Cagliari wollte 2019 ja eigentlich europäische Kulturhauptstadt (Capitale Europea della Cultura) werden. Gewählt wurde eine andere italienische Stadt*, aber als Finalist lässt sich unsere großartige Inselhauptstadt nicht lumpen – und macht mit seinem Kunst- und Kulturprogramm einfach weiter.
Im Projekt „Italia 2019“ sollen und wollen die 20 Kandidatenstädte Italiens zusammen arbeiten und das ganze Land zu einer großen Plattform und Gastgeber für Kulturinteressierte Reisende machen.
Für Sardinien eine großartige Gelegenheit, sich einem breiteren, kunst- und kulturaffinen Publikum zu öffnen und vor allem: bekannt zu machen. Nein, nicht alles ist Schaf und Mamuthone, nicht alles ist Strand und VIP.
Die Kandidatenstadt Cagliari kann dabei auf ihre Einwohner und die Unterstützung der ganzen Insel zählen. Gut für die Kulturszene – und gut für alle, die sich in den nächsten Jahren in der Stadt und auf Sardinien aufhalten.
Cagliari bringt neue, zeitgemäße Qualitäten mit: Die Stadt ist quirlig, lebhaft und weltoffen, die Szene ist jung und wachsend, die Künstler sind aufgeschlossen und der Nachwuchs experimentierfreudig.
Nicht nur klassische und moderne Kunst entwickelt sich. Viele Künstler nutzen technische und unorthodoxe Hilfsmittel, Multimedia-Installationen und Apps ergänzen die klassischen Ausdrucksformen, wie Bild, Theater und Skulptur.
Auch die Streetart-Szene wächst und gedeiht. So manche Werke an den maroden Wänden der Stadthäuser sind längst nicht mehr als Verschandelung sondern schlicht als grandiose Kunstwerke zu bezeichnen. Und mal ehrlich: die Murales in Orgosolo sind nichts anderes, und damit echte Vorbilder für die Kreativen der Stadt.
Da muss sich Nuoro, das sich seit ewig als kulturelles Zentrum der Insel verstand, warm anziehen. Denn die Inselhauptstadt schickt sich an, ihr diesen Rang mehr als streitig zu machen – wenn sie das nicht schon längst geschafft hat.
Die Kunst- und Kulturprojekte, die in der Stadt für 2019 begonnen wurden, leben – zum Glück! – weiter. Sie sind so vielfältig, wie Cagliari, seine Quartiere, seine Umgebung, seine Einwohner – ja wie die ganze Insel selbst.
Nehmen wir ein Beispiel heraus. Eine bemerkenswerte Multimedia-Kunstinstallation „La Stanza“ (it.: das Zimmer) war im Mercato Comunale in der Via Quirra zu sehen sein.
Die Ausstellung trug Erinnerungen und Visionen zweier Stadtteile von Cagliari, „Is Mirrionis“ und „San Michele“ zusammen: Mit viel Bedacht und Aufmerksamkeit sammelte man in dem Projekt „eureca!“ seit dem letzten März Erzählungen aus der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. 60 Bürger und Künstler haben in diesem Langzeit-Workshop mitgearbeitet, und unter der Regie von Samuele Pellecchia ermöglichten Jonathan Zenti und Arianna Cocchi den Zuschauern diese Reise durch diese Quartiere – und die Zeit. Sie zeigt die Vitalität, Schönheit und viele Emotionen und schließt ein sehr schönes Kulturprojekt, unterstützt vom Museo Civico Cagliari, ab.
Wer jetzt direkt fragt: „Warum machen die so was nicht im Sommer?“, bekommt die Gegenfrage: „Machen sie – der Sommer ist voll von Events. Aber warum kommst Du nicht auch im Winter?“
Keine Sorge, auch in den Hauptreisezeiten wird Cagliari vollgestopft mit Kunst und Kultur sein. Doch in der Nebensaison ist die Konkurrenz mit anderen, vielleicht attraktiver wirkenden Events, deutlich geringer und die Chance auf Besucher (die Einheimischen) deutlich höher.
Einen guten Überblick geben diese Seiten:
Es gibt also wie immer viele gute Gründe, das angestammte Feriendomizil zu verlassen. Wir meinen ja sowieso, ein Wochenende in Cagliari gehört zu jedem Sardinien-Besuch dazu.
Dafür haben wir auch gleich zwei schwarzschafige Tipps für Euch:
Außerdem werden wir auf unserer schwarzschafigen facebook-Seite sicher die ein oder andere Perle, die wir finden, zeigen.
* Europäische Kulturhauptstadt 2019 ist übrigens die schöne kleine Stadt Matera in der Basilicata, ganz bestimmt verdient und sicher auch eine Reise wert: www.matera-basilicata2019.it
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ges
27. November 2014 at 12:40Immer wieder ein Erlebnis den Schilderungen des „Schwarzen Schafes“ zu folgen. Vielleicht läuft man sich ja einmal in Sardinien über den Weg.