Sardinien ist eine der besten Destinationen für Aktivurlauber. Im Frühling sind die Temperaturen quasi perfekt. Eine aktive Inselrundreise ist das Beste, was du im Frühling, und überhaupt in der Nebensaison machen kannst, speziell wenn in den Sommer-Ferienorten noch tote Hose ist.

Die Ziele dieser Inselrundreise haben (auch wegen meiner eigenen Vorlieben) einen Schwerpunkt auf Trekking, Hiking und Klettern. Viele Ziele lassen sich auch mit dem Mountainbike erkunden.

Einige Tipps für Kiter und Surfer sind eingestreut. Sportliches Segeln ist im Frühling auch möglich – allerdings sind viele Charterschiffe noch an Land oder kommen erst aus der Karibik zurück, wo sie den Winter über aktiv waren. Daher ist diese Rundreise eher etwas für Aktivurlauber an Land.

Aktivurlauber sind in Sardiniens Natur im Frühling genau richtig! Ob Trekking, Klettern,

Das schwarze Schaf startet seine aktive Inselrundreise im Süden.

Startpunkt Cagliari: softer Einstieg für Aktivurlauber

In der Inselhauptstadt gibt es viele Möglichkeiten, sich zu beschäftigen – und zu bewegen: Der riesengroße Parco di Molentargius Saline hat ein schönes Netz an Wanderwegen. Auch Kanus kann man mieten oder mit dem Fahrrad hindurch fahren. Aber schön ruhig und vorsichtig: Jetzt im Frühling kommen die durchziehenden Flamingos an und gesellen sich zur dortigen, festen Kolonie, um zu brüten (die Jungen schlüpfen im Mai).

Schön zum Wandern ist auch der Hausberg Cagliaris, Sella del Diavolo – zum Beispiel zur Cala Fighera. Nicht gut beschildert, aber das Gebiet ist übersichtlich » siehe Trail Sella del Diavolo auf wikiloc.

Und zur Belohnung gibt es den Aperitivo entweder direkt am Stadtstrand Poetto (nicht alle, aber viele Bars und Restaurants am Strand haben auch über Winter für die Einheimischen geöffnet). Oder, wer es hemdsärmeliger mag, nimmt auf dem Stadthügel Monte Urpino am Viale Europa ein Ichnusa an dem Bistrowagen, und schaut in der Abendstimmung über die Salinen bis aufs Meer. Manchmal drehen Flamingos ihre Runden über der Stadt. Ganz tolle Momente!

Cala Fighera am Sella del Diavolo
Direkt am Rande des Stadtgebiets von Cagliari und über einen leichten Trek zu erreichen: Cala Fighera am Sella del Diavolo

Es geht gegen den Uhrzeigersinn weiter.

Südosten für Aktivurlauber: Punta Serpeddì, Monte Figuerges, Parco Sette Fratelli

Burcei zweigt von der alten Landstraße SS 125 ab. Der Gipfel Serpeddi ist hinter dem Ort ausgeschildert und mit breiten, klaren Forst- und Versorgungswegen versehen, die bis hinauf zu den dort aufgestellten Fernseh-Antennen führen. Beliebt auch bei Cross-Motorradfahrern und Mountainbikern, die auf den Schotterwegen noch keine Sorge haben müssen, von einer Ausflugsgruppe jäh ausgebremst zu werden. Das wandernde Schaf hört sie schon lang im Voraus und hüpft brav zur Seite, steigt dann querfelsein auf den Monte Figuerges und kann von 870 Metern bis nach Cagliari schauen.

Blick vom Monte Figuerga bis nach Cagliari
Blick vom Monte Figuerga (899 m) bis nach Cagliari

Beim Abzweig nach Burcei geht es in die andere Himmelsrichtung in den Parco Sette Fratelli – ein gut beschildertes, weitläufiges Waldgebiet mit vielen Wegen.

Nordwärts geht es weiter.

Ogliastra: Klettern in Ulassai, Trekking im Gennargentu

Wir fahren gen Norden, die wunderbare Ostküstenroute entlang. Die Ogliastra ist jetzt ein optisches Träumchen. Alles blüht, und lädt schon entlang der Strecke zum Verweilen ein. Auch wird es mit jedem Tag wärmer, sonniger und besser. Leider – denn bei oder nach Regen wäre ein Ausflug zu den Wasserfällen von Lequarci bei Ulassai quasi Pflicht. Die tragen nämlich nur selten Wasser, aber wenn, dann sind sie spektakulär!

Aber Ulassai ist ein Traumgebiet für Sportkletterer – und wir wollen in die Vertikale! Eine Unterkunft und Infos für die besten Kletterrouten und -gebiete findest du hier: https://www.climbingulassai.com

Wasserfälle Cascate Lequarci bei Ulassai - je mehr es regnet, desto besser
Da geht noch was: Wasserfälle Cascate Lequarci bei Ulassai – je mehr es regnet, desto besser.

Wenn du weiter ins Inselinnere fährst, kommst du in den Gennargentu – ein weites, wunderbares Trekkinggebiet. Schon bei Osini locken mehrere Forstwege, z. B. zum Nuraghen Serbissi. Von dort aus siehst du das nächste Ziel: die Perda Liana, auf die ein ganz einfacher Trek führt. Der prägnante Gipfel ist sozusagen das Wahrzeichen der Ogliastra.

Im Gennargentu ogliastrino kann man gut und gern mehrere Tage verbringen – und immer wieder mit wenig Anstrengung

Supramonte: Aktivurlauber-Paradies

Der Supramonte di Baunei ist wunderschön und mit unendlich vielen tollen Zielen für Aktivurlauber gesegnet. Wann immer es kann, ist das schwarze Schaf dort!

Blick von Baunei Richtung Arbatax im Frühling
Blick von Baunei Richtung Arbatax – an der Serpentine hinauf zur Hochebene Golgo

Aber: Der Supramonte ist kein ganz einfaches Trekkinggebiet. Für Einsteiger empfehle ich daher, hier am Wochenende anzukommen und sich zu den schwierigen Zielen wie Punta Salinas oder zur Cala Mariolu, Cala Sisine, Cala Biriala einer geführten Exkursion anzuschließen. Guides findest du überall in der Region speziell ab Baunei.

Einfache Treks gibt es auch, zum Beispiel auf der Hochebene Golgo. Speziell für die Tour zur Cala Goloritzè, die viele im Sommer machen wollen, die dann aufgrund der Hitze aber schwer und oft unterschätzt wird, ist im Frühling herrlich entspannt zu gehen. Der Rückweg ist zwar trotzdem anstrengend, weil es nur bergauf geht, aber deutlich besser machbar als bei über 30 Grad …

Wer die Cala Luna einmal fast menschenleer erleben möchte, hat jetzt ebenfalls genau die richtige Reisezeit erwischt. Sie ist wild und einsam – kaum zu glauben, dass sie im Sommer als einer der beliebtesten Stände der ganzen Insel fast aus allen Nähten platzt und ständig Ausflugsboote anlanden. Der Trek von der Cala Fuili ist für geübte Wanderer leicht machbar. Nur muss man den Rückweg einplanen – einen Bootsservice (navetta) gibt es zu dieser Jahreszeit noch nicht, höchstens bei schönem Wetter an den Wochenenden.

Cala Luna in der Nebensaison – speziell an Wochentagen jetzt noch herrlich einsam

Baronia: Traumhafte Gebiete im Hinterland

In den touristischen Ferienorten entlang der Küste, nach Orosei und bis Olbia (zwei ganzjährig belebte Orte) zwar im Frühling noch häufig tote Hose – dafür ist das Hinterland umso spannender. Ich wandere gern am Montalbo, und habe vor einiger Zeit den Parco Tepilora, hinter Posada, speziell das Gebiet bei Bitti entdeckt. Ein Träumchen!

Genial schön: Der Wasserfall Cascata S'Illiorai im Parco Tepilora bei Bitti
Wenn du dich nicht bewegst, entgeht dir so viel! Zum Beispiel der Wasserfall Cascata S’Illiorai im Parco Tepilora bei Bitti

Costa Smeralda: im Frühling wirklich exklusiv

An der Costa Smeralda sitzt das schwarze Schaf am menschenleeren Strand Cala di Volpe oder Capriccioli, vor denen im Sommer Millionärsyachten ankern. Der Blick reicht bis zum Capo Figari – auch ein tolles Ausflugsziel für Trekking- und Kletterfreunde (hier ein Bericht über eine Klettertour an der Nordseite). Mit seinem Liebsten ha ganz für sich allein. Wir bringen uns eine Flasche Prosecco mit und bleiben, bis die Sonne untergeht. Das bedeutet für mich echte Exklusivität und reiner Luxus. Wir haben’s genossen.

Die Costa ist im Frühling erstaunlich Aktivurlauber-freundlich, speziell zwischen Grande Pevero und Romazzino. An der „alten Küste“ kann man sich wenn man will, auf dem Health Trail sogar ein, zwei Tage sportlich beschäftigen. Wer dann noch nicht genug hat, fährt noch ins Hinterland nach San Pantaleo – und wandert / klettert in den dortigen Felslandschaften.

Cala di Volpe im April - ganz privat
Cala di Volpe im April – ganz privat

Viele Leute trifft man noch nicht, in Porto Cervo ist noch alles dicht. Sogar die Hafendirektion, bei der wir nach einer Segeltour fragen wollten, hat ein Schild an der Tür: Wir öffnen im Juni. Na dann.

Weiter nach Norden sieht es ähnlich aus. Auch Tickethäuschen und Parkplatz am Capo d’Orso bei Palau sind noch geschlossen. Wir springen über die Mauer und sehen oben ein Pärchen unterm Felsen sitzend ziemlich glücklich in Richtung Korsika blicken. Unten im Dorf ist langsam aber sicher der Saisonbeginn zu verzeichnen. Eine Gruppe Rennradsportler trifft sich und macht sich auf den Weg nach Santa Teresa Gallura und die Küstenstraße entlang zur Costa Paradiso. Das machen gerade viele Sportler auf Sardinien: in angenehmen, nicht zu warmen Temperaturen und ohne viel Verkehr ihr Training beginnen.

In der Trattoria lernt das Schaf zufällig ein frisch verheiratetes Pärchen aus Amerika kennen, das durch Europa und auch ein paar Tage durch Sardinien tingelt: La Maddalena, Supramonte, Orgosolo, Cagliari, Abflug. Da hatte jemand ein sehr gutes Näschen bei der Hochzeitsreiseplanung!

Schneewanderung auf dem Monte Limbara

Ja, richtig gelesen: Schnee! Wir sehen schon von Olbia aus: auf den Gipfeln des Monte Limbara liegt Schnee! Zwar hält das nicht lang, und wir haben es schon zuvor mal gesehen – aber der Anblick ist so selten, den wollen wir uns nicht entgehen lassen. Und so queren wir die Gallura und fahren ins Hinterland – immer ein Garant für gelungene Tage. Erst noch ein deftiges Mittagessen in Aggius, dann geht es hinauf. Ein Träumchen und ein enormer Weitblick bis zum nördlichen Ende der Insel und hinüber nach Korsika.

Schnee am Monte Limbara: Ja, ist denn schon Weihnachten?!
Schnee am Monte Limbara: Ja, ist denn schon Weihnachten?!

Apropos Ende der Insel. Unser nächstes Ziel können wir auch sehen. Und damit geben wir uns jetzt das ultimative Kontrastprogramm inklusive Farberlebnis:

Meeresschutzgebiet Isola dell’Asinara

Ein Ausflug zur Isola Asinara im Frühling ist natürlich möglich und ein Traum: Die Natur erwacht, die Insel beginnt zu blühen. Ein weißer Esel auf einer Wiese mit violetten Blumen oder vor einer der sonnenbeschienenen Türkisbuchten ist einfach toll! Schließe dich einfach einer Exkursion an – zum Beispiel mit Wild Asinara Park. Auf eigene Faust geht es auch: Die Fähre nach Fornelli oder Cala Reale fährt frühmorgens ab Porto Torres, einige Boote starten ab Stintino, allerdings noch nicht täglich. Frage ggf. vorher bei der Parkverwaltung Asinara. Wir nisten uns in einem B&B ein. Zwar ist Stintino selbst noch etwas eingemottet, wie es sich für touristische Orte gehört, aber ein paar Einheimische sind auf den Straßen und ein gutes Restaurant finden wir auch. Und das Beste an Stintino ist eh Asinara … 😉

Cala Scombro di dentro auf der Isola Asinara
Cala Scombro di dentro auf der Isola Asinara

Besonders schön blüht es bald auch im Westen und an der Küstenstraße von Alghero nach Bosa. Wir wollen aber direkt weiter nach Süden, mit einem kleinen Stopp, um kitesurfende Freunde bei Putzu Idu zu begrüßen.

Die Kite- und Surfspots an der wilden Westküste sind jetzt “ für Fortgeschrittene. Auch das Beach Life beginnt. Inselweit, speziell von Nord nach Südwest, von Porto Pollo bis Porto Botte trefft ihr super entspannte Leute, die ein oder andere Beachbar hat offen und selbst wenn ihr nicht aufs Wasser geht, gibt’s an den Starkwindtagen eben mit türkisfarbenen Brechern was fürs Auge.

Kiter bei Capo Mannu
Nebensaison-Kiter bei Capo Mannu

Durch den wilden Südwesten, das Sulcis-Iglesiente

Das Sulcis-Iglesiente ist dünn besiedelt und im ganzen Jahr eine Ruheoase – darum empfehle ich es gern für den Sommer. Aber speziell in der Nebensaison ist die Landschaft wunderschön und es gibt unendlich viele Touren für Aktivurlauber, speziell zum Klettern und zum Kitesurfen ist die Region großartig!

In den kleinen Städtchen, z. B. in Carbonia und Iglesias ist es geradezu quirlig. Die Jahreszeit ist auch top, um lange Strandläufe, z. B. an den Dünen von Porto Pino zu unternehmen (leider sind an den tollen weißen Dünen Is Arenas bei Teulada jetzt oft Militärübungen, die öffnen erst ab Juni).

Falls es doch regnet, bist du in dieser Region auch bestens aufgehoben: Schau, ob eines der Weingüter, wie z. B. die Cantina di Santadi oder die Cantina Mesa in Giba offen hat und Degustationen anbietet (meist am Wochenende oder nach Voranmeldung). Stiefele in eine der vielen Minen und Bergwerke – einige sind eh frei zugänglich, andere sind jetzt mindestens an den Wochenenden geöffnet, die größeren wie Serbariu in Carbonia, Montevecchio bei Arbus, Galleria Henry in Buggeru oder Porto Flavia in Masua auch unter der Woche. Aber rufe lieber vorher an oder schaue im Internet nach den Öffnungszeiten. Die Wege sind zu weit, um vor verschlossener Tür zu stehen.

Das schwarze Schaf gondelt noch ein bisschen durch die Gegend und landet spontan auf der Insel Sant’Antioco – sie ist mit dem Festland verbunden und prima zu erreichen. Auf dem Weg Richtung Cagliari besucht es dann auf dem „Inselfestland“ noch die Mine Rosas in Narcao – hier findet es auch ein ganzjährig geöffnetes Eco-Hotel, gebaut in die alten Wohnungen der Minenarbeiter.

Die Feuchtgebiete des Sulcis - auf dem Weg nach Sant'Antioco
Die Feuchtgebiete des Sulcis – auf dem Weg nach Sant’Antioco

Costa del Sud: Sardiniens Farbtopf

Wir haben es oben schon gesagt: Im April wird es bunt! Der sonnenverwöhnte Süden macht den Anfang und die blühenden Hügel an der traumhaften Küstenstraße zwischen Chia und Teulada sind im Kontrast zum türkisblauen Meerwasser der Hit! Eine Küstenwanderung, die vom Torre di Chia bis zum Capo Spartivento führt, ist eine der schönsten Aktivitäten, die du im April machen kannst.

Auch an der anderen Küstenstraße im Süden ist Freiheit pur: Eine Gruppe Biker schätzt die Kurven der Strecke nach Villasimius, ihnen folgen entspannte Cabriofahrer. Sonne, Verdeck offen – freie Fahrt. Viel mehr braucht man nicht.

Die perfekte Cabriostrecke: Küstenstraße nach Villasimius
Die perfekte Cabrio- und Bikerstrecke: Küstenstraße nach Villasimius

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