Das schwarze Schaf mag Sardisch. Es versucht, die Sprache und die Menschen, die sie sprechen, zu verstehen. Heute hat es sich einige kleine Worte mit je drei Buchstaben vorgenommen – sie sind eine Art Grundwortschatz des Sarden.

AJÒ! EJA! EHI! AJA … BOH.

Klingt vielleicht komisch und nach „kurz angebunden“ – aber mit diesen Worten kommt man eigentlich überall und in jeder Lebenslage klar und kann ziemlich viel ausdrücken.

Ajò ... auch als Wein ein Statement!

Ajò … auch als Wein ein Statement!

Auch als deutscher „Fremdling“ kann man sie recht schnell verstehen und anwenden. Vorausgesetzt man erkennt den Kontext und hat die richtige Tonlage drauf. Kleine Worte, große Wirkung – sie können echte Türöffner sein.

Hier eine kleine schwarzschafige Sprachkunde:

AJÒ!

„Ajò“ ist eines der gängigsten und gleichzeitig komplexesten Worte im Gespräch zwischen Sarden – und das, obwohl es so kurz ist. Im Prinzip heißt es „andiamo“ (ital.), also „gehen wir“ und wird in einer aufmunternden, motivierenden Tonlage gesprochen.

Es bedeutet aber auch: „machen wir das“ und zuweilen auch „beeil dich“. Immer ist es eine Aufforderung, etwas gemeinsam zu tun oder dass einer dem anderen folgen möge.

Die Herkunft erklärt das – denn das Wort stammt aus der Hymne der Brigata Sassari, einer mit Sardinien tief verbundenen Infanteriebrigade des italienischen Heeres:

sardo
« Sa fide nostra
no la pagat dinari
ajò! Dimonios!
avanti forza paris! » 
italiano
« La nostra fedeltà
non necessita di ricompense
andiamo! Diavoli!
avanti, forza insieme! »
tedesco
« Unsere Treue
braucht keine Belohnung
Gehen wir! Ihr Teufelskerle!
Voraus, kraftvoll gemeinsam! »

(Quelle: Wikipedia) Übrigens, dieses Wort gibt es in der nahezu gleichen Bedeutung auch auf Korsika.

EJA!

„Eja“ heißt soviel wie „Ja, sicher“. Es ist nicht nur ein schlichtes Ja, sondern eine echte Bestätigung.

Es wird hier und da in einem leicht vorwurfsvollen Ton gesprochen, im Sinne von „Ja sicher, wie kannst Du das fragen“ oder „Aber ja, ist doch selbstverständlich!“.

Manchmal tönt es aber auch fröhlich, im Sinne von „Ja, gerne, unbedingt!“ – zum Beispiel wenn man sich auf eine Trekkingtour in der schönen sardischen Landschaft oder zur abendlichen Pizza mit Freunden verabredet.

Gesten dürfen dabei nicht fehlen, meistens werden die Arme wie zu einer Umarmung ausgebreitet oder eine Hand klopft dem Gegenüber kurz auf die Schulter – ähnliches macht man übrigens auch bei „Ajò“.

EHI!

„Ehi“ ist kontextabhänig. Generell ist das Wort sowas wie der Aufreger der Sprache. Unser „Ey!“ ist zu profan und bourgeois, aber es geht grob in die Richtung.

„Ehi“ wird meistens laut gesprochen und im Sinne von „Also, wirklich jetzt!“ ist auch hier ein leichter Vorwurf zu hören. Aber es kann auch verwundert klingen. „Ehi, ma non ci sono Sardi?!“ – „Was, gibt es hier keine Sarden?!“.

Im Logudorese wird das Wort eher fröhlich gesprochen. „Ehi, ancu ti bida!“ bedeutet in etwa: „Ich bin froh, Dich zu sehen!“ und gewinnt so eine ganz andere Bedeutung. Da kann man sich selbst unter Sarden mal missverstehen. (Quelle: Ortografia sarda nazionale arsia gramatica della lingue Logudoure, Giovanni Spano, Link e-Book)

AJA …

Ist eine Äußerung des echten Schmerzes, entspricht aber nicht direkt unserem spontanen „Aua“, sondern ist überlegter, tiefer empfunden, nachdenklicher, betrifft einen Seelenschmerz.

So antwortet in tiefer, dunkler Tonlage vielleicht eine ältere Frau, die schon wirklich viel miterlebt hat, auf die Frage wie es ihr gehe, oder ob sie einen verstorbenen Angehörigen vermisse, selbst wenn dieser schon lang weg ist.

BOH.

Heißt soviel wie Basta. Kein wort mehr.

Ach.

Doch, eins:

BEH.

Das Wort mögen wir natürlich am liebsten, weil es doch dem schafigen „Beeeh!“ so nahe ist! Aber ernsthaft: Kurz und knapp gesprochen ist es eine Bestätigung.

Wenn jemand etwas richtiges sagt, dann antwortet man mit einem kurzen „Beh.“, wobei das „e“ eher ein ganz kurzes „ä“ ist. Damit meint man „Stimmt“. Im Gegensatz zu „Eja“, siehe oben, ist diese Bestätigung aber deutlich formloser und spontaner. So in etwa wie ein „Na klar“ oder das norddeutsche „Jo.“, im Sinne von „hab verstanden“. Ein kurzes Kopfnicken unterstreicht das. Und auch nicht so ganz verbindlich.

Auch ein „Eh, beh!“ ist möglich, das heißt so viel wie „Ist schon klar“ und darf im passenden Kontext durchaus leicht angenervt klingen. Wir sagen am liebsten „Eh, beeeh!“, und wie das am schönsten klingt, könnt Ihr ja mal laut ausprobieren … 😉

Überhaupt: Probiert ruhig alle mal aus! Ein wenig länger in der nächsten sardischen Bar oder dem Restaurant hocken bleiben, mit Leuten am Nachbartisch oder mit dem Kellner ins Gespräch kommen und wo es passt, diese hübschen Worte auspacken. Dazu ein paar Brocken Italienisch und den Rest mit Englisch, Deutsch, Händen und Füßen auffüllen. Ihr kommt den Sarden so nah wie sonst nicht, versprochen!

PS. – Apropos Bar: Das Bier, das da oben auf dem Bild zu sehen ist, haben wir im ganz normalen sardischen Supermarkt gefunden. Es ist ziemlich gut, erinnert an Weizenbier und wird in Tertenia, in der Ogliastra hergestellt, ist also echt Sardisch. Mehr dazu unter www.birralara.it.

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