Ein Küstentrek auf Sardinien, eine Wanderung durch reine Natur, in direkter Nähe das Meer, das Ziel eine Traumbucht: Ja, das ist schon ziemlich nah am wahr gewordenen Aktivurlauber-Traum.
Das schwarze Schaf nimmt dich mit auf seine kleine Tageswanderung in der Nebensaison im Supramonte di Dorgali.
Küstentrek im Supramonte: Berg und Meer
Genau hier, wo Höhe und Normalnull eine ruppige, einzigartige Gemeinschaft bilden, ist Sardinien vielleicht am schönsten.
Den Beweis dafür tritt eine der beliebtesten Küstenwanderungen auf Sardinien an, beginnend bei der Cala Fuili, in der Nähe des Touristenortes Cala Gonone (der in der tiefen Nebensaison übrigens wie ausgestorben ist – die Einheimischen bevorzugen das Hinterland bei Dorgali, dort findest du Leben im ganzen Jahr).
Trekkingpfad zur Cala Luna
Der Küstentrek, der von der Cala Fuili bis zur Cala Luna führt und gut 2,5 Stunden (one way!) dauert, ist auch in so manchem Reiseführer erwähnt. Und so kommt es, dass viele „Normalurlauber“ auf die Idee kommen, dass er dann auch ganz einfach zu gehen sein müsste.
Stimmt das? Wie schwierig ist der Trek wirklich? Und wie sieht es in der Nebensaison aus? Was erwartet mich? Wie muss ich mich vorbereiten, um den Weg zu gehen? Lohnt sich die Wanderung?
Um einen Eindruck zu vermitteln, hat das schwarze Schaf auf seinem letzten Trek ein kleines Video gedreht. Es zeigt dir, was es zu sehen gibt, wie der Pfad aussieht und erzählt, was ihm gerade so einfällt:
Video direkt bei Youtube öffnen »
Das schwarze Schaf hat nachstehend noch ein paar Tipps für den Supramonte und ein paar Eindrücke vom Trekkingpfad Cala Fuili > Cala Luna für dich zusammengestellt.
Halten wir fest: Der Supramonte ist schwierig, egal wo. Die weite Bergwelt des Supramonte erstreckt sich von Oliena im Norden bis Baunei und Urzulei im Süden, von Orgosolo im Westen bis an den Golfo di Orosei im Osten.
Wer sich in diese ursprüngliche Landschaft, die sich überall ähnelt und kaum Orientierung bietet, hinein wagt, sollte auch wissen, wie er wieder hinauskommt.
Generell solltest du fit sein. Gerade an der Küste sind, um die traumhaften Buchten zu erreichen, einige Höhenmeter zu überwinden. Die Pfade führen manchmal auch durch unwegsames Gelände.
Felsiger Weg zur Bucht: der Supramonte ist Wildnis
Selbst Pfade, die auf der Karte einfach und machbar aussehen, haben ihre Tücken und sind vor Ort doch nicht ganz so eindeutig. Ungeübte Wanderer bringen sie sehr schnell an ihre Grenzen.
Die meisten Wege sind nicht explizit zum Wandern für Touristen angelegt worden, sondern wurden ursprünglich von Hirten und freilaufenden Tieren, aber auch von Waldarbeitern, die hier Bäume für die Kohleproduktion und die Weltkriege abholzten, genutzt.
Wenn du also zwei Meter breite, befestigte, markierte und gesicherte Wanderwege suchst, dann brauchst du hier gar nicht erst anfangen. Das ist nicht der Supramonte.
Ein altes Schild ganz am Anfang des Pfades …
… und an einer unklaren Stelle noch zwei selbstgebastelte. Reicht doch, oder?
Auch der Trek von der Cala Fuili zur Cala Luna hat es stellenweise in sich. Hier noch ein paar Tipps vom schwarzen Schaf:
Wer sich erst langsam an den Supramonte herantastet, sollte auf jeden Fall auf dem Hauptpfad zur Cala Luna bleiben.
Der Weg ist die ganze Zeit eigentlich evident, mal breiter, mal schmaler, aber im Hellen gut erkennbar. Nach Sonnenuntergang allerdings hast du keine Chance – die Dunkelheit hier ist tief und beeindruckend.
Für die gesamte Strecke Cala Fuili > Cala Luna brauchst du rund drei Stunden (one way!), je nach Fitnessgrad auch mehr. Der Rückweg dauert noch mal genauso lang.
Bis zur Felsnase ganz dahinten, zur Cala Luna, sind es mehrere Stunden oneway
Es gibt eine Navetta, also ein Boot, das ein paar Mal am Tag die Buchten abfährt und dich für kleines Geld nach Cala Gonone bringt. Allerdings hat es nur im Sommer für die Strandurlauber feste Fahrtzeiten. In der Nebensaison würde ich mich nicht unbedingt darauf verlassen.
An Tagen mit schlechtem Wetter fährt das Boot gar nicht (mit Glück hängt dann oben an der Cala Fuili ein handgeschriebenes Schild). An solchen Tagen solltest du aber auch nicht im Supramonte wandern.
Du durchschreitest auf dem Weg mehrere Täler. Das ist nicht schwierig, aber auf die Dauer doch ermüdend. Gönne dir auch Pausen (nicht erst am Ziel) und plane die Zeit ein.
Denke immer an den Rückweg – schon weit bevor es dämmert
Das schwarze Schaf ist auf der obigen Tour um ca. 11.30 Uhr an der Cala Fuili gestartet und war gegen 16:15 Uhr wieder zurück am Auto.
Die benötigte Zeit liegt zum einen daran, dass es für das Video nicht so schnell gehen konnte und noch viele Fotos gemacht hat. Zum anderen an dem Abstieg zum Strand von Ziu Santoru und an einer ausgedehnten Relax-Pause mit Meeresrauschen 🙂
Spiaggia Ziu Santoru besteht aus Felsen und an diesem Novembertag war ich ganz allein 🙂
» Die beste Trekkingzeit ist zwischen Oktober und Mai.
In der Nebensaison ist eine solch lange Tour im Supramonte mit Vorsicht anzugehen. Nachteile sind nämlich unberechenbares Wetter und kurze Tage.
Informiere dich über den Sonnenuntergang zu deiner Reisezeit. Und beobachte das Wetter, auch schon ein paar Tage vorher.
Holztreppe hinunter zur Bue Marino: nach Regen mit Vorsicht anzugehen
Es kann je nach Jahreszeit auch intensiv regnen oder sogar schneien. Lieber einen Tag früher oder später gehen. Es musste schon so mancher Tourist gerettet werden, der sich über- und den Supramonte unterschätzt hat.
Schwarzschaf-Tipp: »L’estate di San Martino dura tre giorni e un pochinino. / Der Sommer von St. Martin dauert drei Tage und ein kleines bisschen.«
Im November hält der sogenannte l’estate di San Martino oft, was er verspricht. Im Video gab es tatsächlich am 14.11.2018, drei Tage nach St. Martin, sehr angenehme Temperaturen um 20 Grad, einen Sonne-Wolken-Mix, kaum Wind, keinen Regen. Eine ähnliche trockene und warme Phase gibt es nach Auskunft der Einheimischen im Januar, die secche di Gennaio.
In der Nebensaison brauchst du auf jeden Fall gute Schuhe, die passen und auch nach drei Stunden noch gemütlich sind.
Dazu mehrere Lagen Kleidung. Man kommt relativ schnell ins Schwitzen – ein T-Shirt zum Wechseln dabei zu haben, ist nicht dumm. Sobald du allerdings längere Zeit irgendwo sitzt, wird es kühl.
Die Buchten im Supramonte liegen in der Nebensaison wegen der tief stehenden Sonne alle im Schatten. Dann ist eine warme oder winddichte Jacke gut. Wasserdicht ist auch nicht verkehrt, falls es plötzlich regnet.
2 Liter Wasser (es gibt keine Quellen direkt am Weg) und Proviant (in Dorgali gibt es mehrere Supermärkte, in denen du dir Zutaten für ein Panino kaufen kannst – in grandioser, regionaler Qualität).
Denke auch an die Belohnung am Ziel – in der Nebensaison sind Strandkiosk und -restaurant geschlossen. Ein kleines Ichnusa oder ein sardisches Craft-Bier gleicht den Verlust an Mineralstoffen ein wenig aus. Mache aber dann eine Pause: selbst der geringe Alkoholgehalt steigt nach Anstrengung sofort zu Kopf.
Praktisch sind auch: Eine Taschenlampe, falls es doch schneller spät und dunkel wird als gedacht.
Achte oben an der Cala Fuili auf Schilder und HinweiseEine Karte deines Wandergebietes kann nicht schaden, du erhältst sie zum Beispiel am Flughafen in der Buchhandlung. Lade dir Handykarten herunter, dass du sie offline nutzen kannst. In vielen Ecken des Supramonte gibt es keinen Handyempfang.
In der absoluten Nebensaison sag jemandem Bescheid, was du vorhast (z. B. in deinem B&B oder Hotel). Im Mai, Juni, September, Oktober wirst du schon einige Leute auf dem Pfad treffen.
Ausrüstung wie Seile, Haken etc. brauchst du auf diesem Trekkingpfad nicht. Wenngleich es ziemlich viele schöne Wände im Supramonte gibt – wenn du Klettern magst und kannst, ist er eine tolle Region für dich. Erst hinter der Cala Luna beginnt der anspruchsvolle Teil, der berühmte Selvaggio Blu, er gilt als der schwierigste Trek Italiens.
„Klettern light“ kann dir auf dem Pfad aber passieren. Zumindest, wenn du von ihm abweichst.
Wenn du das Abenteuer wagst, zu einem der kleinen unbekannten Strände (Spiaggia di Ziu Santoru oder Cala Oddoene oder zur Grotta del Bue Marino) hinunter zu wollen, sind Kletter- oder Bouldererfahrung hilfreich.
Ein Träumchen, aber nur mit Anstrengung zu erreichen: Spiaggia Ziu Santoru
Oft geht es steil und direkt über Fels, Du brauchst beide Hände und solltest wissen, wie man Felsen auf ihre Festigkeit und Griffigkeit überprüft.
Du musst dir immer Halt suchen, mal an Bäumen, mal an kleinen Felsvorsprüngen, über große Felsen geht es auf dem Hintern mit den Füßen voran am besten.
Die Belohnung: traumhafte Natur und absolute Ruhe 🙂
Höhenangst oder Angst vor steilen Treppen solltest du auch nicht haben.
Der Hauptpfad ist auch mit „fitten“ größeren Kindern machbar, die schon Trekkingerfahrung haben. Wenn du merkst, dass sie überfordert sind – kehre um.
Auch mit Hund ist der Weg kein Problem. Aber ich meine „Hund“ – und nicht diese pink ummantelten Tragetaschen mit vier Panikaugen und vier zarten Beinen. Aber auch größere Stadthunde haben hier manchmal „Instinkt-Overload“ – sind überfordert mit den Eindrücken und müssen erstmal lernen, sich in der freien Natur zu bewegen. Ist was anderes als der Stadtpark.
Alles klar?
Dann los, zu einer kleinen Auszeit – raus aus dem Alltag, rein in die Natur des Supramonte!
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