Unter dem freien Himmel Sardiniens, genauer: etwas außerhalb von Ulassai, befindet sich ein Kunstwerk mit einem unerwartet dunklen Charakter: „La Casa dell’Inquietudini“ – das Haus der Unruhen.
Dämonen, Drachen und schaurige Figuren unterschiedlicher Art wirken fast ein wenig hastig und banal an Wände gemalt, so als wollte die Künstlerin (die kürzlich verstorbene Maria Lai) vor ihnen fliehen, gleich sobald sie sie mit schwarzer Farbe und ihren Händen zum Leben erweckt hatte.
Wer an einem sonnigen Tag in die Nähe des Hauses gerät, dem wird das Ausmaß der Emotionen, die es hervorrufen kann, zunächst kaum bewusst.
Die Figuren scheinen tagsüber zu schlafen. Sie sind zudem eingefasst in eine wundervolle Landschaft aus Fels und Wald, die bei Tag von Familien, Wanderern, Hirten und Ziegen bevölkert wird.
Die Straße am Haus der Unruhen vorbei führt zu einer der von Touristen am meisten frequentierten Sehenswürdigkeiten des Ortes, der Grotte Su Marmuri. Die Bergwand ziert eine weiße Ziege und in der meterhohen Straßenbegrenzung aus Beton findet sich weiterer künstlerischer Ausdruck.
Heute, wo die Sonne scheint, ein ganz normaler Platz. Eigentlich.
Seltsam, ja. Unruhestiftend, ja, auch. Ein bisschen.
Richtig übel kann es sich allerdings auch anfühlen. Bei Regen. Bei Gewitter (das heute hier noch durchziehen wird). Bei Nebel. Oder in der Dunkelheit.
Dann wird das Haus gruselig und es steckt irgendwo zwischen Rotkäppchen und Serienmörderversteck.
Die Vorstellung verfestigt sich bereits, als wir das Innere erkunden wollen und durch die einzige geöffnete Tür in einen großen, gekachelten Raum mit nur einem Schreibtisch und einem Stuhl blicken. Wer oder was wird hier gefoltert?!
Die namensgebende Unruhe macht sich trotz Sonnenschein spontan auch bei uns breit. Keine Menschenseele weit und breit. Wir rufen. Niemand antwortet.
Jeder Besucher hat wohl hier seine eigenen dunklen Gedanken – ob er will oder nicht. Maria Lai, die das Kunstwerk 2005 ins Leben rief, beschrieb es lediglich als Versuch einen ihrer Träume einzufangen. Räumte aber auch ein, dass es möglich sei, dass das Haus die Verstörung der ganzen Dorfgemeinschaft abbilde. Das liegt im Auge des Betrachters.
So sucht die Unruhe so manchen denn auch erst viel später heim, wenn er allein ist und die Nacht hereinbricht …
»… sulla destra, invece, indubbiamente colpisce e impressiona la cosiddetta Casa dell’Inquietudini, dove trova spazio e voce tutta la rabbia e l’ansietà del maestro d’arte contemporaneo, perennemente in viaggio alla ricerca dell’infinito, di salite e discese, di precipizi, alla stregua della capretta bianca cucita sulla montagna …«
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