Ging Euch das auch schonmal so? Da liest man in einem Reiseführer von einer tollen Sehenswürdigkeit, die auch vor Ort fett mit Schildern angepriesen wird, fährt hin – und da ist nichts zu sehen?
Naja, etwas habe ich schon gesehen, als ich mich dem Dolmen Sa Coveccada näherte: ein verschlossenes Tor und ein Baugerüst. Das war so mittel begeisternd.
Und das nach der Anfahrt – die kleine Straße, die von der Landstraße zum Dolmen führt, ist in äußerst schlechtem Zustand. Ein Schlagloch, noch eins, noch eins – in manchen könnten ganze Schafe verschwinden! Klar, dass man sich zweimal überlegt, ob man die entlang trottet.
Die Beschreibung klang echt gut: Der steinerne Komplex soll das größte Hünengrab auf Sardinien, vermutlich sogar im gesamten Mittelmeerraum sein und wurde wahrscheinlich für eine ganze Sippe errichtet.
Ohne Gerüst ist er durchaus sehr beeindruckend – auf den Fotos, die man vor 2010 noch von ihm machen konnte. So lang steht das Teilchen schon abgeschottet da. Letzter Versuch: 2016 sind die Restaurationsarbeiten immer noch nicht beendet (Quelle: castedduonline.it). Vermutlich arbeitet gar niemand daran.
Naja, aber was sind schon ein paar Jahre in einer mehr als 4000 Jahre alten Geschichte.
Ja, der Dolmen Sa Coveccada ist wohl älter als 2000 v. Chr. Sein Material ist Trachyt, Felswände die bis zu 2,70 hoch, 2,50 breit und fünf Meter lang sind. Die innere Kammer, die diese Wände bilden, ist 4,18 x 1,14 m groß.
Zum Komplex gehört noch ein Menhir etwa 150 Meter weiter westlich, der vermutlich für Begräbniszeremonien und zu religiösen Zwecken genutzt wurde.
Die direkte Umgebung des Dolmen ist recht einsam und komplett frei von Touristen. Das Hünengrab steht direkt an einem uralten Hirtenpfad der Transumanza, bei der Schäfer ihre Herden im Winter aus den Bergen in die fruchtbaren Ebenen brachten.
Vorbei an einem Bauernhof landet man schließlich vor einem Zauntor (man darf hindurch, aber hinterher bitte wieder zumachen) und sodann auf einer felsig-sandigen Ackerfläche, die als Parkplatz dient. In der Ferne sind ein paar Hügel zu sehen, links vom Dolmen Wiese und Sträucher, rechts davon ein Stoppelfeld.
Warum aber das Baugerüst? Ganz einfach: Das Ding hat eine riesige Deckplatte, die leider irgendwann brach. Teile davon sprangen ab, andere fehlen heute. Ursprünglich wog die Platte geschätzt 27 Tonnen (?!), die auf vier Seitenwänden ruhten.
Im Laufe der Zeit wurde das Bauwerk immer instabiler und unsicherer.
Und nun muss der Dolmen eben mit Zäunen gesichert werden. Meinetwegen, denn wer will schon unter tonnenschweren Steinen liegen, wenn sich diese selbständig machen.
Dass eine aufwändige Restaurierung in Zeiten knapper Kassen keine Priorität hat, verstehen sogar Schafe. Futter ist meistens wichtiger als Kultur, das ist leider so.
Das Schaf hätte so gern seinen Aufkleber „Beeehsonderer Platz“ hier hingeklebt, aber dazu muss der Dolmen wieder ein optisches Highlight sein – und keine optische Ent-Täuschung. Aber nach der Restauraion kommt es kommt wieder … keine Frage!
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