Für einen gelungenen Ausflug nach Macomer (Macumere in sardischer Sprache) und in die historische Region Marghine zu machen, sind drei Dinge hilfreich: 1. ein sonniger Tag, 2. ein fröhliches Gemüt, 3. das Ablegen aller Erwartungen.

Denn Macomer selbst ist zugegeben nicht der allerhübscheste Ort auf Sardinien. Schon die Anfahrt ist etwas trist: Ich fahre im Winter über die Schnellstraße SS 131 von Norden heran. Die Umgebung ist karg, ohne nennenswerte Vegetation. In der vorbeihuschenden Landschaft wechseln sich weidende Schafe mit verlassenen und/oder hässlichen Industriegebäuden ab. Alles auf grau-braunem Grund, steinig und trocken im Sommer, mit etwas Grün im Winter. Der versonnene Blick an den Straßenrand ist aber eh nicht gut: Schlaglöcher und Baustellen lassen grüßen.

Eine gewisse Traurigkeit / tristezza hängt über allem. Mir scheint, als manifestiere sich in der Natur die Melancholie der Menschen. Denn in diesem tristen Landstrich Sardiniens haben sie handfeste Herausforderungen – von Arbeitslosigkeit bis Landflucht und manchmal auch Schlimmeres – zu bewältigen.

Das schwarze Schaf wäre ja aber keins, wenn ihm nicht komplett egal wäre, dass alles auf Anhieb etwas rau und schroff ist. Es findet überall etwas Schönes. Außerdem ist Sardinien immer für eine Überraschung gut. Da bildet Macomer keine Ausnahme.

Und darum lohnt es sich, auch dem Umland etwas Zeit zu widmen. Denn sobald man von besagter Schnellstraße abfährt und sich näher heran wagt, ist der Marghine richtig schön.

Der Marghine: Landwirtschaft und die Wiege der sardischen Kulturen

Im Frühling, wenn Sardinien anfängt zu blühen, ist die beste Reisezeit. Mit Sonne und Farbe fällt alles etwas leichter. Die Sonne und ein paar Margheriten und gelbe Blumen auf einer Wiese lassen ahnen, wie schön der Marghine eigentlich ist.

Die historische Region ist relativ flach mit nur wenigen Hügeln oder gar Bergen – da wären der Monte Sas Coas und der Monte Sant’Antonio mit 800 Metern zu nennen. Ein herrlich ungestörtes Stück Sardinien mit Wäldern und Grotten, wie Su Cantareddu.

Die Berge südlich von Macomer: touristisch erschlossen, aber doch sehr naturbelassen
Die Berge südlich von Macomer: touristisch erschlossen, aber doch sehr naturbelassen

Der Marghine umfasst die Orte Birori, Bolotana, Borore, Bortigali, Dualchi, Lei, Macomer, Sindia, Noragugume und Silanus. Sie sind mehr oder weniger verbunden durch die Strada statale 129 Trasversale Sarda – eine Ost-West-Verbindung zwischen Orosei im Osten und nach Westen bis Bosa über die SS 129bis.

Und das ist auch der erste Schwarzschaf-Tipp für die Region: Gönne dir jeden Umweg und nehme diese wirklich schöne Landstraße SS 129. Fahre von Meer zu Meer. Nimm dir Zeit und mache zwischendurch im Marghine und Nuorese auch in kleinen Orten und an den Sehenswürdigkeiten Halt. Sogar 2-3 Tage mit Zwischenstopps sind durchaus lohnend.

Diese landwirtschaftlich geprägte Region sorgt übrigens für guten Käse. Macomer bezeichnet sich selbst als die „Hauptstadt des Pecorino Romano“ (über den Unterschied zu anderem Pecorino und Käsesorten liest du hier), da das meiste der Schafsmilch aus ihrem Umland kommt.

Der Marghine ist außerdem – und da wird es auch für Reisende interessant – reich an archäologischen Schätzen und Stätten. Viele davon unerschlossen und kaum frequentiert. Während man an den Top-Nuraghen wie in Barumini inmitten von Touristen-Busladungen vergeblich versucht, etwas von der Jahrtausende alten Kraft zu spüren, ist es hier deutlich ungestörter.

Wer sich in Ruhe mit der uralten Geschichte Sardiniens beschäftigen möchte, ist im Marghine (und im ganzen Logudoro) genau richtig. Denn hier liegt nichts weniger als die Wiege der großen sardischen Kulturen.

Auf den Spuren einer uralten Kultur

Und siehe da – kaum von der Schnellstraße abgefahren, steht auf einem Hügel neben der Landstraße SS 129b mitten auf der Wiese höchst pittoresk ein Nuraghe. Ein ebenmäßiges und hübsches Exemplar eines Monotorre / einzelnen Turmes: der Nuraghe Ruiu. Rechts ein bisschen eingefallen, aber immer noch erhaben und Zeuge einer uralten Kultur.

Nuraghe Ruju oder Ruggiu, was beides sardisch ist und Rot bedeutet – obwohl er grau-weiß ist. Vielleicht bei Sonnenauf- und untergang.

Das schwarze Schaf überlegt schon, ob es mal wieder über Zäune klettern muss, um dort hinauf zu gelangen. Doch ein Stück weiter weist ein Schild zur Necropoli Filigosa. Ich tippe, dass die mit dem Nurahgen zusammenhängt und will mir das alles natürlich ansehen.

Die Straße führt zum örtlichen Krankenhaus / ospedale und endet dort in einer Sackgasse. Das Krankenhaus ist hässlich wie die Nacht. Leider kein Einzelfall: Krankenhäuser (und auch Schulen) haben quasi überall auf Sardinien den Charme von baufälligen Kasernen. Wer gesund werden will, wird schon durch die Umgebung in den Überlebensmodus gezwungen. Puh.

Das Krankenhaus von Macomer wurde über einem nuraghischen Dorf errichtet. Immerhin ist es nützlich.
Das Krankenhaus von Macomer wurde über einem nuraghischen Dorf errichtet. Immerhin ist es nützlich.

Ich erfahre wenige Minuten später, dass das Gebäude quasi über einem nuraghischen Dorf steht, das zum Nuraghen Ruggiu gehörte. Dieses bronzezeitliche Dorf hatte allerdings das Pech, dass es erst entdeckt worden war, als die Bauarbeiten schon fortgeschritten waren. Also wurde es schnell dicht zementiert, damit niemand die Arbeiten stoppen könne, und das Krankenhaus in Rekordschnelle hochgezogen.

Leider ist das häufiger so. Wenn man schonmal ne Baugenehmigung hat, heißt es: Fakten schaffen, bevor jemand etwas sagen kann. Im Zweifel ohne Rücksicht auf natürliche oder kulturelle Verluste – frei nach dem Motto: Alte Steine gibt’s ja genug. Mag keiner hören, aber auch das ist Sardinien.

Wenden wir uns lieber um 180 Grad und den schönen Dingen zu.

Definitiv der schönere Anblick: die Nekropole Filigosa
Definitiv der schönere Anblick: die Nekropole Filigosa

Die Feenhäuser der Nekropole Filigosa bei Macomer

Der Hügel mit dem Nuraghen und den Feenhäusern, wie er da von der erstaunlich warmen Januarsonne angestrahlt und gewärmt wird, wurde in Frieden gelassen und ist wirklich schön.

Ich öffne das Tor im Holzzaun, laufe den Weg entlang und komme an einem kleinen Häuschen an. Zu meinem Erstaunen öffnet sich von innen die Tür: Ein Guide der Cooperativa Esedra hat mich bemerkt und bietet mir eine kleine Einführung an, danach könne ich allein herumlaufen.

Das Ticket kostet 5 Euro, oder 8 Euro als Kombiticket mit dem archäologischen Komoplex von Tamuli (der Stätte, zu der ich eh wieder mal wollte) oder dem Nuraghen Santa Barbara (von dessen „Dach“ du einen grandiosen Blick über die Landschaft und Macomer hast).

Sichtkontakt mit Santa Barbara - im Nordwesten stehen Nuraghen besonders eng beieinander.
Sichtkontakt mit Santa Barbara – im Nordwesten stehen Nuraghen besonders eng beieinander.

Bevor sich gleich jemand aufregt, dass alles etwas kostet: Das ist so, weil heute eben solche Stätten nicht mehr zuzementiert, sondern wertgeschätzt, gepflegt und erklärt werden. Mag einem an der dritten Sehenswürdigkeit mühsam vorkommen und sich im Urlaub auch läppern. Aber die (oft privat organisierten) Vereine setzen jeden Euro für die Landeskultur ein. Zumal speziell Macomer deutlich mehr Stätten hat, um die sich die Kooperative noch parallel kümmert. Die werden sozusagen durch die Highlights querfinanziert.

Ich zahle das gern. Vor allem an einem Ort wie Macomer. Warum, erfahrt ihr weiter unten.

Schwarzschaf-Tipp, wenn du Nuraghen magst: Im Nordwesten Sardiniens stehen besonders viele Nuraghen. Bei Bonorva, Terralba und Bortigiadas findest du sehr schöne, gut erhaltene Exemplare. In Richtung Nuoro auch die „Königin der Nuraghen“, Santu Antine und etwas weiter Santa Sabina bei Silanus. In Richtung Norden befindet sich in der Region Meilogu das Nuraghental / Valle dei Nuraghi.

Die Kultur von Abealzu-Filigosa der sardischen Kupferzeit

Auch, wenn oben ein Nuraghe die Besucher von Macomer begrüßt, ist er der viel jüngere Repräsentant der sardischen Kultur, nämlich der Bronzezeit.

Die Nekropole Filigosa hingegen stammt aus prä-nuraghischer Zeit. Erst ordnete man sie der steinzeitlichen Ozieri-Kultur (ca. 3.500 v.u.Z.) zu, da sie sehr viele Ähnlichkeiten mit Grabanlagen aus dieser Zeit aufwies. Ausgrabungen und Funde belegten aber, dass sie eher dem Übergang zur sardischen Kupferzeit zwischen 2.700 und 2.400 v.u.Z. zuzuordnen ist. Man fand schlichte Keramiken und menschliche Knochen, denen das Fleisch entfernt wurde – was in jener Zeit bei rituellen Bestattungen üblich war.

Die Nekropole Filigosa bei Macomer hat zusammen mit der größeren, in den typischen weißen Tuffstein der Region gegrabenen Nekropole Abealzu (bei Osilo, weiter nördlich bei Sassari) wegen der eigenständigen Funde einer eigenen Kultur den Namen gegeben: Cultura di Abealzu-Filigosa.

Filigosa: kleine, feine und märchenhafte Feenhäuser

Filigosa ist relativ klein. Es gibt auf Sardinien Nekropolen mit deutlich mehr Kammern, z. B. Anghelu Ruju bei Alghero oder die größte Nekropole der Insel: Montessu im Südwesten.

Ich würde sagen: Klein aber fein. Die Domus de Janas / Necropoli di Filigosa besteht aus vier Gräbern. Drei davon sind in einen riesigen flachen Felsen gegraben. Eines befindet sich weiter oben, auf dem Pfad zum Nuraghen.

Der lange, zur Grabkammer führende Korridor wird dromos genannt.
Der lange, zur Grabkammer führende Korridor wird dromos genannt.

Die drei unteren haben jeweils einen mehrere Meter langen Korridor, dromos genannt, der zu den Grabkammern führt. Zwei von ihnen kann man betreten und findet noch Opfer- und Feuerstellen vor.

Eine der Grabkammern von innen, mit Feuer- und Opferstelle
Eine der Grabkammern von innen, mit Feuer- und Opferstelle

Das dritte Grab ist teilweise eingestürzt und war an diesem Wintertag mit Regenwasser gefüllt, so dass es nicht zugänglich war. Im Sommer trocknet es meist aus, wird aber generell sich selbst überlassen.

Heute bilden herabfallende Tropfen sanfte Kreise im Wasser, die im hereinfallenden Sonnenlicht funkeln. Das verleiht der Stätte etwas Märchenhaftes.

Das Wort Feenhäuser bekommt eine neue Dimension. Ich muss schon wieder an Peter Pan und Glöckchen denken. Die Fantasie hilft, mit diesem Ort weiter warm zu werden.

Hier, zwischen Kultur und Natur fühle ich mich jedenfalls außerordentlich wohl.

Das finde ich insgesamt als Einstieg gut gelungen. Ich bin ganz angetan und beschließe, mich der Kleinstadt zu nähern. Denn es beschleicht mich ein kleines Hungergefühl.

Der Wächter von Macomer

Zuvor nutze ich noch die Gelegenheit, etwas abseits oberhalb der Nekropole durch die Graslandschaft zu streifen. Denn mein Guide hatte noch eine Besonderheit erwähnt. Ohne seinen Hinweis wäre ich mit Sicherheit am Wahrzeichen des Ortes vorbeigelaufen: la Guardia di Macomer / der Wächter von Macomer.

Das Naturmonument hat anthropomorphische, also menschliche Züge. Er strahlt Kraft und Stärke aus, eine uralte Energie liegt um ihn.

Der Wächter blickt auf Macomer, seine Stadt. So, als wolle er auf sie aufpassen. Und tatsächlich muss er das auch.

Der Wächter von Macomer: la Guardia di Macomer ist ein uraltes Symbol der Kraft und Stärke

Denn Macomer sieht sich gerade in der heutigen Zeit mit einigen Herausforderungen konfrontiert.

Macomer: touristisches Niemandsland – mit Potenzial

Trotz all seiner Sehenswürdigkeiten und archäologischen Schätze ist Macomer touristisches Niemandsland. Kaum ein Urlauber hat den Ort auf seiner Reiseliste. Was natürlich sehr schade ist, denn die bisher erwähnten archäologischen und naturmonumentalen Highlights sind nur ein Bruchteil dessen, was du hier erleben kannst.

Ein Blick auf die Landkarte hilft, das zu verstehen: Zunächst liegt es daran, dass Macomer ziemlich weit ab vom Schuss und auch kein Durchgangsort ist. Selbst nicht von Bosa, das nicht mal 30 Kilometer entfernt liegt, und ziemlich beliebt ist und damit viel touristischen Verkehr hat. Man käme auf dem Weg zur Schnellstraße direkt nach Macomer und könnte sich hier ein wenig aufhalten. Man kann aber auch bequem dran vorbeifahren – und die meisten tun das leider.

Natürlich gibt es – weil mitten in der Insel gelegen – auch keinen Strand in der Nähe, der Leute überzeugen könnte, sich hier gemütlich im Hinterland einzunisten. Naja, für das fehlende Meer kann die Stadt nun wirklich nichts. Aber sie müsste nur veritable Alternativen bieten.

Ich nähere mich und bin ehrlich gespannt, was mich hier und heute erwartet. Ich war schon einige Male da. Einmal an einem grauen Regentag, ein anderes Mal war es furchtbar kalt, ein drittes Mal gab es ein tolles Fest. Heute helfen der strahlend blaue Himmel und die wärmende Sonne, den Ausflug nach Macomer schön zu finden.

Der Weg in die Stadt

Ansonsten muss man sich als Reisende/-r wirklich sehr bemühen. Fast symbolhaft für diese Mühe sind die klingenden Steine von Pinuccio Sciola am Ortseingang. Denen ist der Klang leider nicht ganz so einfach zu entlocken, da sie nicht mehr intakt sind. (Das ist das traurige Schicksal öffentlich zugänglicher Monumente – auch deswegen sind Zäune & Tickets manchmal eine gute Idee.)

Es dauert gefühlt ewig, bis die Steine einigermaßen schöne und musikalische Laute von sich gaben. Aber es hat geklappt! So ungefähr ist das auch mit Macomer.

Schwarzschaf-Tipp: Wer das Werk von Sciola bestaunen will, kann in den Klanggarten in San Sperate fahren – nur eine Autostunde auf der Schnellstraße von Macomer entfernt. Das Dorf ist zudem der Wandkunst gewidmet.

Ich fahre weiter hinein in den Ort, der wirklich kein architektonisches Highlight ist. An den hineinführenden Straßen stehen auch hier viele baufällige und verlassene Gebäude. Dazu einiges an Bausünden und infrastrukturellen Unzulänglichkeiten.

Macomer ist aber vor allem trist, weil keine Menschen zu sehen sind. Autos, ja, einige sind unterwegs, allerdings ziemlich schnell. Auf den Straßen sehe ich niemanden, nicht mal irgendwelche herumstreifenden Teenager.

Ich lächle trotzdem. Denn als ich am Coccodrillo vorbeifahre, weiß ich von einem vorherigen Besuch, dass drinnen Menschen sind. Außen vielleicht pfui – aber innen hui. In dem Bistro-Grill gibt es die riesigsten Burger, die ich je gegessen habe. Beste Qualität – und nur lokale Produkte. Das versteht sich auf Sardinien fast von selbst.

Ändert nichts an der Tatsache, dass ich bis jetzt keinen einzigen Menschen gesehen habe. Und das ist leider kein Zufall oder der Mittagszeit geschuldet, sondern fast immer so.

Spopolamento, oder Landflucht: ein sardisches Problem

Wie viele Orte auf Sardinien hat auch Macomer mit der Landflucht und einem enormen Bevölkerungsschwund / spopolamento zu kämpfen – eine Quelle sagt 2.000 weniger in den letzten 20 Jahren, das wäre knapp ein Fünftel. Eine andere sagt 10% in 15 Jahren. Beides ist dramatisch. Und viele von den übrig gebliebenen sind residenti fantasmiGeistereinwohner – die zwar hier wohnen, aber auf dem europäischen Festland oder im Ausland arbeiten. Arbeit gibt es hier wenig – und auch das manifestiert die tristezza / Traurigkeit. Ich kann mir vorstellen, dass der oder die ein oder andere unter Depression leidet. Und die spürt man leider auch bei der Stadt selbst.

Heute hat Macomer rund 10.000 Einwohner und wirkt wie ein verlassenes Dorf. Und das, obwohl es mal eine prosperierende Arbeiterstadt mit Wohlstand war (interessant zu all dem ist dieses Video in italienischer Sprache – Macomer, città del futuro).

Fragt man – wenn man denn jemanden zum Fragen findet – wo denn die Leute sind, die heute noch hier wohnen, gibt es die Antwort: „Die kommen nur zu den Festen aus ihren Häusern.“

Macomer: raus aus dem riesigen Dilemma

Der Tourismus ist zwar für das Hinterland auch kein Allheilmittel, aber könnte ein Impulsgeber sein. Man versucht, besagte Feste für Reisende zu öffnen – zum Beispiel während des traditionellen Karnevals auf Sardinien. Mit Donna Zenobia wurde eine eigene vergessene Figur vor einiger Zeit wiederentdeckt und -belebt. Außerdem lädt man regelmäßig traditionelle Masken und Figuren aus ganz Sardinien und sogar die Krampus aus Südtirol zu einem großen Karnevalsumzug ein.

Noch konkreter wird das Projekt propositiv0. Junge Sarden, die mit Kunst und Kultur, Film, Musik, StreetArt und vielen Aktionen das Leben zurückholen oder wieder erwecken wollen.

Sie organisieren seit einigen Jahren das Festival della Resilienza. Einen Eindruck bekommt ihr z. B. auf Instagram mit den Hashtags #resilienza18 und #resilienza2021.

Complimenti. Nach meinem Empfinden genau der richtige Weg. Ich bin gespannt auf 2022 und hoffe, es miterleben zu können.

Nach der bei dem Festival entstandenen StreetArt suche ich heute nicht – weil ich wirklich Hunger habe und danach weiter zur archäologischen Stätte Tamuli möchte, bevor es wieder dunkel wird. Aber so habe ich einen guten Grund, nochmal wiederzukommen.

In der Trattoria La Cascina etwas abseits in der Via Eleonora d’Arborea bekomme ich ein richtig feines Mittagessen, alles in bester Qualität. Ja, auch kulinarisch kann Macomer überzeugen. Auf dem Rückweg gehe ich darum auch noch in Macomer einkaufen und achte auf lokale Lebensmittel.

Wir Reisende und Macomer: von der tristezza zur bellezza

Man sagt ja, dass richtig gute Kunst nur aus wirklich tiefer Traurigkeit und in den tiefen Abgründen entsteht. Vielleicht ist das auch das Potenzial von Macomer.

Wir als Reisende können hier sehen und verstehen, dass gerade in tristen und verlassenen Orten eine enorme, positive Kraft steckt. So wie in der eingestürzten Grabkammer in Filigosa die Natur eine märchenhafte Stimmung schaffen und Leben in eine Stätte der Toten bringen konnte.

Vielleicht müssen wir einfach hinter die Fassaden der Häuser und Gesichter blicken und etwas Schönes darin suchen. Zugegeben, das ist nicht leicht. Dazu müssten wir alles vergessen, was wir über Tourismus und Reisen wissen. Alle Erwartungen ablegen – und uns auf das einlassen, was da ist. Inklusive der Melancholie.

Ich finde, wir sollten auch den Orten, die ihre Einwohner verlieren, eine Chance geben. Und ihre Resilienz, ihr Durchhaltevermögen, ihre Zähigkeit honorieren.

Nützt ja nichts, wenn wir immer wieder proklamieren, wie sehr wir doch Sardinien lieben und eigentlich nur das Meer meinen. Und da, wo es weh tut, wegsehen und die Realität ignorieren. Wenn wir Urlauber uns als temporäre Einwohner Sardiniens verstehen, können wir vielleicht sogar etwas Hoffnung geben.

Vielleicht müssen wir Reisenden auf Macomer zugehen und den ersten Schritt machen. Ganz sicher gibt es in und um Macomer genug, was uns begeistern kann.

Wir müssen nur die Augen öffnen.

Unterkünfte in Macomer und Umgebung

Es gibt mehrere B&B und kleinere Hotels in Macomer und im Marghine. Wer es ländlich und naturnah mag, ist im Agriturismo Montiferru, nahe Tamuli südlich von Macomer gut aufgehoben.

Diese beiden wurden mir empfohlen, ich konnte sie allerdings noch nicht austesten:

Ich habe mich weiter südlich eingenistet, in Santu Lussurgiu – denn die Region Montiferru hat durch die Brände 2021 extrem gelitten und ich war auf meiner Recherchetour auch dort unterwegs. Auch ein schwarzes Schaf kann leider nicht überall gleichzeitig alles richtig machen und ist nicht perfekt. Trotzdem sehr empfehlenswert: Antica Dimora del Gruccione, Santu Lussurgiu.

P.S. – Über den archäologischen Komplex Tamuli bei Macomer habe ich bei meinem ersten Besuch in der Region geschrieben » zum Artikel über die „Steine mit Brüsten“

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