So langsam geht es wieder los! Seit dieser Woche haben viele Museen und kulturelle Einrichtungen Sardiniens wieder eröffnet 🙂 Ein ganz wunderbares Signal für die Einheimischen (die im Moment ja noch den Hauptteil der möglichen Besucher ausmachen) und letztlich auch für uns Urlauber.

Wie eines der Museen der Insel in einer Nachricht sagte: »Kunst und Kultur sind das Antivirus par excellence, rettend und unaufhaltsam«. Kunst hilft uns, einen Ausweg zu sehen, eröffnet eine neue Perspektive, schenkt uns Hoffnung. Beschäftigen wir uns mit schönen Dingen, belebt das Geist, Sinne und Körper.

»Zum ersten Mal in der Geschichte entvölkerte die Menschheit gleichzeitig die Hauptorte der Kultur und des Gemeinwesens, aus Angst vor einer Ansteckung. … Jetzt wollen wir mit allen notwendigen Vorsichtsmaßnahmen, dass die Öffentlichkeit den kulturellen Raum als Schlüsselelement des kollektiven Wohlbefindens wiederbelebt, als privilegierten Ort für den Ausdruck … und den intellektuellen Genuss.« – so drückte es der Vorsitzende des Istituto Superiore Regionale Etnografico ISRE in Nuoro aus.

Das schwarze Schaf unterstützt das nur zu gern. Und so gibt es hier und heute eine warme Empfehlung an alle Leser, dieses »Medikament« Kunst zu sich zu nehmen! Zuvorderst denen, die auf Sardinien leben und natürlich auch für alle Reisenden, die ab Mitte / Ende Juni auf die Insel kommen, wenn die Reisewarnung aufgehoben ist und nationale / internationale Flüge wieder landen dürfen.

Besuche die Museen der Insel!

Zwar sind noch nicht alle Museen inselweit schon geöffnet, denn natürlich gibt es strenge Auflagen und oft arbeitet man mit knappen Budgets und Ressourcen. Aber viele haben sich bereits organisiert, haben die geforderten Maßnahmen umgesetzt und wo notwendig, Hygienekonzepte erarbeitet. Der generelle Sicherheitsabstand beträgt einen bis 1,5 Meter (genaue Infos vor Ort) und vor Betreten des Museums muss ein Mund-Nasenschutz aufgesetzt werden (»indossare la mascherina«). Im Einzelfall gibt es noch Hinweise vor Ort, damit nichts schiefgehen kann.

Vielleicht sei noch erwähnt, dass die Sarden das Thema Covid19 sehr ernst nehmen – ernster als vielleicht Teile der deutschen Bevölkerung. Das liegt auch daran, dass es (obwohl es relativ wenige Fälle auf der Insel gab) doch viele Angst haben, dass das lokale Gesundheitssystem das nicht schafft und damit gibt es letztlich auch die Angst, zu sterben. Die einheimische Bevölkerung ist zudem relativ alt und man sorgt sich um Oma und Opa / Nonna e Nonno durchaus noch mehr als um sich selbst. Respektieren wir das – und auch die Maßnahmen, die getroffen werden.

Wer in diesem Jahr nicht reisen kann / will, dem sei gesagt: Unterstützen kann man auch, indem man sich auf Instagram oder Facebook oder Youtube mit den Museen verbindet und nah am Geschehen bleibt, vielleicht auch einfach mal einen schönen Beitrag teilt und so ein bisschen Werbung für die Zukunft macht. Und sich einen Besuch für den Urlaub 2021 vormerken.

Jetzt aber los. Und nicht zufällig sind alle meine Tipps in der Inselmitte, denn ich glaube, dass gerade abseits der Küsten der Tourismus noch einen extra Kick braucht, um in Gang zu kommen. Ein paar echt schöne Adressen haben es absolut verdient:

Museo delle Maschere Mediterranee, Mamoiada

Im Museo delle Maschere Mediterranee in Mamoiada lernst du seit dem 26. Mai wieder alles über die lokalen Karnevalsfiguren Mamuthones und Issohadores. Wie der Name des Museums aber schon sagt, schlägt man aber auch einen Bogen zu den anderen Masken der Mittelmeer-Insel Sardinien und darüber hinaus und schaut nach Griechenland, auf die iberische Halbinsel und auf den Balkan.

Die Zahl der gleichzeitig erlaubten Besucher ist in dem kleinen Museum derzeit auf 10 begrenzt – daher empfiehlt es sich, im voraus den Platz zu reservieren, speziell wenn man eine längere Anfahrt hat oder mit mehrere Leuten kommt.

Mamuthone e Issohadore - zwei, die zusammen gehören
Mamuthone e Issohadore – Haupt-Attraktion in Mamoiada und im Museo delle Maschere

Und wer in diesem Jahr leider auf den Sardinien-Urlaub verzichtet und nicht hingehen kann, der kann ja die virtuelle Tour machen 🙂

Sicherheitsabstand gilt in allen Museen

Noch zur Info: Die beiden verschwisterten Museen in Mamoiada, das Museo MaTer und das Museo del Lavoro öffnen erst später im Jahr, voraussichtlich im Juli.

Spazio Ilisso, Nuoro

Der Spazio Ilisso hatte kurz vor der Pandemie die Ausstellung von Marianne Sin-Pfältzer eröffnet – und nach kurzer Zeit wieder schließen müssen. Aber, es gibt gute Nachrichten. Seit dem 26. Mai ist der Spazio Ilisso wieder geöffnet und verlängert die Ausstellung bis Ende Juni: Die Fotografien der deutschen Fotografin, die auf Sardinien lebte, sind einmalig schön und beeindruckend. Zeitgleich wird die Dauerausstellung zu den sardischen Bildhauer und Künstlern, wie Francesco Ciusa oder Costantino Nivola vorbereitet.

Museo MAN, Nuoro

Das MAN: wichtiges Kunstmuseum der Insel, unscheinbar in einer Nebengasse
Das MAN: wichtiges Kunstmuseum der Insel, unscheinbar in einer Nebenstrasse

Eines der wichtigsten Kunstmuseen der Insel, das MAN Museo d’Arte Provincia di Nuoro eröffnet wieder am 29. Mai mit der Ausstellung »Il regno segreto – Sardegna-Piemonte: una visione postcoloniale«, die das Verhältnis Sardiniens zum italienischen Besatzer vor der Einigung Italiens, dem Risorgimento, thematisiert. Gezeigt werden eine Vielzahl von Kunstwerken, Artefakten, literarischen Texte, Illustrationen, Keramiken, Fotografien und sogar Partituren von renommierten italienischen Künstlern und Institutionen. Die Ausstellung wird bis zum 15. November 2020 zu sehen sein.

Das MAN beachtet ob seiner Größe auch die geforderten Desinfektionsverfahren für alle Räume, und begrüßt zur Einhaltung des Sicherheitsabstandes derzeit maximal 10 Besucher gleichzeitig. Aktion: Wer das Ticket zusammen mit dem aktuellen Katalog kauft, erhält freien Eintritt an einem späteren, zweiten Termin seiner Wahl.

Museo del Costume / Museo etnografico sardo, Nuoro

Das Museo del Costume / Trachtenmuseum in Nuoro ist ein viel weiter fassendes, ethnografisches Museum, das die sardische Kultur in allen Facetten erklärt. Da geht um die wichtigsten Künstler, um die Kunst des Teppichknüpfens und allein der Raum, der dem sardischen Brot gewidmet ist, ist den Eintritt wert. Das Museum ist ebenfalls wieder geöffnet und bietet ab dem 2. Juni noch die Fotoausstellung von Antonio Mannu „Tràmudas – Sos Sardos in su mundu“ in den Räumen des Museo del Costume zu sehen.

Hochinteressante der Trachten-Saal – und längst nicht alles, was das Museum zu bieten hat!

Da das Museum recht groß ist, sind 50 – 70 Besucher gleichzeitig erlaubt. Es gibt Führungen, aber auch einen mehrsprachigen Audioguide. Nimm in jedem Fall Zeit mit, für alles wirst du 1,5 – 2 Stunden brauchen.

  • Aktuelle Infos auf der facebook-Seite des Betreibers ISRE / Istituto Superiore Regionale Etnografico
  • Reservierungen telefonisch (+39) 0784 257035 – 242900
  • geöffnet 10-13 und 15-19 Uhr, montags geschlossen

Museo Nivola, Orani

Das Museum Nivola war eines der ersten, das direkt am 18. Mai, als es wieder erlaubt und möglich war, wieder eröffnete. Zu sehen ist natürlich die ständige Sammlung, die die Kunst und das Leben des Künstlers Costantino Nivola aus Orani erzählt. Das modern gestaltete Museum zeigt rund 200 Werke: Gemälde, Graffiti und Skulpturen in einem restaurierten Gebäude und im Freien.

Eine der beeindruckenden Skupturen Nivolas im Freigelände des Museums in Orani

Außerdem gibt es eine temporäre und sehr spannende Ausstellung Anatomy of Silence, die das heikle Thema Entführungen auf Sardinien visualisiert. Das schwarze Schaf hat es sich direkt auf seine »bucket list« gesetzt. Es gibt ein Kombiticket mit dem Museo delle Maschere in Mamoiada (siehe oben) oder dem Aquarium / Acquario di Cala Gonone.

Museo d‘arte Moderna e Contemporanea A. Ortiz Echagüe, Atzara

Über ein Museum für moderne und zeitgenössische Kunst in einem kleinen Dorf tief in den sardischen Bergen wundert man sich vielleicht. Doch hier wirkten im frühen 20. Jahrhundert zwei spanische Maler: Eduardo Chicharro Agüera und Antonio Ortiz Echagüe, die von den lokalen Traditionen und Gegebenheiten beeindruckt waren und Sardinien auf ihre Weise interpretierten und portraitierten. Die Sammlung umfasst weitere Werke, vom letzten Jahrhunderts bis in die Moderne.

Impressionen von der facebook-Seite des Museum in Atzara (Copyright)

Dieses Museum behält sich Fiebermessungen vor (ab 37,5 Grad kein Zutritt) und lässt nur einen Besucher zur Zeit hinein, erst zeitversetzt den nächsten. Im Museum gilt Sicherheitsabstand und Maskenpflicht.

Stazione dell’arte, Ulassai

In dem Dorf in der Ogliastra wirkte die vielseitige Künstlerin Maria Lai. Entdecke viele ihrer Werke unter freiem Himmel, wie in einem „Museo Diffuso“ – eine Art „verstreutes Museum“: z. B. der Abhang / la scarpata, das Haus der Unruhen / la casa delle inquietudini, das Waschhaus der Gemeinde / Lavatoio comunale (eine gemeinschaftliche Arbeit von Maria Lai und Costantino Nivola) …

Nebengebäude und Kunstwerk in der stazione dell'arte
Nebengebäude und Kunstwerk auf dem Gelände der stazione dell’arte

Den Besuch und Rundgang durch Ulassai beginnt man am besten mit einer Führung in der Stazione dell’arte, dem Maria Lai gewidmeten Kunstmuseum, das ebenfalls nach 11 Wochen nun wieder wie üblich (Dienstag-Sonntag, 9:30-19:30) geöffnet ist. Führungen im Museum nach Voranmeldung, die Besucherzahlen sind dabei begrenzt. Da es aber ein großes Freigelände gibt, kann man sich hier bestens aus dem Weg gehen.

Das Prinzip „Freilichtmuseum“ finden wir auf Sardinien noch häufiger, daher hier zum Schluss noch ein paar Adressen für Kunst und Kultur unter freiem Himmel (und die ganzen archäologischen Stätten nicht zu vergessen):

Besuche das „Freilichtmuseum Sardinien“!

Neueste Studien belegen, dass die Gefahr, sich anzustecken (und das gilt ja sowohl für eine Pandemie als auch für ganz alltägliche virale Gefahren) deutlich geringer ist. Während sie in geschlossenen Räumen um etwa 20% höher ist, und Abstand, Masken und Desinfektionsmittel durchaus Sinn haben (und in Italien verpflichtend sind), ist es draußen deutlich einfacher.

Wer also keine Lust auf Masken oder Räume hat, sowieso lieber draußen ist, aber nicht auf Kunst verzichten will, der mache einfach einen Spaziergang in diesen Dörfern:

San Sperate

Moderne Streetart trifft Murales und traditionelle Wandgemälde. Der Künstler Pinuccio Sciola war Wegbereiter für dieses „Dorf der Kunst“ nahe Cagliari. Sehr sehenswert auch der Klanggarten – der erst kürzlich verstorbene Künstler brachte Steine zum Musizieren …

» Impressionen aus San Sperate in diesem Artikel auf pecora-nera.

Kunst aller Art unter freiem Himmel in San Sperate

Orgosolo

Über 200 Murales sind in ganz Orgosolo verteilt, viele davon gesellschaftskritisch, verarbeiten sie lokale sowie weltbewegende Themen und verbreiten vor allem friedliche Botschaften. Verstreut auch einige Pedrales, Kunst auf Steinen (wie z. B. das berühmte Felsen direkt am Ortseingang).

Orgosolo begrüßt dich mit seiner Kunst schon am Ortseingang

Tinnura

Und dann noch rüber an die Westküste! Früher fuhr man durch den Ort zwischen Tresnuraghes und Suni einfach durch. Heute ist er bunt gestaltet, mit vielen murales und Kunstwerken im ganzen Dorf. Impressionen und Infos auf sardegnaturismo.it

Tinnura - Murales zur Schafschur
Tinnura – Murales zur Schafschur

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