Wir haben blind mit dem Finger auf die Landkarte getippt und sind am Punta di Senalonga gelandet, einem 1077 Meter hohen Gipfel.
Einfaches Gelände, sonniges Wetter
Die Trekkingtour an diesem sonnigen Samstagnachmittag führt uns also in die „Monti de Alà“, die Bergregion bei Alà dei Sardi.
Eine kurze Recherche ergab: optimal für eine zwei-/dreistündige Trekkingtour, zu sehen gibt es das Nuraghenheiligtum „Sos Nurattolos“. Wir witzeln noch. Sos Nurattolos, was soll das heißen? Nuraghenratten? Was erwartet uns?
Es ist auf keiner unserer Landkarten eingezeichnet, und auch kein Reiseführer kennt es. Die italienischen Seiten, die Google auswirft, geben aber etwas Orientierung.
Echt speziell also. Ein Nuraghenheiligtum wäre nicht unsere erste Wahl gewesen, aber es sieht nach einem guten Trek aus – zweihundert Höhenmeter Minimum weitab von der Zivilisation. Und wenn der Blindflug auf der Landkarte meint, das ist gut, dann geht’s eben dorthin.
Die Anreise von Olbia dauert ein Weilchen. Erst geht es nach Monti, dann die SS 389 entlang. Es dauert eine gute Stunde, bis wir in Alà dei Sardi sind kurz vor dem Ortsausgang einige Schilder nach rechts, eins davon weist nach „Sos Nurattolos“. Die Straße führt durch ein Wohngebiet, ein bisschen muss man nach Gefühl abbiegen.
Dann geht es hinaus aus dem Ort, etwa drei, vier Kilometer den Berg hinauf, zunächst in Richtung eines Windparks (wie war das noch mit „abseits der Zivilisation?“). Dort angekommen, wird der Weg schmaler und der Belag rumpeliger. Direkt unterhalb der Windräder an einer Weggabelung rechts abbiegen.
Die Straße schlängelt sich dann in ein Tal. Am Horizont erscheint der „Zielberg“. Nach mehreren Kilometern ist linker Hand ein Häuschen. Hier beginnt der Weg nach Nurattolos.
Tolle Felsformationen
Zunächst sehen wir uns die Umgebung an. Der Nuraghenkomplex ist auf Schildern erklärt. Gut so, denn wir hätten es ohne eine Beschreibung fast nicht gefunden.
Nurattolos ist nicht direkt hier, sondern oben auf dem Berg. Genauer gesagt sieht man zwei Berggipfel. Der rechte sieht höher aus, ist er aber nicht. Der Mensch ist zu klein, das alles zu erfassen.
Hinter dem Häuschen beginnt der Pfad – relativ klar und einfach. Aber erstmal aufwärts, mal auf Gras, mal direkt auf dem Fels, mal auf Schotter.
Wir kommen am ersten Berggipfel an – man sucht überall nach den Nuraghenresten, aber hier ist es noch nicht.
Statt weiter geradeaus zu gehen, lockt uns zunächst ein etwas breiterer Weg nach rechts, in Richtung eines halbmondförmigen Felsdurchganges. Sieht ein bisschen aus wie das Tor zu einer anderen Welt.
Wir schreiten hindurch, uns überholt eine Wolke und wirft sich an den Berg. Ganz schön bizarr, diese Felsen, und ganz schön unheimlich, so im Nebel. Schon ein bisschen weltfremd.
Tor zu einer anderen Welt?
Dann ist die Wolke durch – und der Ausblick ist klasse. Wir umrunden die Felsen, klettern hier und dort hinauf, bleiben oft stehen und gucken. Dann kehren wir um, um weiter aufzusteigen zum Punta di Senalonga.
Teilweise fließt Quellwasser oder Restfeuchte vom Berg über den Pfad. Jedenfalls braucht man wirklich gute Schuhe, um nicht auszurutschen. Ein aus Felsen angelegter Weg hinauf ist noch teilweise erkennbar, aber die Befestigung löst sich bereits. Seine rechte Seite ist weggeschwemmt, vermutlich von starken Regenfällen.
Aber die Richtung ist klar. Wir steigen weiter auf, und erreichen schließlich eine Art Pass. Linker Hand erkennen wir mehr durch Zufall (weil die Felsen irgendwie „geordnet“ aussehen), die „Fonte“, die eingefasste Quelle der Nuraghensiedlung. Wir sind da.
Blick von der Quelle Richtung Alà
Die Gegend um Alà dei Sardi gilt seit der Jungsteinzeit oder Kupferzeit als besiedelt. Sos Nurattolos wird auf zwischen 900 und 1.600 vor Christus datiert, und wurde erst vor vierzig Jahren entdeckt.
Vier Bestandteile gehören zum Komplex: eine heilige Quelle („Fonte“), dann kleine Gebäude („Capanne“) und ganz oben am Gipfel ein Tempel („Tempiettu“).
Hier oben, unterhalb des Gipfels eine religiöse Stätte zu errichten scheint uns mehr als passend. Bereits nach wenigen Minuten spüren wir die besondere Mystik, die von diesem Platz ausgeht.
Liegt auch daran, dass weitere Wolken aufziehen. Der Nebel rund um den Gipfel wird immer dichter. Die Sonne verschwindet immer wieder.
Wir gehen noch ein Stück auf die andere Bergseite, klettern ein wenig und verausgaben uns, bevor wir irgendwann den Rückweg antreten. Insgesamt sind wir gute zwei Stunden unterwegs.
Doch nicht, ohne noch die Spuren des schwarzen Schafs zu hinterlassen. Wir finden einen alten Metallpfahl, auf dem der pecora-nera-Aufkleber gut hält.
Das hier ist nämlich ein wirklich beeehsonderer Platz – auch wenn wir keine Nuraghenratten gesehen haben!
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