Sardinien ist eine Insel, soviel steht fest. Als solche ist sie – o Wunder – vom Meer umspült und nur mit gewissem Aufwand zu erreichen. Da kommen einige Stunden Anreise zusammen.

Wir mögen das sogar, und entdecken bei unseren Reisen aufs kontinentale Festland immer häufiger die Langsamkeit. So wandelten sich unsere letzten Fahrten in entspannte Routen-Experimente, die wir Euch für die nächst Urlaubsreise ans Herz legen möchten (siehe weiter unten).

Während die einen im Flugzeug nach Olbia, Cagliari oder Alghero sitzen und Prosecco statt Tomatensaft wählen, den Urlaub feuchtfröhlich begrüßen und den sagenhaften Anblick der Insel von oben erleben dürfen – und dagegen ist wenig einzuwenden, außer vielleicht dass Kurzstrecken fliegen nicht so richtig nachhaltig ist, aber letztlich nimmt sich das nur als Familie was – singt das schwarze Schaf heute ein kleines Loblied auf die Autofahrt.

Olbia: Fähre im Sonnenuntergang an der Isola Bianca
Olbia: Fähre im Sonnenuntergang an der Isola Bianca

Die zugegeben hohen Fährpreise dämpfen die Freude ein wenig, aber das soll hier nur am Rande Thema sein.  Richtig billig sind Moby, Corsicaferries, Tirrenia & Co. nicht mehr – da hilft nur Augen zu und durch.

Doch gerade weil es zurzeit nicht ganz einfach ist, sich für die Autofahrt zu entscheiden, wollen wir die Do-it-Yourself-Anreise aufwerten und den Gondelmodus einschalten.

Strecken zur entspannten Anreise mit dem Auto

Das schwarze Schaf hat auch keinen Bock auf viele Autos und Staus. Im Gegenteil. Also verlässt es auf den unten vorgestellten Strecken hier und da die Hauptreiserouten, nehmen kleinere Straßen und entdecken in aller Beschaulichkeit auch die Regionen „auf der Durchreise“.

Das Highlight Sardinien erreichen wir nach einem oder zwei Tagen (die sich schon anfühlen wie Urlaub) mit der Fähre. Die dient dann nicht nur dem profanen Transport auf die Insel, sondern konkurriert mit einer Nacht im Hotel. Aus diesem Blickwinkel ist sie dann gefühlt auch gar nicht mehr so teuer.

Schweizer und Österreicher sind ja bekanntlich etwas näher und damit besser dran – und sie kennen die schönen Ecken ihrer Länder vermutlich genau. Für Euch kommt als Abwechslung vermutlich am ehesten die »Cabrio-Route« oder die Anreise über Korsika in Frage.

Standardmäßig reist man via A5 > Gotthard (CH), bzw. A22 > Brenner (A) und hat auf diesen Strecken eine echte Aufgabe zu bewältigen: lang, verkehrsintensiv, mit Stresspotenzial.

Das geht auch anders.

Entspannt reisen

Strasse zum Grand St. Bernard / San Bernardino
Strasse zum Grand St. Bernard / San Bernardino

Der Sinn der Übung: langsam und entspannt reisen – sicher ankommen. Wer mehrere Stunden oder gar ein, zwei Tage Puffer einbaut, findet sich in deutlich stressfreierem Zustand auf der Insel ein und ist bereits im „Gondelmodus“ – den man definitiv braucht, um sich auf all die liebenswerten Schrulligkeiten Sardiniens einzulassen.

Zurück in Richtung D/CH/A darf’s ja gern wieder die vermeintlich schnelle Route sein – wobei das gleiche Langsamkeitsprinzip für die Abreise gut ist und den Urlaub durchaus zu verlängern vermag.

Typisch Pfalz: Schorle in der richtigen Menge: 0,5l - Böööh!
Typisch Pfalz: Schorle in der richtigen Menge: 0,5l – Böööh!

Aber genug gequatscht, auf geht’s!

Wir selbst starten aus persönlichen Gründen in Baden-Württemberg. Die nächsten Fährhäfen sind Genua, Livorno, Civitavecchia, Nizza und Savona.

Der kleine Nachteil des persönlich Erlebten: Es hat nie Anspruch auf Vollständigkeit. Gibt aber eine gute Idee, wie der Hase so laufen kann.

Wir fahren also NICHT auf die A5 mit ihren Dauerbaustellen Richtung Basel, sondern nehmen …

1. Die »Schlemmer-Route«: Elsass > Strasbourg > Gotthard > Genua / oder Provence > Marseille

Fachwerk in Wissembourg
Fachwerk in Wissembourg

Aus dem Westen der Republik ist die A35 durch Frankreich eine richtig gute Alternative zur immer vollen A5.

Der Umweg ist gar nicht so weit: Von Frankfurt nach Basel auf der A5 in Deutschland sind es 327 km, via Ludwigshafen und die A35 entlang Strasbourg sind es 354 km.

Was da an der Strecke liegt, kann sich sehen, bzw. trinken lassen: Zunächst fährst du auf der A65 entlang der Deutschen Weinstraße (oder fahre die einfach direkt). Hier unbedingt einen Abstecher auf ein Weinfest machen: Im Frühsommer zur Spargelernte und im Herbst zu Neuem Wein und Zwiebelkuchen (Termine auf www.pfalz-weinfeste.de).

Unsere Lieblingsorte sind Deidesheim, Wachenheim, Forst, Edenkoben. Der Pfälzer Wald und die Nordvogesen übrigens sind Europas größtes zusammenhängendes Waldgebiet. Luchse, Hasen, Wildschweine, Hirsche leben hier (gesammelt sind sie im Wildpark Silz zu beobachten: wildpark-silz.de). Forsthäuser laden zu richtig gutem Essen und regionaler Wildküche ein.

Ein kleines Stück Landstraße, dann geht es auf der A35 weiter ins Elsass – hier der nächste Wein-Stopp. Wir mögen Wissembourg gleich hinter der Grenze. Wer nicht weiter fahren will kann sich hier in ganz wunderbaren kleinen Fachwerkhäuschen ein Zimmer für die Nacht nehmen. Alternativ geht das auch in Strasbourg oder in dem hübschen Städtchen Colmar. Und die Franzosen haben neben den guten Weinen vor allem eins: eine richtig gute Küche. In Soufflenheim empfiehlt das schwarze Schaf das Restaurant Au Boeuf, auch mittags geöffnet.

Gondelige Anreise über die Serpentine am Gotthardpass
Gondelige Anreise über die Serpentine am Gotthardpass

Da man bis hierhin auf der »Schlemmer-Route« schön viel Zeit vertrödeln kann, fahren wir hinter Basel dann wieder auf die »normale« Route via Gotthard-Tunnel gen Süden.

Eine Alternative durch Frankreich gibt es aber natürlich: via Lyon, Aix-en-Provence nach Toulon oder Marseille (von da aus geht es mit Corsicaferries via Ajaccio/Korsika nach Sardinien oder in der Hauptsaison von Marseille nach Porto Torres).

Da man durch die Camargue fährt, an deren kleinen charmanten Orten und vielen Sehenswürdigkeiten man definitiv nicht vorbeifahren sollte, empfehlen wir diese Route allen, die den Urlaub insgesamt als Reise verstehen und lang genug für einen mehrtägigen Stopp unterwegs sind.

Das ist dann schon so richtig Urlaub!

2. Die »Überdosis-Schweiz-Route«: Basel > Montreux > Grand St. Bernard/Montblanc > Aosta-Tal > Genua

Eine ganz großartige Strecke, die von Mannheim aus in ca. 9 Stunden machbar ist. Allerdings ist durchfahren 1. anstrengend und 2. Schwachsinn. Denn auch hier gibt’s so tolle Sachen zu entdecken.

Zunächst fahren wir auf der A1 nach Bern, in die Bundesstadt der Schweiz, besuchen ihre Bären und die historische Altstadt (Unesco-Welterbe), die direkt in einer Flussschleife der Aare liegt. An der A12 liegt dann Fribourg, danach folgt die Region Gruyère (kennt mancher aus dem Fondue-Topf und ja hier ist die Schweiz wie im Bilderbuch – überall Kühe, grüne Wiesen, Berge, Seen … ideal zum Seele baumeln lassen. Apropos See: Direkt neben der Autobahn lockt der Lac de La Gruyère – hier unbedingt abfahren, das ist ein so schönes Fleckchen, um sich ein Stündchen die Füße zu vertreten.

Dann folgt bei Vevey / Montreux der beeindruckend große Lac Leman (Genfer See), der von oben am Autobahnrastplatz aussehen kann wie das weite Meer. Hier hat uns mal ein Gewitter überrascht, und es ist meistens recht windig dort (Segler freut das). Aber Montreux ist ansonsten perfekt für einen Kaffee oder ein Mittagessen am Seeufer (klingt in unseren Ohren zumindest besser als der Raststättenfraß…).

Der Lac Léman oder Genfer See ist richtig groß - fast wie ein Meer!
Der Lac Léman oder Genfer See ist richtig groß – fast wie ein Meer!

Danach geht’s eine Landstraße hinauf zum San Bernardino, vorbei am Mont Blanc, durch einen relativ kurzen Tunnel (Wermutstropfen: CHF 30 Maut; alternativ kann man den Pass fahren, sofern offen – dauert einfach länger, gibt aber grandiose Ausblicke). Wer auf den Berg will, kann sich ihm übrigens auch von der italienischen Seite, von Aosta aus via Courmayeur nähern – viele sagen, das sei seine schönere Seite.

Und als wär das alles noch nicht genug, landet man nach dem Berg im Aosta-Tal, neben Sardinien die zweite autonome Region Italiens mit vielen Burgen (die Festung „Forte di Bard“ ist auf jeden Fall einen Besuch wert: www.fortedibard.it). Die SS 26 führt direkt parallel zur Autobahn durch die ganzen kleinen Orte des Tals (und ist gleichzeitig die „Strada dei vini della Valle d’Aosta“ – www.routedesvinsvda.it), alle noch französisch-schweizerisch angehaucht, wenngleich die italienische Gelassenheit hier schon spürbar sind.

Und was sollen wir sagen, auch hier kann man sooo gut essen, und ja, Wein gibt’s hier auch. Eine ideale Einstimmung auf unsere Lieblingsinsel.

Wir haben am Monte Cervino einen Weißwein gebunkert, in irgendeinem anderen Aosta-Dorf Ziegenkäse und im Piemont Nuss-Salami und Gebäck eingesammelt. Und auf der Fähre ein norditalienisches Picknick veranstaltet. Die Blicke derer, die die verkochte Lasagne aus dem Self-Service-Restaurant auf ihrem Teller anstarrten, sind unbezahlbar.

Alles richtig gemacht 😉

3. Die »Idyllalarm-Route«: Winterthur > Andermatt > Gotthard-Pass > Nizza > Korsika

Diese Route ist quasi DIE Cabrio-Strecke überhaupt. So sind wohl Oma und Opa damals an die Riviera gefahren – im Gondelmodus mit offenem Verdeck des Käfers; er im Sonntagsanzug, sie mit Tuch ums Haar, später saßen hinter die Kinder zum Gepäck auf den Rücksitz gequetscht. Idyllalarm!

Aosta-Tal: Burgenland (hier: Forte Bard)
Aosta-Tal: Burgenland (hier: Forte Bard)

Da fährt man natürlich so früh wie möglich Landstraße – die südliche Weinstraße und Elsass bieten sich auch hier an; alternativ auch via Schaffhausen (klar, Rheinfall besuchen…).

In der Schweiz könnt Ihr via Winterthur und den östlichen Zürichsee (Rapperswil und die Querung über den See sind hübsch für einen Zwischenstopp), vorbei am Vierwaldstätter See.

Hinauf zum Pass kommt Ihr bei Andermatt  an der hübschen Schoellenenschlucht vorbei. Unten auf der Brücke mit Blick auf den schäumenden Wasserlauf ein kleines Picknick machen ist eine echt nette Abwechslung, und man hat etwas Bewegung nach der langen Autofahrt).

Dann empfehlen wir unbedingt den Gotthard-Pass (sofern offen im Sommer – achtet auf die  Schilder an der Strasse, ab Oktober ist diese Möglichkeit nicht mehr sicher planbar). Aber wenn Ihr das macht, dann empfehlen wir einen Besuch der Gotthardfestung (Sasso San Gottardo, www.sasso-sangottardo.ch, oder lasst Euch einfach überraschen).

Schoellenenschlucht
Schoellenenschlucht

Weiter geht es via Bellinzona (hm ja, kann man auslassen) westlich entlang des Lago Maggiore (wir mögen Cannobio als Zwischenstopp). Und dann bitte via Lago di Orta und zwar an seiner Ostseite fahren. Das ist zwar ein kleiner Umweg, aber macht fast keiner und man vermeidet die obligatorischen Staus, die der starke Tourismus am Lago Maggiore produziert.

Auch Lago di Orta findet man alles, was zum Standardrepertoire der oberitalienischen Seen gehört: eine schöne Seestraße, blumige Orte, die malerische Isola San Giulio mit Schloss mitten im See. Der Abstecher vom Abstecher ist dann aber echt schwarzschafig: Auf dem Berg oberhalb des Dorfes Orta San Giulio findet Ihr die 20 Kapellen des Sacro Monte d’Orta, des heiligen Bergs – wunderschön angelegt, Weltkulturerbe und mit Blick auf den See.

... an einer Landstrasse im Piemonte
… an einer Landstrasse im Piemonte

Ihr fahrt dann weiter durchs Piemont. Wer nach Nizza zur Fähre muss, kann auf dem Weg schnell noch das ABC auffrischen (Asti, Bra, Cuneo – und überall gibt’s was zu sehen).

Wessen Fähre in Savona abfährt, bekommt eine richtig schöne Strecke via Cortemilia angeboten – hier werden übrigens Haselnüsse angebaut, und so feiert man im August auch ein ziemlich nussiges Fest, in das sich lohnt, hineinzustolpern … dieser Nusslikör, mjammm.

Dann also mit der Fähre übersetzen nach Bastia auf Korsika, einmal an der Westseite hinunter und rüber nach Santa Teresa di Gallura.

4. Der Klassiker: Schaffhausen > Zürich > Gotthard > Comer See > Mailand > Pavia > Genua

Es ist DIE klassische Route nach Italien. Das, was sie schwarzschafig macht, ist, sie auf der Landstrasse zu fahren – so wie in den Fünfziger Jahren mit dem VW Käfer.

Einfach mal nicht die A5 hinunter und an der Grenze durch donnern, sondern über die Nebenstrecke nach Schaffhausen fahren und den ersten Zwischenstopp am Rheinfall einlegen. Und dann auch in die hübsche Kleinstadt hineinfahren, die mit ihren Fachwerkhäusern den Beinamen „Erkerstadt“ durchaus verdient hat.

Weiter über die Nebenstrassen durch das Schweizer Idyll nach Zürich – eine Stadt, die immer einen Stopp wert ist. Insidertipps für alle, die nicht auf die Touri-Hotspots fliegen findet ihr zum Beispiel auf diesem tollen Blog, viel-unterwegs.de.

Certosa di Pavia
Certosa di Pavia

Der Gotthard-Tunnel ist auf dieser Variante natürlich auch Tabu – wir nehmen die Landstrasse und den Gotthard-Pass, den wir in Route 3 schon beschrieben haben.

Am Comer See trifft man ab diesem Jahr leider nicht mehr auf Mr George Clooney, seine Villa am See steht zum Verkauf. Aber die Stadt ist wunderhübsch, ein Vino am See ist grossartig. Richtig idyllisch wird es dann abseits von Como – am anderen „Bein“ des Comer Sees liegt Lecco, unterhalb des Monte Resegone (1.875 m) – toll für eine Wanderpause. Mehr Ausflugsideen auf www.comersee-info.de.

Die Autobahn hängt pottenhässlich oben am Berghang über Como … und natürlich lassen wir die links liegen. Wir fahren auf der Landstrasse (etwas schwer zu finden) Richtung Milano.

An klaren, sonnigen Tagen ist das Touri-Ziel Nr. 1 tatsächlich Pflichtprogramm: Rauf auf den Mailänder Dom, auf dem Dach spazieren gehen und die Alpen bestaunen. Das Castello Sforzesca, eine Fahrt in der alten orangenen Strassenbahn, die Navigli (Abendessen im „Coniglio Bianco“!) und na klar etwas Shopping (ausser Montags, da haben extrem viele Geschäfte Ruhetag), durch das Künstlerviertel Brera streifen … viele gute Tipps gibt’s auch auf www.my-milano.com.

Wer in Milano die Landstrasse Richtung Süden nicht findet, muss sich nicht ärgern. Ein kleines Stück kann man auch gern auf der Autobahn zurücklegen, und bei Pavia abfahren. Wir besuchen das Kloster von Pavia („Certosa di Pavia“), ein beeindruckendes Stück kirchlicher Architektur. Im Shop gibt es Mönchslikör  …

Ein Blick ins Meer - im Aquarium von Genua
Ein Vorab-Blick ins Meer – im Aquarium von Genua

… den wir natürlich nicht sofort trinken, denn es geht weiter Richtung Süden. In den kleinen Orten, durch die ihr fahrt, gibt es richtig nette Bars und Cafés, in denen ein Cappuccino und ein Brioche zwischendurch erlaubt ist. Wenn ihr bei Gavi nicht gerade in der Siesta ankommt, dann empfehlen wir einen Abstecher zur Tenuta La Marchesa – das Weingut in einer alten Villa, mit Enoteca, Agriturismo und Restaurant freut sich über Gäste.

Die Landstrasse durchquert dann die Appeninen, mit entsprechend schönen Gelgenheiten zu Fotostopps entlang der Strecke.

In Genua angekommen, versuchen wir immer, einen Besuch im grössten Aquarium Europas einzubauen, und Wasserwelten der ganzen Erde zu bestaunen. Wer schonmal da war, kann ja diesesmal einen Fokus auf das wundervolle Mittelmeer legen, und den Urlaub mit einem ganz neuen Bewusstsein und Blick auf die Welt, in die Sardinien eingebettet ist, beginnen.

Oder wusstest du, dass Wale im Mittelmeer, auch vor Sardinien leben? Eben.

5. Die Inselhopper-Route: Basel > Gotthard > Nizza > Bastia (Korsika)

Wir versuchten bei dieser Variante so schnell wie möglich zur Fähre zu kommen – denn der Hauptakteur dieser Strecke ist Sardiniens schöne Nachbarinsel. Wir sind sie bereits häufiger gefahren – von und nach Nizza, und ein anderes Mal waren wir bereits in der Provence und fuhren ab Toulon nach Bastia.

Korsika ist übrigens im Frühling großartig – und dann sind auch die Straßen in D/CH/A noch schön frei. Bis Ostern Winterreifen nicht vergessen, man kann sie auch auf Korsika und Sardinien hier und da noch brauchen.

Wir landeten mit der Fähre Bastia (auf den ersten Blick ziemlich hässlich, hat aber eine tolle Altstadt oben auf einem Hügel mit großartigem Blick aufs Meer und das Cap Corse – Korsikas Nase im Nordosten, die sich auf 1.200 Meter erhebt, ein kleiner Vorgeschmack auf das bergige Inselinnere. Für Naturfreunde lohnt dorthin ein Ausflug, auch wenn es erstmal die „falsche“ Richtung ist.

Von Bastia aus ging es nach Patrimonio (hoch in den Bergen findet man hier eine tolle Weinregion mit vielen kleinen Dörfern – der Weg einmal über die Nase ist nur 18 km lang, dauert aber wegen der Höhe ewig. Falls es gerade regnet, lohnt diese Strecke doppelt, denn an der Westseite vom Cap Corse ist das Wetter oft viel besser. Man fährt hinunter zum Meer, an den Golfe du Saint-Florent, und dann wieder hinauf. Die hübsche kleine Landstraße D81 durchs Hinterland führt durch wunderschöne bergig-hügelige Landschaften, man trifft kaum auf Menschen oder Siedlungen. Hier und da gab es einen grandiosen Blick aufs Meer oder auf weite Täler – ein kleines Träumchen und wir fühlten uns bereits an Sardinien erinnert und die Vorfreude begann. Diese Straße ist eine echte Konkurrenz zur Ogliastra, wirklich wahr.

Corte im Frühling
Corte im Frühling

Man erreicht die N197, kann nochmal nach Norden abbiegen zur Ile de Rousse, oder aber gleich ins Herz Korsikas fahren, zum Beispiel nach Corte (ein hübscher kleiner Ort, von hier aus waren wir zum Beispiel trekken in den hohen Bergen Korsikas – die viel viel höher aufragen als auf Sardinien). Dann fahrt an die Westküste nach Ajaccio – das ist sozusagen das gastronomisch-kulturelle Zentrum der Insel.

Auch deswegen Korsika kommt für uns ziemlich schnell nach Sardinien, denn es ist eine Offenbarung. Was man aus einfachen Dingen Gutes zaubern kann – der Ziegenkäse in Rosmarin und Bergblüten ist da schon fast Standard. Daher noch ein ernst gemeinter kleiner Tipp zum Schluss: Wem die gute, aber im Vergleich doch schlichte italienisch-sardische Hausmannsküche irgendwann genug ist, mag diese Route vielleicht gern für die Rückfahrt nutzen – als kulinarische Belohnung sozusagen.

Richtung Sardinien fahrt noch durch Sartène, im Umland gibt’s wieder das ein oder andere Weingut, und dann natürlich Bonifacio – hier ein ausführlicher Artikel auf pecora-nera.

Tja, und dann – nix wie rüber nach Santa Teresa di Gallura und …

Willkommen auf Sardinien!

Wir wünschen Euch eine tolle Zeit auf der Insel und eine gute An- und Abreise!

Eure schwarzen Schafe

PS. – Wir haben noch einen „halben Tipp“ für die Durchreise in Italien: Die A26 (Gravellona Toce – Alessandria – Genua) ist relativ neu ausgebaut und mit deutlich weniger Verkehr als auf der Tangenziale von Mailand und der A7 Mailand – Genua. Nur das letzte Stück ist im Dunkeln etwas anstrengend zu fahren – die Autobahn ist hier eng und kurvig ohne Seitenstreifen und mit vielen Tunnelabschnitten, für die selbst 80 km/h gefühlt noch zu schnell sind. Besonders wenn man schon lang gefahren ist und zufällig eine Zeit mit starkem LkW-Verkehr erwischt, kann das die Freude wieder etwas trüben.

Dazu gehört noch eine weitere Alternative, für alle, die auf den beschriebenen Verkehr keine Lust haben. Voraussetzungen sind mindestens eine Stunde Puffer und ein Navi (lt. Navi geht’s in 30 Minuten, aber die Strecke hat „Verfahrpotenzial“): Dann fahrt schon bei Genova Voltri ab, oder Genova Pegli (übrigens, kleiner Link zu Sardinien: von hier kommen die Einwohner Carlofortes) – die Via Prà und der Lungomare di Pegli bringen Euch dann am Flughafen vorbei nach Sestri Ponente und durch etwas Industriegelände ebenfalls zum Fährhafen. Es ist keine unheimlich schöne Strecke (außer bei Pegli), aber für schwarze Schafe durchaus machbar. Und: Man kommt noch an Geschäften oder Bars vorbei, um ggf. noch Proviant mitzunehmen oder einen Kaffee zu trinken und echtes Genueser Hafenflair mitzunehmen – das ist immer ein lustiges Erlebnis.

PPS. – Gern nehmen wir Eure Tipps für weitere Routen und Abstecher entgegen – hier fehlen ja z. B. die Alternativen für Österreich. Einfach rein damit in das Kommentarfeld unten!

4 Comments

  1. kinderhotel bibione

    5. Februar 2015 at 13:24

    Sie wählte einen schönen Region für einen erholsamen Urlaub, herzlichen Glückwunsch! Was ist Ihr nächstes Ziel?

    Reply
    • nicole

      10. Februar 2015 at 11:12

      Danke! Wir sind auf ganz Sardinien unterwegs, als nächstes geht es wohl in den Süden, nach Cagliari und Umgebung.

      Reply
  2. Ursula Grümann

    22. September 2015 at 18:13

    Bei starkem Urlaubsverkehr auf der Gotthardstrecke ist die San Bernardino-Route eine gute Alternative, vor allem aus Bayern (Lindau, Sargans, Thusis, Bellinzona) oder Basel, Zürich, Sargans, Bellinzona usw.). Nur sehr selten Stau, die Strasse ist sehr gut ausgebaut. Viel Spass in Sardinien!

    Reply
    • nicole

      23. September 2015 at 18:28

      cool, vielen dank! das fahren wir bei nächster gelegenheit mal nach!

      Reply

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