Es ist für jemanden wie mich, der selbst reist und daraus Geschichten und Bücher fabriziert, immer toll, neue Reiseführer in der Hand zu halten. Und jetzt freut es mich für Sardinien um so mehr.

»Es gibt bessere Zeiten als jetzt, um Reiseführer zu launchen …« sagt der Autor Timo Lutz über seinen neuen MERIAN-Reiseführer Sardinien von Travel House Media (Gräfe und Unzer Verlag). Lieber Timo, liebes Verlagsteam: Vielleicht ist es auch genau der richtige Moment. Wir haben zwar (noch) keine Planungssicherheit für den nächsten Urlaub, aber er kommt bestimmt – und ein Buch hilft uns beim Träumen und Vorfreuen!

Der neue MERIAN-Reiseführer Sardinien ist für mich ein gutes Buch zum genau richtigen Zeitpunkt.

Und das schau ich mir jetzt mal genauer an.

Der Autor

Ein guter Reiseführer steht und fällt mit dem Autoren, und wenn jemand wie Timo Lutz seit vielen Jahren auf der Insel lebt und reist, darf man entsprechende Qualität des Inhaltes erwarten. Er versteht die Insel, weiß wie der Hase läuft.

Und ich weiß und ahne, dass er die Lücken – die so ein Buch naturgemäß bei 224 Seiten und einer so irre großen Insel gezwungenermaßen lassen muss – persönlich bzw. zusammen mit seinem Hund Elsa längst geschlossen hat. Insofern war ich ehrlich gespannt, wie er versucht, uns das „echte“ Sardinien zu zeigen.

Dass er sich quasi überall auskennt, ist speziell für Erstreisende wichtig: Der Reiseführer führt sie schnell und verständlich an die Insel heran und gibt ein paar echt gute Tipps. Speziell die erwähnten Gastgeber kann ich fast komplett mit Daumen hoch versehen. Ein Hotel hab ich mir selbst notiert, um dort bei nächster Gelegenheit einzukehren 🙂

Die „Merkzettel“ des schwarzen Schafs 🙂

Ein Reiseführer in »Häppchen«

Der Leser bekommt die Insel in leicht verdaulichen Häppchen serviert. Mediterran, möchte man fast meinen.

Am Anfang wird der Leser in vielen kleinen Artikeln durch Themen wie Archäologie, Kunst und Kultur geführt, quasi zum Aufschnappen und Mitnehmen. Er bekommt ein Gefühl für die Insel, kommt bei den Vertiefungen wie über die Strafkolonien der Insel oder zum Hirtentum und Pecorino ins Lesen, ist dann aber auch relativ schnell „durch“ und fühlt sich gut informiert.

Die Themenauswahl vermittelt mir insgesamt den Eindruck, dass Sardinien ein vielseitiges Land ist, und eben nicht bloß seine Strände. Mir als schwarzem Schaf natürlich extrem wichtig: Die Themen, die der Autor in den einzelnen Landstrichen behandelt, sind ziemlich nah am echten Sardinien.

Folge ich den Tipps und Empfehlungen, dann habe ich jedenfalls ähnlich viel von der Landeskultur gesehen, wie von der Küste und den Stränden. Gefällt mir.

In kleinen „Häppchen“ trotzdem gut informieren. Das schafft auch nicht jeder Autor.

Rundreise durch Sardinien

Man muss mich zum Rundreisen auf Sardinien zwar nicht extra motivieren, aber dieses Buch tut es. Reisen geht grad nicht, ich weiß. Aber sobald möglich, macht das schwarze Schaf sich wieder auf die Socken.

Die geografische Ordnung des Inhaltes teilt die Insel in vier Regionen: Norden, Süden, Osten, Westen. Also ausgehend von den Küsten, wo die meisten Leute urlauben und starten. Das suggeriert auch ein bisschen, dass man sich vielleicht auf einen Teil der Insel beschränken und den ausgiebig erkunden könnte. Was kein schlechter Tipp für Sardinien ist.

Und am Ende des Buches gibt es ja noch die Ausflüge, mit denen man punktuell nochmal eine andere Region erleben kann.

Das erste Kapitel beginnt wie in fast jeder andere Sardinien-Reiseführer mit … na? Genau: »Costa Smeralda und der Norden«. Die Vorzeige-Region bekommt den posto in prima fila / den Platz in der ersten Reihe. – Seufz. Doppelseufz. – Ich hätte mir gewünscht, dass das Buch das übliche Bild von Sardinien auch durch eine andere Ordnung aufzulösen versuchte. Aber ich verstehe den „zielgruppenorientierten“ Hintergedanken, der das Gros der deutschen Urlauber an den Küsten des Nordosten verortet. Wobei ich wetten mag, dass es mitterweile ähnlich viele Individualurlauber und Rundreisende gibt, die eben nicht da sind. Aber, okay.

Die Inselmitte (die ja bekanntlich das „echte“ Sardinien ist) wird der Einfachheit halber an den Osten gehängt, im Kapitel „Osten und Inselmitte“.

Auch der Ansatz ist erstmal richtig, denn die Ostküste ist auch für mich die perfekte „Einsteigerregion“: Hier kannst du Meer und Berg, Strand und Hinterland prima in Einklang bringen. Es ist landschaftlich eine der spannendsten Regionen und jeder Ausflug ins Hinterland beschenkt dich mit neuen Eindrücken vom echten Sardinien.

Allerdings finde ich es geografisch schwierig: Man kombiniert anspruchsvolle Landstriche, wie die beiden riesigen Gebirge Gennargentu und Supramonte, die echt Zeit fressen, und um die Küste von Posada bis Tertenia entlang zu fahren, braucht man locker drei Stunden und fährt viele Serpentinen. Von Barisardo nach Orgosolo oder gar Bitti zu kommen, geht vielleicht auch nicht so fix, wie es die leichte Aufmachung des Buches suggerieren könnte …

Aber auch das ist irgendwie das echte Sardinien: Es sieht auf der Landkarte alles leicht aus, ist aber deutlich tiefgründiger und komplizierter als man denkt.

Die Insel ist wie sie ist. Und auch wenn man der Inselmitte ein eigenes Kapitel schenkte – was sie ohne Zweifel verdient hätte – wäre es in der Praxis nicht einfacher.

Und es gilt für alle Kapitel. Zu Recht ist eine der Top-Empfehlungen der idyllische Monte Pinu bei Olbia. Dass mir demnächst auf einem meiner liebsten Spazierwege nun ein paar mehr Deutsche begegnen werden, befürchte ich nicht. Denn zum Glück ist der kleine Berg nicht ausgeschildert und die Straßensperre mitsamt Erdrutsch nach der Überschwemmung 2013 ist auch immer noch da.

Sardische Wirklichkeit halt. Auf die ist Verlass, Reiseführer hin oder her 🙂

Und auch diese Widersprüche zu erleben, darin liegt ja eine ganz eigene Faszination Sardiniens, und dafür kann ein Buch grad mal gar nichts.

Lust aufs Reisen

Ich liebe das Titelbild: Sardiniens rauhe Landschaft, die ganze Schönheit der Insel in einer Kombi aus Fels und Meer, die Farben ein bisschen surreal. Ich weiß es nicht, aber würde schwören, dass es ohne Filter aufgenommen ist. Denn es gibt genau solche intensiven Farbmomente, die dich staunend da stehen lassen.

Der weiße Grund und die schlichte Titelgestaltung geben dem Foto nochmal Raum zum Wirken, Kompliment an den Typografen.

Schönes Buch, und danke auch für die Karte – so eine kleine brauchte ich zufällig gerade 😉

Das Buch schürt die Vorfreude auf Sardinien. Jetzt müssen bloß noch die Grenzen wieder öffnen, damit wir wieder mit Leichtigkeit und einem schönen neuen Reiseführer durch die Insel reisen können 🙂

Empfehlung und Werbung

Also, auch wenn ich selbst an meinem zweiten Sardinien-Reiseführer schreibe, gibt es von mir eine Empfehlung für den MERIAN-Reiseführer Sardinien. Auf der Insel ist Platz für uns alle 🙂

Wer also nicht warten mag, bis ich endlich mit meinem Buch fertig bin (ich hab ja keinen Verlag, mache wirklich von A-Z alles selbst, und das ist echt eine organisatorische und finanzielle Herausforderung) der kann mit diesem Reiseführer ja schonmal anfangen, sich vorzufreuen.

Ich glaub, es ist auch eine gute Ergänzung – und der Trend geht ja eh zum Zweitbuch 😉

Ach so: Der Schwarzschaf-Blog ist auf Seite 210 des Reiseführers erwähnt. Ich versichere, bei dieser Rezension trotzdem objektiv und sachlich vorgegangen zu sein – wobei ich natürlich auch ein bisschen gebauchpinselt bin. Darum wird diese Rezension ordnungs- und gesetzesgemäß als Werbung gekennzeichnet – die aber wie alles hier beim Schaf aus Überzeugung veröffentlicht wird.

Und weil wir schon dabei sind, habe ich noch ein paar weitere Bücher von MERIAN verlinkt – auch weil wir vielleicht erstmal in Deutschland bleiben müssen oder sich die Reisepläne des ein oder anderen doch geändert haben.

Die Reiseführer-Reihe von Merian wird aktuell neu aufgelegt und gestaltet und folgt konzeptionell der Reihe Merian Momente. Aus der neuen Reihe sind bereits folgende Bücher erschienen:

HamburgBerlinMünchenWienSardinienVenedigRomToskanaGolf von NeapelCornwallKretaStockholm

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