Der Rest der Welt ist für die Winterferien buchbar – und weil aber das Gute ja so nah liegt, sucht man gut gelaunt einen Direktflug auf die Lieblingsinsel Sardinien. Man kann sich ja schonmal vorfreuen. Und so muss man nicht ein ganzes Jahr auf den Sommerurlaub warten.
Das Meer und die Natur im Winter sind ja auch so toll, sagt das schwarze Schaf. Die ganze Nebensaison sei ein einziger Urlaubstraum. Ach, was soll der Geiz: Jeder einzelne Reisemonat ist genial!
Ja. Aber.
Nix da. Nix zu finden.
Ich finde auch nach Stunden Suche keinen einzigen internationalen Direktflug zwischen D-AT-CH und Sardinien. Ich suche ja aber auch für so Provinzflughäfen wie Hamburg, Berlin, Zürich … was erwarte ich nur … es ist also wirklich wahr … weit und breit kein Hinweis auf Direktverbindungen von und nach Nordeuropa. Von Cagliari kommt man vereinzelt nach Brüssel und London, immerhin. Luxemburg wurde auch gesichtet. Vielleicht eine Alternative für Reisende aus NRW. Ansonsten eher Fehlanzeige.
Die offiziellen Winterflugpläne für Olbia, Alghero und Cagliari ließen lang auf sich warten. Vermutlich war es den sardischen Flughäfen selbst schon peinlich, die zu veröffentlichen – weil da nichts drin steht. Ist es wirklich einfacher, Weihnachten ans andere Ende der Welt zu fliegen als nach Sardinien? Jap.
Leider sieht es (schon wieder!) so aus, als gäbe es keine Anbindung der Insel an den europäischen Kontinent (außer ein paar Flüge nach Nord- und Mittelitalien).
Darum machen wir es kurz:
Nein, es gibt wohl auch im Winter 2023/2024 keine Direktflüge von Sardinien nach Deutschland, Österreich oder in die Schweiz. Null. Nada. Zero.
(Stand: November 2023)
Tipp: Zwei Alternativen gibt es aus den Nachbarländern Deutschlands: Brüssel-Charlesroi <-> Cagliari mit Ryanair sowie Luxemburg <-> Cagliari mit Luxair.
Ansonsten ist in diesem Winter gähnende Leere an den Flughäfen – und das, obwohl es im Sommer brummt wie blöd. Weiter unten ein paar ganz aktuelle Statistiken.
Die Lösung, wenn man doch nach Sardinien reisen möchte (und um nicht in Winterdepression zu verfallen, dient das auch als Hoffnungsschimmer):
Es gibt zwei verlässliche Wege, um Sardinien auch im Winter zu erleben: 1. Flug mit Zwischenstopp in Italien, 2. Auto und Fähre.
Das macht das Vorhaben „Winterurlaub auf Sardinien“ machbar, aber nicht zwingend einfach.
Wenn du also fliegen willst, nutze einen der italienischen Flughäfen „per fare scalo“ – zum Umsteigen. Am besten geht das über Mailand (MXP, LIN) oder Bergamo (BGY).
Das geht relativ geschmeidig und zur Not macht man halt auch schonmal Urlaub auf dem Festland. Bergamo ist sehr hübsch!
Nebenbei bemerkt: Ein Zwischenstopp mit längerem Aufenthalt ist definitiv keine Option und auch kein Trost für die Sarden, die zur Arbeit wollen/müssen. Aber wir als Urlauber können uns so vielleicht arrangieren.
Es fliegen ab/nach Olbia (OLB), Cagliari (CAG) und Alghero (AHO):
Schrägerweise ist aber der Volotea-Flug Olbia-Bergamo nur bis 8. Januar buchbar. Nun denn. Da legt vielleicht tatsächlich der offizielle Winterflugplan nach.
Die einzig gute Nachricht: Die Preise sind allesamt sehr moderat, sodass man das Umsteigen zumindest im Urlaubsbudget nicht wahnsinnig merkt (erst, wenn man zu fünft oder mit großem Gepäck reist).
Gute Frage. Und gar nicht so einfach zu beantworten. Vielleicht nehm ich mir irgendwann mal die Zeit, das im Detail zu recherchieren und aufzudröseln.
Hier die Kurzversion:
Doch das soll mich nicht abhalten, daran zu glauben, dass sich die Lage doch irgendwann ändert.
Denn gute Gründe, Sardinien auch im Winter an Europa besser anzubinden, gibt es genug:
Ich bin überzeugt: Ein langfristig gesunder Tourismus auf und für Sardinien kann nur qualitativ im ganzen Jahr (natürlich inklusive Sommer, don’t worry) stattfinden und bezieht die Vielfalt der Insel mit ein. Zwischen Aktiv-, Strand-, Genuss-, Segel-, Wander- und Luxusurlaub steht der Insel das ganze Reiseuniversum offen.
Und es kann mir niemand erzählen, dass man die Flieger zu den wichtigsten Flughäfen Europas wie Brüssel, London, Manchester, Amsterdam, Prag, München, Frankfurt, Kopenhagen, Paris … nicht voll kriegen würde.
Schauen wir nochmal ein bisschen auf die aktuellen Statistiken und Zahlen am Beispiel des Flughafens Olbia.
Schon irgendwie süß, ihn „international“ zu nennen, wenn fünf Monate im Jahr kein einziger Flieger über die Landesgrenzen hinaus abhebt.
Ich schaute jedenfalls im letzten Winter auf die Anzeige in der Abflughalle des „Internationalen Flughafens Olbia Costa Smeralda“ und sah das hier: Man bot uns genau sieben Flüge an – vier Ankünfte, drei Abflüge. Ein ganz normaler Tag auf Sardinien.
Vier ankommende Flüge täglich also. Ich hab sie im Sommer leider nicht durchgezählt, aber am 7. Oktober 2023: Da waren unter den Ankünften lt. Webseite geasar.it 56 Flüge. Nach Adam Riese und Eva Zwerg sind im Winter 7% der Verbindungen aus Herbst.
Gleiches Spiel für die Passagierzahlen (Quelle aller Zahlen für Olbia: https://olbiaairport.com/it-it/statistiche/).
Im August 2023 landeten in Olbia 699.943 Reisende aus 30 Ländern. Die niedrigsten Passagierzahlen verzeichnet der Februar, mit rund 42.000 Passagieren, ausschließlich aus Italien. Das sind 6% des Sommers.
Und man feiert sich natürlich mächtig für die Zahlen im Sommer. Darf man ja auch – have fun! Aber bitte dabei den Winter nicht vergessen – und aufhören, in tollen Seminaren und Presseinterviews von „Entsaisonalisierung“ zu faseln, wenn man es nicht ernst meint.
Denn na klar schreit bei solchen Zahlen im Winter erstmal keine Fluggesellschaft: Hurra! Man muss sie aktiv überzeugen. Und die Flughäfen müssen ganz vorn dabei sein, wenn es um diese Überzeugungsarbeit geht.
Aber das Problem ist wirklich hausgemacht, seit Jahren verschlechtert sich die Situation (gleiches übrigens auf Korsika: Korsen können im Winter auch nur nach Frankreich fliegen).
Der Februar ist der Monat mit einem der wichtigsten und authentischsten Feste Sardiniens – dem traditionellen sardischen Maskenkarneval – und ist spannend für Reisende aus der ganzen Welt! (Beispiel: unsere Pressetour nach Mamoiada zu Sant’Antonio im Januar 2020).
Das Fest dauert eine Woche, drumherum ist Kunst- und Kulturprogramm – bislang für die Sarden, was total toll ist. Man muss gar nichts neu erfinden – es ist alles schon da! Und die Museen, Restaurants und B&B freuen sich sicher auch über ausländische Gäste.
Richtig kommuniziert und mit einer guten Marketingstrategie für ausgewählte Zielmärkte ließe sich was machen: Man könnte mit D-AT-CH, Frankreich, Benelux und UK und je einer gut angebundenen Destination in Skandinavien und Osteuropa beginnen – und mit regionalen Fluggesellschaften der Zielländer wöchentlich ein, zwei Hin- und Rückflüge aushandeln. Jeder der drei Flughäfen feiert sich nicht nur für die tollen Zahlen der Hauptsaison, sondern nutzt den Schwung und investiert schonmal gezielt in die Winterwerbung – wenn man die Leute denn schon alle da rumlaufen hat, sind sie vielleicht in der richtigen Stimmung beim Abflug schon für die Herbstferien zu buchen.
Dann ein gutes Team-up mit der Regionalregierung, die durchaus den Winter aus dem Sommer heraus sponsorn und querfinanzieren könnte. Sicher gibt es noch EU-Mobilitätsfonds, die da noch ein paar Taler übrig haben. Muss sich halt mal einer drum kümmern.
Flankierend gute Pressearbeit, gute Messeauftritte, gute Werbung, gute Kommunikation auf Social Media. Und etwas Geduld – man muss ja auch erstmal die massiven Fehler der Vergangenheit wieder gutmachen. Dann wird das was.
Liebe Regione Sardegna. Diesen Ansatz hat das schwarze Schaf einfach aus dem Hemdsärmel seines Jobs geschüttelt. Ist ganz einfach, wenn man ein paar Jahre drüber nachdenkt und das Drama beobachtet. Schenk ich dir. Mach bitte was draus!
Das einzige, was uns bleibt, ist zu hoffen, dass der Winterflugplan noch irgendeine Überraschung bereithält.
Meine Hoffnung schwindet allerdings von Jahr zu Jahr. Denn ich wünschte mir schon im Oktober 2022, dass …
Also … ich könnte mich aufregen, hab ich aber schon hinter mir und mach ich jetzt nicht nochmal.
Aber vielleicht erlebe ich ja dann 2024 eine Überraschung und wir verwandeln den „unmöglichen“ Flug in einen möglichen.
Und … Wäre das eigentlich so gut, wenn der Tourismus auch im Winter zunimmt?
Darum hier noch eingie Gedanken aus dem letzten Jahr dazu:
In meiner Brust schlägt definitiv das Herz für unseren Planeten: Für das Klima ist eine absolut gute Idee, NICHT zu fliegen. Und gleich zweimal Kurzstrecke … das ist tendenziell unnützer Kram, wenn man nur mal die Nase in die Sonne halten möchte.
Aber – die Insel ist nunmal eine Insel und da gibt es eben wenig andere Möglichkeiten.
Ich bin kein Riesenfreund vom Kompensieren, aber im Fall „Urlaub“ ist das eine gute Idee. Und es gibt ein paar Anbieter, die wirklich seriös und sinnvoll agieren.
Schaut euch mal fortomorrow.eu an. Bei dem Unternehmen geht’s um die Idee, für einen Teil des Geldes Emissionszertifikate zu kaufen – und sie damit dem Markt zu entziehen und den Unternehmen den „Ablasshandel“ zu erschweren und verteuern. Und effektiv sogar für die Abschaltung oder Umrüstung von Anlagen zu sorgen. Zusätzlich werden mit überwachten Baumpflanzungen in relevantem Umfang Wälder aufgeforstet, um CO2 aus der Luft zu holen. Das schwarze Schaf findet’s gut und hat ein Abo für seinen noch unvermeidbaren Reisedreck abgeschlossen (übrigens: unbezahlte und freiwillige Werbung).
Aber auch deswegen wähle ich im Winter tendenziell die Fähre. Die Anreise kann man durchaus (auch im Winter) angenehm gestalten.
Und auch in Sachen Umwelt ist das (speziell wenn man als Familie reist), nicht verkehrt. Zudem rüstet aktuell z. B. Sardinia Ferries / Corsica Ferries seine Flotte sukzessive umweltgerecht um. Für das neugebaute Schiff der Flotte, die Mare Regina, konnte sogar der Schadstoffausstoß um 60% reduziert werden (ich werde mich da aber nochmal einlesen, was und wie genau).
Die neue Moby Fantasy ist nach Angaben der Reederei eine der größten und umweltfreundlichsten Fähren der Welt.
Nicht, dass das nun das Gelbe vom Ei wäre. Denn von komfortablem Reisen im ganzen Jahr ist das weit entfernt.
Aber solang es einfacher ist, für die Weihnachtsferien nach Thailand oder auf die Malediven zu fliegen als nach Sardinien, ist da eine gewaltige Schieflage – sowohl für den Planeten als auch für die Insel.
Denn Sardinien bräuchte dringend einen ganzjährigen, nachhaltigen, qualitativen Tourismus – in allen Regionen der Insel.
Denn wenn sich das Reisegeschehen gesund verteilt und den Anbietern auf der Insel ein Auskommen und auch den sardischen Betrieben wirtschaftlichen Wohlstand im ganzen Jahr gibt, ist das sicher der richtige Weg.
Richtiger jedenfalls, als dass sich Festlandinvestoren und vorwiegend nicht-sardische Anbieter im Sommer die Taschen vollstopfen. Sehr schwarzweiß formuliert – ihr ahnt, was ich meine.
Wie gesagt ist – außer der Flüge – ja schon alles da: Die Insel hat wahnsinnig viele Angebote im ganzen Jahr, für alle möglichen Arten von Urlaub. Nur ist für einige der Zugang ist erschwert.
Aber rudern wir zum Schluss noch ein klein bisschen zurück.
Denn wir und das Luxusproblem Urlaub sind ja nur ein Teil der Geschichte. Nicht nur aus Gründen der Nachhaltigkeit.
Das weitaus größere Problem besteht für die Sarden.
Woanders auf dem Kontinent arbeiten und easy über Weihnachten oder am Wochenende nach Hause fliegen? Oder just for fun mal irgendwohin verreisen, wie wir es grundsätzlich jederzeit tun könnten? Sehr eingeschränkt. Da braucht es gar kein Covid – das ist für die Sarden leider schon lange ein Problem.
Anders gesagt: Ein funktionierendes Transport- und Verkehrswesen ist essenziell für eine Insel, ihre Bewohner und ihre Wirtschaft (inklusive Tourismus).
Die Arbeitslosigkeit auf Sardinien und in ganz Italien ist leider extrem hoch. Gerade junge (oft gut ausgebildete) Menschen verdingen sich im Sommer mit Saisonjobs und sind gezwungen, im Winter woanders, außerhalb der Inselgrenzen zu arbeiten. Das geht wiederum nur mit Mühe, Verzicht und Aufwand.
Wer Glück hat, findet sogar einen „echten“ Job (langfristig fest und ganzjährig sind wohlgemerkt die Zauberworte – das, was für uns selbstverständlich ist).
Und so entvölkern sich die Orte auf Sardinien immer weiter, während die einschlägigen Touristendörfer aus allen Nähten platzen.
Und ja, einige Sarden kommen tatsächlich nicht zurück auf ihre Insel, obwohl sie ihnen fehlt.
Insofern hoffe ich auch und ganz besonders für die sardische Bevölkerung, dass sich an der desolaten Lage mit den fehlenden, internationalen Flugverbindungen im ganzen Jahr etwas ändert.
Vielelicht wird ja im nächsten Jahr aus dem unmöglichen Direktflug eine wunderbare Reise!
+++ AB HIER lasse ich Inhalte aus 2022 und 2021 stehen. Hier und da etwas zusammenhanglos – es dient der Dokumentation. Wer mag und es noch nicht kennt, kann ja weiterlesen 🙂 +++
(Textfragmente von November / Dezember 2022)
Ich habe versucht, einen Flug von Olbia nach Hamburg zu bekommen. Meine Lösung ist – und das ist die beste, die zu finden war:
Alternativ ginge noch:
Ich könnte mehrere Gruppenreisen über Winter organisieren – Anfragen sind da. Alle nicht realisierbar, weil es keine Flüge gibt (bei 5-6 Tagen Reisezeit fährt man nicht mit Auto / Fähre) und die alternativen Umstände nicht zumutbar sind.
PS. – Wer sich das ganze Drama antun mag, findet hier einige meiner „historischen“ Artikel zum Thema Flüge:
(Text vom 29. November 2021)
Mit etwas Verspätung kommt dieser Artikel zum Winterflugplan 2021/2022 über Flüge nach Sardinien. Aber macht gar nichts. Denn eigentlich könnte man ihn auch gar nicht schreiben. Denn die Antwort auf die Frage nach Direktflügen von Deutschland lautet sehr kurz und schmerzlos: Keiner.
Österreich? Nein. Schweiz? Jjj …. Vielleicht. Ein wehrloses Edelweisschen fliegt ab Zürich rund um Weihnachten / Neujahr. Danach lange nichts. Null. Zero. Zu Ostern hat man vielleicht nochmal Glück. Von dem ganzen Covidgedöhns mal abgesehen.
Aber ich schreibe den Artikel trotzdem. Denn ein paar Möglichkeiten, auf die Insel zu kommen, gibt es schon und das Problem ist profund – mir macht Spaß, das zu untersuchen.
Ich lege den Post aber in der Kategorie „Kurioses“ ab. Denn da gehört das Thema hin.
Kleiner Trost: Wir sind nicht allein in unserem Leid. Auch die sonstigen internationalen Flugverbindungen zu den drei Flughäfen der Insel sind in diesem Winter … na … sagen wir: übersichtlich. Für Einzelschicksale mag das reichen (z. B. wenn man gerade zufällig in Brüssel arbeitet oder in Budapest auf Geschäftsreise ist). Aber für ein echtes Nebensaison-Reisen eher traurig.
Ihr findet die Winter-Verbindungen der einzelnen Flughäfen und eine Übersicht weiter unten.
Es tut mir in der Seele weh, das konstatieren zu müssen: Es gibt wirklich keinen einzigen Direktflug Deutschland – Sardinien. In den letzten Jahren konnte ich immer noch irgendeinen Flug ausgraben. In diesem Jahr nicht. Es gab Gerüchte um einen Direktflug von Ryanair Nürnberg – Cagliari (was im Dreiländereck D-AT-CH nicht ganz unsinnig gewesen wäre). Im Praxistest: wenn überhaupt mit Zwischenstopp in Düsseldorf, aber eh keine Termine zur Auswahl.
(…)
Naturgemäß gibt es da nicht viele Möglichkeiten: Flug oder Schiff.
Weil das so ist, ist in Europa die Anbindung von Inseln und abgelegenen Regionen gesetzlich geregelt – damit niemand benachteiligt wird (in der Theorie). In Italien nennt man das dazu passende Gesetz die sogenannte continuità territoriale: eine Art garantierter, täglicher Verbindung zu einem festgelegten Einheitstarif (für Sarden vergünstigt).
Die betrifft aber nur NATIONALE, also ITALIENISCHE, Flughäfen, denn es geht in erster Linie darum, die Bewohner der Regionen eines Landes gleichzustellen (in Frankreich gibt es z. B. dasselbe mit Korsika).
Will man also unbedingt nach Sardinien reisen (Verliebte, Urlauber oder verliebte Urlauber) oder muss (auswärts arbeitende, studierende Sarden) – und muss es dann noch halbwegs schnell gehen (z. B. für medizinische Behandlungen und andere Notlagen) dann sind die Flüge der continuità territoriale die Lösung.
Das sind ganz normale Linienflüge (aktuell mit Volotea) ab/zu diesen Flughäfen:
Mailand (Linate / LIN, Malpensa / MXP), Bergamo (BGY), Rom (Fiumicino / FCO, Ciampino / CIA)
Zielflughäfen: Alghero / AHO, Cagliari / CAG, Olbia / OLB
Gefühlt braucht man zwar, wenn man sich nicht auskennt, Stunden (ach, was sag ich – Jahre!), um eine richtig gute Verbindung zu finden. Und manch eine/r muss sich erstmal damit abfinden, dass man zwischenlandet. Aber es geht und der Hüpfer übers Meer nach Sardinien ist wirklich ein Klacks.
Schau also, ob du von deinem Lieblingsflughafen in Deutschland zu einem dieser Flughäfen kommst. Da gäbe es zum Beispiel:
Ab der Schweiz oder Österreich fahre am besten mit der Bahn nach Mailand – das geht erstaunlich schnell und gut.
Dort ist der Flughafen der Wahl Malpensa MXP – die Bahnstation ist direkt unter dem neuen Terminal. Plane trotzdem genug Zeit ein – der Abflug ist natürlich im anderen Terminal und der Shuttle fährt etwa eine Viertelstunde und auch nicht unbedingt minütlich … 😉
Und dann ändern sich alle halbe Jahr die Flugpläne. Wer also aufs europäische Ausland setzt, ist eben zweimal gekniffen – er/sie muss sein Zuhause verlassen und hängt dann fest. Weil es eben keine verlässliche Verbindungen gibt.
Im letzten Jahr konnte man zum Beispiel noch nach London – Olbia oder Basel – Olbia fliegen. In diesem Jahr? Nö. Basel gar nicht mehr. Bitte reisen Sie nach Zürich oder … ach, ich weiß auch nicht. Ach so – und einmal im Winter zu Weihnachten für die Heimreise reicht ihnen doch? Am Wochenende fliegt man ja am besten gar nicht. London? Natürlich ist die Insel angebunden – bitte via Cagliari (+ 300 Reisekilometer).
Trotzdem machen es viele, weil es der einzige Weg ist.
Und wer auf der Insel bleibt, vielleicht ein Geschäft oder einen Agriturismo hat, das von Menschen (Einheimischen und/oder Touristen) abhängig ist, der muss sein Geld in wenigen Wochen / Monaten des Jahres verdienen, um im Winter über die Runden zu kommen.
Da schließt sich der Kreis zum Thema Nachhaltigkeit im Tourismus: Für den substanziellen Aufbau eines echten Reisegeschehens, das den sardischen Gastgebern und Anbietern ein ganzjähriges Auskommen ermöglicht, ist dieses alljährliche Bangen um verlässliche Flugverbindungen ziemlich ungünstig.
Den Sommerflugplan ausdünnen? Ja, kann man natürlich aus Gründen der Wirtschaftlichkeit erstmal machen. Speziell covidbedingt kann ich verstehen, wenn man Flüge zusammenlegt und die Frequenz verringert, weil die Rahmenbedingungen unklar sind.
Aber muss das gleich ins Extrem, nämlich auf Null gehen? Und ist das die geeignete Maßnahme, um das Problem zu lösen? Wohl eher weniger.
Wer jetzt noch Lust hat, mit dem schaue ich mir das Drama gern mal genauer an.
Das traurigste Bild gibt für mich leider Olbia ab. Eigentlich mein „Heimatflughafen“. Und echt eine nette Stadt, die immer hübscher wird und theoretisch auch ein gutes Angebot für Reisende im ganzen Jahr hätte. Der historisch wichtige Flughafen, der seit den Anfängen des Tourismus auf der Insel auch die VIP und ihre Privatmaschinen gern beherbergt.
Im Sommer: DAS bevorzugte Tor zur Insel.
Im Winter? Quasi abgeschnitten von Europa. Internationale Direktflüge 2021/2022: 2 (in Worten: ZWEI) von / nach Amsterdam und Barcelona (beide mit Transavia, zweimal wöchentlich).
That’s it. Wir haben fertig.
.
Was mich aber fast schon böse macht: Es scheint ihnen nicht mal peinlich zu sein.
Ich war letztens bei einer vom Flughafen organisierten Online-Konferenz, bei dem es über den deutschen Urlaubermarkt ging (und in einem zweiten Event um die Schweiz). Und dabei wurde leider so dermaßen am Problem vorbeigeredet, dass ich – die ich in dem Themenfeld schreibe, arbeite, grüble und nach Lösungen ringe – fast schon fassungslos war.
Denn da klopfte sich der Flughafen Costa Smeralda ausgiebig selbst auf die Schulter: Wie fein man doch die Touristenzahlen im Sommer post Covid hat durch die Decke gehen lassen. Dass auf der verlängerten Landebahn in Olbia jetzt auch die ganz großen Flieger aus China und Übersee landen können. Und noch mehr Bettenkapazitäten in der Region entstehen werden! Noch mehr Touristen können kommen! Fähren? Untersuchungen zu Fähren? Nein, haben wir grad nicht da … aber die Zahlen vom Flughafen sind ja toll und das kann man sicher so auch auf den martitimen Verkehr projizieren. Hm. Ach so.
Sehenden Auges ignoriert man die Wintermonate mit ihrem Riesenpotenzial – gerade in Bezug auf Aktiv- und Individualurlauber aus den Ländern, die man akut ausklammert (Deutschland, Schweiz, Österreich, Niederlande, Frankreich, ganz Skandinavien, fast ganz Osteuropa …). Nicht zu vergessen, die ganzen privaten, internationalen Hausbesitzer, allein in der direkten Umgebung, von Palau über die Costa Smeralda bis San Teodoro. Man könnte problemlos ein paar Flieger voll kriegen.
Schnell konstatiert man – natürlich ! – dass man ja unbedingt auf einen nachhaltigen Tourismus und die destagionalizazzione / Ent-Saisonalisierung setzen muss. Da schon wissend, dass in Olbia im Winter nur zwei internationale Flüge von genau einer Fluggesellschaft landen werden.
Und mit destagionalizazzione meint man vorsichtshalber auch nicht das ganze Jahr, nein: Gemeint ist die Erweiterung der Saison von Juli/August auf Juni bis September, gern auch Mai bis Oktober. Sprich: den Zeitraum des Sommerflugplans. Alles andere wäre vermutlich zu arbeitsintensiv und umständlich. Und nur das verspricht Wachstum, Zahlen, Umsatz, Gewinn.
Ich finde das auf so vielen Ebenen gleichzeitig falsch, dass ich es nicht in Worte fassen kann.
Und auch nicht will, sonst werde ich noch unhöflich. Und Schafe sind friedliche Tiere.
Cagliari verbindet sich immerhin mal mit ein paar wichtigen Städten wie London, Paris, Brüssel, Zürich, Budapest, Barcelona …
Das gibt der Inselbevölkerung immerhin grundsätzlich die Möglichkeit, im europäischen Ausland zu studieren oder zu arbeiten. Und das sind grob gesagt, auch diejenigen, die hauptsächlich im Winter fliegen: privilegierte Sarden und Ausländer. So gut wie keine hundsnormalen Urlauber.
Trotzdem ist das Bild eher traurig und bei genauerem Hinsehen auch wenig besser als in Olbia. Für einen substanziellen, ganzjährigen Tourismus wird auch hier wenig bis gar nichts getan.
Oder, wie es die Redaktion von „Sardegna in Blog“ ausdrückt: „Zu beachten ist auch, dass es in der gesamten Nebensaison fast keine Verbindungen zwischen Cagliari und Nordeuropa gibt. Zum Beispiel weder nach Deutschland, noch nach Holland. Die einzigen Flüge gehen nach Zürich, Brüssel und London. Die vielen (sardischen) Auswanderer, die zum Beispiel über die Weihnachtsfeiertage in ihre Heimat zurückkehren wollen, werden gezwungen sein, das Auto zu nehmen oder auf einem anderen Flughafen zwischenzulanden.“ (den Original-Wortlaut findest du in diesem Artikel auf sardegnainblog.it)
Das Problem bleibt hier für die Sarden das größere: Wer zum Beispiel in Sassari lebt und in Manchester studiert, fliegt also London – Cagliari und hat im Zweifel effektiv eine zweitägige Reise vor sich. 2021, mitten in Europa. Es ist schon wirklich kurios …
Auch der Blick auf den dritten sardischen Flughafen hilft nicht weiter:
Was soll ich sagen. Einst ein Garant für Winterverbindungen nach Deutschland (wenn auch mit Verbindungen an Flughäfen am Allerwertesten der Heide, Stichwort: Frankfurt-Hahn …) bietet Alghero heute nur vier sporadische, internationale Flüge.
Und wer in den letzten Jahren gut aufgepasst hat, weiß, dass Ryanair mit seinem Preisdruck keine sichere Bank ist. Im Falle eines Rückzugs von der Insel (der jedes Jahr aufs Neue in den Raum geworfen und verhandelt wird) bleibt nicht viel.
Damit nochmal zurück zur Alternative: Auto und Fähre. Aus vielen Gründen eine gute Lösung.
Ich finde wirklich, die Anreise als „Roadtrip“ zu verstehen, sie also zum Urlaub zu machen, hier und da anzuhalten und zu nächtigen, gut zu essen und sich keinen Stress zu machen ist eine veritable Möglichkeit. Selbst, wenn ich dann in den Winterferien nur eine Woche auf der Insel bin – so what? Ist vielleicht die schönste des ganzen Jahres.
Also, ich mach das wirklich sehr gerne und das Gute: Man muss auf Sardinien noch nicht mal unbedingt im Voraus buchen – hat also kaum Ausfallrisiko, selbst wenn was dazwischen kommt. Was man brauchen könnte, ist ein fröhliches Gemüt, ne Thermoskanne Tee, Proviant für die Fahrt und ne Flasche Prosecco für die Fähre.
Denn jaaaa, im Winter kann das mühsam sein. Ein Roadtrip frisst tatsächlich Zeit und die Ferien sind unter Umständen zu kurz. Das ist für Baden-Württemberg, Bayern, die Schweiz und Österreich wohl noch machbar – man kennt auch die winterlichen Straßenverhältnisse im eigenen Land.
Alles weiter nördlich ist jedoch gekniffen. Frag mal meine Familie, ob sie im Winter aus Schleswig-Holstein 1.500 Kilometer nach Livorno fahren möchte. Und wie lang das dauert. Auch aus Berlin sind es noch 1.300 Kilometer. Das ist schon ohne Schnee und Regen mühsam und nur mit Zwischenstopps machbar.
In der Ecke Frankfurt / Köln (früher gab es so hübsche Direktverbindungen ab Düsseldorf, jaja, die guten alten Zeiten) ist es fast ne Glaubensfrage: Was ist besser? 300 oder 400 km nach Brüssel-Charleroi gurken und dann fliegen oder gleich die 1.000 km nach Livorno?
Vorteil der Fähre: Außer direkt um Weihnachten ist die Überfahrt sehr günstig und auch Kabinen kosten nicht viel. Tickets bekommst du von jetzt auf gleich. Das erlaubt dir – wenn du zeitlich flexibel bist – die Fahrt auch spontan anzutreten. So artet das nicht in Stress aus.
Also … ich verstehe alle, die in der Neben- und Nicht-Saison nach Sardinien möchten. Denn eigentlich ist die Insel genau dann am schönsten. Was dich alles im ganzen Jahr erwartet, liest du auf diesem Blog oder auch im schwarzschafigen Reisebuch.
Wie sagen Wirtschaftsweise immer so hübsch? Das Angebot richtet sich nach der Nachfrage. Und umgekehrt. Der Markt reguliert sich selbst.
Wenn Nachfrage also Angebot schafft: Vielleicht müssen wir alle nur gemeinsam laut blöken, dass wir auch im Winter auf die Insel wollen! WOLLEEEEE!!! 😉
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Hanna
1. Dezember 2021 at 14:16Ein altbekanntes Problem – aber wohl nicht für Jede(n).
Natürlich weiß jede(r), dass andere Inseln des Mittelmeers und erst Recht von Nord-Ostsee fast ganzjährig beliebt sind.
Doch während Capri, Malle, Kreta und die meisten griechischen Inseln sich seit Jahrzehnten mind. von O – O auf Touristen einstellen – sowohl was Anreise, als auch Unterkunft und Verpflegung betrifft – hatten die Sarden das „noch nie nötig“.
Für nicht Wenige ist es schon schlimm genug, dass gerade wegen Corona, plötzlich schon im Juni die Touris bereit standen und im September immer noch. Aber Frühjahr, Herbst oder gar Winter?
Das will fast Keiner – auch nicht Die, die „Apperto tutto lánno“ an der verschlossenen Tür hängen haben.
Selbst die Kommunen haben keine Lust. Hängen die Mülleimer in der ersten Oktoberwoche ab, obwohl die DACH-Toruis dann erst anreisen und vor Mai stellt sie keiner auf.
An einem sanften, stilleren Tourismus hat kaum jemand ein Interesse, weil es sich in deren Augen nicht lohnt. Warum macht der Agri nicht jeden Abend auf, manche Strandbar schon ab 15. 9. zu, vermietet man nur im Sommer, u.s.w.?
Weil man lieber 3 -4 Monate viel Arbeit, Stress und dafür eine volle Kasse hat, als, wie hierzulande üblich, tagtäglich sich um eine kleine Schar von Gästen kümmern zu müssen. Dann doch lieber 3 – 6 Monate Winterschlaf halten.
Das denken die allermeisten Ferienhausbesitzer auch und haben daher weder eine dichte, gut gedämmte Bude, noch eine Heizung, eingebaut.
Und auch bei den Supermärkten und Discountern erkennt man am nachlassenden, schlechter sortierten Angebot von Oktober bis Mai, dass man gar nicht daran denken will, sich auf eine längere Saison einzustellen.
Mir ist es meistens recht. Ich nehme sowieso die Fähre.
pecora nera
2. Dezember 2021 at 10:53Liebe Hanna, so allgemein-düster sehe ich das auf der Anbieter-Seite nicht, aber da hat ja jeder seine eigene Wahrnehmung.
Dass nicht jedes Küstenhotel offen hat, in Orten, die auf Sommertourismus ausgelegt sind, kann ich sogar verstehen. Das lohnt sich wirklich nicht. Aber es gibt ganz wunderbare Gastgeber, Hotels, B&B, die jetzt vorwiegend mit Sarden arbeiten. Die befinden sich aber eben dort, wo Leute sind – in den kleineren, gewachsenen Orten oder in den Städten. Agriturismi sind auf Anfrage auch oft ganzjährig geöffnet, oder richten dir ein Zimmer her – weil nämlich die Landarbeit ja auch weiter geht. Und extrem viele braucht es auch gar nicht. Es würde reichen, erstmal die Strukturen voll zu kriegen, die da sind. Dann merken andere schon, dass mit dem richtigen Konzept auch ein Auskommen zu erreichen ist.
Das Ganze zu ändern ist natürlich nicht von jetzt auf gleich machbar. Speziell was das Thema Transport angeht. Damit sich da generell was dreht, muss man wohl auch mal zu Subventionen greifen oder eine größer und vor allem langfristig angelegte Kampagne fahren. Die großen Anbieter und Konzerne gucken nach Marktdaten. Die sehen nur: Seit Jahren reist keiner nach Sardinien im Winter = lohnt sich nicht, Flüge anzubieten. Keine Flüge = weniger Touristen. Da beißt sich die Katze immer wieder in den Schwanz. Also muss man das (zur Not eben von staatlicher Seite) attraktiver machen. Oder ein Unternehmen muss mal die Eier haben (sorry), Vorreiter sein und das Potenzial sehen – das ja da ist. Oder Sardinien braucht ne eigene Fluggesellschaft – war ja schon öfter im Gespräch. Bisschen ernsthaft angehen, dann gäbe es auch Lösungen.
Thema Heizen etc. – ist aufwändig und kostspielig. Und nicht zwingend in der sardischen Kultur verankert 😉 Da muss man sich leider als Gast ein wenig arrangieren.
Herzliche Grüsse!
Hanna
1. Dezember 2021 at 14:18Ich habe nicht den Eindruck, dass Fähren im Winter günstiger sind.
Das war vor 20 Jahren mal so.
Aber heute kommt es mir oft vor, als müsste ich mit meiner Passage, die vielen Fehlenden ausgleichen.
pecora nera
2. Dezember 2021 at 10:54Also zumindest die Kabine, die ich jetzt gebucht habe, kostet nur halb so viel wie noch im September. Fahrt selbst nur 10 Euro weniger. Insgesamt 135 mit Auto gegen 220. Das ist Geld, das ich gern anders ausgebe 🙂
Hanna
4. Dezember 2021 at 09:28Meine letzten Herbst- oder Winter-Fahrten waren immer 20 – 30% teurer, als sonst. Leider.
Eine sardische Fluggesellschaft wäre genauso zum Scheitern verurteilt, wie die damalige sardische Fährgesellschaft „GoinSardinia“. Das können die einfach nicht – leider.
Wenn schon seit Jahren die D-ACH-Touristen Anfang Oktober deutlich erkennbar (Auto-Kennzeichen) anreisen und dennoch die Orte an der Küste gleichzeitig „abbauen“, müsste es in diesem Moment nicht, die sich in den Schwanz beißende Katze, geben.
Aber den Entscheidern und den Anbietern scheint das egal zu sein – man hatte sein Geschäft. Die mir bekannten B&B- oder Ferienhausbesitzer denken genauso. O-Ton: „Ach, der August war so anstrengend. Da wollen wir im Oktober endlich unsere Ruhe“.
Ich kenne Hotel-Anlagen die in holländischer, englischer oder französischer Hand waren. Da ging es auch im April oder Oktober rund. Seit wieder Sarden „dran“ sind, bleiben die Hotels zu diesen Zeiten geschlossen.
Thomas
5. November 2023 at 19:10Seit vielen Jahren sind wir im Winter im Mittelmeerraum unterwegs. Auf fast allen Inseln ist die Fähre das Transportmittel der Wahl. Ist doch eh viel schöner. Leider klappt es dann mit Kurzbesuchen der Familie nicht so gut.