Fährt man an der Panoramastraße von Gonnesa nach Portoscuso, liegt rechter Hand ein Haus, das an Marokko erinnert. Zwar sieht man hügeliges Hinterland statt Atlasgebirge, Wiesen statt Wüste und Schafe und Pferde anstelle von Kamelen.
Das Haus hingegen, doch, das könnte auch irgendwo am Stadtrand von Marrakech stehen. Die rosafarbene Mauer, die es umgibt, die Bogenfenster, der Schriftzug in arabischer Typografie. L’Etoile du Sud – der Stern des Südens. Ja, hier weht ein Duft von 1001 Nacht durch die Wiesen, die sonst nach Thymian und Macchia riechen.
Der landwirtschaftliche Betrieb, zu dem das Agriturismo Le Riad gehört, umfasst über 20 Hektar Land, das zu großen Teilen für den Anbau von Getreide verwendet wird. Es hat einen hauseigenen Olivenhain, und aus den Früchten der hier wachsenden Mirtobüsche macht man den traditionellen Likör für den Bedarf des Agriturismo selbst.
In den Zimmern ist das Thema Orient mal zart, mal deutlich erkennbar. Der Vater des Hausherrn lebte zehn Jahre in Marokko, der Sohn Renato besuchte ihn oft und war begeistert von der Lebensweise und dem Design der Wohnräume im Riad und beschloss, das auf Sardinien so gut wie möglich umzusetzen.
Zwar hat der Bau keinen Innenhof, aber wo immer es ihm möglich war, hat Renato das Thema Riad gut interpretiert. Den Umbau zum Agriturismo hat er selbst geplant und ausgeführt.
Sein Konzept fügt sich in die sardische Landschaft und Lebensweise sehr natürlich ein. Ein Pool von dem aus man über die grünen Wiesen schaut, gehört dazu, ebenso wie ein Reitplatz und Außenterrassen (die jetzt im Winter natürlich eher nebensächlich sind).
Wie so oft in der Nebensaison, Anfang Februar: Zunächst ist niemand zu sehen. Ich rechnete schon damit, keine Unterkunft zu finden – aber eine orientalische Lampe leuchtet, drei Fenster waren hell. Das Agriturismo Le Riad vermietet seine Zimmer tatsächlich und glücklicherweise ganzjährig.
Es ist kalt und dunkel als ich ins Haus trete. Keine Rezeption, keine Türklingel, nur ein Zettel, dass man ab 18 Uhr einchecken könne. Es ist zehn nach sechs. Ich rufe ein paar Mal laut Buonasera. Sofort kommt der Hausherr (er wohnt selbst hier) die Treppe herunter geeilt und begrüßt uns mit einem warmen Lächeln und Händedruck.
Da ist es sofort wieder: dieses sofortige Gefühl des Willkommenseins, das wir so bislang nur auf Sardinien erlebt haben! Der Raum erhellt sich, ich werde durch das Haus geführt. Die Zimmer tragen die Namen marokkanischer Städte: Rabat, Agadir, Ouarzazate, Marrakech, … ich wohne in Zimmer Fès.
Schon auf dem Weg nach oben werde ich gefragt, was ich hier in der Gegend mache, was ich mir ansehen möchte. Der Hausherr sieht, dass ich gerade vom Trekking komme, und lässt sich meine Erlebnisse des Tages erzählen.
Dann gibt er mir noch auf der Treppe anhand einer Umgebungskarte an der Wand ein paar Ausflugstipps für leichte und schwere Pfade – Masua, Nebida, Cala Domestica.
Und einen Tipp für eine gute Pizza. Denn das Restaurant des Riad ist im Winter leider geschlossen, aber wir sind irgendwie sicher, dass man in der Saison in dem gemütlichen Gastraum auch gut bewirtet wird.
Nur könnte man hier das Konzept zuende denken, und dem Menü auch marokkanische Gerichte gönnen. Oder einen lokalen Fisch aus der Tajine anbieten, die derzeit nur dekorativ auf der Bar steht.
Ich sehe mir am Abend kurz Iglesias an, folge dann aber der Empfehlung und esse Pizza in der Bar 13, ganz in der Nähe des Riads unscheinbar an der Landstraße 126 bei Bacu Abis gelegen – der Eingangsbereich ist furchtbar hässlich, aber der Raum hinten (eine geschlossene Terrasse mit Heizstrahlern und Kamin) und das Essen ein echter Treffer.
Ich esse Pizza, aber auch die Pasta wird am Nebentisch laut gelobt. Der Hauswein ist super. Aber mit Gläsern oder Vierteln hält man sich hier nicht auf. Ich muss allein einen halben Liter leeren … uff. Zum Glück ist es nicht weit zum Riad.
Mein Zimmer ist geräumig und gemütlich, und mittlerweile auch von der Klimaanlage gewärmt. Ich schlafe gut und bedaure, nur einen Tag hier sein zu können. Beim Frühstück dann die nächsten Ausflugstipps und Renato zeigt mir noch wo die Pferde und Schafe weiden.
Ich bin begeistert, verspreche wieder zu kommen und vertraue mich dann gern dem Team des Riad an, mache vielleicht einen Ausritt zu Pferd, teste die Strände der Region und probiere alle empfohlenen Treks aus.
Herzlichen Dank an das Agriturismo Le Riad für diesen kurzen, aber sehr heimeligen Aufenthalt.
Gern empfehlen wir diese kleine Perle des Orients auf Sardinien weiter!
Weitere Informationen und Online-Buchung: www.agriturismoleriad.com (ital.)
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agaperos
18. Januar 2017 at 14:30Ciao pecora nero und alle Sardinienentdecker,
nur wenige Minuten entfernt der Abzweigung nach Porto Paglia folgend befindet sich das Agriturismo
l’orrizonte mit phantastischer Sicht auf den Golf von Gonnesa und den Pan de Zucchero. Die Sonnenuntergänge dort oben sind eine Fahrt wert; ebenso das gute und reichhaltige Abendessen während des oder nach dem Sonnenuntergang(s).
LG
Agaperos
nicole
18. Januar 2017 at 15:55Vielen Dank für diesen Tipp! Werden wir bei passender Gelegenheit mal austesten 🙂