Visite su prenotazione. Besichtigung nach Anmeldung. Nix da, denkt sich das schwarze Schaf. Das Schild am Eingang der Nekropole (oder auch „Totenstadt“, vom altgriechischen nekrós ,Toter‘ und polis ,Stadt‘) hält zwar drei Telefonnummern bereit, aber ahnend, dass da jetzt in der Mittagszeit keiner anrocken wird, lässt es den verschlossenen Haupteingang eben links liegen.

santu-pedru-hügel-II

Es sucht sich einen Weg hinauf auf den Hügel Santu Pedru (benannt nach dem Heiligen Petrus) und muss dabei nicht mal über einen Zaun klettern – wie langweilig – denn der ist schon längst von anderen Besuchern niedergetreten. 

Je weiter es die Trachytfelsen hinaufklettert, desto mehr kleine Gräber und Höhlen unterschiedlicher Größe entdeckt es. Sie sind schon knapp 5.000 Jahre alt, stammen aus der Ozieri-Kultur, und sind mehr oder weniger intakt und gut erhalten. Einige Gräber haben einen gemeinsamen  Eingang oder Korridor („dromos“), andere weisen Stufen oder Sockel auf, andere Bögen oder  Säulen. Halbrunde Decken sind ebenso kennzeichnend wie die quadratischen oder runden Öffnungen. Falsche Türen gibt es hier und da auch, wohl um Eindringlinge zu verwirren.

Einige Höhlen sind heute kleine Teiche geworden, in denen sich das Regenwasser sammelt, oder sie sind von Geckos oder kleinen Kolonien von Insekten bewohnt.

Auf alten Gräbern herumtraben hat eigentlich immer etwas Merkwürdiges. Die Toten sind natürlich längst über alle Berge, aber eine gewisse Ehrfurcht stellt sich trotzdem ein. Die Gräber werden auch als „Domus de Janas“ bezeichnet, die Häuser der Feen (oder auch Seelen). Daher könnten sie theoretisch noch hier sein, wenn es ihnen gefällt.

Und wem gefällt dieser Platz nicht?! Er ist wahrhaft „beeehsonders“, und er wird immer schöner, je weiter man den Hügel hinauf steigt.

Denn das Tolle an der Nekropole Santu Pedru ist ihre Weitläufigkeit, sie ist traumhaft in die Natur eingearbeitet, und der Besucher wird quasi gleichzeitig zum „Bergsteiger“. Nein, hier sind keine alpinen Schwierigkeiten zu erwarten, aber anstrengend ist der Weg bei hohen Temperaturen schon.

Wie sehr freut das Schaf sich da über die große Höhle relativ weit oben, die ein toller Schattenspender ist. Ein klein wenig Überwindung kostet es, durch den Eingang zu treten, immerhin erwartet einen zunächst das komplette Dunkel. Aber eben auch frische Temperaturen, und ziemlich feuchte Luft. Beides im Hochsommer nicht unangenehmn.

Und dass das schon viele vorher gewagt haben, erkennt man spätestens an dem „nachgerüsteten“ Kamin, der rechter Hand steht. Da haben wohl lebende Schäfer oder Wanderer das Haus der Toten genutzt, um sich zu wärmen und etwas zu essen.

Wieder draußen genießt das Schaf den Duft des trockenen goldgelben Grases, setzt sich auf mit orangefarbenen Flechten bewachsene Felsen und genießt den Blick in die Landschaft.

Im Frühling ist der Berg übrigens üppig grün, und die Landschaft ruht noch ein bisschen mehr in sich selbst. Im Herbst, wenn die ersten Stürme über das Land ziehen und es regnet, muss der Ort hier sehr intensiv sein. Aber auch im Sommer ist der Hügel von Santu Pedru ein grandioser Rückzugsort. Die Straße unten ist ganz klein und hier oben ist es herrlich still.

Kaum zu glauben, dass sie sich zehn Kilometer weiter an Algheros Stadtstrand schon wieder um die besten Plätze für die Sonnenschirme kloppen. Wer aus dem Hauptsaison-Trubel mal raus muss, ist hier gut aufgehoben. Ein Picknick hier oben wäre ganz fein …

Das Schaf bekommt Hunger, findet aber bis auf ein paar trockene Halme nicht viel. Also wandert noch ein wenig herum, entdeckt die Reste eines Nuraghen (der der Einfachheit halber auch Santu Pedru heißt), und macht sich dann auf den Weg hinunter zu den Lebenden.

Weitere Informationen

Anfahrt und weitere Ziele in der Umgebung

  • Die Necropoli di Santu Pedru befindet sich auf der Strada Provinciale von Alghero kommend Richtung Uri / Ittiri, nach rund 10 Kilometern auf der linken Seite unterhalb eines Hügels (an der alten Straße, die jetzt eine Sackgasse ist und gut als Parkplatz dient).
  • Damit sich der Kulturausflug auch lohnt, besucht rund um Alghero die drei weiteren archäologischen Stätten: Nuraghe di Palmavera, Necropoli di Anghelu Ruju und das Villaggio nuragico di Sant’Imbenia.
  • Als Belohnung könnt ihr hinterher oder zwischendurch einen Abstecher zu den Weingütern Sella e Mosca und Santa Maria La Palma machen – ersteres liegt direkt gegenüber von Anghelu Ruju (so auch der Name eines schweren Likörs von Sella e Mosca).
  • Alghero ist natürlich voll von Sehenswürdigkeiten, und ideal zum Abendessen oder einem Apero auf der Stadtmauer, mit Blick auf das Capo Caccia – das ihr natürlich auch besuchen könnt. Ohne die Stufen zur Neptunsgrotte hinabzugehen, ist ein Sardinienbesuch quasi nicht vollständig – wegen des anstrengenden Rückwegs ist das aber eher in der Nebensaison empfohlen und nicht bei fetter Hitze 🙂

2 Comments

  1. Gerhard Kaska

    8. März 2015 at 11:21

    Hallo,
    Wir fahren diesen Sommer nach Sardinien und bin zufaellig auf Deine sehr interessante Seite gestossen. Unseren „Hauptsitz“ werden wir in Badesi haben und natuerlich die Umgebung unsicher machen (besuchen).
    Ich habe eine Frage: ist Santu Pedru von der Strasse her ausgeschildert?
    Viele Gruesse
    Gerhard

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  2. nicole

    9. März 2015 at 10:08

    Hallo, es gibt ein kleines verwittertes Schild, aber das ist nicht gut sichtbar. Aber es ist trotzdem ganz gut zu finden – der Hügel erhebt sich recht prägnant, von Alghero kommend direkt auf der linken Strassenseite in einer weiten Kurve. Infos zur Anfahrt findet Ihr ganz am Ende des Artikels unter „Anfahrt und weitere Ziele in der Umgebung“. Viel Spaß auf Sardinien!

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