Der erste, der vielen beim Stichwort »Nuraghen« einfällt ist, Su Nuraxi in Barumini. Klar, ist ja bislang auch einzige Weltkulturerbestätte Sardiniens und allein das ist einen Eintrag in jedem Reiseführer wert. Ohne Frage: Unter den Nuraghen ganz weit vorne.

Schaf an Nuraghe

Schaf an Nuraghe

Nun zieht Berühmtheit auch immer Paparazzi an, das ist in Barumini nicht anders. Überall Menschen, die Fotos von sich und dieser Nuraghenburg machen wollen. Die Guides schleusen die Besucher freundlich, kompetent, aber bestimmt durch die Anlage – schließlich folgen noch hundert weitere. Su Nuraxi lächelt freundlich und ist dankbar, wenn der Trubel irgendwann auch wieder vorbei ist.

Sardinien wäre aber nicht Sardinien, wenn es keine Alternativen hätte – und heimliche Stars. Wer auf ganz exklusive Aufnahmen steht, am liebsten jeden Stein einzeln umkreisen und in Ruhe in die Nuraghenkultur einsteigen will, dem empfiehlt das schwarze Schaf das Villaggio Nuragico di Serucci im Sulcis-Iglesiente.

Von der SS131 einfach auf die SS130 und noch etwa eine Stunde weiter Richtung Iglesias fahren, auf der SS126 nach Gonnesa, bei Bacu Abis rechts auf die Panoramica nach Portoscuso abbiegen und dann linker Hand das Hinweisschild finden.

Nuraghe Serucci

Nuraghe Seruci

Denn zum Glück hat hier im Südwesten der Insel im Jahr 1897 ein gewisser Ignazio San Filippo den Nuraghen-Komplex Serucci (auch: Seruci) entdeckt.

Erst denkt man, warum so weit fahren, wenn man das Original so viel näher hat. Zunächst mal ist Serucci genauso ein Original. Das ist so ähnlich wie mit Prinzessin Katherine und Pippa – die eine heimst allen Ruhm und den Prinzen ein, aber eigentlich ist die jüngere Schwester die Hübschere.

Das stört Pippa, äh, Serucci wenig. Und die Schafe, die sich hier heute tummeln erst recht nicht. Denn das Nuraghendorf am Monte Sirai gelegen beeindruckt – neben seinen burgähnlichen Strukturen und Formen auch durch seine Komplexität.

Das Nuraghendorf verteilt sich mit den Überresten von 150 Steinhütten auf fast sechs Hektar Land. Das größte Gebäude mit dem Hauptturm von Serucci ragt stolze 15 Meter in die Höhe – das hat ähnliche Dimensionen wie die große Schwester in Barumini.

Die Ausgrabungen sind noch nicht beendet, sprich: Nur ein Teil des Dorfes ist freigelegt. Insgesamt datiert die Anlage auf ca. 1300 – 1000 v. Chr. – ist also in etwa der gleichen Zeit entstanden wie Su Nuraxi (wobei einzelne Teile hier wie dort auch älter geschätzt werden).

In Sachen Vielseitigkeit übertrifft Serucci den berühmten Bruder im Medio Campidano dann aber locker – denn es gehören einige Domus de Janas und mindestens ein Gigantengrab dazu, die auf einem Hügel abseits der Hauptnuraghe liegen.  Hier ist noch einige Ausgrabungs- und und Forschungsarbeit zu tun.

Typischer Nuraghenbewuchs

Typischer Nuraghenbewuchs

Was aber gefällt, ist die Natürlichkeit der Nuraghenburg und des Dorfes. Da aktuell kein neues Projekt ansteht, und nur wenige Reisende hierher finden, gewinnt die Anlage durch Überwuchs und die wunderschöne Natur drumherum. Heute am frühen Morgen präsentiert sie sich in einem sanften Licht.

Und: Da er den Touristen und Reiseführern weitgehend unbekannt ist, hat man ihn fast für sich allein. Von Frühling bis Herbst steht ein kundiger Guide zur Verfügung, der durch den Komplex führt. Je nachdem, wie viel gerade los ist und sich dafür interessieren, und ob die Gäste ihn gut verstehen, zeigt er Euch auch die abgelegenen Bestandteile, oder erlaubt Euch, sie selbst zu erkunden.

In der Nicht-Saison aber ist alles abgeschlossen, und das Betreten verboten. Ein paar Schafe, ja, die weiden hier – für die gilt das Verbot also nicht.

Also klettert unser schwarzes Schaf zu den anderen, rupft hier und da an einem Grashalm und guckt sich alles ganz genau an …

Weitere Informationen

Bilderserie „Schaf an Nuraghe“

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert