Das schwarze Schaf war vor kurzem in Indien. Um das Neue zu erfahren und die Schönheit des Landes zu entdecken, fand es zwei Wege vor: einen mit reichlich Kulturschock, Dreck, Lärm und einen anderen mit vollorganisiert-vollklimatisierten klassischen Touri-Programmen.
Schnell stellte das Schaf fest, wie wertvoll Sardinien für das individuelle Reisen ist und war glücklich, als es endlich wieder über die heimatlichen Wiesen streifen konnte.
Sardinien ist ein Land für Individualisten. Wenn du auf dem „kleinen Kontinent“, mit Leuten in Kontakt kommen und das Land intensiv kennenlernen willst, kannst du das genau auf die Weise tun, die dir liegt. Und fast jeder reist mit einer Mischung aus Zufriedenheit und Staunen wieder ab.
Sardinien heißt dich willkommen mit reiner, großartiger Natur, entspannten Orten und vielseitiger Kultur. Die Insel lässt dir Platz und Raum, deine Reise-Freiheit auszukosten. Ob ganz in Ruhe, als Sportler, als Aktivurlauber, als Familie, von Seeseite, auf den eigenen Füssen, zu Pferd, durch Städtereisen oder Landpartien… endlos die Liste.
Während Touristen eher als Konsumenten an einem Ort weilen, wollen Reisende raus und sind viel unterwegs. Oft entwickeln sie ein langjähriges Liebhabertum und kehren zu unserer geliebten Mittelmeerinsel zurück.
Hier sei gleich gesagt: Damit ist nicht das andere Extrem gemeint, das nach dem ersten Urlaub hierher auswandert, ohne die Sprache zu sprechen, das sich eine deutsche Enklave aufzubauen sucht und mit teutonischem Beschwerdetum und Regulierwahn das liebenswerte sardische Chaos stört. Oder – noch schlimmer – die Sarden und ihr Da-Sein ignoriert.
Wir richten uns also an all diejenigen, die die Insel, ihre Bewohner, ihre Natur, ihre Schönheiten und auch die Hässlichkeiten so nehmen, wie sie sind. Die mit ihrem Hiersein – ob kurz- oder langfristig – etwas bewahren oder wenn überhaupt, zum Besseren verändern wollen. Wobei nochmal dahin gestellt sei, ob das, was wir Deutschen für besser halten, auch gut für Sardinien ist. Aber das ist eine andere Geschichte.
Daher fangen wir klein an. Wir machen uns zu besseren Reisenden und freuen uns, wenn alle Schafe – ob schwarz oder weiß oder gefleckt – mitmachen!
Neu-Gierig sein.
Wir haben selbst Freunde, die jedes Jahr hierher kommen und trotzdem über die Grenzen der eigenen Region selten hinaus kommen. Auch die meisten Sarden verweilen in ihrer angestammten Provinz und manch einer kennt die Vielfalt der Insel kaum besser als ein Tourist, der häufiger herkommt.
Man weiß einfach: Hier ist es schön, hier kann ich mich entspannen und auftanken. Das ist richtig und tut gut. Auch das schwarze Schaf hat Momente, in denen es von der heimatlichen Wiese nicht weggehen mag.
Doch Geist und Körper freuen sich über neue Eindrücke, die sie verarbeiten können. Es tut dem Menschen gut, sich auch nur für einen Tag den Strand hinter sich zu lassen und einen Ausflug ins Hinterland zu machen.
Wir könnten dir tausend Plätze empfehlen! Und bei jedem Blick auf die Landkarte sehen wir noch mehr.
Offen zu sein für Neues ist für viele, gerade wenn sie die Landessprache Italienisch nicht sprechen, eine echte Herausforderung. Das wissen wir. Aber du wirst feststellen, dass sich die Sarden wahnsinnig bemühen, zu helfen und sich so freuen, wenn jemand Interesse zeigt.
Das heißt nicht, dass jeder die urige Barbagia, die Trachten und Tänze oder die schrägen polyphonen Gesänge gut finden oder auf den Strand verzichten muss. Fang einfach an, vielleicht mit unseren Schwarzschaf-Lieblingsplätzen.
Wir suchen Plätze und Angebote, die dem Reisegedanken entgegenkommen, die eben kein Massentourismus und kein künstliches Sardinien sind, sondern echt und authentisch. Bleibt dran, und nehmt das was das schwarze Schaf erlebt, als Anregung. Entwickelt eine Gier nach Neuem!
Entdecken heißt nicht nur, das Verdeck vom Cabrio aufzuklappen, sondern auch mal hinter die Steine des Nuraghen zu gucken. Sich einfach mal umdrehen, und vom Postkartenausblick auch die andere Seite erfassen.
Einfach morgens ins Auto steigen und irgendeine Straße langfahren. Als wir das zuletzt machten, entdeckten wir mitten im Niemandsland, in dem kleinen Dorf Siligo eine Sternwarte.
Oder, als wir durch ein Dorf in der Inselmitte ausstiegen, durch die Straßen streiften und plötzlich entdeckten, dass Belvì voller kleiner Kunstwerke steckt, die wir beim bloßen Durchfahren nie entdeckt hätten. Die helle Freude!
Oder nutzt die Chance, in die Hinterhöfe zu spähen – viele sehen beim Vorbeigehen oft nach nichts aus. So mancher enthält – vom selbstgeschnitzten Maske bis zum Pferd, das Heu knabbert, ganz erstaunliche Dinge.
Sich dann in Ardara in eine schrummelige, dunkle Bar an der Piazza wagen und sich über die erstaunten Gesichter freuen. Merken, wie die Sarden auftauen. Erst eine stumme Phase des intensiven Beäugens. Dann freundliche Worte. Manchmal dauert es zehn Minuten, manchmal wenige Sekunden. Probiert es aus!
Hier lebt ein Volk, das sich eindringlich wünscht, dass du seine Heimat kennenlernst. Das dich mit unaufdringlicher Freundlichkeit einlädt. Das eigentlich schade findet, wenn du wieder gehst, ohne sie kennengelernt zu haben. Das dich in Ruhe lässt, wenn du das möchtest.
Das dich aber willkommen heisst und dir mehr gibt, als dass es nimmt.
Da waren wir zum Beispiel zur Schafschur in der Barbagia. Erhielten einen tollen Eindruck vom Schäferdasein, sahen zu wie hundertzehn Schafe geschoren wurden und feierten gemeinsam ein schönes sonniges Fest auf dem Land. Bekamen vom Schäfer persönlich selbstgemachten Ricotta und Pecorino, dazu pane carasau, „pecora in capotto“ und über offenem Feuer gegrilltem Schaf, mit Wein und sardischem Bier. Wir lernten einen Haufen netter Menschen kennen und umarmten den Nuraghen neben der Schafwiese.
Wir zahlten dem Schäfer dreissig Euro pro Nase für einen ganzen Tag und bekamen dafür mehr als genug. Wer ins Restaurant geht, bekommt fürs gleiche Geld oft weniger. Und wenn nicht: dort hätten wir den Schäfer und seine Freunde nie kennengelernt.
Bei den meisten sardischen Gastgebern (und für Schafe!) ist der Euro in immaterielle Werte gut angelegt und zahlt sich aus.
Gelegenheiten dieser Art gibt es viele, geht sie suchen!
Eine schöne Vorstellung, wenn das Schaf all die Sardinien-Touristen zum Reisen auf der Insel verführen und sie zu Entdeckern machen könnte. Realistisch? Nun, wir fangen einfach mal an 🙂
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