auf in etwa gleich bleibender Höhe beginnt hier der vielleicht schönste Abschnitt der Bergwanderung.
Die Gipfelkette des Gennargentu liegt von oben gesehen halbmondartig – und nun geht der Blick quasi ins Innere des Halbmondes, der das grüne Tal umarmt.
Das Gipfelkreuz ist am Ende des Bogens in Sicht. Scheint gar nicht so weit zu sein, aber gut eineinhalb Stunden liegen noch vor uns.
Wir gehen auf einem schmalen, naturbelassenen Pfad, durch abwechslungsreiches und stellenweise bewaldetes Gebiet, mit einigen Kühen und Ziegen am Wegesrand, vielen Eidechsen, passieren ein paar dicke Felsen – und immer schwebt der Geruch von wildem Thymian in der Luft. Die Pflanzen blühen gerade hellrosa und sind leicht zu erkennen.
Wir nehmen ein paar Zweige für die Küche mit. Überhaupt blüht es recht viel – im Juli ist was die Flora betrifft, die abwechslungsreichste Wanderzeit.
Zwei Quellen (it. „sorgente“, sard. „funtana“) liegen hier direkt am Wegesrand. Das Tal ist überhaupt sehr üppig, denn aus den Gipfelregionen fließen mehrere kleine Flüsse (Fluss meint hier eher Bächlein, die nur erkennbar sind, wenn man direkt vor ihnen steht. Sie führen eigentlich das gesamte Jahr über Wasser, nur nach sehr trockenen Perioden kann es mal knapp werden.
An der Funtana Is Bidileddos (1660 m) füllen wir unsere Wasserflaschen auf. Kaltes Quellwasser direkt aus dem Berg – genau so haben wir uns das vorgestellt. Wenig später sind wir an den Resten eines alten Hauses.
Alberto Ferrero Conte della Marmora, oder kurz: Alberto La Marmora (auch Namensgeber des höchsten Gipfels), war ein piemontesischer General und Forscher. Auf seinen Exkursionen der Insel ab 1826 sollte er Sardinien kartografieren, was 1845 mit zwei topografischen Karten abgeschlossen war. Zwei wissenschaftliche Werke über die Insel hat er veröffentlicht: Voyage en Sardaigne, 1826 und Itinéraire de l’île de Sardaigne, 1860.
Der Forscher stieg mit einem Begleiter aus dem kleinen Dorf Aritzo über zehn mal auf den Gennargentu. Als Lamarmora den höchsten Gipfel vermessen hatte, fragte der Mann, ob dieser denn höher sei als der des „rauchenden Berges“ bei Napoli. Lamarmora war erstaunt, dass ein einfacher Mann aus Aritzo den Vesuv kannte.
Die einfache Erklärung: Der Mann aus Aritzo war vom damaligen König auf einer sardischen Galeere (die nach Napoli fuhr, daher kannte er den Vulkan) zum Zwangsdienst verurteilt worden. Lamarmora fand sehr amüsant, dass ausgerechnet er als General mit einem Sträfling in der Einsamkeit arbeitete und lebte.
Und ja, der Gennargentu ist über 500 Meter höher als der Vesuv.
Gemeinsam verbrachten die ungleichen Männer hier insgesamt 24 Tage und Nächte. In dem schnell aus Steinen errichteten Haus wurden die wissenschaftlichen Arbeiten verrichtet – geschlafen haben sie oft unter freiem Himmel und den leuchtenden Sternen.
Wir wollen das auch, und vor allem: den Sonnenuntergang von ganz oben sehen (der gegen 20:45 sein wird) und gehen deshalb weiter.
Unsere Gruppe trifft sich am letzten Pass vor dem Aufstieg zur Punta Lamarmora. Hier endet der eigentliche Weg T-721, man könnte jetzt auch von dieser Seite hinauf auf den Bruncu Spina (Weg T-721A) oder auf dem T-722 (8,2 km / 644 hm) durch zwei Täler bis Girgini.
Aber wir wollen ganz nach oben. Es ist bereits 20 Uhr, und bis zum Gipfelkreuz ist es nicht mehr weit, es ist schon nicht mehr sichtbar. Aber eins ist klar: es ist oben … Wir brauchen vermutlich eine gute Dreiviertelstunde.
Denn jetzt kommt der Abschnitt, auf dem es anstrengend wird. Kein erdiger Weg mehr, sondern einer über Steine und Geröll. Kein leichtes Dahinwandern, sondern ein kräftiger Anstieg von ca. 150 Metern durch unebenes Gelände hinauf auf den Gipfelgrat.
Rechter Hand erhebt sich noch die …
In unserer Karte ist dieser Gipfel verwirrenderweise als „Bruncu Spina“ verzeichnet, aber an dem Gipfel waren wir ja eigentlich schon vorbei gegangen (bzw. manche hinauf gestiegen).
Einer der Guides wusste, dass der Gipfel vermutlich aus Faulheit so heißt. Bruncu Spina (ital. „vetta del cardo„) bedeutet nämlich nichts anderes als „Gipfel mit Disteln“. Stachlig ist die Vegetation – kann gut sein, dass man es sich einfach machte. Der andere kannte ihn als „Bruncu Spina Due“ oder „Bruncu Spina Minore“ (minore = klein), da er sieben Meter niedriger ist als der große Bruder.
Der sardische Name ist „Punta Su Sciùsciu“ (dt. Aussprache: „Su Schuschu“), in der italienischen Übersetzung „ammasso caotico di rocce instabili, frana“ – was soviel wie „chaotische Ansammlung von instabilen Felsen“ oder auch „Bergrutsch“ bedeutet. Das entsprechende Verb „sciusciai“ (it.: sfasciare, rovinare, far cadere) bedeutet: „verfallen, zusammenstürzen, fallen“.
Die Sarden liefern damit eine viel bessere Beschreibung des Geländes, denn tatsächlich ist der Hang voller Geröll und lockeren Felsen. Falls da einer oben rauf will – viel Spaß.
Wir gehen auch durch Geröll – aber ein Weg ist erkennbar und garniert mit Macchia – bis zu einem kleinen Pass, der Genna Orisa.
Eine Ziegenherde läuft in einiger Entfernung mit – deutlich schneller und trittsicherer als wir. Der Mensch ist eigentlich ziemlich armselig in seinen Fortbewegungsversuchen. Ob die lachen, so wie einige von uns den Hang hochächzen?
Dann sind wir zwar immer noch nicht am Gipfelkreuz, aber der Blick auf den Sonnenuntergang ist frei – und schlicht ergreifend. Ein paar andächtige Minuten später gehen wir weiter. Es dämmert und wir müssen ja auch noch geeignete Schlafplätze finden.
Ja, und dann sind wir tatsächlich da.
Der höchste Punkt der Insel. Oben. Ganz oben. Juhuuuu!
Man kann nicht anders als tun als dauergrinsen, und tausend Fotos machen, die alle nicht annähernd die Schönheit und die Erhabenheit dieses Platzes erfassen können.
Einige bemerken, dass die Punta Lamarmora ja gar nicht aussieht wie der höchste Punkt, und philosophieren, ob es nicht eher dieser Fels, an dem wir eben vorbeigegangen sind, oder die Punta Su Sciùsciu, sein müsste. Ist aber nicht so, da täuscht sich das menschliche Auge.
Eine rostige Kiste weckt noch die Aufmerksamkeit, aber niemand öffnet sie. Es ist, als wolle man sich in dieser übersichtlichen, offenen Natur noch ein Geheimnis bewahren. Beim nächsten Mal dann, wenn das schwarze Schaf allein oder zu zweit herkommt.
Über die netten Gespräche ist die Sonne mittlerweile untergegangen, aber das ist nicht schlimm. Auf der Insel sind die frühen Morgenstunden mit dem Sonnenaufgang oft viel schöner als der Sonnenuntergang.
Wir suchen einen Biwakplatz für die Nacht. Erst überlegen wir, direkt am Kreuz zu bleiben. Doch einige Teilnehmer waren schon weitergegangen und hatten ein paar hundert Meter dahinter auf einer Wiese umgeben von Felsen bereits ihre Zelte aufgebaut. Noch ein paar Minuten laufen … okay …
Hier ist es aber vermutlich angenehmer – denn viele nächtigen nur im Schlafsack, direkt unter freiem Himmel, und wenn der Wind über den Bergrücken zieht, dann kann es sehr kalt werden. Tatsächlich fällt die Temperatur in dieser Nacht auf 11 Grad und für zwei, drei Stunden zieht ein kräftiger Westwind über uns hinweg.
Einer der Guides erklärt die Lichter der Orte, die in dem nächtlichen 360-Grad-Panorama zu sehen sind: Eine lange schnurgerade Lichterlinie im Süden sei der Poetto in Cagliari (die Stadt daneben natürlich auch gut beleuchtet sichtbar). Gen Norden ist der Blick frei auf das wundervoll illuminierte Nuoro. Einige versprenkelte Lichter im Westen sind die Dörfer des Gennargentu und der Barbagia. Und der große Lichthaufen weiter hinten soll Oristano sein. Das Meer im Osten sehen wir dann morgen – wenn es ein klarer Tag ist. Jetzt ist es definitiv zu dunkel.
Die sternenklare Nacht verbringen wir, wie einige scherzen, in unserem „Hotel Mille Stelle“ – sozusagen nicht vier, nicht fünf, sondern ein Tausend-Sterne-Hotel! Und hoffen, dass wir nicht von Ziegen heimgesucht werden. Aber die sind vermutlich schon drei Täler weiter, die Sportsfreunde.
Das Kleinviech hingegen war noch da … als ausgewiesener Spinnen- und Ameisenhasser hat das schwarze Schaf die Nacht trotzdem sehr ruhig verbracht. Nachts ist es dunkel, und was man nicht sieht, ist ja (zumindest für ein Schaf) eigentlich auch nicht da.
Unter freiem Himmel ist es tatsächlich kühl, der Boden von Steinen durchsetzt, die hier und da in der Hüfte weh tun, und die geschützten Plätze hinter dem Fels haben ein leichtes Gefälle, weswegen man im Schlafsack auf der Isomatte nicht ganz so guten Halt hat.
Die Nacht ist unruhig und körperlich nicht so erholsam. Nichts für Gemütlichkeitsfanatiker und Warmduscher (Am Ende des Artikels trotzdem ein paar Tipps, wie man es sich mit ein paar klugen Mitbringseln gemütlich machen kann).
Letzlich ist das aber sowas von egal, denn im Kopf ist alles herrlich entspannt, und allein die Tatsache, an diesem Ort zu sein, entschädigt. Dann machen wir halt morgen wenn wir zurück sind, ein kleines Mittagsschläfchen oder schlummern ne Runde am Strand – wo ist das Problem?
Das Aufwachen im Morgengrauen (bereits kurz vor fünf Uhr sind die ersten wach) fällt selbst einem Langsch(l)äfer leicht. Wer nicht auf den Wecker hören muss, sondern ganz natürlich im Takt mit der Umgebung aufwachen darf, startet wie selbstverständlich in den Tag. Klar sind wir müde, aber auch in einer Art Schwebezustand.
Es ist einer der friedlichsten Momente überhaupt. Alles alles alles ist so weit weg, so unbedeutend, sowas von nicht da. Nur der neue Tag zählt, nein, nur dieser neue Morgen.
Knapp zwei Stunden sitzt das schwarze Schaf auf einem Felsen und guckt der Sonne zu, wie sie aufgeht. Einmalig.
Dann gibt es Kaffee (Hammer, ist unser Guide gut organisiert!), ein kleines Frühstück (das jeder selbst mitgebracht hat) und gegen acht Uhr ist alles zusammengepackt. Wir machen noch ein gemeinsames Foto und treten dann den Rückweg an. Um elf Uhr wollen wir wieder bei den Autos sein.
Der einzig wahre Bruncu Spina. Wir waren bisher immer nur an seinen Hängen, als schon leichter Schnee lag. Der frühe Winter (Dezember) ist auch eine tolle Zeit zum Wandern, und der Berg hat eine ganz andere Ausstrahlung als heute.
Wir sind über das Geröll der Punta Su Sciusciu hinweggestapft und sehen bereits den Grat, der auf den Bruncu Spina hinaufführt.
Der Morgen in den Bergen ist noch frisch und ein bisschen Frühsport schadet nicht: die eine Hälfte der Gruppe geht hinauf, die andere, die noch zu müde ist, wandert gemütlich am Hang entlang.
Im späten Winter (Februar, März) ist er ein weißer, freundlicher Geselle, sein Nordhang belebt von Skifahrern und Snowboardern. Der Schnee ist tief und die Skilifte werden sogar gebraucht. Im Sommer wirkt das ein wenig deplatziert und man kann sich nicht vorstellen, dass hier Menschen sind. Umgekehrte Welt – während unten gerade die Menschen an die Strände eilen, ist hier oben außer uns keine Sau. Und im Winter ist es genau anderes herum.
Nach dem Abstieg geht es den gleichen Weg wie auf dem Hinweg zurück. Wir erreichen in aller Gemütlichkeit alle Stationen, sehen eine Herde wilder Pferde friedlich grasen und überholen ein paar Kühe. Eine, die direkt auf dem Weg steht, müssen wir umrunden, weil sie sich nicht stören lässt.
Letztlich sind wir am Rifugio S’Arena und können die Rucksäcke abnehmen. So eine Wohltat!
Wir fahren zu einem Abschieds-Kaffee (aus dem dann noch ein Abschieds-Ichnusa wird) in die Bar Floris, unten am Passo Tascusì.
Alles in allem sind wir uns einig: Das war vielleicht nicht die anstrengendste, aber eine außergewöhnliche Bergwanderung, wunderschön und schwarzschafig – ganz nach unserem Geschmack.
Den Trek organisierte Leonella Escursioni Trekking (hier geht es zu Leonella’s Facebook-Seite), aus Villaputzu. Der Kontakt ist persönlich und direkt, und auch auf der Tour redet man gern miteinander – Italienischkenntnisse sind also echt vorteilhaft. Das Programm ist sehr unterschiedlich, richtet sich nach Jahreszeit und Wetter, die Touren können überall auf der Insel sein. Wir helfen gern bei der ersten Kontaktaufnahme und fragen nach dem aktuellen Programm in Eurer Urlaubszeit.
Die ausgebildeten Guides sind gut organisiert und flexibel. Das ist gut, denn keine Gruppe ist wie die andere. Einer der Guides, der den Gennargentu nicht so gut kannte wie die anderen, übernahm für den Rückweg die Führung. Als einige der älteren Herrschaften an ihre Grenzen stießen, andere aber schon weit im Voraus waren, nahm man Rücksicht und orientierte sich am schwächsten Mitglied – ein wichtiger Grundsatz beim Trekking in der Gruppe. Sogar die Sportskanonen schalteten bereitwillig einen Gang zurück.
Last but not least: Das sind sehr nette Leute, ordentlich ausgebildet und mit einer tiefen Liebe zur Natur. So macht Trekking Spaß.
Basierend auf praktischen Erfahrungen aus dieser Nacht haben wir ein paar Tipps für die Übernachtung auf dem Dach der Insel:
1. Die Gipfelregion „Monti del Gennargentu“ umfasst mehrere Gipfel um 1800 Meter auf relativ engem Raum: Bruncu Spina, Punta Paulinu, Punta Florisa, Punta Sciusciu, Punta Lamarmora. Sie miteinander zu kombinieren schafft ein paar Höhenmeter mehr, oder sogar eine mehrtägige Wanderung, z. B. als Konditionstraining.
2. Eine gute Alternative ist auch der Weg 722 Girgini – Arcu Gennargentu: der ist mit 8,2 km (einfach) länger, führt durch zwei Täler und man sammelt 644 hm. Weitere Routen führen von Aritzo oder Arzara hinauf. Am besten bleibt ein paar Tage in der Region und fragt Einheimische / lokale Guides.
3. Bei unserem Biwakplatz war ein alter mit Steinen eingefasster Weg zu erkennen. Diesem könnte man einfach folgen und sehen, wohin er trägt … Vermutlich ist es der, den der Forscher Lamarmora ging – der war ja sehr ordentlich und hat Strukturen geschaffen, Hirten hingegen würden nicht auf solche Ideen kommen, weil sie das Territorium kennen. Insofern müsste der Weg irgendwo am Südhang rund um Aritzo herauskommen. Wer bei S’Arena sein Auto gelassen hat, hat dann mit Sicherheit einiges zu tun, um den Ausgangspunkt über andere Routen wieder zu erreichen.
4. Geht den hier beschriebenen Weg im Winter, wenn die Hänge leicht verschneit sind = grandiose Natur, sportlich und territorial anspruchsvoll.
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Max Fleschhut
30. August 2014 at 15:26Sardinien ist die vielleicht schönste Mittelmeerinsel. Ich hoffe, ich schaffe es mal wieder, dort Urlaub zu machen. Übrigens: informative und interessante Website. Complimenti!
nicole
31. August 2014 at 09:39Oh, das freut uns – vielen Dank 🙂
Mika
31. Juli 2016 at 12:33Vielen Dank für eure tollen Seiten, endlich hab ich das richtige gefunden! Werde mit meiner abenterlustigen Tochter(20) von Mitte Okt-Anfang. Nov.das Dach Sardiniens und Umgebung erforschen! Wetter egal Dank eurer Inspirationen.
nicole
1. August 2016 at 12:17Vielen Dank für das Feedback! Das freut uns wirklich sehr und wird beeehstimmt toll 🙂
Ina
6. August 2022 at 12:31Hallo pecora nera 🙂 Ich habe dich dank der youtube-Wiedergabe der Sendung „Grenzenlos – die Welt entdecken auf Sardinien“ entdeckt. Sehr cool! Dank dir habe ich nun von Leonella´s guided tours erfahren. Ihre FB-Seite ist allerdings privat, also weiß ich nicht, ob sie meine Nachricht rechtzeitig sehen wird. Du meintest in deinem Artikel aber, dass du für die Kontaktherstellung helfen könntest… Das wäre echt toll! Ich werde auf der Insel vom 12. bis zum 23. August sein, recht spontane Reise, und würde super gerne an einer organisierten Trekking Tour teilnehmen. Ich freue mich auf deine Rückmeldung! 🙂
pecora nera
7. August 2022 at 20:30Hallo! Das hier ist Leonellas Webseite, etwas älter, aber ganz normal erreichbar: http://www.leonellaescursionitrekking.com/index.php/en/
Leonella guida professionale Gae regolarmente iscritta RAS n.667 e Aigae n. SA366
Und die Telefonnummer / Kontaktmöglichkeiten findest du auch auf ihrem facebook-Profil:
https://www.facebook.com/Leonella-SardegnaNatura-443136409541554
+39 3479437675 – auch via whatsapp.
Sag gern einen herzlichen Gruß von mir, Nicole / pecora nera, da sollte es bei ihr klingeln 😉
Weitere Guides ggf. auch hier bei meinen Freunden: https://www.viaggioinsardegna.net/guide-in-sardegna/