Acht Kilometer. Zu Fuß. Über Hügel, Stock und Stein. Gut zwei Stunden eine Strecke. Dann wieder zurück. Wer macht denn sowas?

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Pferd vor Pizzeria

Die Einwohner von Tresnuraghes machen das. Zusammen mit der Bruderschaft der Dorfkathedrale und begleitet von Reitern. Jedes Jahr aufs Neue. Ende April, einmal vom Ortszentrum zum Kloster San Marco. Und wieder zurück. Und dann das gleiche nochmal im September.

Naja, sollten sie eigentlich. Mittlerweile ist man ein wenig, na sagen wir, faul geworden. Der Prozession folgt längst nicht mehr das ganze Dorf. Wer schlecht zu Fuß ist, nimmt das Auto. Die jungen Männer nehmen das Pferd.

Als das schwarze Schaf in Tresnuraghes einfährt (zufällig, auf dem Weg von Bosa Richtung Süden), haben die Pferde bereits die Straße erobert, wiehern und die Hufe klappern auf dem Teer. Es wäre ja ein Unding, weiterzufahren, wenn man so nett begrüßt wird.

Wir fragen uns durch, was denn hier los ist. Man ist recht kurz angebunden, weil man eilig auf dem Weg zur Kirche ist. Es sei eine Prozession zu Ehren des Stadtheiligen San Giorgio.

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Warten auf den Beginn der Prozession

In die Kathedrale (die heißt wiederum San Pietro) strömen vor allem alte Frauen und Mütter mit ihren Kinder, alle werden gesegnet. Junge Frauen sind nur als Schaulustige zu sehen. Die jungen Männer warten auf dem Pferderücken (nur drei von ihnen sind in der Kirche und lassen die Fahnen des Dorfes segnen, die sie durch das Dorf tragen werden).

Bald führt eine kleine Prozession aus Reitern, Geistlichen und Frauen, sowie in Tracht gekleideten Kindern durch das ganze Dorf. Anschließend stehen die Reiter und Pferde bis spät vor der Bar schräg gegenüber der Kirche.

San Pietro Tresnuraghes
Die Kirche San Pietro in Tresnuraghes

Das sei erst der Anfang, ab morgen gäbe es das wichtigere Fest. Und da seien alle gefragt, mitzumachen.

Denn eine alte Legende mahnt und erzählt von einem Landwirten, der nicht an der Prozession teilnahm, der auch nicht vor dem Heiligen knien wollte. Er ging lieber weiter seiner Arbeit nachging und bestellte mit seinen Ochsen weiter seine Felder.

Prozession zu Ehren des Stadtheiligen
Prozession zu Ehren des Stadtheiligen

Was passierte? Er wurde vom Heiligen in Stein verwandelt. Diese Felsen sind zu bestaunen in der Località Foghe mit Namen „Su Ju Malmuradu“, was so viel heißt wie „Versteinertes Joch“.

Warum auch nicht mitmachen? Eine schöne alte Tradition, und acht Kilometer sind ja leicht machbar. Über sanfte Hügel führt eine schmale Teerstraße aus dem Dorf hinaus, vorbei an einigen Höfen, vielen Wiesen, die jetzt Ende April schon zu blühen beginnen. Und mal ehrlich: Eigentlich ist das keine große Sache – jede Trekkingtour ist anstrengender. Übrigens sehr schön ist es auch dort, wo der Fluss Rio Mannu an der steilen Küste ins Meer mündet.

Auf dem Weg nach San Marco
Alle Jahre wieder: Dorfprozession per Pferd, zu Fuß oder mit dem Auto dem Weg nach San Marco

Ansonsten ist das Fest auch eine Art großes Fressen – wen auch immer wir fragen, worum es geht: nach der Prozession zum Kloster San Marco außerhalb des Dorfes – gäbe es die „degustatione di carne, gratuito“ – eine Art Grillfest für das Dorf, und keiner der Bewohner muss etwas dafür zahlen. Der religiöse Hintergrund scheint ein bisschen ins Hintertreffen geraten zu sein.

Die Brüder der „Fraternità Sacerdotale San Pietro“, der Kathedrale im Dorf, würden mit Sicherheit anders antworten. Aber die erwischen wir nicht, denn sie sind gerade unterwegs – bei ebenjener Prozession zu Ehren des Stadtheiligen San Giorgio.

Die Prozession nach San Marco findet am nächsten Tag statt. Ein älterer Herr in der Pizzeria ist so freundlich, ein wenig über das Fest zu Ehren des San Marco (des heilig gesprochenen Evangelisten Markus) zu erzählen.

8 km durch liebliche Landschaft
8 km durch liebliche, grüne Landschaft

Zentrum des Festes ist ein Kloster auf dem gleichnamigen Hügel, auf Sardisch: Santu Malcu. Es wurde Ende des 15. Jahrhunderts erbaut, in der Zeit der Sarazenen- und Piratenüberfälle – und der Pest.

Das Kloster San Marco liegt etwa acht Kilometer außerhalb des Dorfes und wurde in jener Zeit als Krankenhaus genutzt. Als die Pest die Region fest im Griff hatte, waren die Dorfbewohner dorthin mit ihren Kranken gegangen um behandelt zu werden und wieder zu gesunden. Das Kloster hat heute noch einige Nebengebäude, die „domittas“, die als Lazarett dienten.

Kloster San Marco
Kloster San Marco

Alle, die im verseuchten Dorf blieben, starben. Alle, die nach San Marco gingen, überlebten. Die Dorfbewohner verstanden das als Wunder und danken nun jedes Jahr aufs Neue dem Heiligen, dass er sie rettete. Es wird gegessen, gesungen und getanzt.

Das Fest wird am ersten Sonntag im September wiederholt. Das sei der bessere Zeitpunkt, sagt der alte Mann, und blickt seufzend in den grauen Aprilhimmel: „An San Marco regnet es immer“.

Schwarzschaf-Tipps für Tresnuraghes:

  • Auf der Strecke zum Kloster San Marco befindet sich kurz vor dem Ende (nach links abbiegen) noch eine alte, verlassene Papierfabrik. Wer Ruinen und alte Geschichten mag, wird da vorbei schauen wollen: http://www.sardegnaabbandonata.it/sa-fabbrica-cartiera-di-tresnuraghes/
  • Das Hotel Villa Asfodeli ist eine kleine Perle des Dorfes, es gibt sogar Zimmer mit Meerblick, obwohl das Dorf sich anfühlt als wäre es im tiefsten Hinterland. Die Betreiber organisieren für ihre Gäste (und auch Durchreisende) alle möglichen Aktivitäten – von Ausritten, Biketouren (auch direkt buchbar, z. B. www.sardiniabiketour.it), Segeln, Golfen und Trekking auf dem Montiferru und im Naturschutzgebiet des Capo Marrargiu (alles natürlich auch auf eigene Faust erlebbar). Mehr Informationen zum Hotel:  http://pecora-nera.eu/hinterland-mit-meerblick-villa-asfodeli-in-tresnuraghes/
  • Der Ort und sein Umland ist ein Paradies für Nuraghenliebhaber. Die drei Nuraghen, die den Namen von Tresnuraghes erklären, sind Martine, Nani und Tepporo. Das sind aber längst nicht alle. Eine Liste der Nuraghen der Region gibt’s auf  www.tharros.info

Weitere Informationen (it.) und Quellen: 

Informazione in Italiano: Chiesa di S.Marco

Presso il santuario campestre esiste ancora, non più con il suo precedente uso, “sa domo de s’eremita“, il custode.
Egli aveva diritto all’alloggio, di coltivare un piccolo appezzamento di terreno attorno alla chiesa, di portare in giro per i villaggi il „santino“ dentro una teca, a tracolla, e ricevere così le offerte.
Godeva il rispetto di tutti e durante i giorni di novena e di sagra era coccolato e fornito abbondantemente di viveri. Suo esplicito dovere era quello di custodia, di tenere pulita la chiesa e fare manutenzione ordinaria.
Scomparsa questa ormai leggendaria figura, è rimasta a noi una festa di San Marco ricca di fede, storia, leggenda, folclore, tradizione.
Numerosissimi sono i fedeli che presenziano alle funzioni religiose e alla processione a piedi del Santo da e per la sua chiesa campestre.
Caratteristica è quella che si effettua per la „benedizione dei campi“ la mattina del 25 aprile, sul colle dove sorge la piccola chiesa.
Ed è segno di grandissima devozione il fatto che si tramandi, come sempre avvenuto, il trasporto del simulacro del Santo verso la sua chiesa, indipendentemente dalle condizioni del tempo e delle strade o dei sentieri.
La festa è sempre stata organizzata, nonostante qualche anno in cui la scarsità delle entrate agrarie non permetteva agli ‚obreris‘ (offerenti per la festa) di farsene carico.

La festa di San Marco, che ricorre due volte l’anno, il 25 aprile e la prima domenica di settembre, è organizzata dalla confraternita di S.Croce e condotta anche da quella del Rosario: è sempre stata occasione di incontro e di socializzazione di tutta una comunità e di essa con i forestieri sempre presenti in gran numero, ai quali non è mai mancata una squisita ospitalità.

Processione di S.Marco

Alla vigilia il Santo viene portato in processione a piedi dalla parrocchia (la statua vi si trova tutto l’anno) fino al monte, dove all’arrivo viene celebrata la messa e cantati i „gosos“, antichi canti in suo onore.
La serata continua con i balli sardi: „su ballu tundu“ e „sa danza“.
L’indomani, giorno vero e proprio della festa, per promessa alcune famiglie del paese donano ai fedeli il pane benedetto (su tundu), la carne di pecora bollita, solitamente donata dai pastori del posto, e la malvasia donata anch’essa dai produttori.
I festeggiamenti si concludono in tarda serata quando il Santo viene riportato nuovamente in processione nella parrocchia.

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