Der Supramonte ist für uns der Inbegriff vom echten Sardinien. Wunderschön legt sich das Bergmassiv am Meer entlang ins Zeug und ragt beeindruckend oberhalb der Küste auf und stellt sich dem Wetter entgegen. Hin und wieder ist er ein ungemütlicher Geselle, mit tief hängenden Wolken oder gar sintflutartigen Regenfällen.

Blick auf den Supramonte und die Gola Su Gorropu von der SS125

Blick auf den Supramonte und die Gola Su Gorropu von der SS125

Die meiste Zeit aber ist er – wie die Sarden – sehr gastfreundlich und lädt ein, ihn zu erkunden.

Auf den Gemeindegebieten von Oliena, Orgosolo, Dorgali, Baunei und Urzulei finden sich Gipfel von durchschnittlich 900-1.000 Metern, tiefe von Flüssen geschnittene Täler mit steilen Felswänden, Codule genannt, geben der Region ihr einzigartiges Gesicht und führen nicht selten versöhnlich bis ans Meer.

Der vielleicht am wenigsten bekannte Teil dieser Berge ist der Supramonte di Urzulei. Das ist gut so, denn wo wenig Menschen sind, bleibt auch die Natur intakt.

Der Supramonte di Urzulei gilt als eine der ursprünglichsten Regionen Europas. Geteerte Wege oder gar Straßen gibt es wenige, die meisten sind kaum frequentierte Forstwege aus Geröll und Schotter oder uralte, kaum erkennbare Hirtenpfade.

Daher freuen wir uns, dass drei wunderbare Trekkingpfade angelegt wurden, die dem Ortsfremden in der schroffen und unberührten Natur so etwas ähnliches wie Orientierung geben:

Urzulei - Ausgangspunkt für neue Trekkingpfade

Urzulei – Ausgangspunkt für ursprüngliches Trekking

  • 501 – Urzulei Fennau – Sentiero San Giorgio / Länge 11 km, ca. 3 Std. / Der Weg ist vielleicht der wildeste, ursprünglichste, und kulturell wertvollste: Er beginnt bei der Kirche San Giorgio hinter dem Dorf Urzulei, führt durch beeindruckende Natur, man sieht uralte, große Eibenbäume („tasso secolare“), und kann noch einen Abstecher in die 200 Meter lange Grotte S’Edera machen. Der Weg endet beim Gigantengrab „Tombe di Gigante S’Arena“.
  • 502 – Sedda ar Baccas – Gorroppu / Länge 12 km, ca. 3 Std. / Der Pfad beginnt ebenfalls hinter Urzulei, führt Richtung Norden, bei Tuvodduli gibt es ein sagenhaftes Panorama, gefolgt von einem Gigantengrab. Der Weg endet in der Schlucht „Su Gorropu“ (www.gorropu.info). Dieser Pfad ist eine echt schwarzschafige Alternative zu den bekannten Routen zur Schlucht. Da es einige Zeit in Anspruch nehmen wird, sie zu erkunden und zu bestaunen, stellt Euch am besten auf eine Übernachtung ein oder geht morgens sehr, sehr früh los. Oder schaut sie Euch ein anderes Mal nach einer eher einfachen Wanderung durch die Ebene von Norden aus an. Beeindruckend ist der Trek auch so.
  • 181 – Sa Portiscra – Cala Luna / Länge 22 km, ca. 8 Std. / Hier sind die meisten Höhenmeter zu überwinden und seine schiere Länge macht den Weg durchaus anspruchsvoll. Er sollte nur von konditionierten Wanderern gegangen werden. Man kann allerdings schummeln: Wer von der SS 125 den richtigen Weg findet (ca. 4 km vor Genna Silana, bei Genna Petta) kann hier einsteigen und den Weg um ein gutes Drittel abkürzen. Richtung Osten folgend geht es dann ans Meer, Richtung Norden entgehen einem allerdings ein aus etwa 50 Häusern bestehendes steinzeitliches Dorf (villaggio nuragico „Or Murales“), irrsinnig schöne Ausblicke in von kleinen Flüssen gegrabene Täler. Schutzhütten und Quellen sind vorhanden und teilweise auch markiert. Die Verpflegung sollte dennoch viel Platz im Rucksack bekommen. Macht ja auch mehr Spaß.
  • Und denkt dran: Wer am Ziel nicht eingesammelt wird (z. B. ab Cala Luna mit dem Boot nach Cala Gonone) oder einen Helikopter bestellt, muss auch wieder zurück zum Ausgangspunkt …

Ein Hinweis noch: Auch die gepflegten Wege, und auch wenn man in der Haupt-Trekkingzeit im Frühling und Herbst anreist – sie können durchaus schwierig sein oder werden. Wetterumschwünge sind immer einzukalkulieren, Wege können auswaschen und Wegmarkierungen abbrechen oder verwittern.

Immer dran denken: Ihr seid in der sardischen Wildnis – die ist weder steril geputzt noch durchorganisiert.

Weiter Blick über den Supramonte

Das tut der Schönheit und der Anziehungskraft des Territoriums keinen Abbruch. Uralte aus Ästen und Baumstämmen gebaute Hirtenhütten, „Cuiles“ genannt, säumen den Weg ebenso wie einige aus Stein und Holz gebaute Schutzhütten („Barracos“) stehen hier seit Jahrhunderten. Früher waren sie Rückzugsorte für die Hirten und kleinere Herden Ziegen, Schweine oder Schafe, stehen sie heute den Wanderern zur Verfügung.

Auf den ersten Blick wirkt das Land karg und still, aber hier versteckt sich eine reiche Artenvielfalt in Flora und Fauna: Steineiche, Eibe, Wacholder sowie Myrten- und Ginsterbüsche sind zu finden. Man begegnet – neben den wild lebenden Haustieren wie Ziegen, Schweinen oder Schafen – auch Muflons, Wildschweinen, Füchsen, Adlern, Bussarden und einigen seltenen Reptilienarten (hier leben z. B. die Salamanderart „euprotto sardo“ und der Lurch „geotritone del Supramonte“).

Ein kleines Video der Region Sardinien macht Lust auf mehr – vielen Dank! (Autor/Regie: Enrico Spanu)
play
Quelle: http://www.regione.sardegna.it/flv/dl/flv_480/supramonte_italiano_03.flv
Wer jetzt gleich los will, der findet hier die Beschreibung und die Karte für die drei genannten Wege:

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert