Wasser, Stein und Zeit – diese drei Elemente braucht eine Grotte, um zu wachsen. Die Grotte Su Mannau in Fluminimaggiore ist eine der schönsten und größten Grotten in ganz Sardinien – und mit ihren permanent 16 Grad eines der angenehmen Ausflugsziele auf der Insel speziell im Sommer.
Su Mannau ist immer noch dabei, sich zu entwickeln. Während andere Grotten bereits fossil werden und sich wegen der klimatischen Veränderungen in einer Art Stillstand befinden (so zum Beispiel die Grotte Ispinigoli bei Dorgali), ist Su Mannau herrlich aktiv.
Vor allem Dank eines unterirdischen Flusses, der durch die Höhlen aus Kalkgestein fließt und immer frisches Wasser bringt. Genauer gesagt, von zweien, dem Placido und dem Rapido. Sie geben der Grotte ihre ganz besondere, lebendige Atmosphäre, graben sich auf fast neun Kilometern durch den Kalkstein und fließen dann oberirdisch in den Rio Mannu, der durch den nahe gelegenen Ort Fluminimaggiore fließt.
Was die Zeit betrifft, die dritte Zutat für eine Tropfsteinhöhle, reden wir von Dimensionen, die für unsereins kaum zu begreifen sind. Ein Stalagmit (der vom Boden emporragt) wächst etwa einen Millimeter in 100 Jahren, ein Stalagtit (der von der Decke hängt), etwa einen Zentimeter.
Stalagtiten in der Grotte Su Mannau
Das Wasser bahnt sich seinen Weg in ganz feinen Kapillargefäßen durch das Gestein und Calcit lagert sich in mikroskopisch kleinen Teilchen am Ende ab. Daher ist auch das Berühren der Stalagtiten nicht gut, auch wenn es manchen reizt, den Wassertropfen mit dem Finger aufzunehmen oder die Oberfläche zu fühlen: Durch die grobe Berührung der menschlichen Hand mit ihren Verunreinigungen (Dreck, Hautschuppen, Schweiß) verstopft der Kanal und das Wachstum kommt an dieser Stelle zum Stillstand.
Der Rundgang durch Su Mannau beginnt im archäologischen Teil. Dieser vordere Saal am Eingang der Grotte wurde schon von antiken Völkern genutzt, da er der am einfachsten zugängliche Teil war.
Einer der höheren Säle der Grotte
Ob von Hirten zu nuraghischen Zeiten als Schutzraum oder später für religiöse Kulte bis in die Römerzeit: Fundstücke aus Ton, die auf den Felsen ausgestellt und erklärt sind, zeugen davon, dass die Grotte zu jeder Zeit den hier lebenden Menschen bekannt war und von ihnen genutzt wurde.
Die spannenden Säle der Grotte Su Mannau sind in dem »Ramo turistico«, den für den Tourismus mit Treppen erschlossenen Teil, der etwa 600 Meter lang ist.
Fluss und Wasserfällchen in der Grotte
Im mittleren Teil fließt der Fluss und schafft wunderschöne kleine Landschaften. In einem See, dem Lago degli Stenasellus fühlt sich auch ein kleines Krebstierchen sehr wohl: der Stenasellus nuragicus, eine Art Crevette oder Flusskrebs. Wegen des Höhlenlebens in der Dunkelheit ist er fast transparent und hat keine Augen.
Die Höhe der Säle variiert stark. Darum ist schlau, eine Taschenlampe mitzunehmen, wenn man ein bisschen weiter in die Ferne schauen möchte. Zum Beispiel dorthin, wo der Fluss wieder im Gestein verschwindet und die Höhlen gräbt, die nur mit Tauchausrüstung und von Profis erreichbar sind, dem »speläologischen Teil«.
Querschnitt und Prinzip einer Grotte
Ein paar Mal im Jahr werden Touren organisiert, die euch auch dorthin bringen können. Dort eröffnet sich ein wahres Paradies für Höhlenforscher und Naturfreunde von atemberaubender Schönheit – unter anderem ein riesiger Saal, in dem etwa 600 Fledermäuse leben.
Das schwarze Schaf war bereits begeistert, als es etwa die Hälfte der Grotte hinter sich hatte und war ganz verliebt in eine Ecke, in der der Fluss wie in einer Art zartem Wasserfall über terrassenförmige Felsen und Stalagmiten hinab läuft.
Doch es geht noch weiter. Rund 600 Meter sind zu besichtigen, und die letzten haben es in sich. Der Eingang zum Pozzo Rodriguez ist etwa 20 Meter breit – geht aber nochmal 23 Meter über eine weitere Treppe in die Tiefe. Oben finden sich der größte Stalagnat (eine Säule aus einem zusammengewachsenen Stalagmiten und Stalagtiten) von acht Metern. Unten eröffent sich eine neue Landschaft wie aus einer anderen Welt.
Pozzo Rodriguez, über eine Treppe geht es in die Tiefe
Dieser letzte Teil wurde von einem Höhlenforscher namens Rodriguez entdeckt, der sich ganz allein hinunter abseilte, sich aber bei der Erkundung der Höhle ein Bein brach. Unser Guide sagte, man hätte zumindest keine Leiche gefunden, also habe man ihn wohl gerettet.
Weitere 300 Meter sollen in den nächsten Jahren erschlossen werden. Bereits heute ist die Grotte Su Mannau eine der schönsten, vielleicht sogar die schönste Grotte auf Sardinien.
Das und ihre Dimension rechtfertigen den relativ hohen Eintrittspreis von 10 Euro. Die Grotte kann nur mit einem Guide besichtigt werden, die Führungen sind in Italienisch, werden aber auch in Französisch oder Englisch gehalten. Die Wartezeit kann in der angeschlossenen Bar überbrückt werden. Öffnungszeiten und Preisdetails findest du auf der Webseite.
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