Cervo Sardo

Cervo Sardo: der sardische Hirsch

Als der sardische Hirsch zum ersten Mal auf das schwarze Schaf traf, war das eher eine zufällige Angelegenheit. Scheu und flink waren die wild lebenden und extrem gut getarnten Tiere in ihrer Umgebung kaum zu erkennen.

Hingerissen von diesem Erlebnis und den kleinen, feinen Tieren lockte uns nun ein Schild an der Strada Statale 125 im Supramonte di Urzulei, Höhe Ghenna Petta.

Zuflucht: Area faunistica Sa Portiscra

Uns erwartet ein Wildgehege, das ruhig und beschaulich einige Kilometer von der Landstraße entfernt in dem Tal liegt, das schließlich zur Cala Luna führt (Beschreibung der Wanderung weiter unten, am Ende des Artikels).

Seit einigen Jahren gibt es hier ein Projekt zur Wiederansiedelung des sardischen Hirschen. Früher war der „cervo sardo“ (auch: Tyrrhenischer Rothirsch, oder sardisch-korsischer Hirsch, cervus elaphus corsicanus, weitere sardische Namen: cherbu, cérbu, chelvu, chervu), einmal hier heimisch.

Durch intensive Jagd und Waldrodungen auf der ganzen Insel wurde der sardische Hirsch schließlich immer weiter dezimiert, so dass er fast ausstarb (siehe auch unseren Artikel „Auf den Spuren einer Rarität“ auf pecora-nera).

ein Teil der Herde von Sa Portiscra

Ein Teil der Herde von Sa Portiscra

Das erste Hirschpärchen, das vom Monte dei Sette Fratelli hier umgesiedelt und frei gelassen wurde, fand sich allerdings kaum zurecht. Zu stark die Umgewöhnung, zu anspruchsvoll der Supramonte, zu karg – im Vergleich zu den eher kuschligen und üppigen Wäldern im Südwesten. Kein Futter, kein Nachwuchs. Das Pärchen überlebte das Experiment schließlich nicht.

Also beschloss man, das Ganze etwas strukturierter anzugehen. Die Förster von Urzulei nahmen mehrere Tiere aus dem gleichen Park in ihre Obhut und lassen sie seit einigen Jahren in einem großen Wildgehege kontrolliert laufen. Sie erhalten täglich Futter, sind registriert, ihr Wohlbefinden wird kontrolliert und sie haben bei Sa Portiscra einen geschützten Rückzugsort.

Oasi Sa Portiscra

Oasi Sa Portiscra

Langsam aber sicher wird das Gebiet, in dem sie sich bewegen, erweitert und vielleicht schon im nächsten oder übernächsten Jahr ist die Herde stark genug, dass sie wild überleben kann.

Das Territorium wird er sich dann mit Wildschweinen, Adlern, Muflons, Füchsen, Schildkröten, Eidechsen und vielen anderen Tieren teilen. Und die Förster aus Urzulei werden immer ein Auge auf sie haben, damit der sardische Hirsch im Supramonte wieder heimisch wird.

Mehr Bilder von der kleinen Herde findet Ihr in unserem öffentlichen Fotoalbum auf facebook:

https://www.facebook.com/media/set/?set=a.667168796655607.1073741832.122846787754480

Anspruchsvolle Wanderung: „Sa Portiscra – Cala Luna“

Ein großartiges (Zwei-) Tagesprogramm für alle, die viel Bewegung, Tiere, Kultur, Natur sowie die Kombination aus Berg und Meer mögen.

B181 Karte (Quelle: sardegnaforeste.it)

B181 Karte (Quelle: sardegnaforeste.it)

Den Weg B181 erreicht Ihr ganz einfach an der SS 125 von Dorgali Richtung Baunei. Hier gibt es bei km 187 auf der linken Seite eine Einfahrt und einen Parkplatz, um das Auto abzustellen. Die Wanderung ist durchaus anspruchsvoll: Der Weg hat eine Länge von insgesamt 22 km, die einfache Dauer wird mit 8 Stunden angegeben, der Höhenunterschied sind 1.050 Meter.

Allerdings kann man den Trek leicht in zwei Teile gliedern. An der SS 125 führen zwei Wegweiser in unterschiedliche Richtungen: Der linke Weg, Teilstück 1 dauert ca. 2 Stunden und führt zur Area faunistica und zum Villaggio Nuragico; Teilstück 2 rechts führt hinunter zum Riu Codula e‘ Luna und entlang des Flussbetts schließlich bis zur Cala Luna (Dauer etwa 6 Stunden).

  • Wir empfehlen zwei Tagestouren daraus zu machen und zunächst die Hirschen zu besuchen.
  • Am nächsten Tag kann dann (nach einer Nacht im B&B die Cala Luna in Angriff genommen werden).
  • Wer alles am Stück gehen möchte, der kann zwischen Frühjahr und Herbst an der Cala Luna übernachten.
  • Im Sommer ist der Weg auch deshalb schön, weil er häufig durch bewaldetes Gebiet führt und man eigentlich immer irgendwo Schatten findet.
Blick zur SS125 und Gola Gorroppu

Blick zur SS125 und Gola Gorroppu

Wir sind an diesem Tag das Teilstück 1 (linker Weg) zur Area Faunistica gegangen:

  • Die Straße ist zunächst geteert und führt bergauf über einen kleinen Pass zwischen Punta Scala Manna und Punta Salavarrò an die andere Bergflanke. Von hier aus gibt es einen grandiosen Blick hinunter zur Landstraße und in der Ferne sieht man den Eingang der Gola Su Gorroppu.  Nach dem Pass wird der Weg irgendwann zur Schotterstaße. Der Blick über das bewaldete Tal bis an den nächsten Grat ist wunderbar.
  • Der Weg schlängelt sich am Berg entlang und wer immer darauf bleibt, wird das Ziel nicht verfehlen. Der Weg endet direkt vor dem Wildgehege, an dem Platz, wo die sardischen Hirsche gefüttert werden.
  • Weiter geht es zu der sehr gut erhaltenen Nuraghensiedlung „Or e Murales“ mit über 100 Gebäuden und „Capanne“, den Schützhütten der Hirten. An der Strecke ist ein toller Aussichtspunkt bis zum Meer. Geht man den Weg weiter, führt er schließlich zurück zu den Hirschen.
  • Einige schattige Plätze sind optimal für ein kleines Picknick vor dem Rückweg zum Auto. Unbedingt Eigenen Proviant mitnehmen. Nichts ist schlimmer, als anderen beim Essen zuzusehen …

Eine Beschreibung des gesamten Weges B181 findet Ihr in italienischer Sprache auf sardegnaforeste.it (inkl. Übersichtskarte).

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