Die Bastione di Saint Rémy in Cagliari ist nicht unbedingt der schwarzschafigste Platz in der ganzen Stadt. Aber einer, der Weitblick erlaubt und Fernweh schürt. Heute ein schöner und ruhiger Ort, an dem sich in Bars und unter Palmen trefflich chillen lässt. Und eine Dauerbaustelle.

Damals war es definitiv deutlich bewegender an der südlichen Ecke des Castello-Viertels.

Heute: Lounge Feeling
Heute: Lounge Feeling

Die Bastione di Saint Rémy wurde im späten neunzehnten Jahrhundert auf den alten Stadtmauern erbaut, die aus dem frühen vierzehnten Jahrhundert stammen. Sie beherbergte einst ein altes Dominikanerkloster. Errichtet im neoklassizistischen Stil mit korinthischen Säulen aus weißem Kalkstein von Fulgenzio Setti und Giuseppe Costa. Die Idee zu der Bastione Saint Rémy und die Konstruktion stammten vom Architekten Gaetano Cima, einem der größten der Insel, der in Turin und Rom studiert hatte, um seiner Heimat schließlich einige eindrucksvolle Bauwerke zu schenken: neben der Bastione auch die wunderschöne Villa Aymerich in Laconi, das Teatro Civico in Cagliari und den Dom von Ozieri.

Benannt ist dieses Bauwerk und Cagliaris größte Dachterrasse nach Felix Pallavicino Baron von Saint Remy, Eroberer von 1720.

Bastione di Saint Rémy am Abend
Bastione di Saint Rémy am Abend

Die blutige Geschichte des Ortes

Dann war da etwas … Jahrhunderte früher … Ein Mordkomplott wurde geschmiedet, in der einfachen Umgebung des Klosters.

Das Ziel des Attentats: Marchese di Camarassa, seit dem 24. Mai 1665 der Vizekönig von Sardinien. Am 21. Juli des Jahres fand sich Camarassa mit seiner Familie in Cagliari, eingeladen von der Marchesa di Villasor. Die Kutsche fährt hinauf zu ihrem Domizil.

Ein Schuss!

Der Vizekönig hatte kaum Zeit, die Madonna anzurufen. Als Hauptschuldiger wurde ein gewisser Marchese di Crea identifiziert – und enthauptet. Sein Kopf wurde am Torre dell’Elefante, dem Elefantentor, öffentlich ausgestellt.

Torre dell'Elefante
Torre dell’Elefante

Üble Geschichte.
Auch die Söhne des Conte di Villamar, Don Salvatore III und Don Silvestro Aymerich y Cervellon, waren in die Vendetta verstrickt. Die Familie wurde später rehabilitiert.
Und doch… Spanier. Wenige aristokratische spanische Familien beherrschten das sardische Volk. Kein rühmlicher Abschnitt der sardischen Geschichte. Aber das waren Besatzergeschichten ja eigentlich nie.

Um 1800 wurde das alte Dominikanerkloster von einem Feuer zerstört. Die Bastione di Saint Rémy wurde 100 Jahre später erbaut und 1901 eingeweiht.

Im zweiten Weltkrieg wurde sie 1943 zerbombt, aber gleich nach dem Krieg glücklich wieder aufgebaut.

Sie ist noch heute einer der Eingänge zum alten Stadtviertel Castello, ein Zentrum der Multikultur. Und ein Platz, auf dem die Kultur ihren Platz findet und die Cagliaritaner sich ausruhen.

Ein Ort, der jeden einlädt, zu verweilen. Und der doch – bis auf laue Sommernächte – oft ruhig und leer ist.

Wer das Blut an diesem alten Ort in Wallung bringen mag, finde sich zum Beispiel jährlich im Sommer in der Altstadt Cagliaris ein, wenn es heiß ist und bis spät in die Nacht auf den Straßen getanzt, gefeiert und gesungen wird. Oder versumpfe einfach in einer der chilligen Loungeecken und blicke über Lichter der schönen Stadt.

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