Die Meere um Sardinien sind Teil des Mittelmeers / Mar mediterraneo. Der westliche Teil, in dem Sardinien zusammen mit Korsika, Sizilien und den Balearen liegt, wird zu weiten Teilen von Hochgebirgen eingerahmt. Daher sind die küstennahen Winde vom großräumigen Wettergeschehen oftmals abgekoppelt. Das erschwert auch Wettervorhersagen.

Das schwarze Schaf hat hier einige praktische Informationen für Segler, Wassersportler und Küstenfreunde zusammengetragen.

Wichtige Vorbemerkung: Alle Angaben sind ohne Gewähr. Sie sind mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt und aus fremden Quellen zusammengetragen worden. Wir übernehmen keine Garantie und haften nicht für ihre Richtigkeit. Sie sind zur allgemeinen Vorbereitung auf einen Segeltörn rund um Sardinien gedacht (den das schwarze Schaf übrigens in diesem Jahr vorhat, wir werden also im Laufe der Zeit Korrekturen und Ergänzungen vornehmen). Vor der Fahrt unbedingt aktuelle Wetterberichte abrufen! Eure praktischen Hinweise, insbesondere die von alten Segel- und Wassersporthasen, werden sehr geschätzt und sind immer willkommen! 

Costa del Sud - ab hier knapp über 100 Seemeilen bis nach Tunesien

Costa del Sud – ab hier rund 100 Seemeilen bis nach Tunesien

OSTEN: Mar Tirreno – Tyrrhenisches Meer

Das tyrrhenische Meer liegt von Sardinien aus gesehen im Osten.

  • Nach Norden erstreckt es sich an der korsischen Küste entlang bis zur Ligurischen See.
  • Segelt man von Olbia genau Richtung Osten, landet man am italienischen Festland, etwas nördlich von Neapel und Salerno.
  • Von Cagliari passiert man Richtung Ost die Liparischen Inseln, um in Kalabrien zu landen.
  • Nach Südost winkt Sizilien.
Tyrrhenisches Meer bei Capo Comino

Tyrrhenisches Meer bei Capo Comino

Wind und Wellen:

  • Maestrale / Mistral und Tramontana sind kalte Winde aus Nordwest / Nord. Sie können große See im tyrrhenischen Meer verursachen. Der Schwell vor der sardischen Ostküste ist im Vergleich zu den Küsten im Lazio und Sizilien durch den Landschutz der Insel geringer.
  • Der Libeccio (Südwest) geht meist mit starkem Seegang einher, die Winde erreichen auf der offenen See außerhalb der Sommermonate oft Sturmstärke.
  • Der Scirocco und der Ostro (Südosten und Süd) sind warm und feucht, und ziehen auch im Sommer auf dem Meer mit Regen und Gewitter durch. Starke Dünung ist beim Scirocco keine Seltenheit. Das liegt auch am Meeresboden. Dieser wird hinter dem Festland schnell tief, bis zu 3.620 Metern, beherbergt einige Seegebirge und flacht nach Norden hin zur ligurischen See ab.
  • Auch leichte vulkanische / tektonische Aktivität kommt unter Wasser vor und kann den Seegang beeinflussen.

WESTEN: Mar di Sardegna – das Meer von Sardinien

Winde am Pan di Zucchero / Masua

Winde am Pan di Zucchero / Masua

Das Mar di Sardegna im Westen der Insel wird von den Balearen begrenzt, nach Norden hin trifft es auf das korsische Meer und über die Bocche di Bonifacio auf das tyrrhenische Meer. Mit letzterem trifft es auch im Süden am Capo Spartivento zusammen.

Wind und Wellen:

  • Generelle Aussagen Vorhersagen für dieses Gebiet gelten als äußerst schwierig und unsicher.
  • Vorherrschend sind westliche Winde, was diese Küste außerhalb der Sommermonate ungemütlich macht. Bei Sturm sind die wenigen Häfen entsprechend schwer anzusteuern, Schutzbuchten sind kaum vorhanden.
  • Libeccio (Ost) und Ponente (West) verursachen hier starken Seegang.
  • Der Scirocco (Südost) kann im Süden starke Gewitter an den Küsten um Cagliari verursachen.
  • Vor der südwestlichen Küste (z. B. vor Buggerru) muss wegen der hohen Berge an Land selbst bei schwachem Seewind zusätzlich mit Fallwinden und unvorhergesehenen Böen gerechnet werden.

SÜDEN

Im Süden treffen das Mar di Sardegna und das tyrrhenische Meer zusammen – siehe jeweils oben.

Am Capo Spartivento im Südsüdwesten gibt es eine Windscheide – dort damit rechnen, dass der Wind unvermittelt dreht.

NORDEN: Bocche di Bonifacio – Straße von Bonifacio

Punta Falcone (Santa Teresa Gallura) bei Mistral

Punta Falcone (Santa Teresa Gallura) bei Mistral

Zwischen den beiden Inseln Korsika und Sardinien liegt die Bocche di Bonifacio.

Wind und Wellen: 

  • Luftmassen aus Ost und West, die durch die Bocche di Bonifacio ziehen, erfahren häufig eine Verstärkung um 2-3 Windstärken in dieser Wasserstraße.
  • Das gilt insbesondere für den Mistral (Nordwest), der aus einem Atlantikausläufer entsteht, über Südfrankreich stärker wird und bereits im Golfe du Lion oft Sturmstärke erreicht.
  • Wenn dieser Wind über das Meer gezogen ist, wirkt die Bocche die Bonifacio wie ein Trichter, oder vielmehr Staubsauger, der den Wind durch die nur ca. 12 km breite Meerenge zieht.
  • Am östlichen Ausgang der Bocche – der oft unterschätzt wird, und der Eingang zur Costa Smeralda ist – legt der Mistral oft noch eine weitere Windstärke zu und die See wird stärker.

Wind und Wellen rund um Sardinien

  • Im westlichen Mittelmeer sind auch die Winde des westlichen (vierten) Quadranten, also von West bis Nord vorherrschend: W = Ponente, NW = Mistral, N = Tramontana.
  • Westküste Sardinien: Sie ist diesen Winden stark ausgesetzt, die oft im Atlantik entstehen und im Mittelmeer bis zu 300 Seemeilen überwinden. Generell verursachen sie hohen Schwell an dieser Küstenseite (= Anlaufen von Häfen und Buchten erschwert)
  • Ostküste: Bei westlichen Winden generell sehr ruhig und Meer über weite Strecken im Landschutz der Insel. Östliche Winde kommen stark mit hohem Wellengang an.
  • In den Sommermonaten sind die Winde zuweilen sehr schwach (ital.: „debole“)
Bocche di Bonifacio mal ruhig: Cala Spinosa

Bocche di Bonifacio mal ruhig: Cala Spinosa im Sommer

Tipp: Wenn Euch das Wetter hold ist und eine lange Phase mit östlichen Winden ansteht, heißt der Auftrag: Westküste runterfahren. Diese Küstenseite ist über weite Strecken sehr wild und einsam, und hat traumhafte Ankerbuchten, weite Strände und unberührte Natur. Wer im Südwesten einen der wenigen Häfen und Schutzbuchten anlaufen und ein paar Tage bleiben kann, entdeckt ein wunderbares Sardinien.

Die Jahreszeiten

  • Frühling und Herbst: Im Frühjahr und in den Herbstmonaten muss man mit Gewittern und frischen Winden rechnen. Das typische Mittelmeerklima mit geringen Temperaturschwankungen in der Mitte des Jahres sorgt speziell im tyrrhenischen Meer für ideales Segelwetter von März bis November. Allerdings kann das auch viel Regen bedeuten. Der tagsüber in Landnähe wehende thermische Seewind ist im Norden tendenziell etwas stärker als im Süden.
  • Sommer: Im Sommer dominiert (neben lokalen Windsystemen wie in der Bocche di Bonifacio) die Thermik das Windgeschehen. Häufig zu beobachten sind auflandiger Wind ab dem späten Vormittag bis in die frühe Nacht und leichterer ablandiger Wind in der zweiten Nachthälfte. Vielfach wird auch die allgemeine Windrichtung von thermischen Winden überlagert. Durch die Großwetterlage bedingte südliche Winde – z. B. der Scirocco – kann ggf. große Mengen an Staub aus den Wüsten Afrikas transportieren. Im Frühsommer (Mai/Juni) entstehen oft Nachmittagsgewitter. Im Hochsommer sind Gewitter eher am Abend zu beobachten, und sind häufig stationär.
  • Generell: Der Wind nimmt oft nachmittags an Stärke zu und kann zum Abend hin vollständig einschlafen.

Mistral-Wetterlage und Genua-Tief

Von einer (auch mehrere Tage andauernden) Mistral-Wetterlage spricht man, wenn sich über dem Golf von Genua ein Tief und über der Biskaya ein Hoch befinden.

  • Von dem auf dem Atlantik entstandenen Hoch aus ziehen die Luftmassen über Land durch das Rhone-Tal in Richtung westlichem Mittelmeer, nehmen dort Fahrt auf und erreichen zuweilen extreme Windgeschwindigkeiten.
  • Weiter südlich folgt der Wind den Isobaren des Genua-Tiefs und kommt von West.
  • Vor den zentralen Bergen in Korsika ergibt sich eine Staulage mit Föhneffekt. Entlang der korsischen Küste beschleunigt der Mistral, dann erneut in der Bocche di Bonifacio – der Grund warum hier immer wieder mit sehr starken Winden und Böen zu rechnen ist (siehe oben).
  • Mistral bedeutet aber durchaus auch Sonnenschein und klare Sicht – daher eigentlich feines Segelwetter, wenn man damit umgehen kann.
Traumhafte Schlechtwetterstimmung im Januar

Traumhafte Schlechtwetterstimmung im Januar

Achtung: Wird auf eine längere Phase mit Mistral erneut ein Genua-Tief vorhergesagt, ist oft mit starken Stürmen und deutlicher Wetterverschlechterung zu rechnen. Im Herbst können sich mehrere ungemütliche Tiefs hintereinander bilden. Vereinzelt wurden von sogenannten „Medicanes“ (tropensturmartige Hurricanes im Mittelmeer) berichtet. In dieser Phase sollte der vorsichtige Segler lieber keine längere Tour unternehmen, insbesondere nicht nach Westen, sondern eine Änderung der Großwetterlage abwarten.

Das schwarze Schaf wünscht allen Seglern Mast- und Schotbruch und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel!

Quellen: skipperguide.de – maremundi.eu – marenauta.it – esys.org – de.wikipedia.org 

1 Comment

  1. Törnplanung: einmal rund um Sardinien | Türkiswasser und Felsenmeer

    20. Juni 2013 at 22:15

    […] Die Meere um Sardinien: über Wind und Wellen  […]

    Reply

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