Ein echtes kleines Schmuckstück ist San Salvatore di Sinis, ein »goiello«. Kurz hinter Cabras liegt das verschlafene Nest.
Das unscheinbare, verwitterte Straßenschild und die erste schlichte Häuserzeile lassen kaum vermuten, dass sich hier Kultur vom Feinsten und gleich mehrere spannende Geschichten um diesen Ort ranken. Und das, obwohl es im ganzen Jahr quasi komplett unbewohnt ist.
In San Salvatore und in Cabras wird eine ganz besondere Tradition gepflegt: die Corsa degli Scalzi / der Barfußlauf.
San Salvatore di Sinis ist quasi nur dann, einmal im Jahr, richtig belebt. Das Event und die damit verbundenen Rituale und Traditionen sind wirklich noch authentisch und sehr sehenswert.
Barfuß rennen die Is Curridoris, männliche Einwohner von Cabras, von der dominanten Kirche ihres Ortes bis in den etwa sechs Kilometer entfernten Ort. Sie tragen dabei eine Fahne und die Statue des Heiligen Salvatore in das gleichnamige Dorf.
Die staubige Szenerie in San Salvatore und auf dem Weg dorthin erinnert ein bisschen an den Wilden Westen. Fehlen bloß Cowboys und Indianer. Die waren aber auch mal da:
Denn San Salvatore war zur Zeit der Spaghetti-Western ein beliebter Drehort, auch für einzelne Szenen, da das Dorf mit seinen Häusern und seinem großen Platz auch mitten in Mexiko oder dem alten Texas liegen könnte.
Ein Film wurde ausschließlich in San Salvatore gedreht: Er trägt den klangvollen Namen Strumpfband-Colt / Giarretteria Colt. Zu internationaler Berühmtheit hat es der Streifen nie gebracht, auch in Italien rangierte er eher unter ferner liefen.
Aber für ein paar Wochen war Alarm in dem kleinen Dorf, mit Filmteam, Komparsen und vielen Einheimischen, die sich auch heute noch gern daran erinnern.
Das Highlight in San Salvatore liegt allerdings verborgen.
Unter der kleinen Kirche, die so heißt wie das Dorf, San Salvatore, liegt ein römischer Tempel; erbaut für Kulte um Mars und Venus.
Das Ipogeo – was einen unterirdisch liegenden Ort bezeichnet – wurde wie die Kirche genau an einer heiligen Stätte aus der Nuraghenzeit errichtet. Hier fand man Wasser und seit jeher wohnt dem Ort etwas Besonderes inne.
Die Wandmalerein bzw. Zeichnungen erinnern ein bisschen an eilige Skizzen. Und vermutlich ist es auch so, dass Gläubige sich hier verewigt haben.
„Ich mag deswegen auch moderne Murals“, sagt der Custode, ein Mann der Kirche, der auch Hausmeister des Tempels ist. „In tausend Jahren ist das Kultur. Alles entwickelt sich. Aber trag dich gern ins Gästebuch ein, und nicht auf die Kirchnwand.“ Humor hat der Gute.
Und du … Falls du im September gerade auf der Insel bist, plane einen Ausflug ein. Der aktuelle Termin für die Corsa degli Scalzi: 2./3. September 2017, Infos zur in italienischer Sprache auf www.corsadegliscalzi.it / Programm als JPG. Unser Tipp für eine tolle Unterkunft: Wir haben wunderbar gewohnt, geschlafen, gefrühstückt – kurz, uns zuhause gefühlt – in der Residence Sa Pintadera, am südlichen Ortseingang von Cabras: www.sapintadera.it
Mehr Ideen für die Sinis-Halbinsel findest du hier oder in unserem schwarzschafigen Sardinien-Buch.
Und vielleicht bekommst du ja direkt am Ort – wie wir – frisch gefangene und gegrillte Muggine zum Sensationspreis von 5 Euro einzeln oder 10 bzw. 15 Talern als
Menü, in einem Hinterhof mit vielen netten Leuten angeboten!
Denn auch das ist das echte Sardinien – nicht die schick vom Kellner filetierte Dorade für 28 Euro in einem Restaurant, in dem die Rechnung am Ende knapp 100 Euro ausmachte. Auch mal schön, aber eben nicht die ganze Wahrheit über Sardinien.
Es gibt sie noch die wahren Perlen auf Sardinien. San Salvatore di Sinis ist mit Sicherheit eine davon.
Design by ThemeShift.