Fonni, das höchstgelegene Dorf Sardiniens, öffnet traditionell Anfang Dezember seine Türen und Tore, die Cortes. Das schwarze Schaf reist zu einem der letzten Herbstfeste der Barbagia, die schon im September beginnen.
Das schwarze Schaf ist nicht zum ersten Mal da und freut sich, dass das Fest immer mehr Zuspruch findet, aber immer noch so familiär ist, dass es Spaß macht.
Andere Orte, die näher an den beliebten Reisemonaten oder bekannter sind, wie z. B. Mamoiada und Oliena, platzen mittlerweile fast. Was aber auch nicht schlimm ist.
Zurück nach Fonni. Oder erstmal: hin. Die Anreise ist denkbar einfach: Aus Norden oder Süden nimmst du die Schnellstraße SS131 bis Nuoro.
Von dort sind es ca. 20 km auf der ausgebauten SS 389 var bis zur Abfahrt Fonni und nochmal 10 geschmeidige Kilometer Landstraße durch herbstlich-kupferfarbene Steineichenwälder. Das centro storico ist ausgeschildert; parke einfach kurz vorher am Straßenrand.
Das Schaf beginnt traditionell mit einem kleinen Schluck Filu ‚e Ferru in einem der ersten Cortes.
Der hat ordentlich viele Umdrehungen und wärmt sofort von innen. Schon wird die Aufgabe, durch in diesem Jahr 65 Cortes und sieben Ausstellungen zu streifen, etwas leichter.
Viele der Höfe lassen wir allerdings aus – denn der Schwerpunkt liegt ganz klar auf dem Essen und das panino auf der Hinfahrt an der Raststätte war etwas kontraproduktiv. Aber was sollte das Schaf machen – der Magen hatte geknurrt …
Ein punto ristoro / Futterstand nach dem anderen erwartet dich also – viele aber auch mit Kleinigkeiten wie frisch gemachten Kartoffelchips auf dem Spieß oder Maronen. Die etwas deftigeren Dinge gibt’s auch, mit Käse überbackene Brote oder ganze Menüs. Die Preise sind einen Tick höher als noch in den Vorjahren, aber immer noch moderat.
Wir lassen uns in einem freundlichen Corte nieder, zwar mit Sitzplätzen im Freien, aber gut geschützt. Der Becher (mittelprächtige) Landwein liegt bei einem Euro.
Zur Weihnachtszeit hat Fonni viele Krippen (presepe) gebaut, und auch hier steht eine. Nun ist das Schaf nicht so wahnsinnig religiös, aber diese hier, mit Figuren aus kaputten Dachschindeln in Fonneser Tracht, sieht ganz lustig aus. Dazu traditionelle Musik, das hat was Launiges.
Spaß haben auch die Fonnesen, vor allem die (erstaunlich vielen) jungen, auf einer kleinen Eispiste. Energieverbrauch egal, hier wird echtes Eis produziert!
In dem richtig gut gemachten Hirtenmuseum / Museo della cultura pastorale kannst du der Transhumanz und dem Hirtenleben nachspüren.
Eines der wichtigsten Themen in diesem Dorf. Früher lebten im Winter nur Frauen, Kinder und Alte hier. Die Männer waren mit ihren Herden auf Wanderschaft. Der Cane Fonnese, die hier gezogene Rasse, ist strenger Hütehund und geselliger Wachhund in einem.
Wir schauen noch zu, wie Käse gemacht wird, lernen einen Esel kennen, bestaunen ein paar Gemälde und vor allem die Murales des Dorfes.
Und wärmen uns (immer noch oder schon wieder) mit einem Rotwein im Plastikbecher in der Hand) am Feuer.
In diesem Jahr regnet oder schneit es zumindest nicht. Auch bei Wind kann es hier oben ziemlich eisig werden. Das ist eben so in Fonni. Hat schon seinen Grund, warum die Hirten damals mit ihren Herden in die Ebenen gezogen sind.
Aber heute ist es nicht wirklich kalt, aber die schwarzschafige Begleitung ärgert sich dennoch über seine zu dünne Jacke. Liegt wohl daran, dass am Ausgangsort die Sonne noch warm schien und es fast frühlingshaft war. Hier oben reicht das leider nicht. Zum Glück befinden sich darunter Shirt und Pulli – die Zwiebeltechnik hält zwischen den Höfen und Feuerstellen warm.
Gut vorbereitet, mit leichten Handschuhen (weil die Hände ständig draußen sind und einen Becher Wein festhalten müssen) und einer warmen Jacke, wirst du dich aber bestimmt wohlfühlen!
Auf jeden Fall ist das Wetter immer ein guter Grund, sich ins Innere der Cortes zu begeben und mit Fonni warm zu werden.
Viele schwören darauf, freitags, oder Sonntag vormittags oder über die Mittagszeit anzureisen, weil es dann noch schön ruhig ist und die per Bus anreisenden Touristen noch nicht alles weggefuttert haben.
In Fonni allerdings, wo sich vorwiegend Einheimische treffen und es eh kaum Touristen gibt, ist der Samstag-Nachmittag am besten. Du streifst erst durch die Cortes, gegen Abend kannst du etwas essen und später zu viel Musik feiern.
Und hast auch noch die Auswahl zwischen den traditionellen Klängen der Barbagia in einem offenen Hof oder moderner Musik in einem der vielen Pubs.
Das schwarze Schaf wünscht allen, die im nächsten Dezember auf Sardinien sind, viel Spaß in Fonni!
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Nicole Raukamp ist Buchautorin, Beraterin und Bloggerin (aka "pecora nera"). Sie organisiert und begleitet fundierte Fachreisen und entwirft erlebnisreiche Events und höchst individuelle Reiserouten - authentisch, nachhaltig, an Land und zu Wasser auf Sardinien im ganzen Jahr. Außerdem unterstützt sie Unternehmen/r bei geschäftlichen Aktivitäten und Vorhaben auf Sardinien, hilft sardischen Unternehmen und Anbietern bei ihrem Eintritt in den deutschsprachigen Markt.
Ich bin Nicole und mein alter Ego ist ein schwarzes Schaf (ital.: pecora nera). Wir bloggen und blöken aus Sardinien im ganzen Jahr über alles, was uns gefällt und bewegt :)
Das schwarze Schaf hat übrigens noch ein Buch geschrieben, über seine „alte“ Heimat:
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