Eine Gegend in der Inselmitte, von der selbst langjährige Sardinienreisende noch nie was gehört haben. Sie eint drei historische Regionen: Guilcer, Barigadu und Mandrolisai. Das ist so eine Art Sammelbegriff, für drei unterschiedliche Regionen, die aneinander grenzen bzw. geografisch und geschichtlich ineinander übergehen.
In diese Gegend verirren sich kaum Urlauber. Sie ist wie versteckt, obwohl sie voll sichtbar ist. Denn fast jeder, der wenigstens mal von Nord nach Süd fährt, streift sie zumindest am Rande: Auf der SS 131 von Norden aus kommend fährt man durch einen bergigen Abschnitt am Lago Omodeo (hinter Nuoro) und in die Ebene, die bis nach Abbasanta und Richtung Süden bis Fordongianus hin ausläuft.
Wer sich näher mit den Sehenswürdigkeiten der Region beschäftigt, bei dem dämmert es bald, wo wir sind:
Die drei Regionen Guilcer, Barigadu und Mandrolisai werden häufig in einem Atemzug genannt, hier der Versuch einer ungefähren Abgrenzung, für die neugierige Erkundung der Region.
Guilcer: Die antike Form von „Ghilarza“ ist „Guilarze“ oder auch „Guil-Cier“ und bezeichnet denn auch die Region direkt an Ghilarza Richtung Abbsanta und den Lago Omodeo grenzend. Guil-Cier war in der Zeit der Richter auf Sardinien, als die Insel unter katalanischer Herrschaft stand, Hauptstadt des Bezirkes „Parte Cier Real“. Bis Ende des 15. Jahrhunderts währte der Einfluss der Besatzer, zuletzt regierte Isabella von Kastilien. Auch heute noch sind in der hier gesprochenen Variante der sardischen Sprache viele Worte aus dieser Zeit zu finden – so begrüßt man sich zum Beispiel mit „Bene benios!“. weitere Informationen zur Region in der italienischen Wikipedia.
Barigadu: Die Region liegt grenzüberschreitend in den Provinzen Nuoro und Oristano, auf der linken Seite des Flusses Tirso, der zum Lago Omodeo aufgestaut wurde. Barigadu ist aus dem Sardischen „superau“ oder „varcau“ abgeleitet und heißt soviel wie „über dem Tirso“. Die Orte sind Bidonì, Sorradile, Nughedu S.Vittoria, Ardauli, Ula Tirso, Busachi und Fordongianus. Mehr über Barigadu auf ihrer sardischen Webseite.
Mandrolisai: Etwa 600 Quadratkilometer groß ist die Fläche der Barbagia Mandrolisai. Sie erstreckt sich bis an die Nordwesthänge des Gennargentu über die Orte Aritzo, Atzara, Austis, Belvì, Desulo, Meana Sardo, Gadoni, Ortueri, Ovodda, Sorgono, Teti, Tiana und Tonara (wobei die Barbagia di Belvì ebenfalls einige dieser Orte umfasst).
Die Region liegt in der geografischen Mitte Sardiniens (bei Sorgono, dort befindet sich auch eine wichtige antike Kultstätte, Biru e Concas). Um die Gegend ausführlich zu erkunden, muss der Reisende einerseits viel Geduld mitbringen (die ewigen Serpentinen sind nicht schnell zu fahren. Da dennoch alles recht nah beieinander liegt, fährt man andererseits relativ schnell von einem Ort zum nächsten.
Ganz großartig ist der Besuch zur Vendemmia / Weinernte, denn hier arbeiten noch viele kleine Betriebe, die nach Voranmeldung auch gern Degustationen in ihren Hängen durchführen. Oder du hast das Glück und stolperst wie das schwarze Schaf zufällig in die Vendemmia eines kleinen Familienbetriebs und man lädt dich zum Festessen ein 😉
Fünfzig Meter hoch ist der Granitfelsen „Sa Crabarissa“ („Frau aus Cabras“) und soll an die Gestalt einer Sardin in ihrer traditionellen Tracht erinnern. Vielleicht mit viel gutem Willen – das schwarze Schaf ist auf dem Auge blind und sieht eher eine Gottesanbeterin („Mantide“)…
Wie dem auch sei: So entspann sich die Legende, dass ein Mädchen aus Cabras sich in einen Schäfer aus Austis verliebte, weil er sie aber sitzen ließ, erstarrte sie zu Stein (die ganze Geschichte liest du hier).
Rund um die Crabarissa gibt es einen „percorso escursionistico“, einen etwa dreistündigen, knapp sieben Kilometer langen, 200 Höhenmeter überwindenden Trekkingpfad (einfache Strecke) durch Granitfelsen, Macchia und Steineichenwälder. Start ist westlich von Austis, in Pranu Santa Vittoria und er endet an der Provinzstraße unterhalb des Gipfels „Borta Melone“.
Mit rot-weißen Markierungen und Schildern (T 511) gekennzeichnet ist er stets gut zu finden man kann auch direkt von Austis (am Ortsausgang links) über die „Strada Comunale Ghea“ den Schildern folgen und einen der individuellen Einstiche wählen.
Wir empfehlen allerdings, immer auf dem markierten Weg zu bleiben oder eigene Markierungen zu legen, wenn man doch mal abbiegt oder irgendwo hinaufklettert. Es hilft auch, sich oft umzublicken und zu orientieren. Da man sich abseits des Weges zum Teil in wildem Gelände mit Gestrüpp bewegt, ist der Weg zurück auf den festen Wanderpfad nicht immer sofort erkennbar.
(Link zu Sardegnaforeste, Beschreibung des Trekkingpfades „Sa Crabarissa: Berzura – Pranu Santa Vittoria“ in italienischer Sprache)
Ein paar Tage, zum Beispiel ein langes Trekking-Wochenende in Guilcer, Barigadu und der Barbagia Mandrolisai, geben dem Reisenden tausend neue und wirklich beeindruckende Ansichten unserer schönen Insel.
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