Die Isola di Figarolo könnte dem ein oder anderen bei der An- oder Abreise nach Sardinien aufgefallen sein: ein kleiner, 139 Meter hoher, pyramidenförmiger Tafelberg am nordöstlichen Ende des Golfo di Olbia.
Isola di Figarolo
Das Capo Figari hinter Golfo Aranci ist der Punkt, von dem man die kleine Insel von Land aus am besten sehen kann. Denn die Anreise auf das Eiland ist nicht ganz einfach: Figarolo ist nur über das Meer zu erreichen, per Boot – oder schwimmend, vielleicht als Stand-up-Paddler.
Da hier mit Wellengang und einigen Fischerbooten zu rechnen ist, brauchen die sportlichen einen sehr ruhigen Tag mit stiller See.
Wer denkt, hier kann man schön wandern, ist schief gewickelt. Undurchdringliches Buschwerk, Macchia, Mirto und Mastix machen das vermeintliche Vergnügen zu einer stachligen Angelegenheit.
Wer sich hier aber unheimlich wohl fühlt, ist eine kleine wieder angesiedelte Herde Mufflons (auch auf dem Capo Figari – auf der man auch schön laufen oder biken kann – kann man den Tieren begegnen).
Die wilden Schafe fühlen sich an den steilen Hängen sehr wohl und zwischen Macchia, Feigenbäumen und uralten Olivenbäumen lebt es sich für sie ganz hervorragend.
In den dreißiger Jahren soll ein Schäfer seine Schafe zur Transumanza (der saisonale Weidewechsel) auf die Insel gebracht haben. Um zu vermeiden, dass sich die Tiere mit den zu jener Zeit etwa zwanzig wilden Schafen kreuzen, brachte er seinerseits nur männliche und wenige, ganz junge weibliche Tiere nach Figarolo.
Ganz viel Glück gehabt: Mufflons auf Figarolo
Der Plan ging trotzdem nicht auf – und nach einiger Zeit konnte man Mufflons mit merkwürdigen weißen Flecken im Fell, vor allem auf dem Kopf, sehen. Man nennt sie bis heute „mufloni dalla testa bianca“, die Mufflons mit weißem Kopf. Das ein oder andere Exemplar kommt heute noch zur Welt, das „originale“ Mufflon ist allerdings wieder vorherrschend und es dürfen keine Hausschafe mehr auf die Insel gebracht werden.
Das hat auch Versorgungsgründe: die Insel ist klein und kann nur eine bestimmte Menge Bewohner ernähren. So ein Mufflon fährt ja nicht mal eben nach Golfo Aranci, um Vorräte einzukaufen. Wohnen also zu viele Tiere auf ihr, oder werden zusätzliche gefräßige Artverwandte eingeschleppt, schlägt die Natur gnadenlos zu: 2006 drohte die gesamte Population Mufflons zu verhungern.
Zuvor war die Insel übrigens nur von einem einzigen Säugetier bewohnt: von Mäusen. Diese bis heute hier heimischen Tiere ziehen den Wanderfalken (it.: falco pellegrino) und den Mäusebussard (it.: poiane) an. Außerdem nisten hier Seemöwen und Sturmtaucher.
Nur über das Meer zu erreichen
Das Wasser rund um die Insel ist unheimlich klar und türkisblau, und der einzige Strand ein kleiner einsamer Traum. Die Unterwasserwelt ist unberührt und lebt in aller Ruhe vor sich hin – Capo und Insel sind dank ihrer schroffen Küste weitgehend ungestört.
Wie so oft ist das Paradies Sardinien an den kleinen und versteckten Stellen am schönsten.
Falls Ihr Interesse habt, Figarolo näher kennenzulernen, findet Ihr auf www.centroimmersionifigarolo.it (in ital. Sprache) ortskundige Guides, die Euch die Insel und das Capo Figari gern näher bringen – auch besonders gern seine Unterwasserwelt.
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