Mitten in Cagliari haben wir ein Restaurant gefunden, das das Prädikat „echt sardisch“ wirklich verdient. Hier wird nach uralten Rezepten gekocht, einfach und gut, mit einer kreativen Note.

Urig-gemütliche Taverna im Marina-Viertel von Cagliari

Urig-gemütliche Taverna im Marina-Viertel von Cagliari (Quelle: www.principididan.it)

Das „Principi di Dan“ liegt nur wenig von der kleinen Piazza San Sepolcro entfernt, in einem alten Gebäude aus dem 18. Jahrhundert, ein wenig im Souterrain gelegen (im Sommer gibt es Außenplätze auf der Piazza).

Der fensterlose Gastraum aus Stein und Lehmziegeln wirkt wie aus einer anderen Zeit, fast wähnt man Asterix und Obelix in der Ecke sitzen. Hier servieren sie mit Sicherheit auch ganze Wildschweine, denken wir spontan.

Vier Freunde hatten die Idee von der „Antica Taverna Sarda“, jeder einzelne brachte ein, was ihm persönlich wichtig war. Entstanden ist ein warmer, gastfreundlicher Ort, an dem der Geschmack eines längst vergessenen Sardinien, von dem sich eigentlich nur die Alten noch erzählen, bewahrt wird und weiter lebt. Eine Insel auf der Insel.

Die Philosophie spiegelt sich in den Zutaten und Rezepten: nur feinste Produkte und Weine, und eine Auswahl längst vergessener Gerichte, die höchstens eine sardische Oma noch kennt.

Wie es so oft ist mit alten Dingen: Sie sind einfach, aber gut. Viele Gerichte klingen sehr schlicht. Nix mit Lendchen an Limönchen in einer Irgendwasreduktion. Reduziert geht hier grad mal gar nicht. Und Chi-Chi will man auch nicht.

Da wird Dir ein Landbrot in Brühe mit reifem Pecorino aus dem Ofen auf den Tisch gestellt – Basta! Und wir schwören: Wir vermissen die Sterneküche keine Sekunde.

Ess-Anleitung für Nicht-Sarden

Die größte Herausforderung besteht für den fremdländischen Gast zunächst darin, sich zurechtzufinden. Mit dem Reiseführer-Italienisch kommt man auf der Karte in weitgehend sardischer Sprache nicht weit. Doch doch, man hilft freundlich, und auch Englisch spricht man. Aber es fiel selbst uns „alten Hasen“ ein wenig schwer, eine Auswahl zu treffen.

Unser Tipp: Lasst die Gastgeber machen. Die können und wollen Euch nur das Beste auf den Tisch bringen. Und seid sicher: Alles, was Ihr bekommt, ist von bester Qualität aus ausgesuchten, kleinen Betrieben und Eigenproduktion. Vorwiegend aus der Ogliastra, der Barbagia, aus dem Sassarese und dem Medio Campidano.

Gleichzeitig ein Hinweis zur Vorsicht: Der Laden ist nichts für zarte, kleine Mägen. Hier wird gegessen. Geht es also langsam an, bestellt erstmal ein Antipasto.

Gedeckter Tisch mit Vorspeisen großartiger Qualität

Gedeckter Tisch mit Vorspeisen großartiger Qualität

Der Klassiker sind die Vorspeisenplatten (auf der Karte: „Su Talleri“, übrigens nach sardischen Banditen benannt). Da kommt ein kleiner oder großer Mix von Käse, Schinken und hausgemachten Cremes. Es gibt aber auch nur Käse, oder eine Platte speziell mit Geräuchertem.

Dann werdet Ihr schon merken, in welche Richtung das hier läuft. Macht am besten zwischendurch die ein oder andere ausgedehnte Pause mit Wein und fröhlichen Gesprächen. In einer Taverna hat man keine Eile.

Habt Ihr danach noch Platz, wagt Euch an die Hauptgerichte. Am besten fragt, was denn der Koch empfehlen würde. Wenn Ihr Sorge habt, dass es zuviel wird, teilt Euch ganz gemütlich erstmal ein Gericht, und nehmt vielleicht später noch ein weiteres.

Und keine Sorge wegen der Rechnung: Die Preise für die Vorspeisenplatten scheinen nur hoch (sie liegen zwischen 17 und 35 Euro für zwei Personen), haben aber richtig viel zu bieten. Alle Hauptgerichte sind durchweg sehr moderat bepreist, ca. bei 7 Euro.

Die Weinauswahl ist großartig, natürlich hat eine richtig gute Flasche ihren Preis. Der vino della casa in der Karaffe ist sehr gut und kostet fast nichts.

Die Idee, das Ambiente und vor allem die Qualität sind nach unserem Geschmack sogar ein wenig unterbezahlt. Über das Gefühl hilft ein fettes Trinkgeld hinweg.

Ausgesuchte Spezialitäten

Besonders erwähnenswert ist das Brot, das hier in allen Farben und Formen angeboten wird. Neben dem bekannten, aber natürlich selbst im Ofen hergestellten pane carasau und guttiau, gibt es hier auch eher selten anzutreffende Sorten und kleine Perlen wie panadas, hasadinas, coccoi und prazzidas.

Der Käse wird nach den überlieferten Traditionen der sardischen Hirten hergestellt. Beim Schinken und Speck sieht man auf den ersten Blick, dass das Schwein langsam und gut gewachsen ist und mit Sicherheit frei über sardische Felder laufen durfte.

Die sardische Küche ist generell fleischlastig: Ob nun von Lamm, Ziege, Schwein, rotem Ochsen, Hase – immer ist es einfach und gekonnt zubereitet. Wir hatten ein Schweineragout in Weisswein, Kräutern und Oliven, und waren verblüfft, wie man soviel Geschmack in so ein einfaches Gericht bekommt.

Vegetarier finden in den traditionellen Brotgerichten etwas Gutes. Veganer könnten es schwer haben – die fragen einfach den Chef.

Manche Gerichte sind gewöhnungsbedürftig, auf der Karte sind z. B. Innereien oder Süßsaures zu finden. Aber wer Lust auf Experimente hat, wird positiv überrascht. Das schwarze Schaf hasst Leber, aber in die hier hätte es sich reinsetzen können.

Hervorragende Weine kleiner, ausgesuchter Produzenten

Hervorragende Weine kleiner, ausgesuchter Produzenten

Viel guter Wein, die meisten von kleineren Produzenten, die etwas von ihrem Handwerk verstehen, trägt zum Wohlfühlambiente bei. Der offene Hauswein ist ohne weiteres trinkbar und braucht sich hinter den Flaschen nicht zu verstecken.

Gastfreundschaft vom Feinsten

Toll an diesem Laden sind auch die Menschen, die allesamt einen sehr starke, ehrliche Ausstrahlung haben. Man vertraut ihnen ohne zu Zögern. Sie haben diese seltene Gabe, dass Du Dich nach kürzester Zeit als Freund des Haues fühlst.

Wir lernten einen der vier Freunde, Massimo, am Silvesterabend besser kennen: einen Menschen mit einer enormen Präsenz und lautem Lachen. Er macht die Taverna in Nullkommanichts zu einem gemütlichen, warmen Ort, an dem man so sein darf, wie man möchte.

Ein wahres Spektakel der Gastfreundschaft ist bei besonderen Anlässen zu erwarten. Ob nun ein privates Fest, oder ein offizieller Feiertag: das Principi di Dan zaubert eine wundervolle Atmosphäre.

Besondere Anlässe

Nach der ersten guten Erfahrung haben wir uns das „Principi di Dan“ für Capodanno, also den Jahreswechsel ausgesucht, und gönnten uns das Silvestermenü, das traditionelle „Cenone“ gemeinsam mit Freunden in der urigen Atmosphäre der Taverna.

Nach der riesigen Antipasto-Platte war der halbe Tisch schon fast satt. Die Lasagne mit Fisch und Bottarga und die Culurgiones fanden schon langsamer den Weg vom Teller in den Mund. Wir ahnten, dass die echten Aufgaben erst noch kommen …

Wir nahmen den Hauptgang – zartes Lamm, frischer Fisch in Orange, und Garnelen mit einer Olivensauce – seufzend in Empfang. Unsere zarten Vorbehalte, dass es eventuell zuviel sein könnte und man nicht mehr so viel bringen müsse, wies die Bedienung freundlich, aber sehr bestimmt zurecht: „Non scherziamo!“ – „Wir scherzen nicht!“. Da kam die Herkunft aus der ruppigen Barbagia durch.

Hilft nur: essen. Unsere geschafften Gesichter und die noch halbvollen Teller quittiert sie anschließend mit einem „Meglio di più che di meno.“ – besser zuviel als zuwenig.

Ausgelassene Silvesterfeier im Principi di Dan

Ausgelassene Silvesterfeier im Principi di Dan

Aber danach ist wirklich Schluss. Zeit, sich ein gutes Neues Jahr zu wünschen – jeder Tisch bekommt eine Flasche Spumante, und dann hinauf auf die Tische! Die Musik ist lustig, die Stimmung ausgelassen.

Sicher, man bringt irgendwann noch einen Haufen Dolci, warum auch nicht! Die schummeln wir als Doggy Bag hinaus. Den italienischen Klassiker, Zampone auf Linsen … okay, ja, nehmen wir auch noch, ist ja wirklich gut! Eine Freundin hatte am nächsten Tag Bauchweh – sie sagt, das Essen war zu gut, um es stehen zu lassen, aber echt viel. Naja, Unvernunft muss auch mal sein.

Wir haben das „Principi di Dan“ jedes Mal zufrieden und kugelrund verlassen, und diesen überaus gastfreundlichen Ort empfehlen wir von Herzen gern weiter!

Exkurs: Die Principi di Dan

Die „Principi di Dan“, „Sher-Dan“ oder „Shardana“ ist übrigens die Bezeichnung für mehrere, furchteinflößende Kriegervölker im Mittelmeerraum, im 2. Jahrtausend v. Chr. Die Krieger mit gehörnten Helmen und Schiffen, die ein wenig an Wikingerboote erinnern, verdingten sich als Söldner und eroberten neue Territorien. Sie fielen immer wieder in Ägypten ein. Sie konnten zwar das riesige Land nie erobern, aber wegen seiner Bewunderung für ihren Mut nahm der Pharao einige von ihnen als Leibwache.

Eine Heimat und für ihre Feldzüge strategisch günstige Position fanden sie in Sardinien. Die phönizische Schreibung šrdn für die Insel findet sich auf einer Stele in der Siedlung Nora aus dem 9. Jahrhundert v. Chr. Von diesem Volk leitet sich der Name der Insel, Sardinien ab. Die Söldnertruppen beherrschten vor allem das Meer und wurden deshalb auch „Volk des Meeres“ genannt. Ihre Eroberungszüge führten sie schließlich bis in das gelobte Land.

Weitere Informationen: 

  • Webseite: www.principididan.it
  • facebook: www.facebook.com/PRINCIPI.DAN
  • Ganzjährig ab 20 Uhr geöffnet, im Winter montags Ruhetag
  • Reservierung wird empfohlen, Tel. (+39) 070 2047031
  • Adresse: Via Napoli 77, Cagliari (Marina-Viertel, nahe Piazza San Sepolcro)
  • In den Sommermonaten gibt es das Principi di Dan auch in Pula

5 Comments

  1. sigrid

    26. August 2015 at 17:24

    mmmh, vielen dank für diese schöne beschreibung! da weiß ich schon, wo ich im kommenden oktober essen gehe 🙂

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    • nicole

      27. August 2015 at 22:55

      O das wird bestimmt gut 🙂 Seit diesem Jahr haben sie im Sommer auch einen „Ableger“ in Pula … ich schätze aber, im Oktober ist es zu.

      Reply
      • sigrid

        7. Dezember 2015 at 19:23

        Das war wirklich ein guter Tipp! wir hatten einen wundervollen Abend im Restaurant und haben uns den Bauch mit vielen Leckereien gefüllt. Nach anfänglichen Schwierigkeiten das Lokal zu finden, haben wir uns rundum wohl gefühlt und sind aufs beste bedient worden!
        Ich war mit meiner Kollegin und Freundin von o-solemio.com dort, wir wollten eigentlich auch über die Arbeit reden, aber das haben wir dann gleich sein lassen, es gab viel zu viel zu schauen und zu schmecken 😉

        Danke nochmal. Deine Restauranttipps sind wirklich gut! Schon der zweite, den ich nachgegessen habe… freu mich schon auf deine nächsten Tipps 🙂
        Liebe Grüße, Sigrid von o-solemio.de

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  2. Jürgen Stamm

    19. Juli 2021 at 17:01

    Hallo Nicole,
    mit großem Interesse habe den Blog gelesen. Die Tips und Beschreibungen beziehen sich überwiegend auf Cagleri und den Südwesten.
    Ich bin in der letzten Oktoberwoche mit Zusammen 12 Personen in Alghero.
    Gibt es jemand, der uns vielleicht Tipps für diese Gegend helfen kann?
    Es muss keine deutsch sprechende Person sein.
    Ich spreche ziemlich gute Italienisch.
    Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen.
    Grüße
    Jürgen

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    • pecora nera

      20. Juli 2021 at 08:56

      Guten Morgen,
      ich gebe zu, der Südwesten hat es mir aktuell besonders angetan – einfach weil es eine tolle und vielfältige Region ist. Meine Streifzüge mache ich aber inselweit, ich habe keinen bewussten Schwerpunkt, bewege mich der Nase nach und berichte über das, was mir gefällt auf Reisen 🙂
      Meine Tipps für Alghero sind hier zu finden – damit ist man ein Weilchen beschäftigt 🙂
      https://pecora-nera.eu/alghero-die-schoene-aus-katalonien/
      Schönen Urlaub!

      Reply

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