Im Nordwesten Sardiniens, nördlich von Alghero, befindet sich abseits aller Hauptstraßen eine wahre Perle der sardischen Natur: Lago di Baratz e Le Dune di Porto Ferro.
Der Lago di Baratz, Sardiniens einziger natürlicher Süßwassersee, liegt heute idyllisch und völlig ruhig im Landesinneren mitten in einem Pinienwald. Allein der Dünensand, der den Boden vom Seeufer bis zur Meeresbucht Porto Ferro bildet, ist die sichtbare Bestätigung dafür, dass das Meer einst bis an diesen See ragte.
Während der letzten Eiszeit, vor etwa 18.000 Jahren, sank der Meeresspiegel, das Meer zog sich zurück und hinterließ seinen Strandsand. Die Küste versandte im Laufe der Zeit immer mehr, der starke Maestrale transportierte den Sand weiter ins Landesinnere und schob ihn zu Dünen auf. Schließlich trennten sich See und Meer.
Der See ist heute Heimat vielfältiger Flora und Fauna. Das Biotop beherbergt eine wahre Vielfalt von Arten, insbesondere Wassertiere:
Dem einfühlsamen Reisenden, der mit Zeit und Muße auf die Insel kommt, sei die Wanderung unbedingt ans Herz gelegt. Mehrere Wanderpfade führen durch die Macchia, und einmal rund um den See (allerdings nicht immer am Ufer, dort sind auch die Nistgebiete), sondern mit etwas Abstand.
Der „sentiero del lago ist hier eingezeichnet: Hier ist der Weg eingezeichnet in italienischer Sprache: http://www.sardegnasentieri.it/sentieri/sentiero-del-lago. Je nachdem, wo du läufst könnte es, wenn das im Nordosten zulaufende Flüsschen Wasser trägt, oder es mal heftig geregnet hat, nass an den Füßen werden.
Aber auf die „langsame Tour“ triffst du vielleicht auf:
Aber auch Kaninchen, Wildschweine, Füchse, Wiese und Mäuse laufen durch die Region. Also, Augen auf!
Bis zu 20 Meter türmen sich die Dünen vor der Bucht von Porto Ferro auf. Wer vom Lago bis zum Meer wandern möchte, ist ein Weilchen unterwegs: 6 km durch Pinienwälder und Dünenwege. Der 4×4 hingegen bleibt besser in der Garage – auch wenn es so aussieht, als würde es tierischen Spaß machen, hier zu fahren. Denn die Dünen sind ein fragiles, empfindliches Ökosystem. Einer der Hauptwege ist in der Nebensaison mit dem Auto befahrbar – allein diese unmenschliche Störung ist eigentlich schon zuviel, aber merkwürdigerweise gestattet.
Die Wanderpfade sind überwiegend leichten Fußes zu bewältigen. Nur einige Wege führen steil den Sandberg hinauf, die Füße sacken tief in den Strand und doch sieht der Wanderer oben angekommen das Meer erst in einigen Kilometern Entfernung. Japsend vor Anstrengung sucht er nach Muscheln neben den Pinien – und wird fündig. Wer von den Hauptwegen abzweigt in die Pinienwälder, findet Schatten und angenehme Stille. Wellenartig auf und ab ziehen sich die Wanderwege quer durch den Baumbestand; der Wanderer hat in diesen Abschnitten einiges zu tun.
Die halbmondförmige Bucht ist eine der malerischsten der Westküste. Zwei Kilometer ockerfarbener Sand, der im Sonnenuntergang orange leuchtet.
Wer die Bucht in ihrer Mitte betritt, sieht ein bestechend schönes Panorama: Es reicht vom Capo Caccia im Süden bis zu zwei Wehrtürmen im Norden, dem Torre Negra und Torre Bianca. Voraus nur das Meer, das vom Maestrale aufgeschäumt wird und anlandet. Kalkstein vulkanischen Ursprungs schmiegen sich an die beginnenden Dünen.
Das touristische Grundkonzept „sss – sun, sand and sea“ ist einem intakten Ökosystem nicht unbedingt zuträglich: Millionen Badetouristen bevölkern die Küsten des Mittelmeers.
Mehr oder weniger vorsichtig gehen sie mit den natürlichen Ressourcen um. Ihr zurückgelassener Müll ist nur der offensichtliche Schaden. Die Benutzung der strandnahen Dünen, zum Beispiel für einen abendlichen Spaziergang, zerstört sie sofort, auch die Hinwegnahme von Pflanzen oder ihrer Saat hat Konsquenzen für die Stabilität des gesamten Strandes.
Die Dünen direkt an der Küste sind von großer Wichtigkeit für das dahinterliegende Areal: Die abgelagerten Sedimente, die den Strand bilden, sind eine erste natürliche Barriere für die Macht des Meeres, das ungebremst auf die Küstenlinie trifft.
Die Vegetation auf den Dünen verhindert die weitere Erosion und der vom Wind aufgewehte Sand bleibt, wo er ist. Die ersten Dünengürtel dämpfen die Kraft des vom Meer kommenden Windes, vermindern den Salzgehalt und schützen so Flora und Fauna weiter im Landesinneren.
Der einzige Süßwassersee Sardiniens zu sein, brachte dem Lago und seiner Umgebung immerhin den Status eines Naturschutzgebietes. Eine einzigartige Ökozone zu sichern, war auch den sardischen Behörden eine offensichtliche Notwendigkeit.
Gemeinsam mit der Gemeinde Sassari kümmert sich das Centro per l’educazione ambientale e la sostenibilità (CEAS) Lago Baratz seit dem 29. Februar 2000 um das Gebiet nördlich von Alghero und betreibt ein Informationszentrum für interessierte Besucher (Link: http://www.ceeabaratz.it/).
Dieser Ort ist die ultimative Alternative für alle, die am Flughafen Fertilia (AHO) abfliegen und noch ein paar Stunden am Abflugtag Zeit haben. Hier lässt sich hervorragend noch einmal die volle sardische Ruhe und Schönheit tanken und im Geiste nach Hause mitnehmen.
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