Sardinien. Sonne. 35 Grad. Anfang August hielt das Klischee, was es verspricht: Die Insel backt und ölt. Mensch ächzt an die Strände. »Afa« nennen die Italiener (und ausnahmsweise auch die Sarden) die Afrikahitze des Sommers, wenn man es nirgends als im Schatten, in der Nacht oder im Meer aushalten kann.

Das geht dem schwarzen Schaf nicht anders. Im Sommer versteckt es sich vor den Touristenhorden üblicherweise im Stall oder im Hinterland (es ist halt einfach ein Nebensaisonschaf). Aber selbst im schattigen Refugium und früh morgens ist es bereits zu warm. Uff.

Das Unglaubliche passiert: Das schwarze Schaf will in der Hauptsaison an den Strand. Jetzt. Sofort.

Handtuch, Sonnenbrille, Buch, Wasser. Eingepackt. Auf geht’s. Denn schließlich hat Sardinien ja … »einige der idyllischsten Strände der Welt« … »Kilometer für Kilometer feine weiße Sandstrände an aquamarin oder smaragdgrünen Mittelmeer« … »kleine Buchten oft völlig menschenleer« … ein einziger Traum!

Türkiswasser: Sardinien ist echt so

Türkiswasser: Sardinien ist echt so

Doch kurz hinter San Teodoro verlässt es die SS 131 und dann … ja dann beginnt eine unerwartete, schwarzschafige Odyssee …

Porto Ottiolu: Ach, käme man doch hin …

Südlich an das sehr hübsch angelegte Hafenbecken schließt sich ein kleiner weißer Sandstrand an, den das Schaf auch schon kennt, aber nur aus dem Winter. Macht also nix.

Der Traum ist zum Greifen nah: Erst ins kühle Nass, dann in der Sonne braten, mit einem Buch an die Wasserkante setzen … mittags einen Vino auf der „piazzetta“, nachmittags vielleicht einen anderen Strand. So die grobe Idee.

Dummerweise ist in Porto Ottiolu ausschließlich in der Hauptsaison Leben. Und zwar so richtig. Der Verkehr ist mega dicht, das Dorf platzt aus allen Nähten. Das Schaf fährt gute zehn Minuten herum, ohne sich dem Strand oder einem Parkplatz auch nur signifikant zu nähern. Porto Ottiolu ist zudem sehr verwinkelt gebaut (ja, sehr niedlich für alle, die da „wohnen“), so dass man den Wagen nirgends abstellen kann. Da müsste man schon am Ortseingang wild parken und zu Fuß runtergehen. Das ist eine Option für später.

Nun ist es ja noch früh am Tag, man ist ja flexibel, sucht sich den schnellsten Weg wieder hinaus und guckt weiter.

Die schwarzschafige Schnüffelnase fährt dem nächsten Schild mit dem Strandzeichen nach und landet in …

Cala D’Ambra: auch nicht erste Wahl

Cala d'Ambra

Cala d’Ambra

Ein Campingplatz ist in der Nähe, das verheißt eigentlich eine entspannte Umgebung. Die Wegweiser führen auf einen Parkplatz vor dem Hotel Esagono (das ein Restaurant mit Strandzugang hat, das aber nicht so richtig einlädt, ausprobiert zu werden).

Auch der Strand – mittelvoll und gar nicht soooo schlecht – ist irgendwie auch nicht die erste Wahl. Die lärmende italienische Großfamilie, die es gerade mit seinem ganzen Geraffel überholt und zielsicher eine halbwegs freie Liegestelle auf dem schmalen Strandstreifen ansteuert, macht es nicht wirklich besser. Das Wolltier wollte (Wolle!!!) es doch gern etwas beschaulicher …

Ha! Der Ehrgeiz ist geweckt. Es findet jetzt DEN schwarzschafigen Strand.

Eigentlich nimmt ja weiter südlich die Touristendichte signifikant ab, und die Strände bei Capo Comino, Berchidda und Sos Alinos sind länger und weiter. Etwas wellig und windiger vielleicht – aber genauso traumbehaftet. Da findet sich eigentlich immer ein lauschiger Platz.

Noch toller wird’s noch weiter im Süden, im Supramonte, in der Ogliastra …

Und was macht das Tier? Fährt nach Norden.

La Cinta: cooles Brasilien – c’è, ma non oggi

Ein genialer Strand, unser befreundetes Kiteschaf kennt und mag ihn in der windigen Nebensaison – dann ist es hier wunderbar, man hat was zu sehen, wenn die Windhungrigen durch Wellen und Wasser pflügen. Die sind ja eh ein recht lockeres Völkchen.

La Cinta im Mai. Nebensaison rulez

La Cinta im Mai. Nebensaison rulez

Das Werbebild von La Cinta: weißer weitläufiger Sandstrand ohne Felsen, kristallklares Wasser, ein Hauch von Brasilien, dahinter der Stagno di San Teodoro mit seinen Flamingokolonien …

Erstmal sind nur die Rücklichter der Autos zu sehen. „Selbst schuld“, grummelt das Schaf in sich rein.  Auf dem Parkplatz im Stau stehen passiert einem in der Nebensaison ganz sicher nicht.

Ein Kleinbus verfährt sich in eine Sackgasse, legt den Rückwärtsgang ein, und blockiert alles. Die Hälfte der Fahrgäste steigt schonmal aus und bringt die Szene für ein paar Minuten nochmal so richtig durcheinander. Jemand will ausparken. Was für ein lustiges Schauspiel!

Als es weiter geht, fährt das Schaf im Kreis und sieht zufällig das Schild mit den Preisen: 2 Euro pro Stunde. Hmpf. Aber na gut. Muss wohl sein. Es will ja auch nachher wieder weg. Bloß wie das das strandurlaubende Volk macht – wenn man pro Tag nochmal 10 Euro Parkgebühren dazu rechnen muss, ist schleierhaft. Das geht ganz schön ins liebe Geld.

Aber – O Überraschung: Das Schaf zahlt nix! Weil dieser Parkplatz leider schon voll ist …

Brasilien also? Ja das ist da, aber nicht heute. C’è, ma non oggi.

La Cinta: Wasserqualität ist topp

La Cinta: Wasserqualität ist topp

Case Peschiera: kein Strand, aber eine Perle?

Die Laune soll das nicht trüben. Vielleicht ist es am nördlichen Ende von La Cinta besser. Das Schaf nimmt eine Stichstraße bei einem Schild „Case Peschiera“ („Häuser am Fischteich“), fährt eine schöne Schotterpiste und begegnet keinem Auto. Gutes Zeichen?

Fischrestaurant La Pischera: wird ausprobiert

Fischrestaurant La Pischera: wird ausprobiert

Jein. Als die Straße endet, ist man in einer kleinen Siedlung am See gelandet. Nix Strand, aber ein sehr hübsches Fischrestaurant „La Pischera – Ristorante Ittico“ (am späten Vormittag natürlich noch geschlossen) – aber die scheinen in der Lagune zu Fischen und es sieht nach einer kleinen Perle aus. (Das Schaf kam eines schönen Abends zurück und tatsächlich: ein wunderbarer Platz für optimale Fischküche!)

Hilft aber nicht weiter bei der Strandsuche – La Cinta ist durch besagten Stagno di San Teodoro von hier aus unerreichbar.

Wieder weiter.

Die Vielleicht-Perle weckt die Gedanken an das echte Sardinien, das aus der Nebensaison, das aus dem Landesinneren … wie schön es doch jetzt im Hinterland wäre … wie ruhig in den Bergdörfern … wie einsam in den schattigen Wäldern der Barbagia … wie still an den Lagunen und Stauseen …

Und wie wenige Menschen jetzt den Weg in den Südwesten auf sich nehmen … wie gut sich die Reisenden an der Westküste in Torre dei Corsari oder Piscinas und Scivu verteilten … wie sich an die Strände der Inseln Sant’Antioco und in den felsigen Buchten von San Pietro auch in der Hauptsaison kaum eine Sau verirrte … und wenn schon verrückt – wie gut man am Poetto in Cagliari feiern und dann abends in der warmen Stadt abtauchen könnte …

Brecher in Türkis: Sehnsucht nach Scivu ...

Brecher in Türkis: Sehnsucht nach Scivu …

Alles scheint mehr Qualität zu haben als die Gegend rund um San Teodoro. Aber die ganze Welt (inklusive des deutschsprachigen Reisevolkes), schwört drauf.

Vielleicht kommt ja noch DIE echt sardische Überraschung. Das Schaf glaubt zumindest für die Hauptsaison nicht dran.

Liegt aber natürlich auch am Viech selbst. Wenn man seit Jahren durch die Insel streift, das ganze Jahr hier ist und so sehr schätzt, wie die Insel „in Wirklichkeit“ und außerhalb der touristischen Hochphase tickt, und wenn man die grandiosen Alternativen im Hinterland schon erlebt hat  … Ja, dann wählt man eben nicht das touristische Städtchen, egal wie hübsch es gebaut ist. Und dann ist der Trubel eine enorme Herausforderung fürs Gemüt.

Den Urlauber stört das hingegen wenig: Er wirft sich ins Getümmel und hat es gar nicht anders erwartet. Ja, er scheint es gar nicht anders zu wollen. Im Urlaub ist Highlife und Konfetti. Speziell im Strandurlaub rechnet man damit, unter vielen zu sein.

Das bewahrheitet sich auch an den nächsten Stränden, die das Schaf vor, bei und nach Capo Coda Cavallo (sehr hübsche Ecke und wärmstens in der Randsaison empfohlen) ansteuert.

Cala Brandinchi: pay to stay

Sie ist ein einziger karibischer Traum. Erzählt man sich.

Sinnigerweise macht die Comune di San Teodoro in den Sommermonaten bereits weit vor der Cala Brandinchi die Schotterpiste dicht, stellt zwei Schranken auf und erbittet die bescheidene Kleinigkeit von 2,50 pro Stunde, bzw. 15 Euro pro Tag.

Puh … Cala Brandinchi

Nun ist das pecora wirklich kein übertriebener Sparfuchs, aber das geht doch irgendwie zu weit – wo man die Cala doch in ein paar Wochen schon wieder völlig frei anfahren und ohne die Menschenhorden haben kann.

Immerhin wurde noch ein riesengroßes Schild aufgestellt, auf dem die karibische Schönheit auch von außen zu bestaunen ist. Sehr schön, das Bild. Aber wetten, da liegen sie gerade genauso wie die Sardinien? Das obige Bild stammt aus dem September … eigentlich schon Nebensaison …

Besagtes Urlaubervolk stellt sich brav in die Kolonne und zückt die Geldbörsen. Das Schaf macht eine Kampfkurve und holt sein smartes Telefon raus.

Das Spiel geht weiter. Es sucht sich aus gleicher Vogelperspektive eine Alternative, am besten kleiner und versteckter. Wahllos Schildern nachfahren scheint ja nicht die beste Strategie (hmpfgrmpf, das funktioniert sonst auf Sardinien immer).

Da lockt ein kleiner Strand bei „Salina Bamba“. Das klingt lustig. Das ist nah. Da fährt es hin.

Und landet mitten in einem Villaggio Turistico und vor der nächsten Schranke. Gab’s die grad billig??? Strandzufahrt jedenfalls nur für Bewohner des Condominio. Grrrrrr …

Auto abstellen und runter gehen wär ja okay, man ist ja nicht huffaul. Leider ist das nicht möglich: Parkplätze ebenfalls nur für Hauseigentümer – die natürlich jetzt in der Hauptsaison auch alle da sind, sonst könnt‘ man ja einfach …

Cala Suaraccia: pittoresk und lebhaft

11 Uhr durch. Dem Schaf ist es zu dumm und zu warm. Es will jetzt ins Wasser. Der nächste Strand wird genommen – koste es was es wolle (Wolle!).

Cala Suaraccia und die Isola Tavolara

Cala Suaraccia und die Isola Tavolara

Und siehe da – kaum fügt es sich in sein Schicksal, findet man einen wilden Parkplatz, sicher auf einem Sandstreifen an der Straße. Das Schild zur „Cala Suaraccia – Le Farfalle“ kündet sogar von einer Bar. Okay, die ist nicht direkt am Strand, sondern in der Siedlung davor, aber egal. Für einen schnellen Zitronensaft zur Erfrischung reicht es.

Der Strand ist dann wirklich pittoresk: ein kleines Halbrund aus feinem Sand, ein paar Felsen ragen ins kristallklare Flachwasser, in dem Fischchen schwimmen, es ankern Boote in der Bucht, ein kleiner Steg liegt im Hintergrund, in der Ferne sieht man die Isola Tavolara …

Bereits am Eingang zur Cala so viele Schirme ...

Bereits am Eingang zur Cala so viele Schirme …

Na klar ist auch die so voller Schirme, Decken und Menschen, dass kaum ein weiteres Handtuch dazu passt. Oder man hat schon Halluzinationen.

Die Sachen irgendwo an den Strandrand geklemmt und sich der Wolle entledigt, watet das Schaf in das handwarme Wasser. Endlich … traumhaft … Dann nimmt es seine Preziosen und setzt sich auf einen der Felsen und guckt aufs Meer.

Das Gewühl im Rücken ist lebhaft und lustig. Eine Horde Teenies spielt Fußball – aus Platzmangel steht einer im Wasser, fünf versuchen von der Strandkante an ihm vorbei zu schießen. Ein Großvater versucht mit seiner Enkelin Fische zu fangen, aber die sind einfach zu flink.

Vier Mädchen machen Selfies – es dauert ewig bis sie eins haben, das ihnen allen gefällt und auf der jede von der besten Seite zu sehen ist. Ein Pärchen versucht mittelgroße Steine in möglichst schwieriger Position aufeinander zu stapeln. Klappt ganz gut, die Steinhäufchen überleben allerdings den Angriff des Fußballs, den drei kleine Jungs sich davor in einem 2 x 2 qm Areal zukicken, nicht. Happy Beachlife!

Wenn am Strand die Leute sind, geht man halt ins Wasser

Wenn am Strand die Leute sind, geht man halt ins Wasser

Das Schaf nimmt den kleinen Steg eine Bucht weiter ins Visier, will da hin, rutscht noch kurz auf den glitschigen Felsen unter Wasser aus und zieht dann um.

Niemand ist am Steg. Ein Schild verbietet ja auch „tuffarsi – pescare – sostare“ – ins Wasser springen, Fischen und Aufenthalt. Genau des Schafes Kragenweite! Zack, Handtuch hingeworfen, im Wasser (sehr steiniger Boden) abgekühlt, hingelegt und von beiden Seiten trocken gebrutzelt. Natürlich kommt niemand um irgendwen oder irgendwas zu kontrollieren.

Juhu, ein Verbotsschild!

Juhu, ein Verbotsschild!

Eine Stunde später sitzt es wieder im Auto – das zum Glück keinen Strafzettel gefangen hat (no risk, no fun).

Nächste Aufgabe: Ein Strand mit Beachbar, gern mit chilliger Musik, für einen kleinen Happen und ein Glas Vino oder einen Cocktail.

Die Fahrt entlang einer schmalen Teerstraße durch hügelige Landschaft ist schonmal genau nach Schafgeschmack. Das Schaf landet in …

Cala Ginepro: kleinst und feinst

Nein, eine Bar hat der nicht. Und das ist kein großer Strand. Im Gegenteil – ein sehr kleiner. Ein Steg reicht ins Meer, ein paar kleinere Bäume am felsigen Rand spenden Schatten, welch Wohltat!

Nur zwei Mädels sitzen da auf ihren Handtüchern, kichern und iphonen vor sich hin, grüßen freundlich. Es ist fetter Mittag, da sind die meisten eh weg zum „pranzo“ (Mittagessen) oder zur Siesta. Aber viele können hier nicht gewesen sein. Gut so! Nett hier!

Cala Ginepro - fast allein im August

Cala Ginepro – fast allein im August

Wer braucht denn „spiaggia attrezzata“ (das ist ein „ausgerüsteter“ Strand, hat also Bar, Bootsverleih, Bademeister, so Zeug), wenn er so unerwartet in der Hauptsaison wahre Exklusivität bekommt? Grandios!

Eine halbe Stunde Dösen im Sand … weiterfahren? Nein noch nicht … noch eine halbe Stunde später … na gut …

Cala Girgolu: nicht gucken!

Quasi der Vollständigkeit halber fährt das Schaf da vorbei, nur mal gucken, es hat ja jetzt Strand gehabt. Ein großer Parkplatz ist schon bei der Anfahrt sichtbar, etwa 500 Meter sind es von dort bis zum Strand zu laufen (in der Siedlung direkt am Wasser sind keine Parkplätze).

Da es ja nur kurz mal gucken will, stellt es den Wagen trotzdem beim Eingang zum Strand ab – und wird direkt angepatzt. Nix gucken. 8 Euro für den Tag oder wegfahren. Die Wahl fällt leicht.

Von der anderen Seite landet man erneut in einer Feriensiedlung. Aldia Bianca hat zwar keine Schranke (nanu!), aber einen Securitymann am Eingang. Das Schaf fährt wie selbstverständlich an ihm vorbei. Er schaut verdutzt hinterher.

Der Triumph der unbefugten Zufahrt ist dummerweise der einzige – denn es gibt vor lauter Villen mit hohen Mauern und abgezäunten Privatparkplätzen keine erkennbare Möglichkeit, das Auto abzustellen.

Schön sieht sie von oben aber aus, die Cala.

Cala Girgolu, unbefugt von oben betrachtet

Cala Girgolu, unbefugt von oben betrachtet

Ach Du, wir sehen uns noch. Im November oder so … Grinsend passiert das Schaf im Panda den Wachmann erneut.

Porto Taverna: hier dürfen sie nicht liegen!

Porto Taverna ist der Lieblingsstrände des schwarzen Schafs. Oft kommt es in der Nebensaison, wenn es mal wieder jemanden vom Flughafen in Olbia aufsammeln oder hinbringen muss, genau hier her.

Denn die Bucht bietet einen wunderbaren Blick auf die Isola Tavolara, wie sie friedlich wie ein Pyramide in der Wasserwüste ruht. Kleine Nebeninfo: Auch richtig schön ist der Blick von Porto San Paolo aus, wo auch die Schiffe zur Insel starten, oder von Porto Istana. Und von der gegenüberliegenden Seite des Golfs, Richtung Golfo Aranci, bei Pittulongu oder aus der Cala Banana oder, noch schöner aus der Cala Moresca, hinter Golfo Aranci am Capo Figari). Ach, eigentlich von überall.

Porto Taverna mit der Isola Tavolara - eigentlich ein Lieblingsplatz.

Porto Taverna mit der Isola Tavolara – eigentlich ein Lieblingsplatz

Egal. Wer es schafft, morgens bei Sonnenaufgang am Strand von Porto Taverna zu sein (das ist im Sommer meist so rund um 6 Uhr) findet ihn in den meisten Fällen menschenleer vor.

Spät abends, wenn die untergehende Sonne die Tavolara in diffuses Licht und pastellige Farben taucht, ist es einer der genialsten Plätze der Insel. Und in der Nebensaison natürlich. Ist ja klar.

Heute, an diesem Tag kurz vor Ferragosto, sind viele da. Wirklich. Viele. Im ersten Moment will das Schaf reflexartig wieder umdrehen, aber das Parkticket (ausnahmsweise erschwinglich, 1,50 Euro für die erste, 50 Cent für jede weitere Stunde) ist ja gezahlt. Die deutschen Wurzeln kann es heute scheinbar kaum verleugnen …

Jedenfalls sind da wo Autos sind, auch Menschen. Sagte es ja schon. Viele. Menschen. Aber so ist das eben in der Hauptsaison. Augen zu und durch.

Ach nee, Augen auf. Denn so leicht ist der Weg zum entspannten Am-Strand-Liegen gar nicht. Erstmal versperrt eine Horde teils schlafender, teils sich unterhaltender Strandverkäufer den Zugang. Rund um sie Stapel von Billigsouvenirs, Chinamüll, Bangladeshkleidern, Fake-Handtaschen, Sonnenbrillen.

Hat man das überwunden (keine Ahnung wie), ist auch das Ablegen ein einzelnen Handtuchs etwas für Puzzlefreunde. Nach rechts – no chance. Nach links – vielleicht. 50, 100, 200 Meter Schlangenlinien durch die Leute und eine wüste Welt aus Plastik: Der Strand scheint beliebt bei Familien zu sein. Spielzeug, Schwimmutensilien, Liegen, Schirme, Beachtennis, Förmchen und Eimer – das doch so naturverbundene pecora nera schüttelt sich.

So ein Schafhandtuch, das stört natürlich massiv ...

So ein Schafhandtuch, das stört natürlich massiv …

Als dann noch ein Strandverkäufer mit 50 Strohhüten auf dem Kopf, 20 Kleidern am linken Arm und 20 Hemden auf dem rechten, entgegenkommt, hat es fast verloren. Beherzt mit einem Sprung über ein alleingelassenes Handtuch ausgewichen … weiter.

Und da! Direkt an der Wasserkante leuchtet ein freies Stück Sand. Jetzt schnell sein, die nächsten kommen schon. Ha, gewonnen!

15 Minuten darf es im Wasser planschen und in der Sonne liegen.

Dann geschieht das Unfassbare.

Porto Taverna im August

Porto Taverna im August

Jemand stellt sich neben das Handtuch und raubt den Schatten. „Lei non può stare qua“ sagt eine Stimme. Das schwarze Schaf war grad ein wenig weggedämmert und blinzelt nach oben. Wie bitte??? Ich kann hier nicht bleiben??? Warum? – „Ma … perchè?“ – „Perchè qua è zona attrezzata“ sagt er und weist auf die Zone hinter mir.

Ja, da sind wohl Liegen (recht unordentlich hingestellt, aber sie sind da) und ja, da sind farblich passende Sonnenschirme. Also das Urlaubsgedeck für das der Italiener gern mal 15, 20 Euro am Tag zahlt und damit bitte auch freien Durchgang zum Wasser hätte. So halb seitlich-davor liegen – geht nicht.

Ist es eigentlich voll?

Ist es eigentlich voll?

Erkennen konnte man das an diesem urvollen Strand nur schwerlich. Zumal die Liegen-Bezahler selbst ihr Geraffel ausbreiten und kaum von den „Nichtzahlern“ zu unterscheiden sind.

Und mal ehrlich: Dieses fröhliche kleine blaue Schafhandtuch macht an dem übervollen Strand nicht den Hauch eines Unterschieds. Ob das nun da ist oder zwei Meter weiter oder in China platzt was.

„Dov’è segnalato?“ fragt das Schaf noch. Wenn’s hier verboten sei, dann könnt‘ man da ja mal ein Schild hinstellen, das würd‘ helfen (hach, auch sehr deutsch, immer ein Gebotsschild haben zu wollen…).

„Segnalo io“, sagt er nun pfiffig und zeigt auf sein T-Shirt, auf dem „Salvataggio“ steht. Aha. Er ist also quasi das Schild.

Die Diskussion, dass das ja eigentlich nur „Retter“ heißt, und wen er jetzt damit retten würde, wenn man sich umplatziere, hätte dem Schaf sehr viel Spaß gemacht.

Aber den Witz versteht er entweder nicht. Oder findet ihn nicht lustig. Er hat fertig, geht zur Dame mit kleinem Sohnemann neben mir – die sozusagen auch falsch parken – und erzählt ihr das Gleiche. Sie nickt, rupft ihr Handtuch aus dem Sand, wirft dem Kleinen ein T-Shirt über … wartet bis Mr. Rettung weg ist und legt sich wieder hin. Kluges Mädchen.

Das Schaf findet es hier jetzt nicht mehr schön. Und ist bockig. Es hat sich ausgelieblingsplatzt. Pah!

Die kuriose Reise ist noch nicht vorbei, auch wenn es schon kurz vor fünf Uhr ist. Es fehlen ja noch das Futter und der Wein und die anvisierte chillige Beachbar. Porto Taverna hätte sogar Bar / Ristorante gehabt (chillig sei mal dahingestellt), aber alle Terrassenplätze waren – was wohl – voll.

Und das Schaf wär nicht das Schaf, wenn es jetzt aufgeben würde. Es fährt nach …

Capo Ceraso: Tiki oder nicht Tiki, das ist hier die Frage

Felsige Bucht am Capo Ceraso

Felsige Bucht am Capo Ceraso

Da hatte es mal ein Schild gesehen mit der Aufschrift „Tiki Beach Bar“. Also quasi genau das gesuchte.

Erstmal geht die Fahrt (wieder) durch ein Resort und ein villaggio turistico. Für die tapferen Leser, die bis hier her gekommen sind, mal zur Erläuterung: Ein solches villaggio ist eine Siedlung aus Ferienhäusern und ungefähr von Juni bis September bewohnt, eher nur im Juli / August, ohne gewachsenen Ortskern und ohne Infrastruktur, bzw. vereinzelt gibt es einen im Sommer geöffneten und im Winter verrammelten Supermarkt. Nicht schlimm, aber eben auch nicht wirklich das echte Sardinien.

Zaun des Anstoßes

Zaun des Anstoßes

Schlimmer ist der anschließende kilometerlange hohe Maschendrahtzaun, entlang der ruppigen Schotterpiste zum Strand. Aufgestellt 2012 von einem Bauunternehmen aus der Familie Berlusconi (ja, der Berlusconi), erhitzte er lange Zeit die Gemüter – da an dessen Enden auch der Weg zum Strand versperrt war, bzw. heute in der exklusiven Siedlung an der Costa Turchese immer noch ist.

Schön ist das nicht, und Spaziergänge durch die Natur sind nicht möglich. Angeblich wolle man selbige „vor wilden Campern schützen“. Bei genauerer Betrachtung sperrt es das Land rings um ebenjene Ferienanlagen ab. Der Schutz gilt vermutlich mehr den Grundeigentümern als Flora und Fauna.

Die ortsansässigen Sarden fühlen sich vermutlich zu recht ausgegrenzt in ihrer eigenen Heimat. Blöd dass der Zaun den behördlichen Auflagen entspricht. Nix zu machen.

Wo ist die Tiki Bar ...

Wo ist die Tiki Bar …

Die Zufahrt zum Strand ist mittlerweile immerhin wieder geöffnet, und dort ist alles sehr beschaulich (liegt vielleicht auch an der langen Anfahrt).

Das Capo liegt am Ausgang des Golfo di Olbia. Drei kleine Buchten, eingerahmt von orange-beige leuchtenden Felsen: eine mit hellem Kieselsand ist im Vergleich mit den Stränden zuvor eher halbvoll; eine zweite flankiert von Wohnmobilen die auf dem Parkplatz dahinter stehen; die dritte sehr naturbelassen und steinig und dafür einsam – eine Gruppe junger Männer trinkt in aller Ruhe ihr Ichnusa.

Ach stimmt ja – Bar! Die Tiki Bar versteckt sich. Das Schaf findet sie nicht, obwohl es doch in alle Buchten geguckt hat? Blind? Oder ist die Bar weg? Fieser Grillgeruch gerät von den Wohnmobilen an die Schafnase …

Jetzt hat es genug von der Sucherei. Es weiß, wo ganz sicher eine Strandbar ist.

Lido del Sole: Mau, Wau – wer weiß das schon so genau

Das Schild „Mau Beach“ klingt schön und führt in die weite Bucht „Lido del Sole“, in deren Rücken die Salinen von Olbia liegen, besonders salzhaltige Feuchtgebiete. Auch das ein schwarzschafiger Lieblingsplatz bei Olbia.

Auch der angrenzende Strand „Le Saline“ ist mit entspannter Weite und vor allem: Bars für einen guten Sundowner und/oder abendliche Strandpartys gesegnet. Geparkt wird ganz easy an einem kleinen See, kostenlos, Platz ist da genug, und über ein paar Holzplanken gerät das Schaf in Nullkommanix ans Meer.

An der „Mau Beach“ sind kurioserweise Hunde erlaubt – angesichts des Namens hätte man ja eher Katzen erwartet … oder andersrum: Warum heißt es hier nicht Wau Beach? Egal. Sowohl am Hundestrand als auch an dem für die Zweibeiner ist Platz und Ruhe. Das mag an der späten Uhrzeit (18 Uhr) liegen, aber es sieht nicht so aus, als wäre das vor drei Stunden deutlich anders gewesen. Die Menschen verteilen sich hier ganz gut.

Strandbar, so wie sie sein soll

Strandbar, so wie sie sein soll

Am Strand ist Aufbruchstimmung, die ersten gehen nach Hause. Die Ladies an der Bar bereiten sich auf die Gäste am Abend vor, begrüßen den antizyklisch eintreffenden Gast aber sehr freundlich und fröhlich. Im Frühling und Herbst finden sich hier auch Kiter, SUPs und Windsurfer ein, eine kleine Kiteschule ist dann auch im Betrieb.

Das pecora nera ist zufrieden. Es bestellt sich etwas zwischen die Zähne und guckt aufs Meer, dessen Wellen sich leise schwappend von Osten nähern.

Und verspricht sich was: Wenn es in der nächsten Hauptsaison wieder auf die saudumme Idee kommen sollte, einen Strand an den Touri-Hotspots anzusteuern, dann lässt es ziemlich schnell das Auto stehen.

Und geht gezielt per Huf oder mit dem Fahrrad. Dann kommt man nämlich zur Not auch über Schranken.

Weitere Informationen:

 

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