Das Sarcidano ist ein unaufgeregtes, abwechslungsreiches Stück Sardinien – und historisch eine der reichsten und fruchtbarsten Regionen Sardiniens, gelegen zwischen der waldigen, bergig-engen Barbagia mit urigen, in die Täler geklemmten Dörfern und der weiten, flach-hügeligen Ebene des Medio Campidano mit ausgedehnten Ackerflächen, Weiden und Getreidefeldern an der Grenze zur historischen Region Marmilla.

Das Sarcidano besteht eigentlich aus Hochebenen, das nimmt man allerdings so nicht wahr. Die Grenzen sind fließend. Ich fahre durch abwechslungsreiche Landschaften, geprägt von Wäldern und Wiesen, Flüssen und Seen.

Gleich mit drei Stauseen gesegnet – dem Lago Mulargia, Lago Medio del Flumendosa bei Nurri und Orroli sowie dem Lago Is Barrocus bei Isili (auch: Lago di San Sebastiano) – ist klar, was die Region so wertvoll macht: Wasser. Durchzogen von Flüssen und Wasseradern ist das Sarcidano ein reichhaltiger Lebensraum für Mensch und Tier.

Wasser begründet schon historisch den Reichtum der Region - heute sind die größten Flüsse aufgestaut, hier am Lago Is Barroccus bei Isili
Wasser begründet schon historisch den Reichtum der Region – heute sind die größten Flüsse aufgestaut, hier am Lago Is Barroccus bei Isili

Schon die frühzeitlichen Sarden fanden in der Region ideale Bedingungen vor und siedelten sich hier an. Davon zeugen diverse archäologische Stätten. Von dem Heiligtum Santa Vittoria in Serri bis zu den Menhiren in Laconi gehören sie zu den wichtigsten der Insel.

Im Sommer dominiert das Goldgelb der Felder. Im Frühling erinnere ich mich, war es eine wahre Pracht: ein intensiver Farbenmix aus Gelb, Grün und Blau. Im Herbst und Winter setzt das gefärbte Laub der Weinhänge Farbtupfer im Immergrün der Macchia und der hohen Bäume, durchsetzt vom herbstlichen Kupfer der Steineichen. Es ist hier irgendwie immer schön.

Trotz dieser Vielfalt und der Nähe zu weiteren Insel-Highlights – wie dem Nuraghenkomplex Su Nuraxi in Barumini und der Giara di Gesturì mit ihren wilden Pferdchen – ist die Region von vielen Reisenden unbeachtet.

Völlig zu Unrecht, wie das schwarze Schaf meint.

Und so begibt es sich nur allzu gern auf eine kleine Rundreise und erlebt das ganz normale, echte Sardinien – mit seiner traumhaften Natur, unaufgeregten Dörfern, zufriedenen Menschen und last but not least, tollen Spezialitäten und gelebter Gastfreundschaft.

Langsame Anreise ins Sarcidano

Das Sarcidano liegt ziemlich weit in der Mitte der Insel. Das beschert dir in jedem Fall eine längere Anreise. Aber wie so oft auf Sardinien ist auch hier der Weg ein Teil des Ziels: Egal, woher du kommst, bei ein bis drei Stunden Fahrt beschert dir das unheimlich schöne Landschaften, speziell auf den Landstraßen. Wer früh aufsteht, kann um 10 Uhr trotzdem in der Region sein und einen schönen Tag verbringen.

Zugstation Sarcidano bei Isili
Zugstation Sarcidano bei Isili

Ich nähere mich von Süden. über die Schnellstraße 131 ist das am einfachsten, obwohl ich ja im Grunde von Norden komme. Von Osten, z. B. von der Costa Rei oder Arbatax gibt es keine Alternative zur kurvigen, aber wunderschönen Landstraße. Bei Sanluri biege ich ab und erreiche via Villamar und Barumini die Region.

Aber lass dir gesagt sein: Nur ein Tagesausflug ist viel zu wenig. Ein entspanntes, langes Wochenende in der Region wäre schlau – und ist für die Seele wie ein Geschenk. Die nachfolgende Tour könnte man in Teilen auch ganz wunderbar mit dem Zug machen – der Barbagia Express bietet meist wochenends und auch außerhalb der Hauptsaison schöne Touren in die Dörfer. Hier ein kleiner Vorgeschmack von meiner Tour auf Youtube.

Genau genommen hätte das Sarcidano mit der Nähe zu Cagliari und den südlichen Küsten auch Potenzial für einen ganzen Urlaub. Aber das erzähl mal den Touristen. 😉

Die Dörfer des Sarcidano

Quasi in jedem Ort finde ich Leben vor. Allein deshalb sind sie auch ein gutes Ziel in der Nebensaison: Escolca, Genoni, Gergei, Isili, Laconi, Nuragus, Nurallao, Nurri, Orroli, Serri, Villanova Tulo.

Als mein Domizil und Startpunkt wähle ich Gergei.

Escolca und Gergei

Die beiden Orte sind die landwirtschaftlichen Zentren. Prompt werde ich bei Escolca auch von einer Schafherde aufgehalten. Das gehört in dieser Region immer dazu und passiert im Sarcidano ständig: vor allem morgens und abends, wenn sie zum Melken geholt oder umgeweidet werden.

Schafe und ihr junger Hirte auf einer Provinzstraße bei Escolca
Schafe und ihr junger Hirte auf einer Provinzstraße bei Escolca

Gergei ist zudem ‚Città dell’Olio‘ – Stadt des Olivenöls. Die Olivenhaine in Richtung Escolca produzieren herausragende Qualität. Gergei gehört eigentlich noch zur historischen Region Trexenta, aber auch hier sind die Grenzen fließend.

Gepflegt und hübsch sind die Orte schon beim Durchfahren. Beim Streifzug durch das historische Zentrum grüßen mich die Leute, einige alte Häuser sind respektvoll renoviert. Alles ist sehr entspannt.

Mittags ist es zu warm, um irgendetwas zu tun. Also liege ich in der Hängematte des Künstlerhauses Mario Cesare, das heute ein hübsches und liebevoll geführtes B&B ist. Mario Cesare war ein ortsansässiger Künstler, weitgehend unbekannt. Ich beschließe, nochmal wiederzukommen und mich seiner Geschichte zu widmen.

Blick auf Gergei und die Nachbarregionen Trexenta und Marmilla

Am Nachmittag setze ich mich ins Auto und gondele ein wenig durch die Gegend. In der Nebensaison ist das natürlich noch viel besser mit dem Mountainbike.

Ich blicke über das weite Tal mit fruchtbaren Hügeln. Nördlich erhebt sich die Hochebene Giara di Serri und begrenzt die Landschaft. Und da fahre ich jetzt hin.

Serri

Der Ort Serri liegt eingangs der Hochebene, auf etwa 650 Metern Höhe. Gleich danach eine Steinlandschaft. Sich hier hinsetzen und hinunter auf die lieblichen Hügel des Medio Campidano blicken, das hat was. Ansonsten sind da Schafe und ein paar Bauern, die mich neugierig beäugen.

Das Highlight der Giara liegt nach etwa drei Kilometern am südwestlichen Rand, oberhalb des Abhangs: das Santuario nuragico di Santa Vittoria. Geöffnet bis Sonnenuntergang – was gut ist, denn wenn alle weggehen und die Sonne untergeht, ist das die beste Zeit, mit Santa Vittoria warm zu werden. 

Brunnenheiligtum / pozzo sacro in Santa Vittoria di Serri
Brunnenheiligtum / pozzo sacro in Santa Vittoria di Serri

Ich schau mir alles in Ruhe an – die Anlage ist sehr weitläufig. Ein Santuario ist eine heilige Stätte, wie ein Kloster oder ein Wallfahrtsort.

In dem großen mit einer halbhohen Steinmauer umrahmten »Festkreis« ist viel Platz für die Pilger. Der Tempio in antis, war vermutlich einst das Haus des Oberhauptes eines nuraghischen Stammes und wurde später als Tempel für Kulthandlungen genutzt. 

Im diffusen Abendlicht gehe ich auf der Via Sacra vom Brunnenheiligtum Pozzo Sacro zu der Mauer am Hang. Ich sehe in die stille Ferne und gucke der Sonne beim untergehen zu. Außer mir ist niemand mehr da. Nur ein paar Grillen zirpen. Sehr sehr friedlich, das alles.

Blick von der Giara di Serri im Abendlicht
Blick von der Giara di Serri im Abendlicht

Nurri und Orroli

Von Serri aus ist ein Abstecher nach Nurri und Orroli quasi Pflicht, auch wenn die Anfahrt etwas langatmig ist. Vor Ort ist es aber ziemlich toll!

Nurri ist von seinem See geprägt, dem Lago Medio del Flumendosa. Ein Staudamm in der Schlucht des Rio Flumendosa (mit 127 Kilometern Sardiniens zweitlängster Fluss) hat einen schönen, länglichen See erschaffen: 17 Kilometer lang, aber nur bis zu 500 Meter breit. Um ihn herum erheben sich tiefgrüne, unbesiedelte Hügel.

In Nurri finde ich auch den Einstiegspunkt ins Wasser – beim Profi-Ruderclub und Circolo Nautico direkt am Ufer. Sie würden mir gern ein Kanu vermieten – aber weil grad kein offizieller Mensch zum Vermieten da ist, laden sie mich zu einem Ichnusa ein. Auch gut 😉

See statt Meer: mit dem Batello auf dem Lago del Flumendosa.
See statt Meer: mit dem Batello auf dem Lago del Flumendosa.

Sonntags (manchmal auch samstags und an Feiertagen) kann man mit einem Raddampfer über den See fahren. Heute ist gar nichts los. Macht aber nichts. Bei einem Bier relaxen ist nicht das schlimmste, was dir mitten in Sardinien passieren kann.

Die Schlucht, in der der See gestaut ist, und die danach noch so ist, wie sie vorher war, kannst du am besten überblicken, wenn du ein bisschen weiterfährst, nach …

Die Schlucht hinter dem Stausee des Flumendosa bei Orroli
Die Schlucht hinter dem Stausee des Flumendosa bei Orroli

Orroli. Wie so viele Dörfer ist es ein Mix aus einem historischen Zentrum, das noch in einer anderen Zeit zu verweilen scheint, und einem modernen »Dorf-Anbau«. Aus einer Schule (Warum sehen die eigentlich immer aus wie Kasernen?) strömen gerade die Kinder des Dorfes. Es sind ganz schön viele! Es muss hier also lebenswert sein.

Der entspannte Streifzug durch die Gassen endet im OmuAxiu, einem alten Anwesen im centro storico, mit wunderschönem Innenhof und einem kleinen Hausmuseum, wo ich mich spontan einniste und gern zum Abendessen bleibe

Am Ortsrand im archäologischen und botanischen Park Su Motti versteckt sich eine abwechslungsreiche Landschaft. Darin finde ich drei Gruppen von Feengräbern / Domus de Janas, die teilweise in einzelne rote Sandsteine gegraben sind, sowie zwei kleinere Nuraghen. Von der Anhöhe Taccu Idda hat man einen tollen Rundumblick.   

War er mal der Größte Sardiniens? Nuraghe Arrubbiu bei Orroli
War er mal der Größte Sardiniens? Nuraghe Arrubbiu bei Orroli

Die Hauptattraktion, der Nuraghe Arrubiu befindet sich weiter südlich. Erst kürzlich sind die Ausgrabungen wieder aufgenommen worden. Das schwarze Schaf stapfte mitten hinein und kam ins Gespräch. Der Archäologe vermutet, dass sich bis zu 18 Türme unter Sand befinden und quasi nur die obere Spitze herausragt. Wenn das wahr ist, würde er Su Nuraxi überholen und auf einer Fläche von 3.000 Quadratmetern zum größten Nuraghenkomplex der Insel werden.

Beim »Roten« (arrubio / rot, so genannt wegen der rötlichen Flechten auf den Steinen) gibts auch so was zu sehen, z. B. die antiken Anlagen zum Weinkeltern. Am Eingang sind ein Infozentrum, ein Shop und eine Bar.  Das zweite Bier in der Sonne. Heute wird’s lustig! 😉

Der dritte See der Region, Lago Mulargia auf der anderen Seite der Landstraße ist seine eigene Welt: weit, lieblich, von weichen Hügeln umgeben. Eine geteerte Straße führt an seinem Ufer entlang, ist aber eine Sackgasse.

Außerdem muss ich ja wieder zurück, und mache noch einen Abstecher nach Norden. In Villanova Tulo (sardisch: Biddanoa e Tulu) wartet nämlich noch ein archäologisches Highlight auf mich: der enorme und gut erhaltene Nuraghe Adoni:

Copyright: I Custodi della Memoria

Isili

Am nächsten Tag wird es lebhafter. Isili ist quasi ein Mekka für Aktivurlauber, man glaubt es kaum.

Vor allem ist es ein Geheimtipp unter Freeclimbern und Sportkletterern. Die Wand Scala Urania am Flusslauf des Rio Corrigas ist ein ganzjähriger Treffpunkt mit vielen Routen, sowohl für Einsteiger als auch mit Überhängen für Könner. Einheimische aus der ganzen Insel schwören auf diesen Spot. Mehr Infos auf isiliturismo.com »

Bei Isili wird geklettert!
Bei Isili wird geklettert!

Ich gehe am Flusslauf spazieren, dessen Kalkwände wirklich schön sind, und schaue den Kletterern zu. Dann laufe ich über die Bahnlinien der historischen Bahnstrecke. Darauf freue ich mich jetzt schon – am Wochenende werde ich mit dem Barbagia Express hier hinüber fahren und den See queren.

Der See Is Barrocus ist einer meiner Lieblingsseen auf Sardinien. Er ist einfach richtig schön, vor allem für einen künstlichen Stausee. Ein Staudamm in der gleichnamigen Schlucht sammelt das Wasser aus dem Rio Mannu. Der zweiter Name des Sees ist Lago San Sebastiano, nach dem Heiligen, dessen kleine Kirche superhübsch in der Mitte des Sees auf einer kleinen Erhebung steht (fahre vor Isili in eine Nebenstraße ab, von oben hast du einen guten Ausblick). Sie ist nur noch per Kanu oder Kajak zu erreichen.

Bevor der See ein See war, soll es in der Kirche ein Hochzeitsfest gegeben haben, bei dem das Brautpaar tanzend von einer Klippe stürzte und starb. Seit jenem Tag sei das Kirchlein vereinsamt und Hochzeiten werden hier schon gar nicht mehr gefeiert …

Die Kirche San Sebastiano ist nur noch über das Wasser erreichbar
Die Kirche San Sebastiano ist nur noch über das Wasser erreichbar

Seit einigen Jahren wird der See auch für Freizeitaktivitäten genutzt. Baden ist zwar verboten, aber beim hier aktiven Sportverein kannst du dir ein Kajak und SUP mieten. Vom Wasser aus ist der See nochmal so schön. Ich genieße die Natur, während in einer Entfernung die Teenager des Kanuclubs trainieren und richtig Gas geben. Infos auf der facebook-Seite des Circolo Nautico Isili »

Wieder an Land, fahre ich zurück nach Isili. Beim Sportplatz, quasi der Lebensmittelpunkt des Dorfes, wartet der Nuraghe Is Paras auf mich, dessen Kuppel mit zwölf Metern die höchste (in einem einzelnen Nuraghen sein soll.

Der Bau ist ungewöhnlich, weil er aus Kalkstein ist. Das Material ist weich und für die bronzezeitlichen Bauten bevorzugte man eigentlich härteres Gestein. Aber hier gab es nunmal nur das. Zweifellos ein wunderschönes, harmonisches Bauwerk aus etwa 1.500 vor unserer Zeit. Wenn man genau hinschaut, sieht man die umgebende Mauer und weitere Fundamente von Rundbauten – Is Paras war mal eine dreitürmige Bastion. Nur der zentrale Turm hat die Zeiten überdauert.

Ich habe eine Verabredung mit Luigi Pitzalis, dem letzten traditionellen Kupferschmied der Insel. Von ihm erzähle ich ein anderes Mal.

Nurallao

Von Nurallao führt eine ruhige Landstraße und ein herrliches Waldgebiet, den Parco di Funtana Is Arinus, wo ich mal in der tiefsten Nebensaison eine Wanderung zum Wasserfall Cascata Sa Cradaxiuleddu machte. Etwa 20 Meter fällt das Wasser hinab. Im Sommer kann man das natürlich vergessen. Wobei, als Wandergebiet ist der schattige Wald auch an warmen Tagen gut und es gibt ein paar kleine Teiche zur Erfrischung.

Ein etwa zwei Stunden langer Fußweg führt von der Station des Trenino verde namens Cignoni ‚e Nieddu zum Parco di Funtana Is Arinus. Man kann das mit dem Auto abkürzen, das ist dann aber auch nur halb so schön. Durch einen Stein- und Korkeichenwald fließt der Rio Sarcidano, einer der Wasserwege / Vie dell’aqua zum besagten Wasserfall. Insgesamt ein sehr entspanntes Gebiet.

Nurallao: In der Nebensaison fließt der Rio Sarcidano und rauscht deutlich
Nurallao: In der Nebensaison fließt der Rio Sarcidano und rauscht deutlich

Nurallao ist berühmt für seine Trüffel, die in den Wäldern rund ums Dorf versteckt sind und hier mit Hunden gesammelt werden. Sie heißen hier: scorzone oder tartufo nero estivo (tuber aestivum). Im Sommer feiert das Dorf sein Trüffelfest. Es sei denn es ist grad mal wieder Pandemie oder ein zu trockener Sommer, dann wachsen die Dinger nämlich nicht. Zu gern hätte das Schaf welche gefuttert, aber es waren beim besten Wollen keine aufzutreiben.

Eine Dame, die ich frage, schenkt mir ein kleines Glas Trüffelsalz – das ist mir mega unangenehm, aber ihr Strahlen, mit dem sie darauf besteht, dass ich es mitnehme, überzeugen mich zum Schluss. Viele Leute kommen hier nicht vorbei. „Erzählen Sie ihren Freunden von unseren Trüffeln!“ meint sie daher. Genau so geht ehrliche Werbung und Vertrieb, denke ich. Und: Na klar, mach ich! Und zum Glück gibt’s auch das Internet: Die Azienda Agricola L’isola dei sapori verkauft online (Ausland auf Anfrage).

Laconi

Laconi ist fast elegant zu nennen: Die fruchtbare Umgebung hat auch die Einwohner reich gemacht. Davon zeugt der Parco Aymerich. In dem kleinen botanischen Paradies rund um die gut erhaltene Burgruine schaffen exotische und heimische Pflanzen, Teiche und Wasserfälle, eine faszinierende Ruheoase. Der 12 Meter hohe Cascata Maggiore schickt sein Rauschen durch den Park, alles ist unheimlich entspannt.

Bick über den immergrünen Parco Aymerich in Laconi
Bick über den immergrünen Parco Aymerich in Laconi

Viele schöne Details sind zu entdecken, vom Fischteich über hundert Jahre alte Kirschbäume und Zedern bis zu einem Brunnen mit Löwenköpfen. In der im 11. Jahrhundert gebauten Burg residierten die Verwalter der Region und zuletzt die Familie Aymerich, die später in den neu gebauten, imposanten Palazzo Aymerich umzog.

Falls dir im Park oder im Ort übrigens Gruppen von Gläubigen und Betenden, aus Italien oder anderen Ländern begegnen, ist das ganz normal. Der Heilige Ignazio ist Stadtpatron von Laconi und der Ort ein katholischer Wallfahrtsort.

Die Burgruine des Castello Aymerich
Die Burgruine des Castello Aymerich

Ich gehe in den nahe gelegenen Ortskern zurück, zum erwähnten Palazzo Aymerich. Laconi nennt seine Umgebung auch »Land der Menhire«. Das archäologische Stadtmuseum beherbergt etwa 40 dieser prähistorischen Monolithen von klein bis groß, einige mit spannenden Details

Zurück in mein Domizil in Gergei wären es nun 35 Kilometer. Dafür brauche ich exakt 35 Minuten. Das ist eine gute Faustregel für die sardischen Landstraßen: ein Kilometer, eine Minute. Sind die Straßen kurviger oder führen durch enge Täler, dauert es länger. Geht es durch weite Felder, bist du schneller.

Ich fahre, denn die beiden auf dem Weg liegenden Dörfer habe ich schon zuvor besucht. Und auch hier kann man problemlos einen ganzen Tag verbringen:

Genoni und Nuragus

In Genoni gibt es einen „alternativen Zugang“ an den westlichen Teil der Giara di Gesturì, die hier eben auch Giara di Genoni genannt wird. Eine etwas schwer zu findende, kleine Stichstraße führt von Norden hinauf, du musst vielleicht auch über einen Zaun klettern. Der Lohn ist die berühmte Giara herrlich still, einsam und naturbelassen.

Bei der leichten Wanderung auf den „Berg“ Zeppara Manna, triffst du vielleicht ein paar der wilden Pferdchen, sicher ein paar Ziegen. Aber Menschen, das sollte Zufall sein.

Grandiose Einsamkeit, auf der Giara di Genoni, hier im April
Grandiose Einsamkeit, auf der Giara di Genoni, hier im April

Da die Überwachung der wilden Pferde und die Selektion für Zuchtzwecke in Genoni angesiedelt ist, hat der Ort ein Museum eingerichtet, das Museo del Cavallino della Giara, in dem auch die landwirtschaftlichen Traditionen und die Reiterkultur Sardiniens erklärt werden. (Aktuelle Infos zu Ausstellungen und Öffnungszeiten auf ihrer facebook-Seite).

Nuragus ist klein und relativ schmucklos – das Highlight ist die es umgebende Landschaft, dominiert von den beiden sardischen Klassikern: Weinanbau und Schafhaltung. Das Gigantengrab / tomba dei giganti Aiodda bei nuragus ist auf einem Hügel mit Weinhängen eingebettet. Der Grundriss erinnert an einen Schiffskiel, das Grab ist aus großen Quadern gebaut.

Der Blick auf die Uhr sagt: früher Abend. Das schwarze Schaf ist im nahe gelegenen Weingut Cantina Soi, wo heute eine kleine Verkostung stattfindet. Und wird auf dem Weg dahin von der obligatorischen Schafherde ausgebremst. Ob die auch zum Apéro wollen?

Ich bin jedenfalls am Ende meiner Rundtour.

Im Sarcidano hast du die Gelegenheit, Zeit in der Natur mit dem sardischen Alltag, der Kultur und mit dir zu verbringen.

Und so lebst du in deinem Urlaub – und bist nicht nur ein Tourist auf Durchreise.   

Ich bin Nicole, auch bekannt als »das schwarze Schaf auf Sardinien« (italienisch: pecora nera) und Gründerin dieses Blogs. Hier berichte ich von meinen Streifzügen im ganzen Jahr auf, durch und rund Sardinien. Im »richtigen Leben« bin ich Beraterin für Kommunikation und Tourismus sowie Content Creator.

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