Endlich Nebensaison! Die echte, die richtige, die Fast-Nicht-Saison. Sardinien kannst du jetzt wunderbar planlos, »frei Schnauze« und der Nase nach erkunden.

Wer braucht auf einer 150 Kilometer breiten und 300 Kilometer langen Insel Pläne? Niemand!

Da ist mehr als Meer ... (Sos Nurattolos, Alà dei Sardi)

Planlos nach Irgendwo statt mit Zwang ans Meer … (Sos Nurattolos, Alà dei Sardi)

Erst recht kein schwarzes Schaf. Oft reicht eine grobe Idee, eine ungefähre Ahnung, eine beiläufige Inspiration.

Das kann ein Fleck auf der Landkarte sein, ein Bild, das du irgendwo im Reiseführer oder auf irgendeinem Blog gesehen hast, ein Schild am Straßenrand, ein markanter Berggipfel, auf den du rauf möchtest, eine niedliche Landstraße, in die du unbedingt einbiegen willst …

So landete das Schaf übrigens mal in Sos Nurattolos. Es hatte morgens noch überhaupt keinen Plan, wo es hin wollte und fand diesen wirklich traumhaften Platz in den Monti di Alà in der Bassa Gallura. Abends fuhr es nach Olbia und nistete sich in einem netten B&B ein. Perfekter Tag.

Doch was passiert, wenn du drölfzig Wochen im Voraus ein Hotel in einem der üblichen Touri-Hotspots buchst?

Du kommst an, und verbringst die ersten Stunden mit Suchen und Orientieren. Sitzt dann fest. Und merkst am ersten Abend: Hey, hier ist ja ziemlich wenig los … das Wetter wäre zwar ideal für eine lange Trekkingtour, aber dann guckst du auf die Karte und stellst fest, dass du bis in die echt guten Ecken wieder Autofahren müsstest … also bleibst du in deinem Ort, findest mit Mühe ein Restaurant (das gar nicht mal so gut ist). Falls und wenn es anfängt zu regnen, ist die Katastrophe perfekt und du überlegst, wie du die nächsten zwei Wochen überleben sollst …

Aber schwarzmalen ist gar nicht nötig.

Eigentlich funktioniert Sardinien am besten so:

Du kommst an und fährst einfach los. Vielleicht Richtung Inselmitte. Oder den Wolkenlücken nach. Du jagst dir in Fonni, Desulo, Aritzo, Sorgono, Gavoi … halt irgendwo in einem echten Ort ein B&B oder ein Agriturismo. Manche Perlen verstecken sich gerade im Hinterland. Vielleicht musst du auch da ein bisschen suchen, aber du bist parallel schon dabei, das Land kennenzulernen und zu entdecken.

In irgendeinem der Dörfer der Barbagia findet an den Wochenenden bis Dezember immer eines der Herbstfeste statt – man kann sich beeehschäftigen!

Herbst im Gennargentu

Herbst im Gennargentu

Stimmt schon, unter der Woche ist auch in den kleinen Dörfern nicht so rasend viel los, aber die friedliche Mittagsruhe oder die beeindruckende Stille der ungestörten Natur ist deutlich konstruktiver und angenehmer als die Geisterstille eines ausgestorbenen Touridorfes.

Du lässt dich einfach treiben. Stapfst noch ein paar Stunden durch die Bergwelt oder kletterst auf einen Nuraghen.

Dann gönnst du dir abends gemütlich nach viel Bewegung ein gutes landestypisches Abendessen in guter Gesellschaft (und da reicht ein Restaurant, das offen hat, weil dort dann auch ein paar Einheimische sind) und fällst dann wohlig geschaf(f)t ins Bett.

So bist du planlos und mit Leichtigkeit direkt im echten Sardinien angekommen!

Planung? Neee, lieber planlos und frei Schnauze!

Letztens las das Schaf „Fünf Gründe, warum man einfach nur einen Rucksack packen sollte und gucken wohin es einen verschlägt“, und musste bei jedem Punkt nicken. Die will es euch nicht vorenthalten:

(Quelle: der tolle Blog von Blueplanetbird – Danke schön!) 

  1. Niemand erzählt sich in 30 Jahren noch, wie lustig es gewesen ist, dass das Hotel schon 5 Monate vorher gebucht worden ist und alles perfekt geklappt hat. An was man sich erinnert sind die spontanen Momente, in denen es nicht so läuft wie man sich das vorstellt.
  2. Flexibilität und Freiheit – wenn es einem irgendwo nicht gefällt, fährt man einfach wo anders hin.
  3. Die Gewissheit, keine Gewissheit zu haben wo man übernachtet, wo man morgen ist oder welche Leute man trifft.
  4. Ist es nicht auch ziehmlich langweilig, wenn man schon voher weiß was man erlebt? Am besten sich schon hunderte Rezensionen von anderen Leuten durchgelesen hat und genau weiß was auf einen zukommt.
  5. Sich einfach mal was trauen. Denn mir ist auch klar, dass es nicht für jeden leicht ist ohne Plan zu verreisen, aber was verliert man schon wenn man es einfach mal versucht?
Nebelmorgen zwischen Is Arutas und Mari Ermi

Nebelmorgen zwischen Is Arutas und Mari Ermi

Auf Sardinien bezogen?

  1. Da war dieses Ur-Erlebnis beim sardischen Karneval, als das schwarze Schaf ganz spontan ins total ausgebuchte Mamoiada kam, schon Sorge hatte, dass es kein Zimmer findet und im Februar im Auto pennen muss … Tja und dann … wurde es in dem Gasthaus, das eigentlich ausgebucht war, erstmal mit Rotwein abgefüllt und tauchte in den Karneval ein. Stunden später kam es zurück und der Besitzer des Sa Rosada hatte bei Privatleuten noch ein Zimmer gefunden. Alle diese lieben Menschen sind Freunde bis heute.
  2. Flexibilität. Doch, es gibt auch auf Sardinien nicht so dolle Unterkünfte. Einmal war ein B&B in Iglesias so gruselig (roch nach Schimmel, Bettzeug und Handtücher 20 Jahre alt, und so dermaßen kalt …) dass das pecora nera am nächsten Morgen direkt wieder abreiste (obwohl die Gastgeber super nett waren und sich persönlich alle Mühe gaben!) und mit einem wundervollen Agriturismo 25 Kilometer (Gennemara bei Perdaxius) weiter richtig schön wohnte. Und verbrachte einen herrlichen Tag am Meer bei Porto Pino, den es so gar nicht geplant hatte. Super!
  3. Keine Gewissheit haben: Ja, das kann sehr befreiend sein. Der Redaktions-Panda ist im Zweifel mit Schlafsack und einer kleinen Flasche „Not-Wein“ ausgestattet. Als das schwarze Schaf eines Abends immer noch kein Zimmer hatte (es hatte auch nur halbherzig gesucht und irgendwie keinen Bock auf vier Wände), suchte es sich ein Restaurant, futterte sich müde, stellte sich auf den Strandparkplatz bei Mari Ermi an der Westküste und verbrachte die Nacht selig im Auto. Morgens mit der Sonne wach werden und am Strand im Nebel spazieren gehen: auch das ist Freiheit, ein Träumchen und war obwohl so simpel, eines der schönsten Erlebnisse des letzten Jahres.
  4. Es ist langweilig, alles im voraus zu wissen. Aus dem Grund liest das schwarze Schaf nie Tripdings oder andere Bewertungen – aber schreibt gern welche, wenn’s wirklich gut ist, insofern: manchmal kann man denen sogar trauen 😉 … In der Nebensaison sind solche Portale zum Finden der nächsten Unterkunft auf Sardinien wirklich praktisch. Dann schaut es sich allerdings nur Fotos an. Früher wie heute folgt das Schaf aber am liebsten Hinweisen Einheimischen oder Schildern an der Straße. Oder kehrt dort ein, wo es schon im Vorbeifahren heimelig ist. Oft lässt sich an Kleinigkeiten erkennen, ob die Unterkunft gut ist. Liebevoll gemalte Türschilder zum Beispiel. Ein gepflegter Garten oder Hof. Ein schöner Eingangsbereich. Im Agriturismo ist es noch leichter: In Santa Margherita di Pula kehrte das schwarze Schaf im Agriturismo La Biada erstmal nur zum Essen ein und nachdem das Antipasto einfach der Hit war, fragte es nach einem Zimmer, bekam eins (sogar im August!) und fiel nachher kugelrund ins Bett. Und wenns mal nicht gut ist? Dann geht man halt wieder. Der nächste gute Platz kommt bestimmt!
  5. Genau. Einfach erstmal auf die Insel fliegen oder per Schiff ankommen und dann mal schauen! Vielleicht zur ersten Nacht (falls dein Flieger spät ankommt) in Olbia, Alghero oder Cagliari ein Zimmer nehmen, da findest du immer eins. Wenn du die Fähre nimmst, richte es so ein, dass du früh morgens ankommst. So kannst du in aller Ruhe einen Kaffee in der nächstgelegenen Bar nehmen, die Landkarte aufschlagen und dich auf die erste Rundtour begeben (Routenvorschläge inselweit gäbe es hier »). Fahre der Nase nach und du findest sicher im Laufe des Tages eine schönen Platz, wo es dir so sehr gefällt, dass du bleiben möchtest.
Rustikale Wohlfühlatmosphäre

Rustikale Wohlfühlatmosphäre im Hinterland

Ein paar sehr warme Tipps mag das Schaf dir noch dazu geben:

Meide Touri-Strukturen und -Regionen

Das einzige, was die planlose Freude trüben könnte, sind die touristischen Strukturen. Reine Touridörfer sind nämlich tatsächlich von der Außenwelt abgeschnitten. Die üblichen Verdächtigen? Costa Smeralda, San Teodoro, Cala Gonone, Costa Rei, Simius, Costa del Sud, Chia, Platamona, …

Kann auch sein, dass die Gastgeber in der Hauptsaison so viel Kohle verdient haben, dass sie am 30. September direkt wieder schließen. Oder es ist zu teuer, wenn sie ihre riesigen Strukturen für ein paar Individualreisende öffnen.

Sogar viele Ferienhausbesitzer vermieten nicht im Winter, weil sie keine Lust haben, das Haus zu wärmen oder die Reinigung zu organisieren. Was für ein Quatsch das ist … da stehen so viele Häuser in der Nebensaison verriegelt und verrammelt leer … Naja, es ist halt so. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.

Versuch mal, im Winter an der Costa Rei ein Hotel zu finden oder mit dem Bus hinzukommen. Low Chance.

Also: das Hinterland, die echten Dörfer, die sardischen Gastgeber. Sie sind deine Anlaufstelle. Die Sarden sind dafür berühmt, Gäste willkommen zu heißen, dich zu umsorgen und dir – wie sie es schon seit Ewigkeiten machen – eine gute Mahlzeit zu geben.

Und das schwarze Schaf hat bisher immer ein Zimmer gefunden, wenn es eins wollte. Wolle!

Hilfreiche Adressen findest du unter „Deine Sardinien-Reise“ bei „3. Wo wohne ich?“ »

Mietwagen oder nicht?

Besonders in der Nebensaison kannst du in aller Ruhe durch die Insel streifen und einkehren, wo es dir gefällt.

Das schwarze Schaf ist ja ein Fan von Bus und Bahn. Du brauchst wirklich nicht viel mehr als deinen Backpack und etwas Zeit, um mit Bus und Bahn auf Sardinien klarzukommen.

Alte Bahnstation bei Sadali

Alte Bahnstation bei Sadali

Die Fahrpläne sind auch im Winter nicht übel (die Leute müssen nämlich aus ihren Dörfern zur Schule, zum Einkaufen, zur Arbeit. Die Busse fahren nicht stündlich und nicht zwingend zum nächsten Strand, verbinden aber Dörfer und Menschen.

Die Bahn bringt dich für wirklich kleines Geld zwischen Sassari und Cagliari, zwischen Olbia und Macomer, zwischen Carbonia und Oristano in wunderbare Gegenden.

In den Städten bist du in der Nebensaison eh gut aufgehoben. Vielleicht nicht so pittoresk wie in einem Bergdorf, aber auch das ist Sardinien.

Achtung: viele Bahnhöfe auf dem Land sind weit außerhalb der eigentlichen Ort. Von Ozieri Chilivani dackelt man tatsächlich eine Stunde ins Dorf und nein, da fährt kein Bus. Und soll das Schaf dir was sagen? Es ist trotzdem toll!

Ein Mietwagen gibt dir mehr Freiheit und Unabhängigkeit, der Bus die besseren Geschichten und eine Quasi-Erlebnisgarantie. Bei der Suche nach dem günstigsten Mietwagenangebot helfen Vergleichsportale wie z. B. EasyTerra » easyterra.de.

Unterkunft: Ich kann nichts buchen!

Ja, das ist wirklich lustig. Da gibst du auf diesen fröhlichen Hotelbuchungsportalen deine Reisedaten ein und es ist entweder nichts buchbar oder zu einem künstlich hohen Preis, der nicht ernst gemeint sein kann.

Aber das ist nicht schlimm. Vielleicht ist wirklich herausfordernd, im Winter ein Hotel mit direktem Strandzugang zu finden. Die Insel hat aber richtig viele B&Bs, Agriturismi und Hotels, die einfach im sardischen „Irgendwo“ liegen – was genauso schön sein kann.

Guide: auf Nummer Sicher

Das Schaf ist wirklich gern allein unterwegs, aber in der Nebensaison wird so manches Gelände unberechenbar. Daher suche dir klar markierte Pfade oder schließe dich einem Guide an.

Mit den kurzen Tagen hat sich schon der ein oder andere mit Blick auf den Rückweg verschätzt. Wenn es dunkel wird im Hinterland, dann meint das richtig, richtig dunkel. Und die Nächte sind jetzt richtig, richtig kalt. Beides nicht unbedingt etwas für Gelegenheitswanderer.

Nebensaison: Trekkingzeit vom Feinsten!

Nebensaison: Trekkingzeit vom Feinsten!

Das intensive Wetter kann dir so manchen Weg abschneiden. Weißt du, ob es vor zwei Wochen so stark geregnet hat, dass sich der Erdboden gelockert hat und ein kleiner Erdrutsch den Trekkingpfad unpassierbar gemacht hat? Die Natur ist jetzt nicht ohne und wird von Tag zu Tag wilder.

Also schließe dich einfach einer netten kleinen Gruppe an, das Internet ist voll von Angeboten und auch die Pro Locos / Touristeninfos in den Orten vermitteln Guides.

Es ist nicht nur sicherer, sondern auch meistens viel informativer und lustiger!

Und nun viel Spaß, planlos in der Nebensaison!

1 Comment

  1. Ursula Gruemann

    6. Oktober 2016 at 13:59

    Jedes Jahr im Mai oder im Oktober! Einfach wunderbar!

    Reply

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