Aspettiamo una burrasca di Maestrale. / Wir erwarten einen Mistral-Sturm. Dieser Satz, den man uns im Hafen von Palau sagt, ist eine kleine Wettervorhersage. Was den Wind betrifft, spricht auf Sardinien (und in ganz Italien nicht) nämlich niemand von West oder Ost, und schon gar nicht von Beaufort. Hier ist alles personifiziert, hier hat alles einen Namen.

Ein Burrasca di Maestrale bedeutet nichts anderes als mehrere Tage Wind aus Nordwest mit um die 9 Beaufort.

Das erklärt jedem Einheimischen ziemlich genau, was er draußen zu erwarten hat. Nämlich nichts: Jeder Seemann / marinaio, der alle Sinne beisammen hat, bleibt im Hafen und wartet ab. Mist. Aber damit muss man in der Nebensaison einfach immer rechnen. Auch wir kümmern uns um ein Ersatzprogramm – die Insel ist ja groß genug!

Hier auf Sardinien kennt ihn jeder: den Maestrale. Die Wortherkunft gibt eine Ahnung davon, wie er sich benimmt: Der Maestro dei Ali / Meister der Flügel ist ein stürmischer, bissiger, böiger Wind. Und wie zum Beweis zeigen die Möwen, dass er ganz toll ist – wenn man wie sie Flügel hat.

Möwen mögen Maestrale. Segler eher nicht.
Möwen mögen Maestrale. Segler eher nicht.

Um wie die Einheimischen ad hoc schon beim Namen zu wissen, was es mit welchem Wind auf sich hat, muss man schon ein Weilchen hier segeln. Oder jemanden fragen, der das getan hat und tut. Das schwarze Schaf zum Beispiel 😉

Schauen wir uns den Wind im westlichen Mittelmeer, rund um Sardinien also mal genauer an.

Die Windrose / Rosa dei Venti

In fast jedem Hafenort auf Sardinien findet man irgendwo eine sternförmige Zeichnung mit den Windrichtungen. Sie wird auch Windrose / Rosa dei Venti genannt. Manchmal schlicht aus Steinen in den Boden eingearbeitet, mal an Hauswänden, und manchmal auch als Kunst in einer Bar:

Sardinien und der Wind (Bild in einem Hotel in Pula)
Sardinien und der Wind (Bild in einem Hotel in Pula)

Die Windrose (auch: Kompassrose) ist in Achtel zu je 45 Grad unterteilt, die die vier bekannten Himmelsrichtungen: North – Eeast – South – West  bezeichnen. Und noch einmal vier Nebenrichtungen, NW – NE – SE – SW.

Schnelle Beseitigung der Sprachverwirrung Deutsch-Italienisch vorab: Wenn ihr irgendwo in Italien auf einer Windrose „O“ lest, dann bedeutet das „Ovest“ – für Westen. Ist also kein Fehler, Schlaumeier 😉 „Osten“ hingegen ist mit „E“ für „Est“ bezeichnet. Oder „East“. Das ist auch der Trick: Denke in den englischen Abkürzungen, dann ist klar, wo Osten ist.

Was noch hilfreich ist, um die Namen der Winde nachvollziehen zu können: Der Dreh- und Angelpunkt ist Malta. Dass das kleine Malta der Nabel der Windwelt ist, hat historische Gründe: Die Seefahrernation der Phönizier wählte Malta als ihren strategischen Hafen (unter anderem auch, um Sardinien zu erobern).

Malta wurde lang als Mittelpunkt des Mittelmeeres angenommen. Heute weiß man, nach genauen Berechnungen und Messungen: Der exakte geografische Mittelpunkt liegt weiter nordöstlich, gut fünfzehn Kilometer vor der Küste Kalabriens. Aber erstens ist da keine Insel, auf der der gemeine Phönizier seinen Posten hätte errichten könnte. Und zweitens ist das ist auch egal.

Die Bezeichnung Wind-Rose stammt übrigens aus frühen Karten, und meint eigentlich die Lilie („fleur de lis„) als Symbol des Kirchenstaates. Sie war als Markierung für Norden gesetzt und hatte praktischerweise auch die Form eines T (für den aus Norden kommenden Tramontana). Auf anderen Darstellungen aber auch als Kreuz. Auf ganz alten Karten weist die Lilie nach Osten – wo das gelobte Land mit Jerusalem liegt, aus der Zeit der „heiligen Kreuzzüge“.

So, jetzt aber endlich zu den Winden und ihren Namen.

Die vier Hauptrichtungen: Tramontana, Levante, Mezzogiorno und Ponente

TRAMONTANA ~ Nord / North (N 0°)

Norden ist oben. Und wer wie ich aus Schleswig-Holstein kommt, weiß warum die Kompassnadel dahin zeigt 🙂 Na, in Wirklichkeit zeigt sie in Richtung magnetischem Nordpol. Um dahin zu kommen, sind aus Süden gesehen (wo ja das Mittelmeer / Malta ist), Berge im Weg: die Alpen und die Appeninen. Tramontana heißt nichts anderes als „zwischen den Bergen, oder „intra montes“ (lat.) – weil von dort der Nordwind kommt.

Der Tramontana ist ist generell kalt (da braucht man auch im Mittelmeer plötzlich eine warme Segeljacke), da er in der Regel kalte Luft aus Nordeuropa transportiert. Er frischt häufig im ligurischen Meer nochmal auf. Achtet auch auf das Wetter zwischen Korsika und Norditalien: Zusammen mit einem Genuatief bringt der Tramontana sehr schlechtes Wetter und Sturm nach Sardinien. Der Tramontana ist ein Nebensaison-Wind, im Winter relativ häufig, im Sommer eher selten anzutreffen. In einigen italienischen Regionen wird er auch „Settentrione“ oder „Mezzanotte“ genannt. Letzteres, weil die Sonne im Norden nie zu sehen ist.

LEVANTE ~ Est / Ost / East (E 90°)

Levante ist die Bezeichnung für „Osten“ oder „Morgenland“. Hier geht die Sonne auf, sie „erhebt“ sich, von italienisch: „levare„. Auch die Länder des östlichen Mittelmeers (Türkei, Kreta, Zypern, Israel, Libanon, Syrien), aus dem die Phönizier stammten, werden als „Levante“ bezeichnet. Auf vielen Seekarten aus der Zeit der Kreuzzüge wird mit „L“ oder „a+“ die Richtung und Lage von Jerusalem angezeigt. Wieder von Malta aus gesehen, müsste man eben genau nach Osten segeln, um das kirchliche Eroberungsziel zu erreichen. Generell sind östliche Winde gegenüber den westlichen an der sardischen Küste die bevorzugten.

Der Levante ist meistens warm, sonnig und angenehm zu segeln. Er hat eine durchschnittliche Stärke von 3 bis 5, Böen erreichen bis zu 8 Windstärken, sind aber meistens langanhaltend und gutmütig. Wer sich und sein Boot darauf einstellt, der schafft mit einem Levante gut Strecke. Der Wind entsteht in den Morgenstunden über dem südlichen Mittelmeer und folgt oft den Tagen mit Maestrale. In der Nebensaison sind allerdings Nebel und Regen sowie ein welliges, manchmal auch aufgewühltes Meer Begleiterscheinungen.

Achtung in der Bocche di Bonifacio: Ostwind verstärkt sich hier am westlichen Ausgang (man kennt das generell nur vom Nordwest, Maestrale, siehe unten). Im Golfo di Asinara, dreht sich ein Levante ein, sorgt für kabbeliges Meer und kann einen harmlosen Törn von jetzt auf gleich zu einer Sturmfahrt werden lassen – was keine Wetter-App vorhersehen kann. Ich habe darüber im Buch von millemari „Sturm – Segler über ihre dramatischsten Stunden“ geschrieben.

MEZZOGIORNO ~ Sud / Süd / South (S 180°)

Der Vento di mezzogiorno kommt im Sprachgebrauch auf Sardinien nicht sehr häufig vor – weil auch der Wind nicht häufig vorkommt. Er heißt auch „Meridione“ oder „Ostro„. Letzteres hat wieder nichts mit Osten zu tun, sondern stammt vom lateinischen Wort „auster“, was „Süden“ bedeutet. Er ist abhängig von einem Hochdruckgebiet, das sich in den Sommermonaten über der Sahara bildet.

Der Mezzogiorno trägt sehr warme, trockene Luft aus Süden, die auf Sardinien dann zu heftigen Hitzewellen („afa„) führt – keine Abkühlung zu erwarten. Auch auf dem Meer ist es dann richtig, richtig warm. Der reine Südwind ist auf Sardinien sehr selten, südliche Winde kommen eher als Südost / Scirocco oder Südwest / Libeccio an (siehe unten). Im Norden der Insel kennt man den Mezzogiorno fast gar nicht. Im Süden weht er häufiger, aber eher schwach und ist kein ausgesprochen guter Segelwind.

PONENTE ~ Ovest / West (W 270°)

Der Wind wird auch „Occidente“ genannt und kommt aus dem westlichen Mittelmeer, bzw. ursprünglich vom Atlantik über die iberische Halbinsel. Sein Name rührt vom spanischen Wort „poner“ (setzen, legen) und beschreibt, dass dort im Westen, die Sonne untergeht, sich quasi „hinlegt“.

Der Ponente ist kräftig, aber gleichmässig und entsteht oft nachmittags und häufiger im Sommer. Ein lang anhaltender, kräftiger Ponente ist ein idealer Segelwind, um eine der langen Küsten Sardiniens entlang zu segeln und (wegen der wenigen Häfen dort) mit Schichtwechsel auch eine Lang- oder Nachtfahrt von Nord nach Süd oder umgekehrt zu schaffen. Ein leichter Ponente verliert sich aufgrund der hohen Gebirge Sardiniens an Land. Als Folge bedeutet das an der mittleren Ostküste im Sommer oft auch Windstille und spiegelglattes Meer (auch wegen der wenigen Häfen also rechtzeitig tanken!), während an der Westküste immer noch Wind und Welle sind. Aber Vorsicht: Auch ein Ponente kann vor allem in der Nebensaison Sturmstärke erreichen. Das kommt aber tendenziell nicht plötzlich, und die Wellen sind länger, die Böen weniger bissig als beim Maestrale. Apropos: Im Nordosten nennt man der Einfachheit halber auch einen Ponente gern Maestrale, da er sich in der Bocche di Bonifacio (ja, schon wieder die) leicht auf Nordwest eindreht.

Die vier Nebenwinde: Maestrale, Grecale, Scirocco und Libeccio

Am Capo Testa bei starkem Maestrale
Capo Testa bei starkem Maestrale: mit seinen Unterwasserfelsen dann definitv kein gutes Segelrevier

Aus den Richtungen Nordost, Südost, Südwest und Nordwest wehen vier weitere Winde.

MAESTRALE ~ North-West / Nord-West / Nord-Ovest (NW 315°)

Der vielleicht bekannteste Wind Sardiniens und des westlichen Mittelmeers. Die meisten Segler kennen ihn als Mistral aus Südfrankreich / dem Golfe du Lion. Vor Sardinien benimmt er sich allerdings etwas anders und mischt sich je nach Stärke mit den lokalen Gegebenheiten und am Nachmittag bis zum frühen Abend nimmt er aufgrund der Thermik noch zu: West- und Nordküste sind bei starkem Maestrale quasi tabu.

Der Maestrale ist ruppig, böig und weht oft mehrere Tage stark und ist ziemlich unberechenbar. Er kommt mit kalter Luft vom Atlantik, zieht über Südfrankreich zwischen den Pyrenäen und den Alpen bereits oft in Sturmstärke hinweg, hat teilweise schlechte Wetterfronten im Gepäck, nimmt dann auf dem Mittelmeer im Löwengolf weiter Fahrt auf. Zwischen den Balearen und Korsika schwächt er ganz leicht ab. Doch nur, um in der „Bocche di Bonifacio“ wieder Gas zu geben. Die Meerenge zwischen Sardinien und Korsika wirkt jetzt wie ein Trichter oder Staubsauger, der Maestrale verstärkt sich speziell an ihrem östlichen Ausgang – wenn der Meister der Flügel wieder freigelassen wird – noch einmal um rund 2 Windstärken.

Im Sommer kann ein leichter bis mittlerer Maestrale allerdings sehr spaßig und sportlich zu segeln sein, und bringt – abhängig von der Großwetterlage – gute Sicht und oft strahlend blauen Himmel. Er sorgt auch für fallende Temperaturen (wundervoll nach einer Hitzewelle). Ihm gehen oft die berühmten „Linsenwolken“ voraus, die manchmal wie Raumschiffe aussehen. Ich finde ihn im Norden trotzdem eher unangenehm zu segeln und an den vielen felsendurchsetzten Buchten fällt das Ankern schwer. Der Maestrale ist doch eher ein Wind für Kiter und Windsurfer.

Falls du an der Ostküste Sardiniens segelst: Die Buchten im Golfo di Orosei selbst sind auch bei Maestrale schön und gute Ankerplätze. Generell ist diese – speziell ab Arbatax nach Süden – bei Maestrale immer noch gut zu segeln, während im Rest der Insel das zweite Reff nicht reicht. Aufgrund der topografischen Gegebenheiten ist aber an einigen Punkten Vorsicht geboten: 1. Golfo Aranci ist bei Maestrale so ziemlich der ungeschützteste und ungemütlichste Hafen der Region. 2. Die Isola Tavolara, die mit fast 600 Metern Höhe speziell bei Maestrale unberechenbar ist und fiese umlaufende Winde entwickelt. Ich meide sie auch wegen der Untiefen bei Maestrale. 3. Am Montalbo ist der Hafen La Caletta zwar ein guter Schutz, aber du hängst dort ggf. länger fest. Die dortigen Strände sind beliebt bei Kitesurfern, was quasi alles über den Wind dort aussagt. 4. An den beiden Kaps (Capo Comino und Capo Monte Santu) im Norden und Süden des Golfo di Orosei zieht Wind unberechenbar an und dreht auch gern mal. Dazu eine blöde Welle. 5. Bei Cala Gonone kommt der Maestrale von den hohen Felswänden als Fallwind herunter. Achtung bei der Wahl des Ankerplatzes.

Ich lasse mein Boot wenn starker Maestrale angesagt ist – egal wo – an seinem Liegeplatz, lege eher noch extra Leinen an und schüttele mit den Einheimischen den Kopf über jeden, der sich dann draußen was beweisen muss.

Insidertipp: An Tagen mit starkem Maestrale und offensichtlich guter Sicht lohnt ein Tagesausflug in die Bergwelt Sardiniens: Zum Beispiel auf den Monte Limbara – dann kann man sich die Bocche di Bonifacio von oben ansehen, der Blick reicht bis zu den Bergen von Korsika und zur Insel Asinara. Oder wer noch weiter will: Mit einem Trek auf den Monte Corrasi (erreichbar über das traumhaft schöne Valle di Lanaitto bei Oliena hast du einen 360-Grad-Rundumblick über Sardinien – ein Träumchen!

Weitsicht am Abend vom Monte Limbara bis zur Insel Asinara
Auch noch im Abendlicht: Weitsicht vom Monte Limbara bis zur Insel Asinara

GRECALE ~ North-East / Nord-Ost / Nord-Est (NE 45°)

Dieser Wind kommt (mal wieder von Malta aus gesehen) aus Richtung Griechenland – daher der Name. Auf dem italienischen Festland nennen ihn die Seeleute auch „Greco“. In der nördlichen Adria allerdings spricht man selten vom Grecale, denn wenn, dann breitet sich dort von Nordnordost das Windphänomen Bora aus: ein sehr starker und kalter Wind, der dort die Segler in Atem hält. Da hat man keine Zeit mehr für solche Kleinigkeiten wie ein paar Grad Unterschied in der Windrichtung.

Der Grecale weht mäßig bis stark aus Nordost und ist im westlichen Mittelmeer ein typischer Winterwind. Er trägt über das ligurische und tyrrhenische Meer kalte, kontinentale Luft aus Russland bis nach Sardinien und gar zum afrikanischen Kontinent. Dann ist er zuweilen auch eiskalt und wenn er Sturmstärke erreicht, ist Frieren angesagt. Er wird oft begleitet von Wolken und unbeständigem Wetter – was aber auch von Vorteil ist: Er bringt auf seiner Rückseite nämlich meistens gutes Wetter mit und ermöglicht dann traumhafte Segeltage vor Sardinien.

Weht er im Frühling / Sommer / Herbst, ist er grundsätzlich angenehm zu segeln. Aber Achtung: Oft ist das dann ein „unechter Grecale“ als Begleiterscheinung von Tiefdruckgebieten über dem Tyrrhenischen Meer: Man nennt ihn dann so, weil er entlang der Isobaren des Tiefs auf Nordost dreht und häufig aus dieser Richtung auf Sardinien ankommt. Also, immer gut auf die Großwetterlage im Mittelmeer gucken!

SCIROCCO ~ South-East / Süd-Ost / Sud-Est (SE 135°)

Dieser südöstliche Wind kommt aus Richtung des afrikanischen Kontinents, genauer Ägypten und der arabischen Halbinsel. Sein Name kommt vom arabischen Wort „shuluq„, was soviel wie „Mittag“ bedeutet. Der Scirocco ist im Ursprung sehr warm und trocken; auf seinem Weg in Richtung Italien nimmt er jedoch über dem Meer Feuchtigkeit auf, die sich auf Sardinien auch in Form von Regen oder Morgentau niederlässt. Was im Sommer dringend nötig ist – die heiße und schwüle Luft ist eine Herausforderung für Mensch, Tier und Vegetation auf Sardinien.

Der Scirocco ist grundsätzlich gutmütig, gleichmässig und beständig. Er birgt selten Überraschungen. Bei Seglern vor Sardinien (auf jeden Fall bei mir) ist er beliebt, weil die Segelgebiete rund Sardinien (sogar die Bocche di Bonifacio) dann regelrecht gemütlich werden. Ein Scirocco ist also ein Glücksfall für jeden Segelurlaub. Das Meer kann sich in seiner Gegenwart allerdings aufschaukeln, vor allem südlich von Sardinien – wo es auch zu Kreuzseen kommt. Aber Welle schadet ja nicht.

Besonderheit Saharastaub: Der Scirocco entsteht manchmal in einem relativ großen Gebiet über Nordafrika – und nimmt den dortigen roten Wüstenstaub mit. Die Sicht ist wegen des hohen Gehalts an Sandpartikeln auch eher schlecht. Das gibt zwar einen schönen Himmel, aber hat einen mega Nachteil: Du musst SOFORT Boot und Segel sehr gut putzen (ggf. auch am nächsten Morgen nochmal) und empfindliche Teile abdecken. Der feine Staub setzt sich überall hinein. Ein nur aufgetuchtes und nicht abgedecktes Groß wird von dem Sand zusammen mit der hohen Luftfeuchtigkeit (oder manchmal gar kurzem Regen) ganz blöd fleckig orange verfärbt. Man kann das anschliessend ein wenig mildern, aber das Zeug ist hundsecht und das Segel sieht einfach nicht mehr schön aus. Lesson learned …

Typischer Scirocco-Sahara-Himmel: schön, aber putzintensiv …

LIBECCIO ~ South-West / Süd-West / Sud-Ovest (SO 225°)

Aus südwestlichen Richtungen (von Malta aus gesehen aus Libyen = der Namensgeber des Windes) weht dieser Wind. Sein Name aber soll vom griechi-schen »líps libós« stammen, was »Wind, der Regen bringt« bedeutet. Tatsächlich wird er als Ausläufer von Atlantiktiefs oft von intensiven Regengüssen begleitet. Allerdings ist er relativ selten, und eher im Südwesten der Insel. Alle, die auf dem trockenen Land dort etwas anbauen wollen, schätzen ihn aber genau deswegen.

Der Libeccio ist böig, feucht und ungemütlich. Segler vor der sardischen Südwestküste können mit starkem Seegang und Regen rechnen. In den Sommermonaten ist der Libeccio tendenziell böiger und bringt dann zwar etwas weniger Regen, aber höhere, kabbelige Wellen mit. Und wenn er schonmal da ist, dann wird er auch gern mal stürmisch – bei Libeccio lohnt ein Blick auf die längere Wettervorhersage und ob nicht auch ein Streifzug durch Cagliari oder Carloforte die bessere Option ist.

Übrigens: Bei Sarden gibt es je nach Region und Sprachgebrauch übrigens noch weitere Namen für die Winde. Denn für sie war nämlich nicht Malta, sondern ihr kleines Dorf der Nabel der Welt. Und so nennt man den Libeccio im Logudoru (südlich von Sassari) auch „Busincu“ – weil er für die Leute, die dort leben, aus Richtung der Stadt Bosa kommt. Mit der Bezeichnung „Bentu ’e sole“ (in etwa: Wind der Sonne) ist wiederum üblicherweise der Levante gemeint; in der Anglona wird aber auch der Grecale so genannt, in anderen Inselteilen wiederum der Scirocco.

Alles klar?! Dann los, Segel setzen!

Weitere Infos zum Segeln auf Sardinien

Infos über Schutzbuchten und Häfen auf Sardinien findet Ihr in unserem Artikel: Häfen und Buchten auf Sardinien (immer in Arbeit)

Törnplanung: Falls Du Skipper bist und gern Unterstützung bei der Törnplanung, ein ergänzendes Sardinien-Briefing und Revierinfos aus erster Hand hättest, oder einfach einen „Link an Land“ und Hilfe mit Charterern, Häfen oder dem Boot brauchst: Ich kümmere ich mich gern um das, was dir fehlt oder wichtig ist. Die Vergütung vereinbaren wir individuell.

Segel-Tagesausflüge: Wer nicht selbst segelt, aber einen guten Windtag erwischt, dem sei ein Bootsausflug nahegelegt, z. B. mit dem Segelboot Rumbera ab Palau, mit einem Charterboot (z. B. Ichnusa Charter in Cagliari), oder an ruhigen Tagen zum Whale Watching mit Orso Diving in Poltu Quatu in den Canyon di Caprera.

Buchempfehlung: Vor Ort findest du in Buchhandlungen das Segelhandbuch „Lupo di mare“ von Bruno Cossu: Auch das italienische Seglerlatein ist ähnlich merkwürdig wie das deutsche, da hilft so ein Buch unheimlich, wenn man plötzlich ein neues Großfall („drizza della grande vela„) kaufen muss oder das Boot mit „due gassi„, zwei Palstek festmachen soll.

Alternativprogramm an Land: Wenn es tatsächlich mal ein paar Tage stürmt, und du nichts anderes tun kannst, als abzuwarten, dann schau dir doch Sardinien an! Die Insel ist an Land unheimlich spannend und da gibt es sehr viel määähr als Meer! Abhängig von Eurer Route / Liegeplatz und dem restlichen Zeitplan und natürlich Euren Interessen gestalte ich auch kurzfristig eine ein- oder mehrtägige Tour durch die Insel – von kulturell über archäologisch bis kulinarisch – organisiere den Transport und ggf. Unterbringung. Schreib mir am besten schon vor Eurem Törn eine E-Mail (ohne Verpflichtungen), dann bin ich vorgewarnt 😉

Die Windrose / La Rosa dei Venti
Die Windrose / La Rosa dei Venti

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