Hin und her gerissen sind wir zwischen den Anblicken der Gallura. Sie ist felsig, grün und sehr erdig. Aber auch türkisblaues Meer und traumhafte Buchten. Immer wieder garniert mit Granitbrocken, von Wind und Wellen geformt.

Besonders eindrücklich zu erleben am wunderschönen Capo Testa. Der berühmteste einzelne Granitbrocken ist sicher der bärenförmige Felsen am Capo d’Orso (den man allerdings nur vom Meer aus als solchen erkennt).

Typisch Gallura: Capo d'Orso / Bärenkap bei Palau im Licht der untergehenden Sonne

Typisch Gallura: Capo d’Orso / Bärenkap bei Palau im Licht der untergehenden Sonne

Die Küste verzaubert noch jeden. Und so kommen jährlich Tausende und Abertausende Touristen hierher. Zuvorderst ist die Costa Smeralda für Touristen attraktiv. Denn auch das ist die Gallura: Ferienziel Nummer eins auf Sardinien.

Sie beherbergt zudem eines der schönsten, wenn nicht das schönste maritime Naturschutzgebiet des Mittelmeers, das Arcipelago di La Maddalena.

Palau und La Maddalena: beliebt ist gar kein Ausdruck

Palau und La Maddalena: beliebt bei groß und klein … 

Doch das ist längst nicht alles. Eine Drehung um 180 Grad und sanft erhebt sich das hügelige Hinterland, leise Geräusche der Eidechsen, Käfer, Schlangen, Schildkröten …

Die Grillen zirpen und lassen erahnen, was den Besucher in der grünen Natur erwartet: Entspannung und Natur pur.

Wilde Natur in der Gallura

Leichter Trek bei Sant'Antonio di Gallura - in entspannter Gesellschaft

Leichter Trek bei Sant’Antonio di Gallura – in entspannter Gesellschaft

Die Gallura ist geprägt von korsischen Einwanderern, die von der Nachbarinsel im Norden herüber geflüchtet waren. Bis heute sprechen die Einwohner eine eigene Sprache, Gallurese, die dem Korsischen sehr ähnlich ist –

Am ursprünglichsten ist die Gallura jedoch dort, wo man bei klarer Luft den gesamten Norden der Insel überblicken kann: auf dem Monte Limbara., oder korrekter: Monti del Limbara, denn es ist eine Gebirgskette mit mehreren Gipfeln.

Das Granitmassiv mit den beiden höchsten Gipfeln „Punta Balistreri“ und „Punta Sa Berritta“ – beide gut über 1.300 Meter über dem Meeresspiegel – wacht über die Region wie ein guter Geist.

Bizarre Felsen und die Hügel der Gallura

Monti del Limbara: Bizarre Felsen und die Hügel der Gallura

Das Dilemma der Gallura

Manche Stimmen behaupten, die Gallura habe sich angebiedert und sich durch den Strand- und Luxustourismus von dem Authentischen entfernt. Sie schätze und schütze ihre Natur nicht genug. Manche entgegnen, aus dieser Kritik spräche der Neid.

Die südliche, Bassa Gallura im Herbst

Die südliche, Bassa Gallura im Herbst

Recht hat jeder irgendwie und doch niemand. Wer will es ihnen verdenken, sich eine lukrative Einnahmequelle zu erschließen? Schade nur, dass bei der galluresischen Bevölkerung wenig davon ankommt und nur einige wenige – vorwiegend Nicht-Sarden – an der Costa profitieren.

Wer will bestreiten, dass die Touristen nur auf die Insel kommen, weil es am Meer so wunderbar ist? Dass allerdings die Gallura noch sehr viel weiter geht, nämlich im Westen bis an den Fluss und Stausee Coghinas reicht, dass in der Mitte der Limbara mit Tempio, Aggius und Calangianus auch für ein paar Tage Urlaub gut ist, dass man im Süden bei Monti in eine tolle Weinanbauregion kommt, und dass sich in den kleinen Dörfern eine ganz wunderbare Kultur verbirgt – das interessiert noch viel zu wenige.

Die Galluresen sind historisch gesehen Ackerbauern und Hirten, Landwirte, Handwerker. Man ernährte sich von dem wenigen, was das felsige Land hergab. Viele waren und sind aber durchaus zufrieden mit dem, was sie haben. Etwas, was den Kontinentalgästen oft fremd geworden ist.

Korkeichenwald bei Calangianus

Korkeichenwald bei Calangianus

Doch, es ist wirklich zu bedauern, dass von den vielen angelockten Touristen so wenige bereit sind, die Küstenregion zu verlassen und auch das Hinterland der Gallura zu erkunden. Oder gar den großen, überwältigenden Rest der Insel kennenzulernen.

Oft besteht nicht einmal die Bereitschaft, nur fünf Kilometer im Hinterland bei Einheimischen oder in einem Gasthaus zu wohnen und an seinen Strand zu fahren oder abends in einem landestypischen Restaurant zu essen.

Damit kämpft die Gallura: Nur wenige finden den Weg aus ihrer feinen kleinen Badebucht oder von ihrem Kite- und Partystrand in das Hinterland, das mit Ursprünglichkeit, Ruhe und Naturschönheit lockt.

Gigantengrab Li Lolghi bei Arzachena

Gigantengrab Li Lolghi bei Arzachena

Ausflugsziele und Ideen für die Gallura

  • Wer macht Halt in Arzachena und genießt ein Glas Vermentino auf der Piazza? Wer geht dann die Straße zu der Kirche im historischen Zentrum hinauf und bestaunt die bemalten Treppenstufen?
  • Wer kennt die alte Wassermühle bei Arzachena?
  • Wer besucht das Gigantengrab Coddu ‚Ecchiu?
  • Wer kennt die engen Gassen in San Antonio di Gallura und die Bar gegenüber der Kirche?
  • Wer hat versucht, den Lago di Liscia zu umrunden und festgestellt, dass die Straße nicht – wie auf offiziellen Straßenkarten verzeichnet – durchgängig um den See führt, sondern den Reisenden zum Umkehren zwingt?
  • Und wer weiß, dass am anderen Ende bei Luras tausend Jahre alte Olivenbäume stehen?
  • Wer folgt dem versteckten Schild „strada medievale“ auf dem Weg nach Tempio?
  • Wer lässt das Auto stehen und wandert zu der kleinen Kirche, die ein paar Kilometer weiter ausgeschildert ist?
  • Wer findet das Weingut Siddura mitten in der galluresischen Campagna?
  • Wer streift durch die Korkeichenwälder bei Aggius oder Calangianus und wem sind die Schrammen egal, die er vom dornigen, wild wuchernden Gestrüpp sicher abbekommt?
  • Wer kennt die beiden Burgen bei Luogosanto?
  • Wer fährt im März, wenn alle anderen den ersten warmen Sonnenstrahlen an der Küste nachjagen, hoch zum Pass des Monte Limbara und steht verzückt im Schnee?
  • Wer erklettert das Capo Figari bei Golfo Aranci?
  • Wer erkundet die Weinberge und Steineichenwälder in der „Bassa Gallura“ bei Monti?

Ein paar schwarze Schafe mag es geben …

Wir wünschen viel Spaß!

 

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