„Am Sonntag will mein Süßer mit mir Segeln gehn!“ – dieses Lied geht mir nicht aus dem Kopf. Dazu braucht man optimalerweise mindestens ein Segelboot und einen Süßen. Hab ich zufällig grad beides, ich Glücksschaf! Also, los geht’s! Halt, vorher noch eine Flasche Wein, Wasser, diverse Antipasti und Sonnenmilch gebunkert.

Das Ziel für heute ist die Isola Spargi mit ihrem Nachbarinselchen Spargiotto. Türkiswasser vom Feinsten. Was freu ich mich!

Diese beiden Inseln im Arcipelago di La Maddalena sind perfekt für einen Ausflug im „Sonntagsausflugs-Gondelmodus“ (vorausgesetzt, man ist schon da, sonst muss man halt noch ein bisschen sportlich segeln).

Türkisblaues Wasser und tolle Buchten locken
Türkisblaues Wasser und tolle Buchten locken

Das Wetter spielt mit: ein ruhiger Ostwind weht, Levante. Das ist nicht ganz unwichtig (siehe auch den Artikel „Die Namen der Winde“). Denn der Maestrale aus Nordwest ist ein richtig fieser Geselle, erlaubt kein ruhiges Sonntagssegeln und ist für die gemütliche Umrundung der Inselchen alles andere als geeignet, denn die befinden sich mitten in der Bocche di Bonifacio – als schwieriges Starkwind-Segelrevier berühmt-berüchtigt.

Die Windrichtung ist perfekt, zwar weht der Levante etwas schwach, aber unser Boot macht daraus gute fünf Knoten.

Spargi ist nach Maddalena und Caprera also die drittgrößte Insel des Archipels. Gefahrfrei anzulaufende, felsfreie Buchten sind ausnahmslos im Südosten der Insel zu finden, z. B. Cala Corsara, Cala Connari und Cala Granara. Sie alle sind – wie es bei Inseln häufig der Fall ist – nur per Boot zu erreichen. An der gesamten Westküste und rund um Spargiotto gibt es keine Ankerbucht. Dort lässt sich aber wundervoll segeln.

Die Ausflugsboote schaffen es, die verfügbaren Buchten in der Hauptsaison trotzdem zu füllen, allen voran die Cala Corsara. Da bleiben wir lieber draußen und bestaunen die Insel aus einiger Entfernung.

Strände und Buchten auf Spargi
Strände und Buchten auf Spargi
Menschenleere Bucht, für uns zu flach ...
Menschenleere Bucht, für uns zu flach …

Wir sehen noch ein, zwei Buchten ohne irgendeinen Menschen, allerdings hat unser Boot 1,70 Meter Tiefgang und Felsen mag der Rumpf einfach nicht so gern. Auch wenn der weiße Sand echt lockt …

Damit entgeht uns zunächst das türkisblaue karibische Farbe der flachen Wasser vor den Stränden. Aber das holen wir uns auf dem Rückweg, kurz bevor alle anderen Boote den Anker lichten, wollen wir unseren hinunterlassen.

Und wer sagt denn, dass azurblau nicht genauso schön ist! Ach, das Boot fährt grad schön zügig, da lassen wir sie gern ziehen. Wir nehmen Kurs West, in Richtung Bocche di Bonifacio.

Granitfelsen an der Nordostküste von Spargi
Nordostküste von Spargi

Spargi bleibt an Backbord. Ihre großen, von Wind und Wasser modellierte Granitfelsen, die den Norden der Insel ausmachen, halten uns ab zu stoppen.

Eine erstaunlich üppige Vegetation breitet sich auf der Insel aus, zwischen den großen Felsen bis zur Wasserlinie mit dem kristallklaren grünblau schimmernden Wasser. Ein kleines Paradies, unbewohnt und ursprünglich.

Gut getarnt liegen die verfallenenen und von Macchia überwucherten Festungsanlagen Batterie di Petragliacciu und Batterie di Zanotto im Granit, mit bloßem Auge kaum von der Umgebung zu unterscheiden. Wir können uns lebhaft vorstellen, wie sich hier im achtzehnten Jahrhundert der inselweit gesuchte Bandit Natale Berretta auf seiner Flucht versteckte.

Banditenversteck?
Banditenversteck?

Ok, im Winter und bei Maestrale und ohne Infrastruktur sicher nicht der gemütlichste Platz. Im Sommerhalbjahr aber deutlich paradiesischer als der Kerker. Es hat dem Banditen offensichtlich gut gefallen, denn als seine  Unschuld bewiesen war und die Familie kam, um ihn heim zu holen, entschieden sie allesamt, zu bleiben und auf Spargi Ziegen und Kühe zu halten.

Dem wilden Mistral richtig ausgesetzt ist Spargiotto, sozusagen der „kleine Bruder“ von Spargi.

Auf diesem winzigen Eiland nisten seltene Seevögel, darunter eine Kormoranart, der „cormorano dal ciuffo“ (Phalacrocorax aristotelis), erkennbar am weißgrauen Latz, und die Korallenmöwe („gabbiano corso“, also korsische Möwe genannt, Ichthyaetus audouinii), die ausschließlich im Mittelmeer brütet.

Azurblaue Welle
Azurblaue Welle

Da die Durchfahrt zwischen Spargi und Spargiotto zum Schutz der Natur untersagt ist, und auch das Anlaufen von Spargi unter Strafe steht, lassen wir uns vom Wind heraustragen in Richtung Korsika, hinaus in die Bocche di Bonifacio. Ein Hauch von Weite umweht uns.

Kaum aus dem Landschutz heraus, nimmt die Welle zu, der Wind frischt auf – und dreht auf Nordwest. Hello Mistral. Die Bocche di Bonifacio ist einfach immer für Unerwartetes gut. Eben noch am Spaßsegeln, ist es jetzt Arbeit.

Das macht Laune!
Das macht Laune!

Obwohl, wissen wir nicht schon, dass es nachmittags einfach immer thermische Winde hier gibt und wissen wir nicht auch, dass der Wind immer dreht, wenn wir mal gemütlich rumschippern wollen? Ein bisschen Murphy, ein bisschen Sorglosigkeit. Und schon hat man zu tun auf dem Boot.

Aber es macht unheimlich Laune! Es juckt in den Händen, jetzt die Schoten nochmal anzuziehen und mit dem guten Wind hinüber nach Korsika zu segeln.

Das Wetter ist immer noch großartig, und am Wind würden wir fast direkt nach Bonifacio kommen. Leider fehlt uns die Zeit und wir haben ja auch noch eine Flasche Wein zu leeren. Also einfach hier ein wenig kreuzen und den Sonntag genießen!

Granitlandschaft Spargiotto
Granitlandschaft Spargiotto

Irgendwann wünschen wir uns für den Wein eine ruhige Bucht. Wir fahren »ums Eck« und ankern in Cala Granara. Aber es sind in der „Nachmittags-Breeze“ 35 Knoten Wind, der über die Insel zieht und in das Boot greift. Da will einfach keine Gemütlichkeit aufkommen. Wir haben aber Hunger und so wird „zwangsgenossen“.

Doch dann wird Abend, die Thermik lässt nach, der Wind wird angenehmer. In gelöster Stimmung geht es hinüber nach Palau. Das übliche Windloch in der Rada di Mezzo Schifo, vor Porto Rafael (auch ein netter, sehr kleiner Hafen, im Sommer Außenplätze an den Bojen) ist heute sogar segelbar. Wir fahren relativ spät zu den Bojen, die vor Palau liegen. Zufällig ist noch eine frei (Gastliegeplätze hat der Hafen in der Saison fast nie).

Wir machen fest und genießen den Rest Wein und Antipasti in traumhafter Abendstimmung.

Informationen in italienischer Sprache:

1 Comment

  1. Spargel isst man am besten in der Bude der rassigen Maria | ASSAJÉ

    17. Juli 2013 at 14:04

    […] Eine schöne Tagestour führt uns rund Spargi und ihren kleinen Bruder Spargiotto, hinaus in die Bocche di Bonifacio, vor die Isola dei Gabbiani – und abends nach Palau. Hier unser Bericht auf pecora-nera. […]

    Reply

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