Sturm ist angesagt. In der Nebensaison nichts Ungewöhnliches, das gehört auf Sardinien dazu. Doch was für ein Sturm? Am Ende ein „Medicane“? Gibt’s den überhaupt? Das schwarze Schaf ist kein Klimaforscher, aber wahnsinnig interessiert am Wetter und Geschehen auf unserer Welt. Und so wandert der Blick immer öfter auf das „big picture“ – um zu verstehen, was da gerade vor sich geht und ob es das Schafleben auf der Insel irgendeiner Form beeinflusst.

Manchmal, so wie heute, zeigt das nur einen ganz normalen Maestrale oder anderen Wind. Dann ist spaßig, von Land aus den Wellen zuzuschauen, oder zu einem kleinen stürmischen Trek aufzubrechen.

Ein Maestrale-Sturm bei Bosa im April 2017 zur Bucht Cane Malu. Auf dem Meer wurden 7 Meter hohe Wellen gemessen.

Am 29. Oktober 2018 (und diversen anderen Daten, dazu unten mehr) war das anders: Ein enormes, atlantisches Tiefdrucksystem hatte sich im ligurischen Meer mit einem Genuatief verbandelt, dort eingenistet und sorgte im westlichen Mittelmeer mehrere Tage für Sturm in Orkanstärke und italienweit gab es Unwetter mit unangenehmen Begleiterscheinungen: außergewöhnlich starke Regenfälle, Tornados, Downbursts, Stürme, Hochwasser, fallende Temperaturen, Hagel, Schnee, Erdrutsche, Überschwemmmungen. Auch, wer Sardinien im goldenen Herbst erleben wollte, machte dicke Backen.

Unwetter sind in der Nebensaison tatsächlich keine Seltenheit. Gefühlt werden sie häufiger. Und so gehört zur Urlaubsplanung eines Aktivurlaubers auch, sich auch darauf einzustellen. Das nicht schlimm zu finden, aber vorsichtig zu sein.

Also: Was passiert da überhaupt? Ist das auf Sardinien noch Wetter oder schon Klima? Und was bedeutet das für deinen Outdoor-Urlaub auf Sardinien?

Hafeneinfahrt von Poltu Quatu bei einem Orkantief im März 2016.
Hafeneinfahrt von Poltu Quatu bei einem Orkantief im März 2016.

Ein Wort zum Klimawandel

Das schwarze Schaf hat natürlich auch eine Meinung zum Thema Klimawandel, oder sagen wir lieber, der Erderwärmung. Diese Meinung deckt sich nicht mit der eines gewissen orangehaarigen Fake-Präsidenten und anderen Möchtegern-Experten, die meinen: Wir seien nicht schuld.

Oh doch, wir sind schuld. Wir sind zu viele, wir sind zu schmutzig, wir sind zu egoistisch, wir sind zu bequem, wir müllen die Welt zu, wir sind unfähig auf globaler Ebene zu handeln. Vor allem begreifen wir nicht, dass das Kleine (mein Leben) mit dem Großen (Weltgeschehen) und überhaupt alles zusammenhängt. Und weil wir so sind, wie wir sind, ist auch der Klimawandel wie er ist: nämlich da und spürbar.

Das Phänomen Klimawandel war wohl schon immer da. Vielleicht war das auch 300 vor Christus schon so, ich war ja nicht dabei. Klimatische Veränderungen gab es jedenfalls schon früher, Stichworte: kleine Eiszeit oder das Mittelmeer, das ja sogar mal komplett trocken war. So weit so gut.

Das ist aber ein anderes Thema. Und vor allem kein Argument! Denn mit der Eiszeit starben gesamte Ökosysteme. Säugetierarten, Meeresbewohner, Pflanzenarten starben aus.

Was hilft es uns also, wenn es das schon immer gab und wir das jetzt grad nochmal haben? Wenn wir daran nichts tun – und das bloß, weil wir nicht schuld sein und uns nicht ändern wollen? Wie dumm ist das denn?!

Wir haben ja nur den einen Lebensraum. Und selbst wenn wir einen zweiten hätten, wäre das ja auch noch kein Grund, den ersten zu ruinieren oder nicht zu versuchen, ihn zu retten. Man fährt ja auch nicht sein Auto zu Klump, weil man noch einen anderen Wagen in der Garage hat.

JETZT und HIER auf Sardinien ist es so, wie es ist. Und fast jeder kann seine eigene Version von dem, was sich im Klima gewandelt hat, erzählen. Und sei es nur, dass man aus dem Urlaub zurück kommt und von zwei Wochen fünf Tage Regen hatte. Ich habe den leisen Verdacht, die Klimawandel-Verneiner schreien am lautesten, wenn plötzlich der Sommer-Sonne-Strand-Urlaub ins Wasser fällt. Wenn sie dann wenigstens die Klappe halten und weiter sagen würden „Das ist ja bloß Wetter und war schon immer so“ …

Keine Sorge, das ist nur Wetter, das war schon immer so … 😉

Wenn das Schaf kurz davor ist, sich aufzuregen, guckt es sich die Dinge gern mal ganz sachlich an.

Klima oder Wetter?

Eine Sache ist (nicht nur auf Sardinien) ganz elementar wichtig zu verstehen:

Wetter und Klima sind zwei verschiedene Dinge.

Das habe ich irgendwann mal von Dr. Meeno Schrader, einem exzellenten Wettererklärer und -vorhersager speziell im Segelsport (www.wetterwelt.de), gelernt. Hier mal in Schafsprache grob erklärt:

  • Wetter ist kleinteilig (also z. B. auf eine Insel oder einen Teil des Meeres oder eine geografisch zusammenhängende Region bezogen). Oder wie Papi schon immer sagte: Wenn du wissen willst, wie das Wetter ist, guck aus dem Fenster. Im platten, kalten, wind- und regenreichen Schleswig-Holstein sehe ich durchs Fenster ein deutlich strengeres Wetter als in Bayern mit seinen Bergen, über die am gleichen Tag vielleicht der warme Föhn herunter düst. Wetter entsteht in einem begrenzten Raum und ist auch zeitlich limitiert. Ein einzelnes Sturmtief über der Nordsee kennt man, das zieht durch, fertig.
  • Klima ist das „big picture“. Wieder ganz grob: Unsere Erde hat fünf große Klimazonen (Polare Zone, Subpolare Zone, gemäßigte Zone, Tropen, Subtropen), die sich an den Breitengraden der Erde orientieren. Geografisch bedingt gibt es noch kleinere klimatische Zonen – wie eben das Mittelmeer, das zwischen den Kontinenten hängt, und quasi genau an der Grenze zwischen der gemäßigten und der subtropischen Zone liegt. Verändern sich langfristig zum Beispiel die Temperaturen in einer bestimmten Region (z. B. Arktis), verschiebt sich die Klimazone.

Also: Der einzelne Monsterregen im Herbst, der heiße Ferragosto und der Starkwind im Frühling sind natürlich Wetterphänomene. Wie oft und wie intensiv so ein Monsterregen oder Hitze oder mehrtägiger Starkwind allerdings vorkommt, ob er und auch der nächste und übernächste Regen Teil eines extra tiefen Tiefs ist – und ob das alles in Intensität und Häufigkeit so auch woanders in der eigenen Klimazone oder vielleicht sogar global vorkommt – das ist Klima.

Tipp: Wie sich was wie wo wieso verändert, kannst du zum Beispiel bei Geomar sehen – das Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel, für das ich mal arbeiten durfte, veröffentlicht viele spannende Videos und Forschungserkenntnisse.

Noch ein Grundsatz: Das Klima beeinflusst das Wetter.

Warum nun das eingangs erwähnte Sturmtief im Mittelmeer etwas mit der Dürre in Nordeuropa und globalen klimatischen Veränderungen zu tun hatte, erklärt ein anderer Wetterexperte sehr gut und zumindest für mich nachvollziehbar: Karsten Schwanke (Quelle/Copyright ARD). 

https://www.facebook.com/DasErste/videos/370991350337069/

Um zu verstehen, wie sich das Wetter auf Sardinien benimmt, gucken wir uns erstmal das Mittelmeer genauer an. Denn das ist bekanntlich drum herum.

Das Mittelmeerklima: komplex und wundertütig

Wie oben schon erwähnt, gibt es neben den großen noch viele kleinere Klimazonen. Für Sardinien relevant ist das „Mittelmeerklima“.

Dass das Mittelmeer ein eigenes Klima hat, liegt an den geografischen Gegebenheiten. Es ist umrahmt von sechs großen „A“:

  • Atlantik – Atlantikstürme und Ex-Hurricanes wandern ins Mittelmeer, und nehmen dort erneut Fahrt auf. Zwischen Spanien und Skandinavien hält kaum irgendetwas ein großes Wetter auf.
  • Asien – Die enorme Landmasse Asiens ist vorwiegend kalt. Sibirische Kaltfronten wandern bis Europa. Aber auch warme Länder wie Iran und Irak beeinflussen mit ihrem Wüstenklima das Geschehen, speziell im östlichen Mittelmeer.
  • Afrika – Im Süden hingegen steht der heiße Kontinent Afrika. Seine Wirkung ist vor allem in den südlichen Winden, die auf Sardinien wehen spürbar.
  • Atlas – Im Südwesten hält das Atlas-Gebirge in Marokko das tropische Klima zurück.
  • Alpen – Von Norden über die hohen Berge der Alpen strömt polare Luft und trifft auf die Wärme des Mittelmeers.
  • Appeninen – Die italienische Halbinsel bildet einen Rahmen um das tyrrhenische Meer. Das Gebirge sorgt dafür, dass das Mar Tirreno zu den wärmsten im Mittelmeer gehört. Und es liegt direkt neben Sardinien. Warum das relevant ist, dazu gleich mehr.

Die eigene Klimazone lässt sich so verdeutlichen: Neapel, Barcelona und Alghero liegen etwa auf dem gleichen Breitenkreis wie New York. Dort sind die Winter aber deutlich kälter und aufgrund der geografischen Gegebenheiten in Nordamerika fällt Niederschlag häufiger als Schnee, während es in Südeuropa tendenziell regnet.

Die Sommer sind deutlich „dürrer“ und trockener als im Norden der Vereinigten Staaten. Auch hier neigt die Insel neuerdings zu Extremen: 2017 hatte es zum Beispiel vom 2. März bis zum 21. September in den meisten Regionen nicht einen einzigen Tag geregnet.

2018 hingegen regnete es im ansonsten eher sonnig-trockenen August an 20 Tagen auf Sardinien (speziell im Süden). Insgesamt gab es über 1.000 % mehr Niederschlag als im Durchschnitt der vergangenen Jahre. An einzelnen Tagen fiel bis zu 140 mm Wasser / Quadratmeter (Quelle: LaNuovaSardegna).

Vergleich eines „normalen“ Sommers im Juni 2012 mit der Dürre / siccità im Juni 2017

Zu viel Wasser, zu wenig Wasser – in einem Land, das so sehr von landwirtschaftlichen Erzeugnissen abhängt (Ackerbau, Hirtentum etc.), sind solche Entwicklungen fatal.

Und wieder: Wenn drei Jahre hintereinander einem Weinbauern in der Marmilla die Ernte durch Starkregen oder Hagel quasi vernichtet wird – das seinem Vater aber in vierzig Jahren vorher nicht einmal passiert ist, dann wäre ich ganz vorsichtig. Stell dir vor, du stehst ahnungslos neben ihm in der Bar oder sitzt im gleichen Restaurant und behauptest, es gäbe keinen Klimawandel. Aufpassen! 😉

Sardinien: Wetter oder Klima?

Natürlich beides. Auf Sardinien gibt es enorme klimatische Kräfte, die mit- und gegeneinander auf das Wetter wirken. Allen voran das Wasser.

Die Insel liegt mitten im westlichen Mittelmeer und ist umrahmt von extrem viel und tiefem Wasser. Westlich von Korsika sind bis zu 3 Kilometer Wassersäule unter deinem Boot (wenn du da denn lang fährst). Der tiefste Punkt des Mittelmeers ist übrigens das Calypsotief im Ionischen Meer mit 5.267 Metern.

Den meisten Einfluss auf Sardinien nimmt das Tyrrhenische Meer östlich der Insel, es ist nahe der Insel Ponza 3.785 Meter tief. Hier drehen sich aufgrund der geografischen Gegebenheiten auch Sturmtiefs ein und halten sich daher über Sardinien relativ lang. Über dem ligurischen Meer bilden sich (und das schon länger als Menschen überhaupt zur See fahren), sehr gerne Tiefdruckgebiete – genannt Genuatiefs, nach der ligurischen Hafenstadt.

Weit, tief und sehr warm: das tyrrhenische Meer im Osten Sardiniens
Weit, tief und sehr warm: das tyrrhenische Meer im Osten Sardiniens

Das Wasser des Mittelmeers ist zudem sehr salzreich, was die Verdunstung begünstigt. Das bedeutet nichts anderes, als dass hier grundsätzlich viel Regen fällt. Man könnte also sagen: Sardinien hat keine Sonnen- sondern vielmehr eine Regengarantie, auf das ganze Jahr gesehen. Das sage ich nicht, um schwarz zu malen, sondern um zu verdeutlichen, wie das Wetter hier so tickt.

Inmitten all dieser Umstände bildet Sardinien aber mit seiner immensen Landmasse von über 24.000 Quadratkilometern ein eigenes Mikroklima. Zwischen dem bis zu 1.800 Meter hohen, kühleren Gennargentu und anderen Bergregionen mit Tälern und warmen Talkesseln (wie zum Beispiel im Medio Campidano oder bei Ottana) bildet sich ein Mikroklima, wie auf einem kleinen Kontinent. 

Das macht die Insel wettertechnisch schwer berechenbar: Heute folgt Sardinien den Großwetterlagen und morgen hält es dagegen. Der Norden verhält sich wettertechnisch anders als der Süden. Nicht selten ist Sardinien der einzige sonnige Fleck in Italien. Und oft passiert, dass es auf der Nachbarinsel Korsika regnet, während Sardinien einen strahlend blauen Himmel hat. Aber Wetter wird von Land natürlich auch wie „festgehalten“ oder „angezogen: Zum Beispiel regnen über dem Meer mit Feuchtigkeit aufgeladene Wolken über Land ab.

Ursache und Wirkung

Die Wassertemperatur im Mittelmeer steigt. Speziell nach heißeren und längeren Sommern sind Temperaturanomalien zu beobachten. Das ist leider eine messbare Wirklichkeit.

Temperatur-Anomalie im Mittelmeer im September 2018 - gefolgt von TLC, tropical-like cyclones
Temperatur-Anomalie im Mittelmeer im September 2018 – gefolgt von TLC, tropical-like cyclones (Quelle: www.severe-weather.eu)

Nun lebt die Natur ja und basiert grob gesagt, auf dem Prinzip des Gleichgewichts. Unser Planet (und also auch das Mittelmeer rund Sardinien) sucht den Ausgleich.

Das schwarze Schaf erklärt das mal etwas laienhaft:

  • Ist etwas zu warm, dann braucht es etwas, das kühlt: Wind und Regen.
  • Ist etwas viel zu warm, dann gibt es Stürme, Gewitter und Starkregen.
  • Ist etwas auf Dauer viel zu warm, schickt Mutter Natur die große Keule: Hurricanes (im Mittelmeer Medicanes), Tornados, Downbursts oder Microbursts.

Oder anders: Trifft ein kalter Atlantikausläufer oder kalte Luft aus arktischen Regionen also auf ein stark erhitztes Mittelmeer, gibt das mit einiger Sicherheit kein sonniges Kuschelwetter.

Die Folge von Temperaturerwärmungen (kurzfristig und über eine lange Zeit (siehe diese Daten bei der European Environment Agency) sind zum Beispiel tropensturmähnliche Windphänomene mit extremen (und unvorhersagbaren) Wetter-Begleiterscheinungen.

Unvorhersagbare, lokale Wetterphänomene: Hier traf ein Starkregen in einem „Microburst“ die Insel Santo Stefano und Caprera – während das Luftlinie wenige Kilometer entfernte Palau trocken davon kam.

Man könnte auch etwas polarisierender sagen: Das Meer oder die Natur überreicht uns die Quittung für das, was wir mit ihm anstellen. Aber stimmt ja. Hat alles gar nichts mit uns und schon gar nicht mit unserem Urlaub zu tun.

Man kennt diese Stürme, die es wegen uns gar nicht geben dürfte, in den lokalen Wetterberichten unter verschiedenen Namen:

  • Ciclone tropicale mediterraneo – was fachlich nicht richtig ist, denn das Mittelmeer liegt nicht in tropischen Breiten.
  • Passender und korrekter ist die Bezeichnung TLC – Tropical Like Cyclone.
  • Das italienische Wort Uragano bedeutet sowohl Hurricane als auch Orkan (also Wind ab Sturmstärke 12) – und ist damit im Mittelmeer für diese Phänomene auch richtig.
  • Aber viel reißerischer klingt Medicane, entstanden aus den englischen Begriffen MEDIterranean hurriCANE. Auch das nicht korrekt, weil ein Hurricane ein sich selbst nährendes Windsystem in tropischen Breiten (Atlantik und Pazifik) ist. Das ist übrigens der Vorteil des Mittelmeers: Es ist zu klein, als dass sich so ein Medicane tatsächlich selbst aufbauschen könnte.

Und die sind – wenn man speziell ältere Sarden fragt – tatsächlich in der Intensität und Häufigkeit neu. Nur auf Sardinien gab es allein in den letzten Jahren genug davon, auch mit Todesopfern:

Das ist der tropensturmähnliche Zyklon aus November 2018

Natürlich verdrängt man auch mal was, speziell wenn es lang her ist. Aber auch in der GESMB (Gefühlt-erlebten schwarzschafigen Mittelmeer-Beobachtung) häufen sich seit mehreren Jahren die Wetterextreme. Und man muss das tatsächlich als Gesamtheit betrachten – ein Sturm vor Sizilien oder in Norditalien oder Griechenland oder Kroatien ist die gleiche Klimazone und zählt mit.

Auch wahr ist, dass es solche Stürme geben muss. Und vermutlich auch immer mal gegeben hat (hier ein aufschlussreicher Artikel in italienischer Sprache). Und das von „normalem Wetter“ zu trennen, ist nicht leicht.

Aber auch gar nicht nötig. Es gilt, sich darauf einzustellen, weil es heute zur Realität der Insel gehört – speziell wenn man in der Nebensaison, im Frühling, Herbst oder gar Winter nach Sardinien reist.

Das alles im Kopf schauen wir uns jetzt noch an, was das für Outdoor- und Aktivurlauber auf Sardinien so bedeutet.

Was muss ich in meinem Aktiv-Urlaub beachten?

Schwieriges Gelände, wie im Supramonte, ist bei wechselhaftem oder gar schlechtem Wetter tabu.
Schwieriges Gelände, wie im Supramonte, ist bei wechselhaftem oder gar schlechtem Wetter tabu.

Egal, ob du „an den Klimawandel glaubst“, regenfest, hitzeresistent und sturmerprobt bist oder nicht: Auf Sardinien passiert wettertechnisch eine Menge, das es bei Outdoor-Aktivitäten – von Segeln über Trekking bis Klettern – zu berücksichtigen gilt.

Darum folgende Tipps vom schwarzen Schaf:

  • Stelle dich in der Nebensaison auf Wetterwechsel ein. Dichter Nebel, tief hängende Wolken, ergiebiger Regen, kräftige Stürme: All das kann passieren und sich innerhalb eines Tages auch mit sonnigen Stunden abwechseln.
  • Auf Sardinien hilft die 3-Tage-Faustregel: Spätestens nach drei Tagen sind Schlechtwetterphasen meistens vorbei.
  • Gucke also immer auch auf die nächsten Tage in der Wetter-App. Ist es drei Tage lang stabil gut, kannst du loslaufen. Ist es in dieser Zeit wechselhaft, sei vorsichtig und wähle keine langen oder schwierigen Treks. Ist es stabil schlecht – verschiebe deine Outdoor-Pläne.
  • Gegebenenfalls verschiebe deine Aktivitäten auch nur in eine andere Region: Im Süden Sardiniens ist oft anderes (besseres) Wetter als im Norden, im Osten ist es oft ruhiger als im Westen.
  • Hast du eine längere Outdoor-Phase vor dir mit schwierigen Elementen – zum Beispiel auf dem Selvaggio Blu – informiere dich zusammen mit deinem Guide vor Ort über das Wetter der nächsten Tage.
  • Mache bei Regen keine Wanderungen in einsamen, erdrutschgefährdeten Gebieten (z. B. dem Supramonte). Warum auch?!
  • Auch ein Schotterweg / strada bianca kann nach Regen unpassierbar sein. Schlechtwetter hat schon so manchen Pfad abgeschnitten – zum Beispiel vor ein paar Jahren von und zur Cala Goloritzè.
  • Mache bei wechselhaftem Wetter keine Touren allein, wenn du das Territorium und/oder die lokalen Gegebenheiten nicht kennst. Guides gibt es an jeder Ecke und das kostet auch nicht viel.
  • In sehr hitzigen Sommern ist Sardinien der falsche Platz für Aktivurlaub, es sei denn du willst für eine Wüstenwanderung antrainieren.
  • In „normalen“ Sommern ist es auch zu warm, aber Treks an den Tages-Randzeiten oder Nachtwanderungen oder Klettertouren an schattigen Wänden sind durchaus machbar.
  • Konsultiere dann auch im Sommer italienische Wetterseiten: Kurze, aber heftige Gewitter mit Hagel und Regen sind keine Seltenheit. Eine mögliche Quelle: Sardinien auf meteo.it (auch als App).
  • Als Camper pass auf beim Freistehen (vor allem erstmal generell gucken, ob das eine gute Idee ist): Schau dir die Topografie deiner Umgebung an. Stehst du an einem tiefen Punkt? Gibt es irgendwo einen sichereren Hügel (vielleicht sogar mit Blick)? Was, wenn hinter dir vom Hügel Wasser herunterkommt? Stehst du dann noch sicher? Flussmündungen, Schotterwege und -plätze sind manchmal schon „vorgefertigte“ Wege für Wasser, das sich seinen Weg bahnt.
  • Machst du Segelurlaub, schau auf das Wetter entlang deiner Route der nächsten Tage, um ggf. rechtzeitig einen sicheren Hafen anlaufen zu können. Achte auf die vorhergesagte Windrichtung – ob der nicht vielleicht direkt auf der Hafeneinfahrt oder dem Steg steht. Fahre lieber noch ein paar Meilen weiter in einen sichereren Hafen, statt den erstbesten zu nehmen.
  • Das Wetter auf dem Meer kann innerhalb kürzester Zeit umschlagen. Bereite dich gut vor, damit du mit deiner gecharterten Nussschale nicht ahnungslos oder zur falschen Zeit an der falschen Küste bist.
  • (By the way, kleine Eigenwerbung: Das schwarze Schaf hilft Skippern, die vielleicht zum ersten Mal rund Sardinien segeln, sehr gern mit Tipps bei der Törnplanung, auch mit aktuellen Wetterinfos und ist gern ein „Link an Land“ für alle Fälle. Honoraranfrage per E-Mail).

Ansonsten: Rechne einfach mit Wetter. Immer. Und wenn es schön bleibt – um so besser!

Pink vor Grau: einmalig schön
Pink vor Grau: einmalig schöne Nebensaison (Frühling)

Und wenn jetzt noch einer fragt: „Wie wird das Wetter auf Sardinien?“ … Ist Mai besser als September? Ist es an Ostern sonnig? Puh … bitte nochmal hoch zum Anfang!

Die Wetterfrage ist nicht mehr seriös mit Temperatur-, Sonnenstunden- oder Niederschlagstabellen zu beantworten. Gibt auch immer noch Leute, die behaupten, dass man auch im Dezember baden kann. Das stimmt vielleicht sogar – ist aber vermutlich klimatechnisch gar kein so gutes Zeichen. Oder es handelt sich bei den Badenden um schmerzbefreite Russen oder Dänen.

Das schwarze Schaf meint: Wenn du wissen willst, wie das Wetter ist – komm einfach her und guck‘ aus dem Fenster 🙂

Und stelle fest, dass Sardinien – egal, was Klima und Wetter noch so anstellen – eine ganz großartige Insel für deinen Aktivurlaub ist!

2 Comments

  1. XY

    10. März 2019 at 09:41

    Hallo,
    schön.

    Den Wetter/Klima-Hauptunterschied würde ich aber weniger auf die Flächengröße, als die Zeit, legen. Man spricht auch schon immer von Klein- oder Mikro-Klima und das liegt (relativ verlässlich, beeinflusst von gelegentlichem Wetter) in einem Tal, an einem Gebirge oder gar in einem größeren Hinterhof. Entscheidend für Klima ist die längere Zeit, die betrachtet wird.

    Darf gerne benutzt werden… Tornado in Budoni

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  2. pecora nera

    11. März 2019 at 10:25

    Vielen Dank für die Ergänzung! Das war vermutlich etwas zu schlicht gesagt, habe das mal ein wenig umformuliert. Wobei es tatsächlich nicht zu sagen ist, welchen Einfluss welches Tal oder welcher Berg hat. Die Zeit spielt im Klima natürlich eine Rolle (ist weiter oben ausgeführt). An der Stelle ging es mir darum zu zeigen, dass ein massives „Land-Hindernis“ inmitten von viel Wasser natürlich Auswirkungen auf das Wetter hat 😉

    Wichtig ist ja zu verstehen, dass alles zusammenhängt, dass Sardinien durchaus starkes Wetter hat und wir uns darauf einstellen.
    Den Rest überlasse ich Experten 🙂

    Klimatische Daten aus Sardinien in der Langzeitbeobachtung sind übrigens hier zu finden, eine prima Quelle für alle, die es genau wissen wollen: http://www.sardegna-clima.it

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