Stell dir vor, du hast eine, zwei oder drei Wochen freie Zeit. Mit der Entscheidung für einen Sardinienurlaub hast du den perfekten Grundstein gelegt, damit das die schönste Zeit des Jahres wird!
Jetzt geht es dir – neben dem Entspannungsfaktor – vielleicht auch darum, Land und Leute kennenzulernen. Das ist ja die Ur-Idee des Reisens. Sonst könnte man sich ja auch daheim im Spaßbad einschließen lassen. Auch ein Urlaubsmodell, in der Tat. Wer allerdings dazu auch noch aktiv veranlagt ist und ein wenig Bewegung nicht abgeneigt ist, braucht vermutlich noch ein paar andere Ideen.
Das schwarze Schaf hat inselweit ein paar handfeste Tipps für für dich!
Man kann es nicht oft genug sagen: Sardinien ist eines der besten Reiseziele in Europa für Aktivurlauber.
Ja, ein Bootsausflug an den Strand ist toll – das Schaf wollte an diesem Tag dennoch nicht mit denen da unten im Touriboot tauschen 🙂
Warum nur ist die Insel so sehr auf Strand und Sommer festgelegt? Das ist ähnlich weit gedacht, wie in Finnland zwei Wochen nur in der Sauna sitzen zu wollen.
Da geht einiges määähr, selbst an sonnigen und warmen Tagen!
Wobei gerade, wenn die Sonne stark brutzelt, gegen eine Kombi aus morgens Caffè auf der Piazza, Mittagsschlaf im Schatten des Sonnenschirms am Meer und Aktivsein in den Abendstunden absolut nichts einzuwenden ist! Eine Wanderung in den Abendstunden mit Belohnungs-Picknick auf einem tollen Aussichtspunkt ist nicht zu verachten!
Es geht ja um die Grundidee. Warum also nicht im Sardinienurlaub auch mal schwierigen Herausforderungen begegnen und dem Adrenalin nachjagen? Warum nicht durch ein paar sportliche Elemente Endorphine noch und nöcher ausschütten?
Das i-Tüpfelchen fürs Aktivurlauberglück ist die intensive sardische Landschaft.
Für Sportkletterer: Die Wand Buchi Arta mit Routen bis zu 35 Metern
Der nördlich gelegene Berg Monte Irveri wird von einer alten Betonstraße überquert, die in engen Serpentinen hinauf und hinunter nach Dorgali führt. Halte am Passo Irighiai (40°17’58″N 9°37’59″E) oder irgendwo sonst, wo eine Ziegenherde dich aufhält, und genieße den weiten Blick aufs Meer, den Golfo di Orosei. Von Cala Gonone kommend, gehen nach rechts Pfade zu Kletterstellen ab: Sektoren Biddiriscottai und Arcadio – zu ersterem führt ein längerer, klar erkennbarer Schotterweg entlang der Küste für einen leichten Trek durch einige Täler und zu zwei kleinen Grotten. Achtung: Alle eventuell abzweigenden Wege enden im Nichts. Südlich von Cala Gonone (Abzweig Richtung Nuraghe Mannu nehmen, von der kleinen Straße hast du fantastische Ausblicke aufs Meer) liegt die Codula Fuili, die du von oben über ein Flussbett erreichst und noch einige Kilometer weiter die Kletterwand Buchi Arta. Dahinter schließt sich der weite Supramonte an.
Kurz hinter Burgos. Aber der tut nix. Der will nur spielen!
Hinter den wie an einer Perlenschnur aufgereihten komplett un-touristischen Dörfern Burgos – Bottidda – Bono – Anela – Bultei erstrecken sich ausgedehnte Waldgebiete. Sie sind gut auch im Sommer oder mit aktiven Kindern zu gehen. Die Pfade sind tendenziell nicht schwierig und es gibt ein paar wunderschöne Plätze zum Picknicken. Am Monte Pisanu (erreichbar von Bono aus) finden sich über hundertjährige Eiben / tassi secolari (einige davon mit einem Meter Durchmesser und 10 Metern Höhe, eines der Naturmonumente Sardiniens. Ein weiteres traumhaftes Wandergebiet findest du etwas weiter grob in Richtung Nordwesten / Alghero am Monte Minerva bei Monteleone Roccadoria. Dort leben einige wieder angesiedelte Geier – mit Glück siehst du ja einen!
Im Sommer ausgetrocknet: Flussbett im Gutturu Mannu
Das große Waldgebiet ist erstens ein WWF-Naturschutzgebiet und zweitens ein einziger Traum für Mountainbiker. Schotterstraßen, kleine Wege, Bachquerungen, kleine und große Steigungen sorgen für viel Abwechslung. Und auch wenn es eingangs des Gebietes noch etwas touristisch oder gar nach Big Business aussieht (ein Recherche- und Technologiezentrum ist dort angesiedelt), bist du im Inneren fast immer komplett allein. Insofern: gut aufpassen. Eine schöne Tour ist zum Beispiel Is Crabiolus (Wegpunkte auf wikiloc). Weitere Touren findest du mit Beschreibung (italienisch) auf mtbtandemsardegna.
Mit dem Kayak direkt vor Porto Flavia, Masua
Traumküste ist auf Sardinien quasi überall. Das schwarze Schaf hat sich in den Südwesten verliebt, weil er so wild und ruppig ist. Speziell bei westlichen Winden wird alle Aktivität auf dem Wasser an der Westküste zum Spaß und manchmal auch zur Herausforderung. Für Kajaker ist der Abschnitt von Masua, rund um den Pan di Zucchero bis zur Cala Domestica besonders schön (dort beginnt übrigens auch ein toller Trekkingpfad). Mit der Mine Porto Flavia, deren ins Fels gehauenes Tor direkt über dem Wasser endet, gibt’s extrem viel fürs Auge. Wellenreiter und Surfer werden ein Stück weiter südwärts bei Plag’e Mesu und Funtanamare happy. Segler finden zwischen Torregrande und Carloforte zwar keinen Hafen (Buggerru ist hemmungslos versandet), aber stets guten Wind. Das Wandern an der Westküste ist natürlich auch möglich, z. B. bei Tresnuraghes oder Nebida.
Pssst, Faultier-Tipp: Falls du grad nicht so sportlich drauf bist, sind alle diese Ziele auch bestens zum einfach nur Hinsetzen und Freuen geeignet. Wer lieber in Kultur und Landesgeschichte macht (oder Mitreisende hat, die keine Lust auf Sport haben), dem sei die Mine Montevecchio empfohlen – unterhalb Richtung Guspini befindet sich die Bierbrauerei Birrificio 4Mori, die gern auch Gäste bewirtet.
Diese Idee für deinen Sardinienurlaub besagt: Reduziere dich auf das Wesentliche. Tritt in Kontakt mit einer echten Wildnis. Suche die Herausforderungen – nicht nur sportlicher Natur.
Die Intensität der sardischen Natur sorgt dafür, dass dein Geist sich beruhigt. Sardinien hat einige Gebiete, in denen du stunden-, zur Not auch tagelang keine Menschenseele triffst und mit dir selbst sowie ein paar Tieren allein bist. Die dich an deine Grenzen bringt – ob nun körperlich oder im Kopf.
Führt vom Supramonte in den Gennargentu: die Straße von Talana zum Passo Correboi
Die beiden großen Bergwelten Sardiniens haben wir schon mehrmals auf diesem Blog empfohlen – so auch heute: 1. Der Supramonte (Osten), das weitläufige Karstgebirge, zählt zu den wildesten Landschaften Europas. Speziell in der Nebensaison sind der Supramonte di Urzulei und der Supramonte di Orgosolo Garanten für Wildheit. – Die Straße, die beide verbindet ist eine wunderbare Nebenstraße ohne viel Verkehr: Fahre einfach von Talana zum Passo Correboi und dann nach Arzana. – 2. Der Gennargentu (Inselmitte) » Auf das Dach der Insel führen viele Pfade. Der am wenigsten frequentierte, kaum beschilderte und vermutlich der schönste beginnt am Osthang, nahe Arzana, nach dem Lago del Alto Flumendosa geht es mehrere Kilometer bergeinwärts.
Schön auch an stürmischen Tagen: Capo Pecora
Das Kap selbst ist als ganzjähriger wilder Stellplatz bei Wohnmobil-Urlaubern beliebt. Nördlich davon führt ein Pfad quer durch unbewohntes Hinterland und struppige, sardische Macchia bis nach Scivu – einen der coolsten und wildesten Strände der Westküste (vor allem in der Nebensaison). Von dort am kilometerlangen Strand oder durch die Dünen von Piscinas. In diesem Gebiet ist mit ganz viel Glück möglich, Mufflons, Hirsche, Adler und anderes Wildgetier zu treffen. In einer Mehrtagestour kämest du weiter nach Norden bis auf den Monte Linas und zur Costa Verde – wo die ein oder andere Feriensiedlung, z. B. bei Torre dei Corsari der Wildheit ein Ende bereitet (aber besonders wegen der ruhigen Lage und der landschaftlichen Schönheit absolut als Urlaubsziel zu empfehlen ist).
Ein Flusslauf im Sarrabus. Um dich herum: Nichts.
Ja, der Sarrabus ist ziemlich menschenleer. Diesem Fakt hat das schwarze Schaf in seinem Reisebuch gleich ein paar Seiten gewidmet. Das Gute an ihm: Kein Standardtourist würde sich hier je hin verirren – das Gebiet liegt wirklich ab vom Schuss. Und falls doch einer kommt, wirst du ihn wahrscheinlich nicht begegnen: 58.000 Hektar Land und Wald sollten reichen. Eine etwa 10 km lange Nebenstraße führt oberhalb von Villasalto an den Monte Genis heran. Wenn du auf der Schotterstraße nicht mehr weiterkommst, läufst du. Wenn du magst und ihn findest, bis zum Monte dei Sette Fratelli. Im Sarrabus lebt das sardische Mufflon. Die Chance ihm zu begegnen, ist im Frühling zur Paarungszeit sowie in den frühen Morgenstunden am höchsten. Mit leichtem Zelt und Fernglas wird der Ausflug vielleicht zu einer ganz beeehsonderen Angelegenheit.
Nuraghen (hier: Serbissi bei Osini) dienten früher auch als Kommunikationszentren – statt Mobilfunknetz
Die Vorstellung, in all diesen Gebieten ein fettes Mobilfunknetz zu haben, schminke dir am besten gleich ab.
Erfahre, wie wenig (oder wie viel) Infrastruktur du brauchst. Offline ist das Leben gar nicht so übel (sagt sogar ein Blogger-Schaf). Auszeit light sozusagen. Das geht natürlich auch noch viel intensiver.
Wenn du mit dir und deinem Zelt einfach mal durch die abgelegenen Gebiete der Insel streifst, wirst du sie – und ihre Einwohner – von einer sehr beeindruckenden Seite kennenlernen. Sowohl Natur als auch Menschen zeigen dir, welche Basics ausreichen, um zufrieden zu sein.
Das lässt sich na klar auch sportlich machen: Der Selvaggio Blu, einer der schwierigsten Treks Italiens, führt in sieben Tagesetappen durch unbewohntes wildes Gebiet. Bei der Vorbereitung und Durchführung der Tour hilft dir z. B. das Team des Lemonhouse in Lotzorai.
Und: The best things in life are free – die besten Dinge im Leben gibt es umsonst. Ganz selten sind irgendwo Tickethäuschen aufgebaut. Sehr, sehr viele Gebiete sind auf eigene Faust und ohne Geld zu erkunden. Wenn, ja wenn du dich abseits der Rennstrecken und der Top-Reisemonate bewegst.
Wenn du doch zahlen musst, ist das einfach ein Hinweis darauf, dass du dich wohl noch immer im Dunstkreis eines touristischen Gebietes bewegst. Und dort hat es meistens einen guten Grund, wie zum Beispiel den Müll und Schäden von Touristen wegzuräumen …
Zwischen Sardinienurlaubern und Sarden gibt es einen ganz wesentlichen Unterschied:
Das stimmt natürlich nur ganz grob gesagt – denn es gibt natürlich auch Sarden, die in Küstenstädten und -dörfern leben. Dennoch ist ihnen allen eins gemein: Sie brauchen den Strand nicht zum Leben.
Ihr Glück liegt viel eher in der Gemeinschaft mit Freunden und Gästen. Das ist eigentlich ein guter Anhaltspunkt für einen Urlaub nah an Land und Leuten: Pfeife auch du mal für einen, zwei oder drei Abende auf dem Meerblick und fahre fünf, zehn oder gar 30 Kilometer ins Inselinnere.
Ein Agriturismo mit Bergblick zum Sonnenuntergang, ein schattiger Innenhof an einem sonnigen Tag oder ein Hirtenessen in einem lieblichen, absolut ruhigen Tal kann genauso schön sein. Und die Gesellschaft der Sarden erweitert deinen Horizont vielleicht so, wie es sonst nur der endlose Himmel kann.
Wenn du also in deinem Sardinienurlaub nah an Land und Leute kommen möchtest, dann ist das gar nicht schwer.
Das einzige, was du tun musst, ist dich auf den Weg zu machen!
Viel Spaß!
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Jean-Philippe Loddo
22. November 2019 at 13:50Ciao Nicole,
Ho scoperto la tua pagina per caso (molto bella d altronde) lavorando sul mio progetto porto ogni tanto grupetti dalla Germania scoprire,
Caminando la storia e la natura di questa bellissima isola (sono d origine di Bosa)
Vivendo da tanti a Heidelberg dove faccio la guida, (per italiani e francesi) se ho capito bene risiedi da tempo in Sardegna e sei di Mannheim?
Se vuoi puoi prendere contatto mi farebbe piacere e quando sei in zona possiamo bere un café insieme
Saro inizio giugno di nuovo con un gruppo in giro in Sardegna
C. Saluti
Jean philippe Loddo