Der sardische Herbst steht vor der Tür – und mit ihm endlich wieder all die wundervollen Herbstfeste im Herzen Sardiniens, in der Barbagia!

Dich erwartet eine Erlebnisreise durch die sardische Kultur, mit ihren überlieferten Traditionen und kulinarischen Spezialitäten – und durch 33 Dörfer, von denen jedes einzigartig ist.

Autunno in Barbagia 2023: vom 2. September bis zum 17. Dezember 2023 lädt an jedem Wochenende ein anderes Dorf Reisende und Einheimische zu sich ein und öffnet Häuser, Höfe und Herzen („Il cuore dell’ospitalità“).

Das jeweilige Programm in italienischer Sprache wird auf www.cuoredellasardegna.it veröffentlicht.
La Sardegna più genuina: das echte, ursprüngliche Sardinien

Das Motto der Herbstfeste in der Barbagia verspricht viel: das echte, das ursprüngliche Sardinien. Und jedes einzelne dieser Dörfer wird alles tun, um das Versprechen zu halten – so weit hänge ich mich gern aus dem Fenster!

Such dir eines aus, das dir zusagt oder in deinem Reisemonat – von September bis Dezember – stattfindet. In diesem Jahr ist auch Lodine dabei, das mir immer gefehlt hat in der Liste.

Herbstfeste im September

Im September ist auch Weinernte! Plane unbedingt eine Degustation in einem der Weingüter ein (gilt für alle Reisemonate)

Herbstfeste im Oktober

Trekking als Rahmenprogramm zu den Herbstfesten, auf neuen Wegen durch Sardiniens traumhafte Natur!
Trekking als Rahmenprogramm zu den Herbstfesten, auf neuen Wegen durch Sardiniens traumhafte Natur!

Herbstfeste im November

Erlebenswert: In einigen Dörfern treten auch die lokalen Figuren des traditionellen Maskenkarnevals der Barbagia auf, wie die Mamuthones e Issohadores in Mamoiada!

Herbstfeste im Dezember

In Fonni sind im ganzen Dorf tolle, traditionelle Murales zerstreut, wie dieses nahe des Hirtenmuseums. Aber zieh dich warm an, wie der Geselle auf dem Bild. Fonni liegt auf 1.000 Metern und es ist im Dezember auch auf Sardinien kalt!

Was heißt eigentlich „echt sardisch“?

In der Inselmitte ist nicht schwer, die unverfälschte sardische Landeskultur zu finden. Die landestypischen und echten Traditionen sind gerade in der Barbagia sehr präsent.

Aber wenn das echt ist – ist das an den Küsten dann unecht? Ein klares Jein 😉

Ich habe dazu schonmal weiter ausgeholt (siehe in diesem Artikel: „Landestypisch reisen„) und kürze das hier mal ab: In den beliebten, touristischen Ferienorten an der Küste findest du zwar sardische Produkte. In Küstenstädten wie Olbia und Alghero wohnen natürlich auch Einheimische mit einer eigenen Kultur – maritim geprägt. Und auch das ist sardisch.

Du kannst in Restaurants natürlich auch sardisch essen gehen. Aber da wird es oft schon eng: Zwar gibt es auch Pane carasau im Brotkorb – aber was hilft das, wenn das frisch Hausgemachte direkt aus dem Ofen in Onanì einfach um Längen besser ist?

Außerdem ist vieles in den Küstenorten auf die touristische Erwartungshaltung ausgelegt. Ein Apérol Spritz und ein Glas Bellavista in der Strandbar wird natürlich serviert und ist schön – aber eben nicht landestypisch. Der Vermentino und das mitgebrachte Picknick zum Sonnenuntergang mit Freunden im Strandsand schon eher.

Natürlich sind die Strände und das Meer sardisch – sie sind ja ein (besonders schöner) Teil von Sardinien. Der Sarde ist historisch betrachtet aber eher ein Land- und Bergmensch. Klingt komisch, ist aber so.

Daher – und ich revidiere auch nach über einem Jahrzehnt Reisen durch das Herz Sardiniens dieses Urteil nicht:

Kein Küstenort, kein Ferienangebot, kein Sommerprogramm ist mit dem, was du in den gewachsenen Dörfern der Inselmitte vorfindest, zu vergleichen.

Die lokalen, ländlichen Traditionen in Dorgali zeigt das Parco Museo S'Abba Frisca – plant einen Besuch mit ein, sicher gibt es einige schöne Veranstaltungen zum Autunno in Barbagia!
Die lokalen, ländlichen Traditionen in Dorgali zeigt das Parco Museo S’Abba Frisca – plant einen Besuch mit ein, sicher gibt es einige schöne Veranstaltungen zum Autunno in Barbagia!

Die Barbagia bewahrt ihre Kultur bis heute mit profundem Stolz und die lokalen Traditionen werden eifersüchtig gehegt und gepflegt.

Ein lebendiges, offenes Miteinander prägt den Umgang mit den Gästen – als wären sie ein Teil der Familie. Und manchmal werden sie es auch. Auf den Festen wurden schon Freundschaften fürs Leben geschlossen.

Außerdem kostet der caffè höchstens einen Euro. Versuch das mal in Porto Cervo …

Vielfalt beim Autunno in Barbagia: nachhaltig produziert bei Kilometer Null

Und dann das Essen! Richtig, aber wirklich gute Küche mit lokalen Spezialitäten, zubereitet aus Zutaten, die allesamt, quasi ohne Ausnahme bei Kilometer Null produziert sind – weil es gegen die eigene Ehre ginge, das Gemüse im Großmarkt zu kaufen.

Pasta con Fagioli auf die Faust. Eine Art Nudelsuppe mit Bohnen aus dem eigenen Hofanbau, gesund und wärmend von innen.

Die traditionellen Schwerpunkte variieren außerdem von Dorf zu Dorf – so kannst du (nicht nur) bei den Herbstfesten in Belvì und Aritzo mit Sicherheit Kastanien, Pilze und Nüsse kaufen – oder direkt bei einer Wandeurng in den Wäldern des Gennargentu, sammeln.

In Oranì hingegen begegnet dir viel Kunst, denn das Dorf ist stolz auf seinen berühmten Sohn, den zeitgenössischen Künstler Costantino Nivola (1911-1988). Und Lollove, das kleine verlassene Dorf, ist ein Mahnmal für die Ent-Völkerung der ländlichen Gebiete Sardiniens, aber auch dafür, wie schön und leicht es ist, mit Vorführungen (zum Beispiel wie man die Pasta Su Filindeu herstellt), Musik oder einfach nur Zusammensein, den Dörfern wieder Leben einzuhauchen.

Mein bester Tipp ist daher: Bleibe das ganze Wochenende, zwei oder drei Tage! Tauche ein, geh im Dorf essen, lerne Leute kennen, besuche die archäologischen Stätten, besuche Ausstellungen und Vorführungen.

Oder erkunde die Umgebung, mach ein Trekking oder eine Biketour, eine Kanutour oder einen Ausritt – in den Dörfern findest du Anbieter.

Der Parco Tepilora liegt im Gemeindegebiet von Lula und Bitti, auch Lollove und Orani sind relativ nah. Wie wäre es mit einem tollen Trekking zum Wasserfall Cascata S’Illiorai?

Aber vor allem: Lass dir Zeit.

Jedes der Dörfer hat es verdient.

Tipps für den sardischen Herbst: Autunno in Barbagia für Einsteiger

Du wirst sicher die sprichwörtliche und buchstäbliche sardische Gastfreundschaft, die du bei deinem Besuch spüten, es ist ganz einfach sich wohlzufühlen. Es ist aber auch einfach, mit dem Experiment „Autunno in Barbagia“ zu scheitern.

Denn die Schrulligkeiten und Unzulänglichkeiten der Feste wollen genauso mit erlebt werden. So gibt es nicht für alles ein Schild, oder ein Programm, und wenn doch, beginnt es nicht ultrapünktlich. Oder der Wein kommt doch noch mal aus dem Plastikbecher (immerhin, biodegradabile / biologisch abbaubar, die anderen sind seit ein paar Jahren schon verboten).

Lass dich einfach drauf ein. Du kannst es eh nicht ändern. Mit Aufregen schon gar nicht.

Wobei in Sachen Plastik ist gut, ab und zu mal die Nase zu rümpfen, damit verstanden wird: Wir Reisende mögen das nicht mehr – auch zum Wohl eurer schönen Insel.

Kleine Faustregel: Je näher die Orte im „touristischen Zugriff“ sind, desto mehr Erfahrung haben sie auch im Umgang mit (internationalen) Reisenden. Zum Beispiel Oliena, Mamoiada, Nuoro, Dorgali, Orgosolo – alles alte Hasen.

Zu den Herbstfesten im Winter kann dir so einiges passieren – wie eine verschneite Kuh auf der verschneiten Provinzstraße nach Desulo. Ach, übrigens: Winterreifenpflicht ab Mitte November. Für die Autos, nicht für die Kühe.
Zu den Herbstfesten im Winter kann dir so einiges passieren – wie eine verschneite Kuh auf der verschneiten Provinzstraße nach Desulo. Ach, übrigens: Winterreifenpflicht ab Mitte November. Für die Autos, nicht für die Kühe.

Orte wie Oltzai, Ortueri, Austis oder Meana Sardo liegen entweder so weit ab vom Schuss oder sind so spät in der Saison, dass Ausländer und Touristen kaum zu ihnen finden – also feiern die Dörfer eher mit sardischen Gästen aus allen Inselteilen. Und es heißt nicht, dass deswegen los ist: Da kommt der Bus mit den Gästen nur eben nicht aus Bern oder Speyer, sondern aus Cagliari oder Arzachena.

Auch ist der Sarde an sich eher der kühle Friese unter den Italienern. Die Leute brauchen etwas Zeit, um aufzutauen – gerade wenn man nicht ihre Sprache spricht. Aber das soll uns nicht aufhalten: Denn wenn, dann ist das Eis für immer gebrochen!

Ach so … vielleicht nicht ganz unwichtig: Nicht jedes Mal ist Sonnenschein. Manchmal ist es sogar sehr ungemütlich. Die Winterfeste rund um den Gennargentu können sehr kalt werden. Was dem Fest aber gefühlt eher zuträglich ist – knisternde Feuer und Wärmendes von Innen tun Körper und Seele gut.

Lust auf den echt sardischen Herbst bekommen? Hier findest du meine schwarzschafigen Überlebenstipps für den Herbst in der Barbagia.

Unterkünfte in den Dörfern kann ich auch empfehlen – schau einfach in meine Liste der Gasthäuser und B&B.

Der Autunno in Barbagia ist in jedem Fall eine einmalige Gelegenheit, auf Sardinien mit Land und Leuten in Kontakt zu kommen.

Neugier wird belohnt und wer sich ehrlich für die Geschichte eines Dorfes, sein kulinarisches, historisches, handwerkliches und künstlerisches Erbe interessiert, wird tolle Geschichten erleben.

Das schwarze Schaf freut sich schon auf seine diesjährigen Touren und wünscht allen viel Spaß auf ihren eigenen Entdeckungsreisen!

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